Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:07: Herzlich willkommen in der Wiener Arena.

00:00:09: Es ist wieder mal Freitag. Und Freitag in der Arena, das ist der Tag und der Talk,

00:00:15: in dem es um das Klima, um Umweltschutz, um Ökologie und Nachhaltigkeit geht.

00:00:22: Freitag in der Arena, das ist der Talk der oekostrom AG hier in der Arena.

00:00:27: Und dass ich heute keine Maske aufhabe

00:00:31: und meine beiden Gesprächspartner auch keine Masken aufhaben,

00:00:34: liegt nicht daran, dass wir Corona und die Auflagen nicht ernst nehmen,

00:00:37: sondern wir sind alle sehr frisch getestet.

00:00:39: Wir haben große Abstände zueinander.

00:00:41: Das ist ein riesengroßer Raum hier.

00:00:43: Und sobald die Kamera aus ist, setzen wir uns natürlich unsere Masken wieder auf.

00:00:49: Ich bin aber nur einer von drei Männern heute, die hier plaudern werden.

00:00:54: Ich bin hier mit Ulrich Streibl, dem Chef der oekostrom AG. Hallo Ulrich.

00:00:58: Wie immer am Freitag in der Arena sprechen wir über Klima,

00:01:01: über Umwelt, über Nachhaltigkeit und über Zukunft.

00:01:04: Und heute habe ich einen ganz, ganz spannenden Gast,

00:01:07: nämlich den ehemaligen Chef des Verbunds,

00:01:10: der größten Energiegesellschaft in Österreich und Topmanager dieses Landes.

00:01:15: Herzlich willkommen, Wolfgang.

00:01:17: Mein Name ist Wolfgang Anzengruber.

00:01:18: Ich war die letzten zwölf Jahre Vorstandsvorsitzender bei Verbund.

00:01:22: Bin mittlerweile im Ruhestand, engagiere mich parallel dazu für verschiedene Themen,

00:01:28: insbesondere in dem Thema Nachhaltigkeit, was mir sehr am Herzen liegt.

00:01:31: Und das ist die Plattform CEOs for Future oder Economy for Future,

00:01:35: wo wir heute tätig sind, um eine Plattform der Willigen zu schaffen,

00:01:38: die an dem Thema Nachhaltigkeit auch wirklich arbeitet und ins Tun kommt.

00:01:43: Eines der netten Dinge hier beim Talk Freitag in der Arena ist,

00:01:46: dass ich auch mit den größten Chefs, CEOs, Bossen dieses Landes per Du sein kann.

00:01:52: Wolfgang, du bist einer der CEOs for Future.

00:01:58: Das ist eine Organisation von Wirtschaftskapitänen und auch vielen Kapitäninnen,

00:02:03: die sich um die Zukunft scheren wollen.

00:02:06: Dort sitzt du gemeinsam mit dem Ulrich.

00:02:08: Meine erste Frage ist: Was sind die CEOs for Future?

00:02:11: Meine zweite Frage ist: Reden da jetzt zwei,

00:02:14: die sich ohnehin in allen Punkten einig sind

00:02:16: oder wird es eine Debatte geben zum Thema Klima, Umwelt und dergleichen?

00:02:20: Schönen guten Tag auch von meiner Seite.

00:02:22: Also CEOs for Future, weil du es angesprochen hast, ist eine Plattform,

00:02:27: die sich irgendwo etabliert hat, gegründet hat im vergangenen Jahr.

00:02:30: Es ist ein bisschen die Plattform der Willigen,

00:02:33: wenn ich das so zum Ausdruck bringen kann,

00:02:36: die hier die Interessenslage und die Zielsetzung, hinter Nachhaltigkeit,

00:02:41: hinter Klimaschutz, hinter dem Ganzen steht, so ernst nehmen,

00:02:44: dass wir sagen, wir wollen auch etwas tun.

00:02:46: Wir reden relativ viel über die Systeme, ist ja in aller Munde.

00:02:50: Wir formulieren laufend neue Ziele.

00:02:54: Aber ich glaube, wir hinken nach im Tun, in der Umsetzung dieser Sache.

00:02:57: Und das war auch der Geist, dass sich so eigentlich fast von selbst

00:03:01: Leute aus der Wirtschaft getroffen haben.

00:03:04: Es sind nicht nur ausschließlich CEOs,

00:03:05: sondern auch Verantwortungsträger in anderen Positionen hier beisammen,

00:03:09: die gesagt haben: Das liegt uns am Herzen.

00:03:10: Wir wollen das im Geschäft sehen. Wir wollen hier auch was tun.

00:03:14: Wir haben alle unterschiedliche Wege zum gleichen Ziel.

00:03:16: Das ist, glaube ich, auch ein wesentlicher Punkt.

00:03:19: Wir sehen den Dialog mit der Jugend als ganz, ganz wichtige Sache.

00:03:22: Weil wir ein bisschen den Eindruck haben,

00:03:23: dass wir diesen Kontakt etwas verloren haben mittlerweile.

00:03:27: Und es ist eine branchenübergreifende Thematik.

00:03:30: Das sind also nicht nur die Großen und die Industrieseite,

00:03:32: sondern auch die Kleinen, das Gewerbe, Ein-Personen-Unternehmen,

00:03:36: Handwerk, aber auch der Mittelstand dabei.

00:03:38: Weil es, glaub ich, nicht ein Thema ist, das nur vorbehalten ist den Großen,

00:03:42: sondern auch ein Thema, was uns alle, die Wirtschaft auch, bewegen muss.

00:03:46: Da ist nicht ausschließlich die Wirtschaft, auch die Gesellschaft ein wesentlicher Punkt.

00:03:49: Und das war eigentlich die Gründungsidee dieser Plattform,

00:03:52: die jetzt gerade im Wachsen ist und bereits

00:03:55: mit den ersten Aktivitäten auf die Reise geht bzw. ins Tun kommen will.

00:04:00: Und das ist also eher das Credo.

00:04:01: Ihr wollt ins Tun kommen.

00:04:02: Der Ulrich ist auch einer dieser CEOs for Future.

00:04:05: Deswegen meine Frage jetzt gleich an dich: Seid ihr euch in allen Punkten einig?

00:04:09: Und muss ich jetzt permanent einen agent provocateur geben in der nächsten halben Stunde?

00:04:13: Der Wolfgang und ich werden, weil wir eine ähnliche Historie haben,

00:04:16: in der Energiewirtschaft, und sehr stark für die erneuerbaren Energien immer gearbeitet haben -

00:04:21: Wolfgang wird da sicher noch dazu kommen -

00:04:23: da werden wir uns wahrscheinlich schnell einig sein.

00:04:26: Aber der Kreis dieser CEOs for Future,

00:04:28: oder diese Mitwirkenden dort, ist sehr divers.

00:04:31: Und dort finden nicht nur immer Konsens-Diskussionen statt.

00:04:35: Da gibt's natürlich auch Konflikte.

00:04:38: Denn es ist so, wenn wir z.B. diskutieren über Steuerungsinstrumente,

00:04:43: also das auf der Hand liegende Steuerungsinstrumen z.B.: CO2-Steuer.

00:04:47: Das ist für manche Geschäftsmodelle hilfreich, per se hilfreich

00:04:51: und für andere Geschäftsmodelle durchaus nicht so einfach zu bewältigen.

00:04:55: Und da gibt's dann durchaus spannende Diskussionen.

00:04:57: Aber genau darum geht es ja. Weil wir können das ja nur lösen,

00:05:00: wenn wir die gegenseitigen Positionen kennen und dann Lösungen erarbeiten:

00:05:04: Wie kommen wir denn da drüber?

00:05:05: Denn wir müssen ja auch die Unternehmen, die schwieriger ihre Geschäftsmodelle umstellen können,

00:05:11: erreichen und denen auch die Möglichkeit geben oder Impulse/Ideen geben,

00:05:14: dass sie umstellen können.

00:05:16: Die Plattform „Die Koalition der Willigen“, so wie du es vorher genannt hast.

00:05:21: Das klingt jetzt super.

00:05:23: Also beim Ulrich weiß ich, die oekostrom AG, das sind „die Guten“.

00:05:30: Du bist früher beim Verbund gewesen. Die haben alles gemacht in Wirklichkeit.

00:05:37: Ist das für dich - du bist seit 1.1.2021 jetzt nicht mehr Verbundchef -

00:05:41: sozusagen etwas, wo du jetzt eigentlich sagen kannst,

00:05:43: was du früher auch in ökologischen, in klimapolitischen Dingen auch eigentlich machen wolltest,

00:05:48: was halt die Sachzwänge nicht möglich gemacht haben?

00:05:50: Oder hast du das früher eh alles schon gemacht?

00:05:53: Und auch schon das Klima so wichtig gesehen wie jetzt?

00:05:56: Man tut nie alles. Das ist, glaube ich, eine normale Erfahrung, die man macht.

00:06:00: Das Schöne an der Zeit beim Verbund war,

00:06:02: dass das Thema Nachhaltigkeit ja auch ein fast Geschäftsgegenstand,

00:06:06: Strategie dieses Unternehmens war.

00:06:08: Wobei es auch einige Entwicklungen gebraucht hat,

00:06:10: um wirklich einen Fokus ganz spezifisch zu fokussieren.

00:06:14: In unserer Diskussion, die wir auch in der Vergangenheit geführt haben,

00:06:18: auch aus unterschiedlichen Positionen heraus -

00:06:20: ich glaube, da gab's nie einen Konflikt auf der Zielsetzung her.

00:06:24: Die Zielsetzung ist klar. Und die Zielsetzung wird in Österreich auch jeder unterschreiben.

00:06:28: Das ist also nicht unser Problem. Das Problem ist der Weg dorthin.

00:06:31: Und ich glaube, bei den Wegen gibt's unterschiedliche Zugänge.

00:06:33: Und das ist auch die Basis dieser Plattform.

00:06:36: Dass man… die Startpunkte der unterschiedlichen Branchen sind unterschiedlich.

00:06:40: Und ich glaube, wir müssen alle mitnehmen und wir dürfen nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden.

00:06:45: Ich glaube, das war ein bisschen der Fehler in der Vergangenheit.

00:06:48: Da hat man gesagt: die bösen Industrien, die schmutzigen Industrien und die Guten.

00:06:51: Wir werden das Ziel nie schaffen, wenn man nur die Guten im Boot haben,

00:06:56: sondern wir müssen auch die, die andere Startpunkte haben…

00:06:59: Die noch nicht ganz Guten.

00:07:01: …die noch nicht ganz Guten.

00:07:02: Und wir sind alle noch nicht ganz gut. Das muss man auch dazu sagen.

00:07:05: Also auf dem Weg begleiten und auch den Erfahrungsaustausch branchenübergreifend durchzuführen.

00:07:10: Ich habe oft den Eindruck gehabt, in 12 Jahren Verbund:

00:07:12: es dreht sich alles nur um Strom.

00:07:14: Und das Kochen in der eigenen Suppe ist immer das Gefährliche.

00:07:17: Weil man dann ein bisschen den Blick rundherum verliert.

00:07:20: Und wir dürfen… und ich glaube, es ist auch wichtig,

00:07:22: dass man das Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz nicht nur auf Energie reduziert.

00:07:27: Das ist ein wichtiger Teil, es ist ein große Verursacher von vielen Problemen,

00:07:31: aber ist auch Teil der Lösung. Und das ist auch das Bild, das was wir dort vermitteln wollen -

00:07:36: lösungsorientiert zu sein.

00:07:38: Das Positive an dieser Entwicklung zu sehen und nicht den Gegensatz,

00:07:41: der auch gar nicht vorhanden ist, in den Vordergrund zu stellen.

00:07:44: Du hast gerade gesagt, dass du sicher bist, dass in Österreich,

00:07:47: eigentlich auf der ganzen Welt, alle das gute Endergebnis wollen und irgendwie alle am Weg sind.

00:07:52: Ich habe im STANDARD ein Interview gefunden, das du zum Abschied vom Verbund gegeben hast.

00:07:56: Und da kam die Frage: Ist die Politik mit der Energiewende überfordert?

00:08:01: Da hast du, ich zitiere ganz kurz, gesagt:

00:08:04: Ich vermisse dieses allumfassende Bewusstsein, was geschieht,

00:08:07: wenn wir den Weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien nicht konsequent gehen.

00:08:12: Hat sich das geändert seit dem Dezember?

00:08:14: Hat sich die Politik auch komplett auf den Weg zum Guten hin eingeschworen?

00:08:19: Ich glaube, die Politik ist ja, in der aktuellen Situation,

00:08:22: hat andere Prioritätensetzung. Das muss man jetzt einmal klar sehen.

00:08:25: Auch verständlich. Die Pandemie ist ein großes Thema, was uns aktuell berührt.

00:08:30: Und jetzt geht es darum, nicht zu vergessen,

00:08:32: dass nicht unsere ganze Konzentration der Zukunft

00:08:34: auf die Bewältigung der aktuellen Situation gerichtet sein muss,

00:08:37: sondern dass auch danach die Perspektive aufgespannt werden muss.

00:08:41: Und die Perspektive kann nur auf der Basis der Nachhaltigkeit

00:08:46: und des Klimaschutzes vor sich gehen, weil sonst ist das, was uns droht -

00:08:50: und wir sind ja schon drinnen in dem Ganzen -

00:08:52: wesentlich stärker und wesentlich langfristiger, als was wir derzeit aktuell erleben.

00:08:57: Wir können bei Klimathematiken mit einem Lockdown nicht antworten.

00:09:02: Das heißt, es ist ein langer Weg, der uns sicher noch die nächsten Jahrzehnte beschäftigen wird

00:09:07: und der auch erfolgreich bewältigt werden kann.

00:09:10: Ich bin wirklich der Überzeugung, dass das ein positive Weg sein kann.

00:09:12: Nur wir werden das Ziel nie erreichen, wenn wir nicht beginnen.

00:09:15: Und deshalb ist die Konsequenz notwendig, dass sie auch die politische Seite -

00:09:19: und nicht nur die politische Seite, das möchte ich auch dazu sagen -

00:09:22: auch mit diesem Ziel wirklich verhaftet und identifiziert

00:09:27: und damit auch die Rahmenbedingungen schafft,

00:09:29: um diese Zielsetzung der Wirtschaft erfüllen zu lassen.

00:09:33: Ulrich, unterschreibst du das,

00:09:34: dass die Politik auch zurecht jetzt gerade andere Prioritäten hat mit Corona?

00:09:39: Oder müsste es irgendwie ein duales System sein,

00:09:42: sowohl Klima als auch die Pandemie zu bekämpfen in der Politik?

00:09:45: Ist das Bewusstsein vorhanden?

00:09:47: Ich hab sehr viel Verständnis,

00:09:48: dass die Politik natürlich im Moment mit der Bekämpfung der Pandemie beschäftigt ist.

00:09:52: Es muss erste Priorität kurzfristig sein.

00:09:55: Ich sehe aber in der Politik sehr viel Bewegung im Bereich von Klima und Umweltschutz.

00:09:59: Ich habe schon den Eindruck, dass die Politik da jetzt mehr und mehr in die treibende Position kommt,

00:10:04: um auch Österreich im Klimaschutz, im Umweltschutz nach vorne zu bekommen.

00:10:08: Und dahinter steht ja auch die Überlegung: Das ist ja ein großer Wirtschaftsfaktor.

00:10:13: Also das, was wir oft bei CEOs for Future diskutieren, ist:

00:10:17: Wenn wir Unternehmen nach vorne gehen und umbauen,

00:10:20: dann können wir Industrien schaffen, moderne, klimaschonende, umweltschonende Technologien.

00:10:26: Wir können sogar Technologieführer werden.

00:10:29: Wir haben ja auch schon mal mit jemandem gesprochen: Technologie-Hub in Österreich zu solchen Themen.

00:10:33: Also da liegt ja ein großes Potenzial drin.

00:10:36: Also ich glaube, dass das überhaupt die größte Chance für die Wirtschaft in Österreich ist,

00:10:40: dass wir Klima und Umweltschutz aktiv betreiben.

00:10:43: Und das ist eben auch ein Anliegen von uns, CEOs for Future,

00:10:46: dass wir da nach vorne gehen mit unseren eigenen Unternehmen,

00:10:48: aber auch beispielsetzend und impulsgebend für andere Unternehmen.

00:10:53: Aber vielleicht, wenn ich ein Beispiel dazu geben darf...

00:10:55: Meine Erfahrung war, als ich vor rund 40 Jahren nach dem Studium begonnen habe...

00:11:00: Da war das aktuelle Thema der saure Regen.

00:11:04: Ich weiß nicht, ob sich noch Leute daran erinnern können.

00:11:08: Also die Wälder sind gestorben, die Wälder sind verkommen in dem Sinn.

00:11:12: Und da war der saure Regen… Schwefel war in der Luft.

00:11:14: Und das war eines der großen Themenstellungen. Und da gab es enorme Diskussionen.

00:11:19: Auch so! Das können wir nicht schaffen, das geht nicht und so weiter.

00:11:22: Und damals hat auch die Industrie gezeigt: Wir können es schaffen.

00:11:26: Und wir haben dieses Thema „Saurer Regen“ in den Griff bekommen.

00:11:29: Deshalb bin ich immer noch optimistisch und wirklich optimistisch,

00:11:32: dass wir auch dieses Thema in den Griff bekommen, weil wir es auch technisch lösen können.

00:11:36: Das ist nämlich der wesentliche Punkt.

00:11:38: Und es ist nicht die Verzichtskultur, die im Vordergrund steht,

00:11:41: sondern es ist die technische, die wirtschaftliche Lösung,

00:11:44: die hier eine positive Perspektive bietet.

00:11:47: Die positive Perspektive ist das eine.

00:11:49: Das andere ist die Ungeduld und auch die Unzufriedenheit von allen Menschen

00:11:54: oder sehr vielen Menschen, die jünger sind als wir,

00:11:56: mit dem, was wir ihnen für eine Welt hingesetzt haben.

00:11:59: Ja, den sauren Regen hat die Industrie in den Griff bekommen.

00:12:03: Trotzdem, die Klimakatastrophe, der Klimakollaps ist etwas,

00:12:06: was vor allem die jungen Menschen beschäftigt.

00:12:11: Greta Thunberg ist jünger als deine drei Töchter.

00:12:14: Die Bewegung von Greta Thunberg „Fridays for Future“ verlangt Climate Justice.

00:12:19: Und du hast eingangs auch gesagt: Wir haben vielleicht den Kontakt zu diesen Jungen

00:12:25: und, ich sage mal, zu Recht empörten Menschen verloren.

00:12:28: Was macht ihr als CEOs for Future, um diesen Kontakt,

00:12:32: um diesen Diskurs wieder aufrecht zu erhalten oder wieder zu installieren?

00:12:36: Also du hast vollkommen recht.

00:12:38: Ich glaub, Greta Thunberg ist ja ein Synonym eines Unwohlseins in der Jugend.

00:12:43: Und sie bringt das zum Ausdruck, sehr authentisch

00:12:47: und sagt es ganz einfach: Wir glauben nicht, dass wir mit diesem Kurs es schaffen werden.

00:12:52: Und zwar: Wir schaffen nicht eure Verträge, die ihr abgeschlossen habt.

00:12:56: Die haben ja nicht die Jungen abschlossen

00:12:57: und die haben wir vor fünf Jahren oder sechs Jahren in Paris abgeschlossen z.B....

00:13:02: Und das ist das Eine. D.h. also der zweite Punkt ist der...

00:13:06: Deshalb ist also der Dialog mit der Jugend ganz, ganz wichtig.

00:13:10: Und wir haben etwas aufzuholen mit den jungen Menschen.

00:13:14: Wir haben an Glaubwürdigkeit verloren in der Vergangenheit.

00:13:16: Ich glaube, das muss man auch einmal dazu sagen. Die glauben es uns nicht so wirklich.

00:13:21: Weil wir machen große Veranstaltungen. Da stellt sich die Weltelite hin und sagt:

00:13:25: Klimaschutz ist ganz was Wichtiges.

00:13:27: Dann gehen sie nach Hause und tun wieder genauso weiter wie vorher. Das merkt die Jugend.

00:13:31: Da gibt's dieses schöne Zitat von Greta Thunberg vor den Leadern der Welt,

00:13:36: wo sie sagt: How dare you.

00:13:39: Einer der stärksten Momente in diesem Film.

00:13:42: Was antwortest du ihr drauf auf dieses: How dare you.

00:13:44: Wie gesagt, es ist die Basis der Dialog. Aber wir müssen glaubwürdig werden.

00:13:48: Wir müssen auch zeigen, was wir geben.

00:13:49: Und ich weiß, die Ungeduld ist das Vorrecht der Jugend.

00:13:52: Und wir waren auch ungeduldig, wie wir noch jung waren.

00:13:54: In dem Zusammenhang seh ich es mit meinen Töchtern. Die sind ungeduldig.

00:13:57: Und ich hatte in den letzten zehn Jahren einen stehenden Austausch mit den NGOs in Österreich.

00:14:03: Wir haben so diesen Roundtable jedes Quartal gehabt.

00:14:06: Und wir hatten nie diese Konflikte in der Zielsetzung. Wir haben auf die Wege Konflikte.

00:14:11: Die Jungen waren ungeduldig oder die NGOs waren ungeduldig: Das geht zu langsam, was ihr macht.

00:14:15: Meine Position war immer: Es muss auch machbar sein.

00:14:18: Und ich glaube, hier müssen wir einfach diese Verzahnung zusammenbringen,

00:14:23: dass wir auch glaubwürdig den Weg beschreiten.

00:14:25: Und das ist vielleicht auch ein Thema, das Economy Future oder CEOs for Future auch jetzt bewegt

00:14:31: und sagt: Lass uns Wege aufzeichnen und sie auch verfolgen,

00:14:36: mit Benchmarks, überprüfbare Wege für die einzelnen Branchen zu machen.

00:14:39: Und ich glaube, das wäre ein proaktiver, ein konstruktiver Ansatz.

00:14:44: Und nicht in Verbote zu gehen oder nicht ausschließliche Verbote.

00:14:47: Wir werden Verbote brauchen. Bin ich schon dabei, ja.

00:14:50: Ich glaube, es liegt in unserer Kraft. Wir haben das Geld dazu.

00:14:52: Also Geld ist ja mittlerweile fast abgeschafft worden, von der Verfügbarkeit her.

00:14:57: Wir haben die Technologie dazu. Wir haben die gescheiten Leute und wir haben die Zielsetzung.

00:15:01: Also jetzt fehlt eigentlich nicht mehr sehr viel, um wirklich den Weg zu beschreiten.

00:15:06: Manche haben ihn schon beschritten. Manche sind schon ein Stück voraus.

00:15:11: Aber viele sind auch noch hinten. Und wir brauchen alle, um das Ziel zu erreichen.

00:15:14: Ulrich, du warst ja auf einer dieser Fridays for Future Demos, mindestens einer, mit deinem Sohn.

00:15:21: Die Ungeduld als Vorrecht der Jugend. Ist das eine, hat der Wolfgang gerade gesagt.

00:15:26: Wie erklärst du deinem Sohn, dass die Dinge jetzt nicht sofort so sein können,

00:15:31: wie es notwendig wäre, dass sie sich ändern?

00:15:33: Also die die Ungeduld ist da inhärent und das ist das Gute. Das schiebt ja auch an!

00:15:38: Was Fridays for Future geschafft hat, ist, dass es ja nicht nur die Jugend mobilisiert hat,

00:15:42: sondern auch durchaus Menschen meines Alters, aller Bevölkerungsgruppen

00:15:47: und damit eine sehr breite Bewegung geschafft hat.

00:15:50: Ich glaube, in diesem Kontext gibts ja viele Diskussionen

00:15:52: in Unternehmen, in Schulen und eben auch in der Familie.

00:15:55: Und wir diskutieren das sehr ausführlich.

00:15:58: Und meine Kinder verstehen schon, dass manche Dinge nicht von heute auf morgen gehen.

00:16:01: Aber sie verlangen auch, dass es schnell geht.

00:16:03: Und ich glaube, wir können da an Tempo aufnehmen.

00:16:06: Wir haben alles. Wir haben Geld. Wir haben Technologie.

00:16:09: Wir müssen es tun. Das ist ganz wichtig.

00:16:12: Und das ist eben auch das, was wir aus CEOs for Future heraus schaffen wollen.

00:16:15: Das ist ja durchaus eine Antwort auf die Forderungen der Jugend,

00:16:19: dass wir sagen: Okay, wir haben es gehört. Wir verstehen das.

00:16:23: Wir wollen das im Übrigen auch. Wir tun jetzt was.

00:16:26: Und ich glaube, da gewinnen wir dann auch wieder Glaubwürdigkeit zurück bei der Jugend,

00:16:30: wenn sie sehen: da gibt's jetzt Unternehmen –

00:16:32: im Moment sind wir 25 und es kommen ständig neue dazu -

00:16:35: die jetzt wirklich etwas machen und die dann auch hinausgehen und sagen:

00:16:39: Schau, das haben wir getan… das haben wir getan… das haben wir getan.

00:16:42: Es gibt uns auch die Glaubwürdigkeit.

00:16:44: Und dann werden auch die Jungen verstehen, dass nicht alles von heute auf morgen geht.

00:16:47: Aber trotzdem müssen wir Tempo aufnehmen. Sonst sind wir zu langsam.

00:16:50: Und wir müssen eben schnell sein beim Klimawandel, weil der ist wirklich schon bedrohlich.

00:16:55: Vom Reden ins Tun kommen.

00:16:57: Wolfgang, du warst der Mann, der im Frühjahr 2020 Österreichs letztes Kohlekraftwerk geschlossen hat.

00:17:04: Das klingt jetzt so: Da kommt der Chef und drückt auf den Knopf

00:17:06: und die Hütten ist abgedreht!

00:17:10: So einfach ist sowas ja eigentlich nicht, denke ich mir.

00:17:12: Also da gibt's schon die Maßnahme und dann…

00:17:14: Durchschneidet man bei sowas eigentlich ein Band wie bei einer Eröffnung

00:17:17: oder ist das irgendwie ein Festakt gewesen?

00:17:19: Aber viel wichtiger - die Frage ist:

00:17:20: Wie lang, wie viel Vorlaufzeit, wieviel Überzeugungsarbeit braucht man,

00:17:26: um so einen doch drastischen Schritt setzen zu können?

00:17:29: Es war für mich auch persönlich eine interessante Geschichte und eine bewegende Geschichte.

00:17:34: Weil vor circa 10 Jahren habe ich im Verbund einmal gesagt, bei der strategischen Ausbringung sag ich:

00:17:40: Wir werden keinen Euro mehr investieren in CO2 emittierende Technologien.

00:17:44: Das war damals vor 10 Jahren.

00:17:46: Und der Schlußpunkt war dann im vorigen Jahr 2020, wo wir das letzte geschlossen haben.

00:17:50: Also wir haben ja vorher eine Reihe von Kraftwerken geschlossen,

00:17:53: also CO2 emittierende Technologien geschlossen, Kohlekraftwerke zugesperrt.

00:17:58: Das ist so das klassische, wenn man was macht.

00:18:00: Am Anfang wird man belächelt als Träumer, als Illusionist.

00:18:04: Dann wird man… in der weiteren Folge wird man bekämpft,

00:18:08: wenn man etwas tut, was vielen anderen nicht ins Konzept passt.

00:18:13: Dann wird man kritisiert. Und zum Schluss wird man beneidet.

00:18:16: Also so ungefähr ist die Entwicklung, was man hat.

00:18:19: Und gerade beim letzten Kraftwerk oder auch beim vorletzten Kraftwerk, was wir dann geschlossen haben...

00:18:23: Das waren zwei Kraftwerke und die haben mich persönlich auch berührt,

00:18:26: weil das waren Kraftwerke, mit denen ich meine Arbeit begonnen habe.

00:18:29: Also vor fast 40 Jahren als ich zum Arbeiten begonnen hab,

00:18:31: waren es die Kraftwerke Dürnrohr und Mellach, an denen ich also im Projektmanagement mitgearbeitet habe.

00:18:37: Und es war aber trotzdem wiederum erstaunlich.

00:18:40: Da muss man sich als Chef auch hinstellen.

00:18:42: Eröffnung sind schöner als Schließungen, das muss man auch dazu sagen.

00:18:45: Weil man stellt sich vor einer Belegschaft hin - das sind über 100 Leute, die dort sind -

00:18:50: und sagt: Freunde, ihr habt keine Fehler gemacht. Ihr habt gut gearbeitet.

00:18:53: Ihr habt wirklich fleißig gearbeitet. Aber die Zeit ist jetzt vorbei.

00:18:57: Die Welt hat sich verändert. Wir müssen weg. Und wir sperren dieses Kraftwerk jetzt zu.

00:19:02: Da kriegen sie keinen Applaus. Das ist es nicht, wo alle applaudieren.

00:19:06: Das sind ja auch Schicksale. Menschen, die dahinter stehen.

00:19:09: Im Verbund ist es gelungen, dass wir niemanden entlassen mussten.

00:19:13: Wir konnten sie in andere Bereiche aufnehmen und integrieren wiederum… das Ganze.

00:19:19: Und was die Menschen schon schätzen, ist Konsequenz, klare Worte zu sagen.

00:19:22: Es ist aus der Zeit. Und da darf man sich als Chef auch nicht dann absentieren

00:19:27: und sagen: Das lassen wir jemand anderen zusperren.

00:19:29: Sondern muss man auch vor die Belegschaft hintreten und denen in die Augen schauen

00:19:32: und sagen: Das ist so. Zu dem stehen wir.

00:19:34: Dass ich stolz bin, auf etwas zu schließen, das ist ein bisschen skurril.

00:19:38: Aber trotzdem, ich glaube, es war eine konsequente Umsetzung von dem,

00:19:42: was wir gesagt haben, das auch getan zu haben.

00:19:45: Und ich glaube, es ist oft nicht so schwierig, wie man sich das vorstellt.

00:19:49: Aber es ist mehr Arbeit, als wie man glaubt, dass dies einfach so nebenbei geht.

00:19:54: Man muss was tun dafür.

00:19:55: Wie fühlt sich das eigentlich an? Da geht man zu Leuten hin...

00:19:59: du hast es gerade gesagt, sagt: Liebe Leute, ihr habt alles richtig gemacht,

00:20:03: also in eurem jeweiligen Arbeitsbereich, kein Fehler gemacht.

00:20:06: Und trotzdem: Eure Zeit in diesem Werk ist vorbei.

00:20:10: Und trotzdem schmeißen die nicht mit nassen Fetzen nach einem.

00:20:13: Wie kann man Menschen eine unpopuläre Maßnahme, subjektiv unpopulär, so transportieren,

00:20:20: dass sie Verständnis haben dafür, obwohl es sie in ihrem Komfort,

00:20:23: in ihrer eigenen Komfortzone trifft?

00:20:25: Ich glaube, es ist wichtig, dass man erstens einmal ehrlich und rechtzeitig informiert.

00:20:29: Das war ja nicht etwas, wo man dann plötzlich erschienen ist

00:20:31: und gesagt hat: Morgen ist zu.

00:20:32: Sondern wir haben das auch angekündigt und haben gesagt:

00:20:35: Die Reise geht zu Ende. Wir machen jetzt einen vernünftigen Betrieb noch bis dorthin.

00:20:40: Ich glaube, das ist auch etwas, was ich auch im Verbund erlebt habe,

00:20:43: als ich begonnen habe vor zwölf Jahren.

00:20:45: Der Verbund machte neben seinen Wasserkraftwerken viele Fischumgehungsgewässer,

00:20:49: um die Durchgängigkeit der Flüsse wiederherzustellen, die nicht mehr gegeben war in Teilbereichen.

00:20:55: Am Anfang war das noch eine Aktivität, die ich gemacht hab. Das machen wir halt.

00:20:58: Das ist rausgeschmissenes Geld. Das bringt niemanden etwas.

00:21:01: Das Geld ist für die Fisch. Das war so ein…Dings, ja.

00:21:04: Und das müssen wir halt machen. Kostet hunderte Millionen in dem Sinn.

00:21:10: Wenn du heute einen Techniker bei uns fragst: Was macht ihr da überhaupt?

00:21:15: Der wird das mit Herz und mit Eifer verteidigen. Das ist wichtig. Das ist richtig.

00:21:19: Das ist toll. Und das müssen wir. Das machen wir auch.

00:21:22: Aber das machen wir nicht mehr, weil wir gezwungen sind, sondern das machen die Leute…

00:21:26: sind junge Leute. Sind zehn Jahre jüngere Leute jetzt dort,

00:21:29: die schon mit diesen Themen aufgewachsen sind und das schon in sich integriert haben.

00:21:34: Und das ist ja auch meine Hoffnung wirklich die Jugend.

00:21:37: Die Jugend wird, wenn man sie nicht rechtzeitig mitnehmen,

00:21:41: wird uns diese Dinge alle auf den Kopf werfen, die wir jetzt nicht gemacht haben.

00:21:45: Deshalb ist die Zeit des Handelns wirklich schon mehr als überfällig.

00:21:48: Ulrich. Ihr habt keine Braunkohlekraftwerke oder keine Steinkohlekraftwerke,

00:21:53: die es zu schließen gibt.

00:21:54: Aber dieses generelle Verständnis, das der Wolfgang angesprochen hat.

00:21:59: Ich habe vor ein paar Tagen in einer Zeitung gelesen,

00:22:01: dass es Landeshauptleute und Bundesländer gibt, die sagen,

00:22:05: dass Windkraftwerke, weil sie doch die Landschaft verschandeln,

00:22:08: jetzt mit Sonderabgaben belegt werden sollen.

00:22:10: Also so positiv wie du jetzt diesen Mindset, diesen Change of Mind beschreibst...

00:22:16: Ist das überall schon so durchkommen?

00:22:18: Ich glaube, das Grundverständnis ist da.

00:22:21: Die Frage ist dann immer das „Wie“. Wolfgang hat es bezeichnet als „den Weg“.

00:22:24: Und natürlich müssen sich die Politiker draußen in den Gemeinden,

00:22:27: in den Ländern damit auseinandersetzen, dass nicht jeder unbedingt jetzt Photovoltaik,

00:22:32: Freiflächenanlagen vor dem Gartentor stehen haben will oder Windrad drüber.

00:22:36: Das ist schon richtig. Aber den Weg muss man trotzdem gehen.

00:22:39: Weil das sind ja die Technologien, die wir jetzt zur Verfügung haben,

00:22:41: um in der Energiewirtschaft zu dekarbonisieren.

00:22:44: Das ist jetzt ein Aushandlungsprozess in Wahrheit, der da stattfindet

00:22:47: zwischen dem Bundesministerium, das mit großen Geldern die Energiewende anschiebt

00:22:52: und denjenigen, die draußen in den Gemeinden und in den Ländern sind,

00:22:55: die natürlich dann die direkten Auswirkungen dort auch spüren.

00:22:59: Und natürlich, auch ein Windrad ist nicht immer nur schön. Aber wir brauchen es auch.

00:23:04: Eine Photovoltaikanlage ist für die Landschaft nicht immer nur schön, aber wir brauchen sie,

00:23:08: weil wir ja sonst diese Energiewende nicht schaffen können.

00:23:10: Deswegen bin ich völlig zuversichtlich, dass sich das finden wird.

00:23:13: Aber das ist ein mühsamer Prozess.

00:23:15: Und wir haben eben ein föderalistisch beschaffenes Land.

00:23:19: Indem man den Konsens herstellen muss. Und das wird ein wenig dauern.

00:23:22: Mir dauert es ehrlich gesagt zu lang

00:23:24: und die Widerstände in manchen Bundesländern sind sehr, sehr hoch.

00:23:30: Und da müssen wir aber ständig anschieben und ständig immer wieder sagen:

00:23:33: Schau, es geht ja nicht anders. Wir müssen es tun.

00:23:36: Und deswegen wird es schon gehen. Aber das ist ein mühsamer Verhandlungsprozess.

00:23:40: Ich widerspreche dir jetzt in einem Punkt,

00:23:43: wo ich gar nicht weiß, ob ich dir zu Recht widerspreche.

00:23:46: Vor ein paar Wochen ist Europa knapp vor einem Blackout gestanden.

00:23:51: Und das, was ich mitbekommen habe, ist, dass dieser Blackout nur verhindert werden konnte,

00:23:55: weil man in Österreich, Deutschland, Frankreich überall die ganzen fossilen Kraftwerke,

00:24:02: die ganzen "Giftschleudern" angeworfen hat, um das Netz aufrechtzuerhalten.

00:24:08: Der Satz war: Mit den erneuerbaren Energien hätten wir es nicht geschafft,

00:24:11: da hätten wir einen Bauchfleck hingelegt.

00:24:13: Wie nimmst du, als jemand, der quasi für die Erneuerbaren eintritt, diesen Satz auf?

00:24:17: Und dann die Frage nachher an den Wolfgang:

00:24:20: War das wirklich so schlimm und wie geht man mit diesem Problem um?

00:24:25: Also wir sind heute in der Energiewirtschaft noch in einer Situation,

00:24:28: in der wir Reservekraftwerke brauchen, weil natürlich Wind und Sonne fluktuieren.

00:24:33: Der Wind bläst nicht immer, die Sonne scheint nicht immer

00:24:35: und wir brauchen in den Zeiten, in denen diese Energie nicht da ist,

00:24:38: brauchen wir noch Reservekraftwerke.

00:24:40: Das sind sehr häufig noch fossile Kraftwerke.

00:24:42: Zum Glück jetzt sehr viel weniger Kohlekraftwerke. Aber es sind noch Gaskraftwerke nötig.

00:24:48: Wir bauen aber ja um. Das heißt, je mehr wir eigentlich an Wind zubauen,

00:24:53: an Photovoltaik zubauen und an Speichern zubauen -

00:24:56: das können Pumpspeicherkraftwerke sein, das können chemische Speicher sein -

00:24:59: und je stärker wir diese Erzeugungseinheiten miteinander vernetzen,

00:25:04: desto stabiler wird die Situation.

00:25:07: Und da sind wir auf dem Weg. Das dauert. Aber da kommen wir hin.

00:25:11: Es wird eine Zeit geben, in der Kohlekraftwerke in Deutschland und Polen nicht mehr notwendig sein werden,

00:25:16: auch um solche Krisen zu bewältigen. Aber das ist ein Weg.

00:25:20: Wolfgang, kurzfristig gesprochen wäre Mellach doch super gewesen,

00:25:25: um diesen Blackout noch sicherer zu verhindern.

00:25:28: Ja, wir gehen jetzt auf die technische Ebene runter. Können wir gerne machen.

00:25:33: Nur, es ist wirklich unzulässig, dass man sagt: Die Erneuerbaren sind schuld an dieser Situation.

00:25:38: Das ist nicht das Thema.

00:25:39: Schuld waren Kraftwerke, die in Südosteuropa, fossile Kraftwerke, ausgefallen sind –

00:25:45: das muss man dazu sagen. Das ist einmal das Erste.

00:25:47: Das Zweite ist: Es ist richtig, der Schaden oder die Gefahr, das Risiko wurde dadurch behoben,

00:25:52: indem halt kalorische Kraftwerke, fossile Kraftwerke angefahren wurden, um das wieder zu beheben.

00:25:58: Ist richtig. Jetzt müssen wir ein bisschen auch vorsichtig sein.

00:26:02: Es ist klar, wenn wir von der fossilen Welt in die erneuerbare Welt gehen, da ändern sich Technologien.

00:26:07: Das heißt, haben wir vorher steuerbare Technologien gehabt,

00:26:10: die man ein- und ausschalten konnte. Wie Kohlekraftwerke oder Gaskraftwerke.

00:26:14: Dann haben wir in der erneuerbaren Thematik haben wir volatile Kraftwerke,

00:26:18: die von Sonne und Wind und von Wasserführungen auch abhängig sind, dass sie die Versorgung sicherstellen.

00:26:25: Jetzt ist ganz klar: Wenn man jetzt ein System wechselt, muss man viele andere Dinge mitdenken

00:26:29: und hat es vielleicht Verzögerungen gegeben.

00:26:32: Das ist ein ganz normaler Weg, der bei so einer Umstellung passiert.

00:26:35: Wir brauchen auf der einen Seite Infrastruktur.

00:26:37: Ich mein, ob wir es hören wollen oder nicht.

00:26:38: Wir brauchen Netze, um den Strom auch dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird.

00:26:43: Das ist einmal ein wesentlicher Punkt.

00:26:44: Und wir brauchen andere Netze als wir vorher gebraucht haben.

00:26:47: Von zentralen Systemen zu dezentralen. Das ist die eine Seite.

00:26:51: Wie Ulrich gesagt hat, ganz richtig, wir brauchen Speicher, ja.

00:26:54: Und es waren auch die Pumpspeicher, die hier auch wieder eingesprungen sind.

00:26:57: Es waren nicht nur die fossilen Kraftwerke, das ist richtig.

00:27:00: Wir brauchen zur Sicherung der Frequenz rotierende Massen. Das ist ein bissl ein Thema.

00:27:05: Weil das Problem war nicht der Strom, die Menge, sondern die Frequenz, die abgefallen ist.

00:27:08: Wir brauchen das. Wir brauchen Digitalisierung.

00:27:12: Wir brauchen Integration der einzelnen Verbraucher und Erzeuger, bessere Balance zu schaffen.

00:27:18: Das heißt, das ist eine Situation, die war jetzt nicht toll. Ganz klar.

00:27:22: Wir haben sie behoben. Die Systeme haben funktioniert.

00:27:25: Dank auch noch existierender fossile Kraftwerke. Gar keine Frage.

00:27:29: Wir werden Reserveeinheiten brauchen in weiterer Folge.

00:27:32: Das sind aber andere fossile Kraftwerke, als wir heute haben.

00:27:35: Das sind also so Sprinter oder Peaker, die hier im System sind.

00:27:40: Das ist alles machbar. Das ist technisch machbar. Aber da sind halt…

00:27:44: in einem Weg muss man schauen, dass man die synchronisiert,

00:27:47: die einzelnen Systeme, die das mitfahren. Das kann man hinbringen.

00:27:50: Aber einem jetzt zu sagen: Das habt ihr jetzt davon, weil ihr Richtung erneuerbare Energien geht.

00:27:55: Also das ist eine unzulässige Verkürzung des Themas.

00:27:59: Im STANDARD lautet die Frage:

00:28:01: Hand aufs Herz, Sie haben zu Beginn auch am Potenzial der erneuerbaren Energien gezweifelt.

00:28:07: Deine Antwort lautet dann: Ich habe am System gezweifelt, wie gefördert wird, nicht an den Erneuerbaren.

00:28:13: Hast du diese Zweifel mittlerweile beiseitegelegt?

00:28:16: Nicht ganz. Ich muss das fairerweise dazu sagen.

00:28:20: Ich glaube immer, eine Förderung kann nur eine Krücke sein, bis ein System ohne Förderung wieder leben kann.

00:28:26: Und der Weg, den was ich immer in der Vergangenheit vertreten habe, war das:

00:28:31: Schafft die Rahmenbedingungen so, dass die erneuerbaren Technologien wettbewerbsfähig sind.

00:28:37: Ja. Jetzt muss ich zur Kenntnis... Da gibt's verschiedene Maßnahmen.

00:28:39: Wir bräuchten nur andere CO2 Preise und wir hätten das Thema schon behoben. Ja.

00:28:44: Jetzt hab ich aber erkennen müssen auch in der letzten Zeit,

00:28:47: dass hier die Rahmenbedingungen nicht so schnell auf die Reise kommen, in die Form kommen,

00:28:51: sodass es ohne Förderungen nicht geht.

00:28:54: Schlussendlich muss aber unser Ziel sein, dass wir nicht Wirtschaftssysteme zu fördern beginnen.

00:28:59: Weil sonst kommen wir wieder von der Wettbewerbsorientierung -

00:29:01: und ich halte sehr viel von der marktwirtschaftlichen Wettbewerbsorientierung -

00:29:05: kommen wir weg und am Ende des Tages werden wir alles fördern.

00:29:09: Ja, wir fördern ja mittlerweile auch konventionelle Anlagen. Das darf ich ja dazu sagen, ja.

00:29:13: Ganz klar, weil wenn sie schließen müssen, müssen wir da eine Förderung machen und und und…

00:29:17: und überall Förderung. Förderungen sind maximal eine kurzfristige Therapie

00:29:22: und sie dauert zu lange und hat immer die Gefahr, dass es Fehlanreize bietet

00:29:28: und schlechter korrigiert oder länger braucht, um das wieder zu korrigieren.

00:29:31: Wir kennen diese Reisen, die was man da in dem Zusammenhang gemacht hat.

00:29:34: Da gibt es Systemteilnehmer, die hier quasi das arbitrieren das System. Ja.

00:29:42: Das heißt, es werden Finanzanlagemodelle und keine technischen Modelle geboren.

00:29:46: Wir wissen, über was wir reden.

00:29:48: Ich bin grundsätzlich gegen Förderungen, hab mich aber dahin noch verändert,

00:29:53: dass ich sag: ich akzeptiere, dass man den Weg und den Bruch oder bzw. den Wandel

00:29:58: wahrscheinlich nur mit Förderungen hinbringen kann.

00:30:02: Und die Frage darf man aber trotzdem stellen,

00:30:03: ob die Förderungen in der Struktur, wie sie gemacht werden, immer die Klügsten sind.

00:30:08: Ich glaube, das ist schon zulässig.

00:30:10: Aber damit hat sich vielleicht in der Facette etwas geändert. Im Prinzip nicht sehr viel.

00:30:15: Ulrich. Die Förderung ist nicht das Allheilmittel, aber:

00:30:19: der Wolfgang hat es auch gesagt, die CO2 Bepreisung würde da doch einiges ändern.

00:30:26: Siehst du es genauso?

00:30:27: Die CO2 Bepreisung ist ja letztlich ein Preis auf einen sogenannten externen Effekt,

00:30:33: also die übermäßige Nutzung der Umwelt oder Verschmutzung der Umwelt.

00:30:38: Und der Preis, den wir diesem Gut, ist eigentlich ja ein Nicht-Gut, geben,

00:30:43: der ist im Moment sehr niedrig.

00:30:45: Er steigt zwar, aber er ist einfach noch zu niedrig,

00:30:48: dass er wirklich Prozesse, Infrastrukturbauten verändert.

00:30:54: Deswegen brauchen wir, um diesen Umbau zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit herzustellen,

00:30:59: brauchen wir höhere CO2 Preise, also CO2 Steuern de facto.

00:31:04: Dann wird automatisch alles, was mit fossilen Energien betrieben wird

00:31:09: oder was Schadstoffe emittiert wird, teurer

00:31:12: und damit wird das playing field sozusagen ausnivelliert.

00:31:17: Und dann können die erneuerbaren Energien auch marktkonform mithalten.

00:31:21: Es ist auch so, dass einige dieser Technologien durchaus schon marktnahe sind.

00:31:26: Wenn wir jetzt an die Photovoltaik in Süditalien schaut:

00:31:29: die kann schon ohne Förderung auskommen,

00:31:31: weil da haben wir einfach viel mehr Sonne, als wir das in Österreich haben.

00:31:36: Auch die Windkraftwerke werden immer marktnäher. Da geht's schon in die Richtung.

00:31:41: Deswegen, der Wolfgang hat recht, es ist zum Anschieben Thema.

00:31:44: Das muss aber irgendwann auslaufen.

00:31:46: Irgendwann müssen die Erneuerbaren sich selbst tragen. Das ist ganz klar.

00:31:49: Wir haben ein freies marktwirtschaftliches System. Da kann man ständig mit Subventionen nachhelfen.

00:31:54: Es geht auf Dauer nicht. Aber jetzt ist es noch notwendig

00:31:57: und die Förderungen sinken aber überall.

00:31:59: Also wir kommen da viel näher schon an den Markt.

00:32:02: Deswegen die Frage auch gleich an dich weiter gestellt.

00:32:04: CO2 Steuern? Wie stehst du dazu?

00:32:07: Würden die uns wirklich helfen, aus der fossilen Energie rascher, besser, schneller, effizienter auszusteigen?

00:32:14: Ulrich hat's gesagt. Wenn ich heute...

00:32:16: Unser Problem ist der CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Ja.

00:32:21: Der ist jetzt um 30 Prozent höher als er in den letzten 800 000 Jahre war.

00:32:26: Ich mein, das ist lange. Das überschreitet die normale Planungszeit von Unternehmen.

00:32:31: Also wirklich. Wir haben die höchste CO2-Konzentration in der Atmosphäre

00:32:36: seit wirklich ein paar 100 000 Jahren.

00:32:38: Wenn ich jetzt will, dass CO2 nicht mehr in diesem Umfang emittiert wird oder zurückgeht,

00:32:43: dann muss ich es entweder verbieten.

00:32:45: Das geht aufgrund der Situation nicht. Weil unser System auf dem massiv aufgebaut hat.

00:32:51: Also dann muss ich einen Weg machen, einen Pfad machen, dass ich sag:

00:32:54: Hier wird die CO2 Emission immer teurer,

00:32:58: sodass Technologien, die CO2 nicht mehr emittieren, günstiger werden oder wettbewerbsfähig werden.

00:33:04: Und deshalb wird es ein Instrumentarium brauchen, eine CO2 Bepreisung –

00:33:09: ich sagt jetzt nicht Steuer, ist nur in den marginaler Unterschied -

00:33:11: aber eine CO2 Bepreisung brauchen, um der Industrie, der Wirtschaft die Chance zu geben,

00:33:17: mit künftigen Investitionen in diese Richtung zu gehen.

00:33:20: Und es muss wirtschaftlich sein. Das ist so mein Credo.

00:33:23: Sonst passiert in der Welt nichts, in der Wirtschaft nicht,

00:33:25: wenn es nicht wirtschaftlich ist.

00:33:27: Und dieses Instrumentarium - und wir brauchen nicht so tun,

00:33:29: dass das eine Idee ist von irgendwelchen Spinnern, die in diese Richtung reden.

00:33:35: Bitte, CO2 Bepreisung gibt es in mindestens 20 Ländern Europas.

00:33:40: Das braucht man nicht neu erfinden.

00:33:42: Sogar unser Vorbildland Deutschland hat es jetzt mittlerweile auch für die Sektoren,

00:33:46: die außerhalb diesen sogenannten Emission Trading System sind, auch eingeführt.

00:33:52: Diese 45 Prozent, die heute bereits eine Bepreisung haben:

00:33:55: Stahlindustrie, Energiewirtschaft, Glas, Papier, Zellstoff, Zement, die haben heute schon was.

00:34:01: Aber die anderen 55 Prozent, das ist eigentlich das, was uns persönlich trifft.

00:34:05: Das ist Verkehr. Das ist Konsum. Das sind also unsere Themen.

00:34:09: Wenn man die nicht mitnehmen, werden wir den Weg nicht schaffen.

00:34:12: Und das ist ganz klar. Wir müssen unsere Zielsetzung,

00:34:15: heißt ja von der Europäischen Union, auf 55 Prozent zu reduzieren gegenüber 1990.

00:34:20: Wenn wir das anwenden würden für Österreich, heißt es,

00:34:23: wir haben zwischen 1990 und 2020 keine Veränderungen der CO2-Emissionen.

00:34:30: Das heißt, wir müssen um 50 Prozent runterfahren. Und das in zehn Jahren.

00:34:35: Das ist jetzt keine leichte Aufgabe. Das heißt, da müssen wir was tun.

00:34:41: Mit Strategien alleine wird das nicht gehen.

00:34:43: Da braucht es aber auch Politik, die mit hands on the job Mentalität

00:34:47: und Mut auch zu unpopulären , auf den ersten Blick unpopulären Maßnahmen, voranschreitet.

00:34:54: Ich habe immer das Gefühl, Österreich ist in Sachen Klimaschutz, Klimapolitik

00:34:57: jetzt nicht unbedingt von Mut und Tatendrang beseelt. Steh ich da allein da?

00:35:01: Nein, der Eindruck täuscht nicht in diesem Zusammenhang.

00:35:04: Aber, ich mein, da braucht man ja nicht auf uns hören.

00:35:07: Da geht man zum WIFO. Das WIFO hat vor zwei Jahren eine Studie gemacht:

00:35:10: Was ist die volkswirtschaftliche Auswirkung einer klug strukturierten CO2 Bepreisung.

00:35:15: Und die zeigt in diesen Studien - und die sind jetzt wirklich neutrale Wirtschaftsforscher -

00:35:20: die sagen, die positiven Auswirkungen, sowohl für Beschäftigung

00:35:23: als auch für Bruttoinlandsprodukt-Wachstum sind gegeben,

00:35:26: auch bei einer CO2 Bepreisung.

00:35:28: Wenn man sie natürlich vernünftig macht und nicht nur als Steuerquellen verwendet.

00:35:32: Ulrich. Wie geht es denn bei den CEOs for Future zu, wenn jemand sagt: CO2 Bepreisung,

00:35:39: CO2-Steuer - ich nehme das unpopuläre Wort in den Mund.

00:35:43: Springen da ein paar verzweifelt gegen die Fensterscheiben oder ist man sich da einig?

00:35:48: Einig sind wir uns nicht immer über den Weg, über die Geschwindigkeit, über die Instrumente.

00:35:54: Aber den Weg finden wir ja nur im Dialog, den finden wir ja nur,

00:35:56: indem wir uns darüber auseinandersetzen, indem wir auch Verständnis entwickeln

00:36:00: für Industrien, die tatsächlich schwieriger CO2 vermeiden können.

00:36:04: Es gibt einfach Technologien, da ist es schwieriger.

00:36:07: Und auch für die müssen wir Verständnis haben.

00:36:09: Und wie Wolfgang vorher gesagt hat: Unternehmen können ganz viel bewältigen

00:36:14: und ganz viel verändern, wenn sie die Rahmenbedingungen langfristig kennen.

00:36:19: Und deswegen bin ich sehr stark für ein System,

00:36:22: indem wir Klarheit haben über CO2 Bepreisung. Dass wir einen Pfad haben.

00:36:27: So entwickelt sich in etwa der Preiskorridor für CO2.

00:36:30: Dann weiß ich, nächstes Jahr kostet es so viel,

00:36:32: in fünf Jahren so viel, in 10 Jahren so viel.

00:36:34: Und dann kann ich und jedes Unternehmen Planungsentscheidungen treffen

00:36:38: und Entscheidungen über Investitionen in Infrastruktur.

00:36:41: Und wenn natürlich klar ist, dass CO2 sehr, sehr teuer ist,

00:36:44: dann werde ich in Technologien investieren, die CO2 nicht emittieren

00:36:49: oder so wenig davon emittieren wie irgendwie möglich.

00:36:53: Und diesen Korridor müssen wir geben und der fehlt

00:36:56: im Moment tatsächlich für einen großen Teil der Industrie.

00:36:59: Wolfgang hat es gesagt: 55 Prozent gibt's de facto gar keine CO2 Bepreisung.

00:37:04: Und für einen Teil der Industrie, vor allem die großen,

00:37:07: gibt's tatsächlich ein sogenanntes Handelssystem mit CO2-Zertifikaten,

00:37:12: die man kaufen muss für die Emittierung. Das hat schon vieles bewegt.

00:37:16: Und wenn man sich das mal anschaut, was die Industrie dann doch bewältigen kann.

00:37:20: Vor noch fünf Jahren war der Preis bei fünf.

00:37:22: Und viele haben sich gefürchtet, wenn der Preis steigt über zehn, dann geht die Welt unter.

00:37:26: Der ist heute bei 38 und die Welt ist auch nicht untergegangen.

00:37:29: Die Industrie kann das schon bewältigen.

00:37:31: Aber langfristige Planbarkeit und ein Korridor: wo geht es hin mit der CO2 Bepreisung?

00:37:36: Die ist wichtig. Und das würde ich mir wünschen, dass es schneller kommt.

00:37:38: Bevor ich dir die letzte Frage stelle, bitte ich dich, etwas zu tun,

00:37:43: was hier jeder Gast tun darf, muss, soll, kann.

00:37:47: Wir haben einen Tipp am Freitag.

00:37:49: Da geht's eben nicht um die großen, globalen Maßnahmen, die man setzen kann,

00:37:53: sondern um ganz kleine individuelle Schritte, die jeder und jede setzen kann,

00:37:57: die aber doch einen Impact in Sachen Klimaverträglichkeit, Klimaschutz hat.

00:38:02: Was, Wolfgang Anzengruber, ist dein Tipp am Freitag?

00:38:07: Wenn wir in den persönlichen Bereich gehen und weg vom wirtschaftlichen Bereich,

00:38:11: glaube ich, gibt es vielfältige Möglichkeiten.

00:38:14: Das beginnt bei den Investitionsentscheidung für ein Auto.

00:38:17: Auch da kann man mittlerweile auf Elektrofahrzeuge gehen.

00:38:21: Man kann einen Zwischenweg mit Hybrid wählen.

00:38:23: Ist alles schon besser, als wie wir es in die Vergangenheit haben.

00:38:26: Wir können bei unseren Lebensmitteln irgendwo auch darauf achten:

00:38:30: Von wo kommen sie her? Haben Sie tausende Kilometer auf dem Rücken,

00:38:34: bevor sie bei uns auf dem Teller landen?

00:38:36: Das ist das zweite Thema. Das heißt also...

00:38:38: Wir können Flugreisen vielleicht wieder als das sehen, was sie sind.

00:38:43: Es ist ein Urlaubsthema. Es ist nicht ein Standardthema.

00:38:48: Die Krise hat uns jetzt einiges gezeigt, was man mit Videokonferenzen auch machen kann.

00:38:52: Wobei ich auch wieder zurückkommen möchte zu persönlichen Meetings.

00:38:55: Das möchte ich schon dazu sagen.

00:38:59: Aber es gibt so viele Dinge, die wir machen können im persönlichen Bereich.

00:39:03: Ich weiß schon, das alleine, der Einzelne wird das Klima nicht retten.

00:39:07: Aber die Summe der Einzelnen kann schon was machen

00:39:10: und kann auch Signale der Wirtschaft dann in weiterer Folge geben mit ihrer Nachfrage und so weiter.

00:39:15: Und das Dritte ist, dass auch in ihrem Verhalten, welchen politischen Kräften sie die Zustimmung geben,

00:39:22: kann man auch ein bisschen was bewegen. Ich glaube, dass...also...es gibt viel zu tun.

00:39:27: Und wenn jeder seinen Beitrag leistet, auch wenn er kleiner ist, haben wir schon einiges erreicht.

00:39:31: Wenn die CEOs for Future tatsächlich vom Handeln ins Tun kommen,

00:39:36: dieses vom Handeln ins Tun auch in die Gesellschaft, in die Politik transportieren,

00:39:39: und wir sitzen in zwei, drei, fünf Jahren wieder hier.

00:39:44: Über welche Welt wirst du uns dann erzählen?

00:39:48: Das ist eine Hoffnung, die ich dahinter hab.

00:39:51: Also ich hoffe, dass damit endlich dieser scheinbare Widerspruch Nachhaltigkeit und Wirtschaft weg ist.

00:40:00: Dass wir sagen: Nachhaltigkeit ist die Basis für Wirtschaft.

00:40:04: Ich meine, ein großes Beratungsunternehmen aus Amerika, die einen neuen Report rausgebracht

00:40:08: und gesagt haben: Sustainability is the new digital.

00:40:12: Und zwar ganz einfach, weil es finanztechnisch auch ein Interessantes ist.

00:40:16: Wir sehen es heute in der Finanzierungsseite. Ich glaube, das ist das Eine.

00:40:18: Was ich mir auch wünsche, ist es, dass es dann nicht nur eine

00:40:21: CEO oder Economy for Future gibt oder Fridays for Future,

00:40:24: sondern vielleicht einmal einen Journalisten for Future, vielleicht Politicians for Future.

00:40:28: Vielleicht...also dass das mehrere, dass mal alles für die Zukunft denkt. Ja.

00:40:34: Ich glaube, wenn wir das mal verinnerlicht haben,

00:40:37: dann brauchen wir uns über die Erfüllung des Weges nicht mehr viel Gedanken machen.

00:40:41: Ein bisschen Saint-Exupéry. Wenn wir uns klar sind, wo wir hin wollen,

00:40:44: brauche ich den Leuten nicht mehr erklären, wie es geht.

00:40:47: Ja, dann hätten wir viel geschafft. Ich bin ein Optimist.

00:40:50: Ich bleibe auch ein Optimist in dem Zusammenhang. Ich glaube...

00:40:54: setzen tu ich sehr stark auf die Jugend. Die Jugend wird es uns zeigen.

00:40:59: Und sie wird uns verjagen, wenn wir es nicht zusammenbringen.

00:41:02: Und sie werden dann was anderes machen. Diese Veränderung wird kommen.

00:41:05: Die Frage ist nur, mit wieviel Schmerzen wird sie kommen?

00:41:07: Jetzt können wir es noch relativ schmerzlos durchführen.

00:41:10: Je später wir beginnen, umso mehr wird's weh tun.

00:41:13: Lieber Wolfgang, danke für dieses Statement.

00:41:16: Das Schlusswort hat trotzdem immer der Ulrich.

00:41:18: Mit der immer gleichen Frage, ich gebe es zu.

00:41:22: Was nimmst du aus diesem Gespräch mit Wolfgang Anzengruber mit?

00:41:27: Ich nehme aus diesem Gespräch vor allem den Optimismus mit.

00:41:30: Ich mein, der Wolfgang Anzengruber und so kenne ich ihn schon seit langer Zeit,

00:41:36: strahlt immer einen positiven Spirit aus, malt positive Bilder von einer Zukunft.

00:41:41: Es ist ja tatsächlich so, dass diese erneuerbare Zukunft eine bessere ist als heute.

00:41:46: Wenn Autos keinen Dreck mehr hinten raus blasen, ist die Luft immer besser.

00:41:51: Wenn wir keine Schadstoffe emittieren in die Welt, dann ist es für uns alle gut.

00:41:56: Wenn die Fische freischwimmen können in den Flüssen, dann ist es für uns alle gut.

00:41:59: Diese Welt ist ja eine gute. Und es ist so wichtig,

00:42:02: dass wir neben all diesen problembelasteten Diskussionen,

00:42:05: die wir links und rechts immer führen und hören, sagen:

00:42:08: Wir gehen da in eine gute Welt.

00:42:10: Und diesen Optimismus immer wieder zu zeigen und immer wieder nach vorne zu ziehen.

00:42:15: Das ist das, was ich aus dem Gespräch mitnehme.

00:42:17: Und das ist auch für mich so beeindruckend,

00:42:20: dass der Wolfgang jetzt mit seiner unglaublichen Erfahrung als Topmanager

00:42:24: eben so eine Initiative zieht, die diese Zukunftsbilder zeigt

00:42:29: und die aber auch auf diese Zukunftsbilder hin handelt.

00:42:32: Dann sage ich: Danke Wolfgang, für deinen Optimismus.

00:42:35: Der Ulrich war schon, muss ich das sagen, vorher Optimist.

00:42:38: Ich bin Berufsskeptiker.

00:42:40: Aber ich bedanke mich, dass ihr uns zuhört und zuschaut

00:42:44: und euch vielleicht auch vom Optimismus ansteckend lasst.

00:42:47: Denn der ist ganz, ganz wichtig, wenn wir eine lebenswerte, schöne Zukunft erleben wollen.

00:42:53: Schreibt uns vielleicht, was ihr hier an Fragen vermisst,

00:42:58: was für Gäste oder Gästinnen ihr sehen wollt, worüber ihr reden wollt,

00:43:03: wenn es darum geht, eine ökologische, nachhaltige, saubere Zukunft zu schaffen.

00:43:10: Das war Freitag in der Arena. Der Talk der oekostrom AG.

00:43:14: Ich sag: Danke, dass ihr wieder dabei wart. Ciao und Baba.

Über diesen Podcast

Wie können wir die Klimakrise bewältigen, ökologisch nachhaltig leben und die erneuerbare Energiezukunft vorantreiben?
Mit dieser Frage beschäftigen sich die oekostrom AG-Vorstände Hildegard Aichberger und Ulrich Streibl in diesem Podcast. Jeden Monat sprechen die beiden in der Arena Wien mit jeweils einer/einem Gesprächspartner:in über neue Ideen und Lösungsansätze rund um Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Die oekostrom AG setzt sich als Anbieterin und Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energiequellen aktiv für eine ökologische, zukunftsfähige Energieversorgung ein und treibt den Energiewandel voran. Durch den Dialog mit Expert:innen und Entscheidungsträger:innen der Energiewirtschaft wird laufend ein Blick über den Tellerrand geworfen.

Folgt uns auch auf unseren Social Media Kanälen:
Instagram: https://www.instagram.com/oekostromag/
Facebook: https://www.facebook.com/oekostrom.at

Weiter Infos zu oekostrom AG findet ihr auf unserer Website und unserem Blog:
https://oekostrom.at/

von und mit oekostrom AG

Abonnieren

Follow us