00:00:06: Herzlich willkommen in der Wiener Arena. ES ist wieder mal Freitag. Und Freitag in der Arena –
00:00:13: so heißt das Talkformat der oekostrom AG. Wir reden über den Klimawandel. Wir reden über nachhaltige Energie.
00:00:21: Wir reden darüber, was wir, ihr und ich und eigentlich alle tun können, um den Klimakollaps vielleicht doch
00:00:28: noch zu verhindern. Der Ulrich Streibl und ich haben uns heute einen ganz besonderen Gast hier her eingeladen.
00:00:33: Anita Malli von der Umweltinitiative Mutter Erde.
00:00:38: Meine Name ist Anita Malli. Ich bin Geschäftsführerin der Umweltinitiative Mutter Erde.
00:00:42: Das ist ein Zusammenschluss des ORF und der österreichischen führenden Umwelt-NGOs. Und unser Ziel ist es,
00:00:48: Bewusstsein zu schaffen für die drängenden Umweltthemen und für die Klimakrise.
00:00:53: Freitag in der Arena. Ulrich, die Anita Malli war deine erste Wunschkandidatin für den Talk hier in der Arena.
00:01:01: Worüber würdest du gern mit ihr sprechen heute?
00:01:04: Ich würde gern mit der Anita Malli darüber sprechen, dass wir eine Situation haben, wo wir alle über Klima
00:01:09: und Umwelt reden, das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein scheint, aber ich doch sehe,
00:01:15: dass wir noch nicht genug tun. Ich würd gern von der Anita Malli wissen, wo sieht sie diesen Gap.
00:01:20: Deswegen: Anita. Hallo. Schön, dass du da bist.
00:01:23: Hallo. Danke für die Einladung.
00:01:25: Klimakommunikation ist dein Thema. Woher kommt das, dass wir eigentlich das Gefühl haben, die Zeitungen
00:01:30: sind voll, jeder redet, jeder spricht und wir sind aber doch so weit von unseren Zielen weg und wir
00:01:36: sehen eigentlich noch so kleine Schritte auf einem Weg, der ja ganz, ganz groß und ganz weit ist.
00:01:41: Woher…warum fällt das auseinander?
00:01:43: Wenn man Sozialpsychologen glaubt, und ich glaub, die haben bei diesem Thema ganz, ganz große Kompetenz,
00:01:49: wie wir unser Verhalten verändern können und warum uns das so schwer fällt, dann geht es bei all diesen
00:01:54: Fragen einfach auch um sehr große Einschnitte. Viele Menschen haben Angst, dass sie etwas verlieren.
00:01:59: Wir sind als Menschen auch Gewohnheitstiere, wo es uns ganz, ganz schwer fällt, Neues aufzugreifen,
00:02:07: neue Ideen vielleicht; oder auch im Alltag eben eine neue Herangehensweise, wenn es um so fundamentale Fragen geht,
00:02:17: wie zum Beispiel Mobilität. Hab ich meinen eigenen PKW oder fahr ich vielleicht einmal öffentlich. Die Angst
00:02:23: vom Komfortverlust, die auch durchaus da ist. Und oft auch das fehlende Angebot. Zum Beispiel auch
00:02:29: im öffentlichen Verkehr. Und oft sind es einfach auch finanzielle Überlegungen. Zum Beispiel, wenn ich ein
00:02:34: Haus gebaut hab, wo eine Ölheizung drin ist, die erst 10 Jahre alt ist und sich dann noch nicht die Frage
00:02:40: stellt, wann ich mich…ob ich mir jetzt sofort ein neues Heizsystem überlege. Und da gibt es dann natürlich
00:02:46: auch Punkte, wo wir besonders für Veränderungen, Verhaltensveränderungen, aber auch neue Systeme ansprechbar
00:02:56: sind. Das ist zum Beispiel, wenn wir Kinder bekommen. Da ist auch die große Frage, kauf ich mir jetzt
00:03:02: ein größeres Auto oder hab ich vielleicht, wenn ich im städtischen Bereich wohne, gar keins mehr? Da sind
00:03:08: wir bereit, dass wir darüber nachdenken. Aber sonst, glaube ich, müssen wir auch geduldig sein mit uns als
00:03:14: Menschen, weil wir schlichtweg oft vom Alltag überfordert und überrumpelt sind. Vieles bewerkstelligen müssen:
00:03:21: den Beruf, das Privatleben. Und sich sehr viele Menschen sich zwar bemühen, dass sie nachhaltig leben, aber ihnen
00:03:27: oft auch die Rahmenbedingungen und auch die Zeit fehlt, da als individuelle Person diese große Verantwortung
00:03:34: alleine zu tragen.
00:03:36: Glaubst du, dass wir uns als Gesellschaft zu viel vor nehmen?
00:03:41: Das Pariser Klimaabkommen sagt zwei Grad maximal an Temperatursteigerung auf der Erde, besser 1,5 Grad.
00:03:48: Die europäische Kommission sagt: Klimaneutralität bis 2050. Österreich geht sogar noch schneller: Klimaneutralität bis 2040.
00:03:57: Das ist ja nur 20 Jahre weg. Nehmen wir uns zu viel vor?
00:04:00: Ich glaube, es ist alternativlos. Also, die Frage stellt sich nicht. Das ist so wie wenn man auf die
00:04:04: Titanik zusteuert und sich fragt: Soll ich jetzt auf diesen Eisberg zusteuern oder soll ich ausweichen?
00:04:09: Und ich glaube, jeder hätte gesagt, wir werden natürlich ausweichen, und zwar rechtzeitig. Jetzt sind wir
00:04:14: quasi mit Kurs auf den Eisberg unterwegs, um bei dieser Metapher zu bleiben, und haben noch Zeit, dass wir
00:04:22: ihn nicht rammen, dass wir noch ausweichen. Und es ist letztlich alternativlos. Sich die Frage zu stellen:
00:04:27: Nehmen wir uns zu viel vor? Die sehe ich so nicht.
00:04:32: Weil es letztlich darum geht, eine Klimakatastrophe zu vermeiden.
00:04:35: Darf ich nur kurz fragen, wenn wir bei der Metapher des Schiffs, das auf den Eisberg zusteuert, bleiben –
00:04:41: das würde aber heißen: alle Maschinen volle Kraft zurück und hart backbord oder hart steuerbord.
00:04:48: Dieses Gefühl hab ich überhaupt nicht. Wir reden halt dauernd drüber: welchen Befehl müssten wir jetzt geben?
00:04:52: Aber es geht trotzdem volle Kraft voraus. Ah, da vorne ist ein Eisberg. Fahren wir doch mal darauf zu
00:04:56: und schauen was passiert.
00:04:58: Ich glaube, mit dem Parisvertrag haben alle gesagt: Ja, da gibt es einen Eisberg. Wir werden die
00:05:02: CO2 Emissionen reduzieren. Wir wollen diese Katastrophe verhindern. Aber das was derzeit immer wieder
00:05:08: auftaucht, auch in der internationalen Politik, wenn wir uns Länder wie die USA anschauen oder
00:05:13: oder was zum Beispiel in Brasilien gerade mit der Regenwaldabholzung passiert, dann hat man das Gefühl,
00:05:16: es tauchen jetzt immer wieder Leute auf, die sagen: Naja, vielleicht ist da ein Eisberg,
00:05:20: aber vielleicht auch nicht. Das ist das eine. Und das zweite ist, um bei dieser Metapher zu bleiben des großen Schiffes:
00:05:28: Unsere ganzen Energiesysteme, unser Wirtschaftssystem, sind halt unglaublich rigide.
00:05:33: Es gibt sehr, sehr viele Menschen, die...und Unternehmen, die natürlich sehr viel Geld verdienen mit den fossilen Energien
00:05:38: und die haben natürlich auch im politischen System, international, auch Macht.
00:05:44: Und werden natürlich versuchen, bis zur letzten Sekunde diese fossilen Energien zu nutzen.
00:05:50: Und das ist etwas, auch wenn es uns frustriert, dass es so langsam geht, aber es erklärt doch,
00:05:57: warum wir da nicht so schnell unterwegs sind, wie wir sein sollten.
00:06:00: Was können wir tun, dass man da schneller vorwärts kommen? Dass wir mehr Menschen mitnehmen,
00:06:06: dass wir schneller Bewusstsein schaffen? Siehst du da bestimmte Gruppen, wo man ansetzen muss?
00:06:11: Ist das vielleicht ein bissl eine Blase, in der wir leben, wo wir sagen:
00:06:14: Wir haben es eh irgendwie verstanden und wir tun jetzt?
00:06:17: Ja, es gibt unterschiedliche Ebenen und ich glaub, dass was bei diesem Thema extrem hilfreich war und ist,
00:06:23: ist natürlich die weltweite Bewegung der Fridays for Future, die vor zwei Jahren aufgepoppt sind
00:06:31: und viele Menschen auch mitgerissen haben und gesagt haben: Es geht um unsere Zukunft und wir müssen
00:06:36: jetzt etwas tun. Und diese Dringlichkeit angesprochen haben. Das heißt es braucht, von unten poppen up
00:06:41: diese zivilgesellschaftliche Bewegung, dieses Engagement. Es braucht natürlich aber auch
00:06:47: Politiker/Politikerinnen weltweit, die das auch hören, die sagen: Ja gut, wir nehmen das jetzt ernst.
00:06:52: Wir werden die großen Hebel, die nur die Politik in Bewegung setzen kann, tatsächlich auch
00:06:58: in Bewegung setzen. In manchen Bereichen passiert das ja auch. Ich sehe das durchaus auch als eine Folge
00:07:03: zum Beispiel der Green Deal von Ursula van der Leyen, der auch auf diesen Druck hinauf natürlich
00:07:09: auch noch rascher und vielleicht rascher passiert ist. Und auch die österreichische Bundesregierung,
00:07:15: die sich erstmals ambitionierte Ziele gesetzt hat, bis zu 2040 klimaneutral.
00:07:20: Das ist, glaube ich, auch eine Konsequenz dieser großen Bewegung. Was es sicherlich noch braucht,
00:07:25: ist ein Dialog zwischen diesen unterschiedlichen Gruppen. Zwischen der Zivilgesellschaft, mit der Wirtschaft, mit den NGOs,
00:07:32: weil es noch sehr viele Missverständnisse untereinander gibt.
00:07:36: Die Klimakommunikation, die ja dein Thema ist, erreicht die jetzt eigentlich alle oder erreicht die jetzt quasi nur die
00:07:44: Unternehmen, die großen, die Regierungen und die engagierten Jugendlichen, die dann am Freitag auf der Straße
00:07:51: unterwegs sind und sagen: „Macht uns unsere Zukunft nicht kaputt!“?
00:07:53: Klimakommunikation heißt doch eigentlich, du musst alle erwischen.
00:07:58: Aber wen erwischt du und vor allem, wen erwischt du nicht?
00:08:01: Wir haben eine Umfrage dazu gemacht, die wir vor kurzem präsentiert haben, mit Sinus Integral,
00:08:07: dem österreichischen Marktforschungsinstitut, die wir auch mit Global2000
00:08:10: im Rahmen des Mutter Erde Schwerpunkts präsentiert haben.
00:08:13: Und wir haben da einige spannende Insights aus dieser Studie ziehen können.
00:08:17: Das eine ist – gute Nachricht! – die Menschen in Österreich interessieren sich für das Thema.
00:08:22: 87% haben angegeben, dass sie sich für das Thema sehr oder eher interessieren.
00:08:27: Das heißt – gute Nachricht – das Interesse ist da.
00:08:32: Das zweite, was wir uns auch mit dem Marktforschungsinstitut genauer angeschaut haben, war,
00:08:36: dass man sich anschauen muss: welche Gruppen in der Bevölkerung gibt es denn.
00:08:40: Und wie stehen die speziell zu diesem Thema? Und jetzt ist noch dazu diese Thema, Klimakrise, Klimawandel,
00:08:47: menschengemachte globale Erwärmung – da studieren andere Menschen vier Jahre,
00:08:51: Klimatologie, Meteorologie, damit sie dieses Thema überhaupt verstehen. Andere studieren Ökonomie
00:08:56: oder ökologische Ökonomie, wo sie sich anschauen, wie kann man mit einer CO2-Besteuerung zum Beispiel
00:09:01: hier auch lenken. Dritte studieren Raumplanung. Und da gibt es…das ist ein unglaublich weites Feld.
00:09:08: Und da ist es auch nicht so einfach diese Menschen, sozusagen dieses Basiswissen, das man eigentlich
00:09:13: braucht, um auch die Dringlichkeit zu verstehen, dass man das so rasch vermittelt.
00:09:17: Was wir schon gesehen haben auch bei der Studie ist: es gibt...man muss unterscheiden zwischen eher...
00:09:23: also Sinus Integral nennt das gehobene Milieus. Menschen, die einen hohen Bildungsabschluss haben,
00:09:30: die auch ein höheres Einkommen haben, für die ist das…sie nennen das auch die Verantwortungselite...
00:09:37: ...für die ist das Thema extrem wichtig. Die kennen sich damit auch gut aus. Fühlen sich gut informiert.
00:09:43: Sind aber auch in der Lage, das was dieses Thema auch ausmacht, diese ganze Metaebene,
00:09:48: über Steuern zu sprechen, über die großen Hebel, die man in Bewegung setzen muss, dass man
00:09:54: das sozusagen in der Gesamtheit begreift. Und dann gibt es natürlich andere Milieus,
00:09:58: wo man mit diesem ganzen Polit-Speech überhaupt nicht weit kommt. Und wenn die dann die Nachrichten hören
00:10:03: zu diesem Thema oder eine Information, die sich einer auf einer fast schon abgehobene Art und Weise präsentiert,
00:10:10: dann geht das an denen vorbei. Weil die wollen wissen: amortisiert sich meine Photovoltaikanlage und
00:10:16: wie schnell? Welche Förderungen krieg ich woher? Ich hätt eh gern ein e-Auto, aber Entschuldigung,
00:10:22: diese Ladezapfsäulen, die gibt es nicht ausreichend und die Reichweite taugt mir auch nicht.
00:10:28: Die brauchen ganz, ganz andere Antworten.
00:10:30: Ulrich, wie kann ein Energieversorger, wie die oekostrom AG bei diesen Studienergebnissen eingreifen,
00:10:39: die Leute dort abholen oder sich informierend oder auch als Lobbyarbeiter einbringen.
00:10:45: Was nimmst du aus so einer Studie mit?
00:10:50: Konkret sind wir ein Unternehmen, das ständig für Klima und Umwelt arbeitet, das ist unser Geschäftsmodell.
00:10:55: Wir bauen erneuerbare Energien und wir verkaufen grünen Strom und grüne Wärme. Das ist das Direkte.
00:11:02: Wir gehen aber auch deutlich darüber hinaus, indem wir als Unternehmen eine Community bilden.
00:11:08: Wir verstehen uns auch als Plattform von Diskussion. Deswegen auch hier dieses Format.
00:11:13: Weil ich glaube, dass wir in diese erneuerbare Welt nur kommen werden, wenn wir möglichst viele Menschen mitnehmen.
00:11:19: Anita, du hast es jetzt grad gesagt, da gibt es einige, die kann man dafür gewinnen,
00:11:23: die sind auf dem Thema schon drauf, die haben auch die Hebel in der Hand, das zu machen.
00:11:27: Was ich so spannend fand eigentlich als einen Aspekte in der Studie ist, dass es dort, die nennen das Milieus
00:11:33: oder Gruppen gibt, die sehr stark geprägt sind von Individualismus. Da geht’s um den eigenen Spaß,
00:11:41: das eigene Haben, das eigene Ich, Ich, Ich. Und wir sehen das ja in extremer Ausprägung in mancher Gesellschaft,
00:11:48: also in Trumps Amerika, da geht’s nur noch um Ich, Ich, Ich.
00:11:52: Aber wenn wir nur noch Ich, Ich, Ich haben, wie können wir das bewältigen, was wir nur gemeinsam bewältigen können?
00:11:58: Nämlich den Klimawandel zu stoppen, diese Krise zu managen, das können wir nur gemeinsam.
00:12:03: Also wie erreichen wir diese Menschen, die nur im Ich, Ich, Ich sind?
00:12:06: Wie kriegen wir die wieder in die Gemeinschaft derjenigen, dass sie sagen: Wir. Wir lösen das.
00:12:12: Ja, also diese zwei Gruppen die du ansprichst, zum einen sind das die adaptiv-pragmatischen,
00:12:16: das ist die neuebürgerliche Mitte. Zum anderen die digitalen Individualisten/Individualistinnen, die künftige Elite.
00:12:25: Da sagen die Marktforscher, die sind schon noch einmal…wie alt sind diese Menschen? Bei den adaptiv-Pragmatischen
00:12:30: kann man sagen, ja, jung bis mittleren Alters, sind in der Familienplanung,
00:12:37: wohnen eher in ländlicheren…sind eher ein ländlicheres, suburbanes Milieu. Aber die digitalen Individualisten,
00:12:43: das sind Menschen, die jung sind, eher urban, nicht gebunden, Generation Praktikum könnte man auch sagen.
00:12:51: Und vielleicht ist ja auch, wenn man mit der Generation Praktikum spricht, dieser Generation auch
00:12:56: der Solidaritätsgedanke verloren gegangen. Nicht nur, weil sie in einer Zeit aufgewachsen sind,
00:13:00: wo der Neoliberalismus voll zugeschlagen hat, oder sozusagen wir das auch in diesem System aufgewachsen sind,
00:13:07: sondern auch, weil sie ja durch die prekären Anstellungsverhältnisse auch keine Solidarität mit der...
00:13:13: ...mit der älteren Bevölkerung in der Form als Arbeitgeber auch erlebt haben.
00:13:17: Also das ist vielleicht auch so eine Erklärung dazu. Das ist tatsächlich ein großes Problem,
00:13:22: weil die Klimakrise lösen wir nicht individuell, sondern die lösen wir alle miteinander.
00:13:26: Das ist...sind politische Entscheidungen, die es da braucht, die Wirtschaft muss transformiert werden
00:13:31: und auch wir Einzelne müssen uns darauf einstellen, dass unser Verhalten sich verändern wird.
00:13:38: Das muss nicht unbedingt alles negativ sein - wenn wir zum Beispiel aufhören, Essen wegzuwerfen.
00:13:46: Aber das stimmt schon, da muss man…wie man diese Personen mitnimmt, das ist nicht nur etwas,
00:13:53: was man sich bei der Bewältigung der Klimakrise stellen muss, sondern das ist eine Frage,
00:13:58: die viele andere Bereiche, Generationenvertrag und ähnliches auch angehen.
00:14:04: Sehr spannend. In meiner Denke beginnt das ja immer ganz vorne bei der Gesellschaft.
00:14:11: Gesellschaft setzt sich eigentlich selbst Rahmenbedingungen und Themen, die sie bewegt.
00:14:18: Dann wählt sie sich politische Vertreter, die werden mit der Umsetzung beauftragt
00:14:23: und die wiederum setzen den Rahmen etwa für die Wirtschaft. Ist das zu einfach gedacht?
00:14:28: So funktioniert das defacto. Was du jetzt nicht genannt hast, ist natürlich das Engagement der Einzelnen,
00:14:35: der Zivilbevölkerung, die jetzt auch so wichtig war mit Fridays for Future zum Beispiel,
00:14:39: aber die auch in der Vergangenheit ganz, ganz wichtig war. Und wo große Errungenschaften eigentlich
00:14:45: nur so erkämpft wurden. Sobald der Druck auch von der Bevölkerung da ist und das spürbar ist,
00:14:51: tut sich natürlich auch die Politik leichter, darauf zu reagieren. Das sind auch oft so die Fragen:
00:14:56: Ist die Zeit reif für etwas? Daran sieht man das, dass die zeit reif ist.
00:15:02: Aber ist die Zeit reif dafür? Hast du das Gefühl, die Zeit ist reif? Ich hab das Gefühl,d ass sehr viele Menschen sagen:
00:15:06: Okay. Fridays for Future, das ist die Demo. Aber Klima, das ist so weit weg.
00:15:12: Das ändert sich so marginal. Jetzt bei Corona hat man gemerkt, dass irgendwie
00:15:16: Maßnahmen sehr rasch umgesetzt werden können. Du hast auch sehr rasch einen Effekt gesehen:
00:15:20: dass die Straßen in Wien zum Beispiel leer waren. Dass da auf einmal viel weniger Autoverkehr gewesen ist.
00:15:26: Jetzt: Klima? Es fahren alle so wie früher. Es gibt halt drei Pop-Up Bike-Lanes
00:15:31: und das ist es dann. Und da ist das Verständnis für die Langfristigkeit vielleicht überhaupt nicht da.
00:15:37: Ich glaub, bei so großen gesellschaftlichen Entwicklungen bahnt sich oft mal ein Thema...oder ein Thema baut sich oft einmal auf,
00:15:45: bis es dann also…da gibt’s ja diese Issues-Theorie. Zuerst ist es ein emerging issue,
00:15:51: wo dann viele noch nicht genau wissen, was ist das eigentlich, dieses Thema.
00:15:54: Dann ist es einmal auf der medialen Agenda. Dann haben es alle wahrgenommen. Und irgendwann einmal poppt...
00:15:59: also ist es sozusagen unausweichlich, dass man tatsächlich auch mit Taten, dass das Ganze dann auch
00:16:04: in Gesetzesvorlagen und dann auch in tatsächlichen Veränderungen mündet.
00:16:10: Ich glaube schon, dass wir in den nächsten 10 Jahren, wo es sich entscheiden wird, ob wir die Klimakrise lösen oder nicht,
00:16:17: das Thema noch viel mehr Druck bekommen wird, von allen Seiten. Wir haben auch die Rolle der Wissenschaft
00:16:24: in diesem Fall, die hier auch maßgeblich dazu beiträgt. Die auch immer stärker gehört wird.
00:16:29: Auch bei der Corona Krise war die Wissenschaft ein wesentlicher Partner, der auch dazu beigetragen hat,
00:16:36: dass man die Krise besser versteht und besser erläutert, auch der Zivilbevölkerung näher bringt.
00:16:43: Und auch bei der Klimakrise ist es so, dass hier die Wissenschaft ein wesentlicher Partner ist, die auch dazu beiträgt,
00:16:48: das Thema noch besser zu erklären und näher zu bringen.
00:16:53: Klimakommunikation heißt aber auch, aus meiner Sicht, zu erklären: Es geht nicht nur darum,
00:16:59: dass die Politik die Gesellschaft, weil das ist so ein großes nebuloses Ding, dass die in 10 Jahren
00:17:07: etwas tut. Sondern das heißt auch, dass ich mit direct actions, mit unmittelbaren Aktivitäten etwas tun kann.
00:17:13: Mutter Erde versteht sich ja auch, wenn ich das richtig verstanden habe auf eurer Homepage,
00:17:17: als Initiative, die mir als Individuum sagen möchte, was kann ich konkret tun.
00:17:25: Gibt’s da Handlungsanleitungen, wie ich im Kleinen auch etwas machen kann, was erstens einen Impact hat
00:17:30: und zweitens auch das Mindset von mir und meiner Familie, von Ulrich und seinen Kindern verändert?
00:17:37: Ja, das ist etwas was die Umweltinitiative ausmacht, von Beginn an und eine wesentliche Säule ist.
00:17:44: Ich hab eh schon gesagt, es braucht uns alle, es braucht alle gesellschaftlichen Gruppen
00:17:50: und Stakeholder hier, etwas zu bewegen. Und beim einzelnen liegt natürlich insofern die Power,
00:17:56: weil wenn viele von uns etwas bewegen, dann ist auch ein wesentlicher Teil geschafft. Und vor allem,
00:18:02: das haben wir zum Beispiel auch gesehen letztes Jahr bei einem Projekt, das wir mit Zero Waste Austria gemacht haben.
00:18:08: Eine Family Challenge, wo Familien versucht haben, weniger Müll zu produzieren.
00:18:14: Da hat jede Familie angegeben, dass sie bis zu 15 weitere animiert hat. Das heißt Kollegen, Kolleginnen,
00:18:20: Nachbarn, Freundeskreis, die dann gesagt haben: Das ist aber eigentlich spannend. Die haben dann auch
00:18:25: Die haben dann auch gesagt: Gut dann kauf ich jetzt die Milch auch im Mehrwegglas.
00:18:30: Das heißt, ja, es braucht die großen Hebel. Aber natürlich, wenn wir alle was dazu beitragen,
00:18:36: dann ist das Unverständnis umso größer, wenn die größen Player nichts tun oder zu wenig tun.
00:18:43: Insofern versuchen wir da auch seit Beginn der Initiative auf unserer Webpage muttererde.at -
00:18:51: gibt es immer bei jedem Schwerpunkt eben auch, die, sagen wir es sind Tipps.
00:18:57: Oder wir haben das heuer so gelöst, dass wir Menschen gesucht haben, die voran gehen,
00:19:01: die etwas bewegen wollen, die auch selbst gesagt haben: Und ich mache das! Und ich habe aufgehört...
00:19:06: Wenn es ums Thema Klima geht – nicht mehr zu fliegen. Innerhalb Europas gibt es gute Bahnverbindungen –
00:19:13: ich mach das so. Oder ich bin jetzt ein Fan von Nachtzügen geworden. Jemand anderer hat gesagt:
00:19:19: Ich beschäftige mich mit dem Thema green finance. Wo ist eigentlich mein Geld angelegt?
00:19:25: Ist das bei einer Bank, die in Kohlekraftwerke investiert.
00:19:30: Oder Lebensmittelverschwendung – auch ein Punkt, wenn es um die Klimakrise geht
00:19:35: Ein Drittel der Lebensmittel, die wir weltweit essen könnten, schmeißen wir in den Mist.
00:19:39: Die kommen nicht einmal auf den Teller. Insofern, wenn wir auf dieser kleinen Ebene etwas bewegen,
00:19:46: ist schon sehr viel dazu beigetragen.
00:19:52: Du sprichst jetzt viel von der Gesellschaft. Und ich glaube das auch.
00:19:54: Der Wandel muss von der Gesellschaft, von uns ausgehen.
00:19:58: Jetzt würde ich gern auf ein Teilsystem gehen. Nämlich die Wirtschaft.
00:20:02: Wie können wir es schaffen, dass wir die Wirtschaft stärker bewegen von sich aus
00:20:08: umwelt- und klimabewusster zu arbeiten, einen Beitrag in diese Richtung zu leisten?
00:20:15: Ich glaub, viele Unternehmen tun das schon. Je consumer oriented umso stärker.
00:20:22: Also, wenn ich denke zum Beispiel an den Lebensmitteleinzelhandel, wo Initiativen schon angekündigt wurden.
00:20:29: Das hängt, glaube ich, stark damit zusammen, dass man den Druck von den Kunden und Kundinnen auch spürt.
00:20:34: Ein Beispiel, das letztes Jahr stark diskutiert wurde: diese ganze Kunstoffthematik.
00:20:39: Da wissen dann die Unternehmen, wir müssen...wir werden wegen jeder eingepackten Gurke
00:20:44: bekommen wir 100 böse Emails...wir müssen uns überlegen, wie wir das lösen.
00:20:49: Und das bedeutet dann letztlich auch Innovation. Das ist das eine.
00:20:54: Das zweite ist, glaube ich, dass es durchaus auch Förderungen braucht, also um den Umstieg auch anzuregen.
00:21:02: Es ist, glaub ich, schon auch so, dass beobachte ich zumindest bei den Partnern, die wir als Mutter Erde auch
00:21:08: haben und beschäftigen, dass die auch vorangehen wollen, weil sie auch merken,
00:21:14: dass die Zeit reif ist und dass es auch die Kunden und Kundinnen auch verlangen.
00:21:18: Anita, du sagst, dass kleine Aktivitäten, die jeder und jede von uns machen kann, dann irgendwie auch die
00:21:25: Handelsunternehmen, die Lebensmittelkonzerne, auch die Energieversorger auch dazu bringt,
00:21:30: zu überdenken: Kriegen wir einen Shitstorm oder schlechtes Feedback vom Konsumenten, von der Konsumentin,
00:21:35: wenn wir uns nicht so verhalten, wie wir es eigentlich machen sollten?
00:21:40: Ist das genau das, womit wir die Wirtschaft steuern können als kleine Konsumentinnen und Konsumenten?
00:21:48: Sie an ihre Verantwortung, an ihre social responsibility erinnern?
00:21:53: Ich glaube, dass sich dadurch einiges bewegen kann. Was es aber tatsächlich braucht,
00:21:57: das hört die Wirtschaft aber nicht so gerne, sind aber die Rahmenbedingungen.
00:22:02: Da wo die Wirtschaft dann immer auch nicht benachteiligt werden will, heißt es dann immer:
00:22:06: Ja, aber es braucht Regelungen auf der europäischen Ebene oder es braucht Regelungen auf der globalen Ebene,
00:22:13: damit wir als kleines österreichisches Unternehmen, also im weltweiten Vergleich kleines österreichischen Unternehmen,
00:22:18: keinen Nachteil haben. Da verlieren wir halt wahnsinnig viel Zeit. Man könnte auch sagen:
00:22:24: Österreich zeigt vor, wie es geht. Das gesamte Land, inklusive der Wirtschaft, stellt in die Auslage,
00:22:30: wir werden bis dann und dann CO2 neutral. Wir gehen vor. Ja, es wird vielleicht die Produkte ein bisschen teurer
00:22:37: Aber wenn man sich das als gesamtes Ziel setzt, wäre das vielleicht auch eine Möglichkeit.
00:22:41: Ich glaube, dass wir hier viel zu wenig offensiv sind, viel zu langsam und
00:22:47: und letztlich auch warten, bis wir, ja, bis es sich letztlich nicht mehr rentiert.
00:22:54: Also man geht nicht in Vorleistung.
00:22:56: Ich hab manchmal den Eindruck, die Politik hat Angst vor der Wirtschaft.
00:23:02: Und jetzt komm ich ja aus der Wirtschaft, war da 25 Jahre lang.
00:23:06: Und natürlich ist so ein Unternehmen mal bezogen auf ihr eigenes Geschäftsmodell. Klar.
00:23:10: Ich glaube aber trotzdem, dass Rahmenbedingungen enorm wichtig sind.
00:23:13: Und Rahmenbedingungen kommen von der Politik. Und wenn ich mir heute nur mal die Steuergesetzgebung anschau,
00:23:19: dann haben wir...bei 110 Milliarden Steueraufkommen in Österreich, kommen 55 Milliarden aus Lohn- und Einkommenssteuer,
00:23:27: 45 kommen aus der Mehrwertsteuer. Und so gut wie nix kommt aus Steuern auf die
00:23:34: Produktion von Emissionen. Ob es CO2 ist, ob es andere Gase sind, ob es Wasserverschmutzung ist, Bodenverschmutzung.
00:23:41: Da ist ganz, ganz wenig. Stimmt da die Rahmensetzung nicht?
00:23:46: Ich glaub, damit liegst du gar nicht so falsch. Also, ein gutes Beispiel finde ich, wo
00:23:51: wahrscheinlich die Politik Angst vor der Wirtschaft hatte, ist die deutsche Automobilindustrie.
00:23:56: Wo man nicht rechtzeitig gesagt hat: Naja, setzt auf alternative Systeme,
00:24:03: schaut, dass ihr all euer Knowhow, euer Geld in Innovationen setzt,
00:24:11: damit wir rechtzeitig CO2 neutral mobil sein können.
00:24:15: Mit der Folge, dass wir jetzt die Systeme, die wir eigentlich schon bräuchten, nicht haben.
00:24:20: Das heißt, wir könnten eigentlich auch bei der Elektromobilität im Individualverkehr schon viel weiter sein.
00:24:25: Sind es aber nicht. Sind nicht massentauglich. Und erst, als der Druck da war aus Asien,
00:24:32: wo man massiv in diese Technologien gesetzt hat und da diese Konkurrenz da war, hat dann
00:24:37: der deutsche Automobilindustriezweig gesagt: Gut, dann machen wir das jetzt auch. Viel zu spät.
00:24:43: Und natürlich muss da sowas, wie Industriepolitik her, wo man dann mutig sagt: Okay. Wir sehen was die Ziele sind.
00:24:49: Wir sehen den Eisberg, auf den wir zusteuern. Eine Möglichkeit oder ein Hebel wäre zu sagen:
00:24:55: Wir investieren hier rechtzeitig in alternative Modelle. Aber wahrscheinlich hatte man diesen Mut damals nicht.
00:25:02: Oder es gibt zu starke Verflechtungen. Oder man fürchtet natürlich um die Zuliefererbranche,
00:25:09: um Arbeitsplätze. Aber letztlich müssen wir da viel agiler sein. Und ich glaube,
00:25:14: dass wir uns da gar nicht so stark fürchten dürfen, dass Arbeitsplätze verloren gehen.
00:25:21: Ja, es werden in verschiedenen Branchen Arbeitsplätze verloren gehen, aber es werden neue entstehen.
00:25:27: Ich bin völlig bei dir. Ich glaube, dass die gesamte Gestaltung der Klima- und Umweltpolitik
00:25:33: viel mehr Chancen für die Wirtschaft birgt, als es Risiken birgt. Das ist tatsächlich so, wir bauen um.
00:25:39: Es wird neue Zweige geben. Es werden alte gehen. Das ist aber Teil des Themas.
00:25:43: Wir müssen es nur mutig managen. Und ich find das mit der Automobilindustrie hast du ideal gezeigt.
00:25:48: Weil, wer hat es am Ende getan, den Umbau? Nicht Deutsche mit ihrer starken Automobilindustrie,
00:25:53: sondern da kam Tesla und da kamen die Asiaten. Und die haben echt gewaltig Druck gemacht.
00:25:59: Und jetzt sind wir hinterher.
00:26:00: Aber es war kein Politik-Leadership dahinter. Da muss man sagen,
00:26:05: dass bräuchten wir in den nächsten 10 Jahren massiv. Antizipieren, wo die Möglichkeiten sind,
00:26:10: die Rahmenbedingungen setzen.
00:26:12: Das heißt aber, es geht vor allem auch um Mut.
00:26:15: Um Mut auch, Dinge zu sagen und Dinge anzugehen.
00:26:21: Woher kommt dieser Mut? Kommt der aus der Gesellschaft? Kommt der aus der Politik?
00:26:24: Kommt der aus der Wirtschaft? Oder fehlt der einfach zur Gänze und jeder wartet, dass der andere den ersten Schritt tut?
00:26:30: Ich glaub, dass der Mut bei großen Veränderungsprozessen immer von Einzelnen ausgeht.
00:26:36: Also es sind inspirierte einzelne. Also man kann jetzt den Herrn Musk mögen oder nicht. Aber es sind inspirierte einzelne,
00:26:44: die die Welt aus den Angeln heben. Und das muss jetzt nicht einmal ein großer Investor aus den USA sein,
00:26:51: der ein Auto baut. Es kann auch zum Beispiel ein Amtmann in einer Waldviertler Gemeinde sein.
00:26:57: Ich hab vor kurzem mit einem Herrn gesprochen, der in seiner Gemeinde ein Musikhaus
00:27:03: von der Blasmusikkapelle Pranz ökologisch umbauen hat lassen.
00:27:07: Er hat alle hinter sich gebracht. Alle haben ihn dabei unterstützt.
00:27:12: Er ist auch Amtmann in einer Gemeinde auch im Waldviertel und bewirkt dort Großartiges.
00:27:18: Den Umbau auf LEDs. Aber er inspiriert auch seine Mitarbeiterinnen dort, indem er dass er erzählt, dass er nicht meh
00:27:25: mit herkömmlichen Windeln wickelt und dass sich das sogar rechnet. Und insofern glaube ich,
00:27:31: dass die großen Veränderungen immer von solchen einzelnen Personen, von vielen solcher einzelnen ausgeht.
00:27:38: Weil wir als Menschen glaube ich, grundsätzlich eher nach Sicherheit suchen und uns in diesem Fall
00:27:46: einfach aus unserer Komfortzone rauswagen müssen. Obwohl wir eh schon wissen, dass wir entweder
00:27:52: change by disaster erleben werden oder change by design, fällt es uns immer noch,
00:27:56: weil wir den Eisberg nicht sehen, so klar vor Augen, schwer, dass wir diese nötigen Veränderungen angreifen,
00:28:02: weil wir Angst haben, dass wir etwas verlieren.
00:28:05: Aber zum Beispiel, dieser Amtmann, wenn er nicht müde wird in seinem Umfeld diese Dinge zu verbreiten,
00:28:12: dann wird das so sein, dass sich die anderen irgendwann denken werden: Naja, wenn der das macht,
00:28:16: und das ist ja immerhin der Herr Amtmann, dann mach ich das vielleicht auch.
00:28:19: Aber ist das nicht unheimlich anstrengend? Irgendwann sagt man dann: Lasst mich einfach mal in Ruh.
00:28:24: Aber für diese Typen...deswegen hab ich gesagt, es geht immer um die einzelnen...für diese Typen
00:28:27: ist das nicht anstrengend. Weil sie einfach so gestrickt sind. Die können gar nicht anders.
00:28:32: Ich weiß das, weil ich bin auch so.
00:28:37: Ich hab einmal zu jemanden gesagt: Komisch, ich war noch nie auf einer Demonstration.
00:28:41: Und der hat dann gesagt: Du bist ja eine lebendige Demonstration. Du bist eine einzige Demonstration.
00:28:47: Ist das ein Kompliment oder irgendwie...wie gehst du mit sowas um?
00:28:51: Das ist meine Rolle. Und wenn du dich mit solchen Veränderungsprozessen beschäftigst,
00:28:58: dann musst du in gewisser Weise auch ein rebellischer Geist sein, der Dinge zum Besseren verändern will.
00:29:06: Und Transformation heißt immer, bedeutet immer einen unglaublichen Krafteinsatz. Aber wofür?
00:29:14: Damit nachher alles weitergehen kann. Ich glaub, dass ist diese...das ist so schön, wenn dann was neues entsteht.
00:29:22: Eine der ersten Fragen, die ich dem Ulrich mal gestellt hab ist: Bist du Optimist aus Leidenschaft
00:29:27: oder Optimist, weil du keine Alternative dazu hast? Wie ist das bei dir? Bist du Optimistin?
00:29:31: Und wenn ja, warum?
00:29:32: Optimistin aus Leidenschaft, glaub ich. Ja. Warum?
00:29:39: Die Frage ist, glaube ich immer, wo man hinschaut.
00:29:44: Also es gibt genug Dinge, worüber man sich ärgern kann. 14% erneuerbare erst weltweit – das wird knackig
00:29:51: bis 2040 die restlichen, wieviel ist das, 86 zu schaffen. Aber weil ich oft erlebt hab, dass Dinge
00:29:59: je größer die Krise ist, und je stärker Menschen verstehen, wie knapp das ganze ist,
00:30:07: dass man dann die gesamte Kraft geballt für etwas nutzt und zur Verfügung stellt
00:30:13: und dann können plötzlich Dinge ganz schnell gehen.
00:30:15: Weißt du was mir in dem Zusammenhang immer Sorgen macht im Moment?
00:30:19: Das ist dieses, was wir vorher schon einmal hatten, dieses Thema der Individualisierung.
00:30:26: Und das haben wir inzwischen in Europa auch. Dass die Staaten wieder weiter auseinander triften, wie mehr ins... gehen.
00:30:32: ...ins Eigene gehen, ins Isolierte gehen.
00:30:36: Wie siehst du denn diese Entwicklung Europas im Hinblick auf die Lösung dieser großen Fragen wie Klimakrise?
00:30:43: Ja, absolut schwierig.
00:30:45: Natürlich wäre es besser, wenn wir auf der Ebene der UNO diese Lösungen finden würden
00:30:52: oder zumindest auf europäischer Ebene. Aber der Green Deal ist ja ein Versuch,
00:30:57: dort auch in dieser Richtung etwas weiter zu bringen.
00:31:01: Ja, eh, wenn wir uns Osteuropa, die osteuropäischen Staaten auch bei diesem Thema ansehen,
00:31:06: dann ist das natürlich verheerend. Also, dass was ich mir vorstellen könnte, ist dass letztlich
00:31:13: nicht ein politischer Druck, sondern eine ökonomische Notwendigkeit,
00:31:17: dass aus einer ökonomischen Notwendigkeit auch diese Staaten einlenken werden.
00:31:21: Also zurückgehend auf Rifkin, Common Bubble, wenn die fossilen Energien eines Tages viel zu teuer sein werden, dann werden
00:31:28: damit man sie rausholt, dann werden auch diese Staaten spätestens dann einsehen, dass es klüger ist
00:31:34: auf erneuerbare zu setzen und die Klimakrise damit zu bekämpfen. Hoffentlich ist dann noch genug Zeit.
00:31:41: Ulrich, bevor ich jetzt der Anita die letzte Frage in diesem Gespräch stelle, eine Frage an dich:
00:31:46: Was nimmst du aus diesem Gespräch mit? Für dich als Person aber auch für dich als Vorstand der oekostrom AG.
00:31:55: Was ist für dich so die key message dieses kurzen Talks gewesen bisher?
00:32:00: Vielleicht darf ich aus den sehr faszinierenden und inspirierenden Antworten der Anita herausnehmen:
00:32:07: es sind immer einzelne Menschen, die das tun. Und deswegen nehme ich mir für mich und für mein Unternehmen
00:32:15: als Auftrag mit, dass wir agieren. Das tun wir natürlich, weil wir ein Geschäftsmodell haben,
00:32:21: das ohnehin der Nachhaltigkeit verpflichtet ist. Das muss aber da drüber hinaus gehen.
00:32:26: Weil wenn ich nur Kilowattstunden gegen Strom verkaufe, dann tu ich zu wenig, aus meiner Sicht.
00:32:30: Dafür sind wir zu klein. Wenn wir aber es schaffen in die Community hinaus zu strahlen und voraus zu gehen,
00:32:39: ich, die Kolleginnen, die Kollegen, dann, glaube ich, können wir in dem Geschäftsfeld in dem wir sind,
00:32:44: das automatisch dem Klima und der Umwelt dient, viel bewegen. Das nehme ich mit.
00:32:49: Und ich nehme mit, dass es faszinierend ist mit Menschen wie der Anita zu sprechen.
00:32:58: Die den Bogen so gut spannen können von der individuellen Verantwortung bis hin zum Bild der großen Politik.
00:33:04: Und wenn ich mir wünschen darf, dann hätte ich gerne viele Gespräche mit der Anita und Menschen,
00:33:10: die so inspirierend wirken können, so wie du das heute warst. Also dafür herzlichen Dank.
00:33:15: Sehr gerne. Und viel Spaß für die nächsten Gespräche.
00:33:18: Ich schließ mich diesem Wunsch von Ulrich gleich an. Hab aber schon noch eine Frage an dich.
00:33:23: Wenn wir sagen, dass einzelne Personen einen Unterschied machen können, kommt immer als nächste Frage:
00:33:28: Und was soll ich jetzt eigentlich tun? Gibt es von dir, etwas was wir in dieser Sendung auch etablieren wollen,
00:33:34: so eine Art: Der Tipp am Freitag.
00:33:38: Für mich ist besonders inspirierend der Simon Sinek, das ist eigentlich ein Kommunikations-, Marketing-
00:33:44: und Organisationsentwickler, Experte. Ein Brite der in den USA lebt.
00:33:50: Und der beschäftigt sich mit großen Veränderungsprozessen in Organisationen
00:33:55: und auch insgesamt auch in der Gesellschaft.Und da empfehle ich seine Bücher und seine YouTube Videos.
00:34:02: Ein extrem witziger, kurzweiliger Zeitgenosse.
00:34:06: Vielen herzlichen Dank Anita Malli von Mutter Erde.
00:34:10: Ulrich, ein schöner Einstieg für das zweite Gespräch, das wir hier aufgenommen haben
00:34:17: für Freitag in der Arena. Freitag in der Arena – der Talk der oekostrom AG.
00:34:23: Es geht um Klimapolitik, um die Zukunft, um Klimawandel, um Klimakollaps
00:34:30: und um nachhaltigen Umgang mit Energie und Ressourcen.
00:34:34: Ich freu mich, wenn ihr wieder bei uns rein schaut.
00:34:38: Und ich freu mich aufs nächste Mal. Danke fürs Dabeisein.
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