Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:07: Herzlich willkommen in der Wiener Arena.

00:00:11: Freitag in der Arena -

00:00:13: das ist der Nachhaltigkeits-, Klima- und Zukunftstalk

00:00:16: der oekostrom AG,

00:00:17: zu dem ich euch ganz, ganz herzlich begrüße.

00:00:20: Aber das tue ich zum Glück nicht allein.

00:00:22: Bei mir ist die Gitsch –

00:00:24: CEO bei der oekostrom AG.

00:00:27: Hallo!

00:00:27: Auch von mir herzlich willkommen

00:00:29: zu dieser Ausgabe von Freitag in der Arena.

00:00:33: Es ist wieder Freitag

00:00:33: und wir sprechen über Klima, Umwelt,

00:00:37: Nachhaltigkeit und über die Zukunft.

00:00:40: Und heute habe ich eine besonders liebe Gästin

00:00:44: bei mir auf der Couch, auf der Bank dieses Talks,

00:00:49: die Nunu Kaller.

00:00:51: Sie ist Pionierin des kritischen Konsums.

00:00:54: Und wir werden uns über diesen unterhalten.

00:00:57: Herzlich willkommen liebe Nunu.

00:01:00: Hallo, mein Name ist Nunu Kaller.

00:01:01: Ich bin Aktivistin. Ich bin Autorin.

00:01:03: Ich bin Konsum-Kritikerin.

00:01:05: Ich bin Nachhaltigkeitsberaterin.

00:01:07: Mir geht es ganz, ganz grundsätzlich

00:01:09: um dieses Thema Nachhaltigkeit und Konsum.

00:01:11: Und zwar sowohl bei uns selbst als auch bei Unternehmen.

00:01:15: Nunu, auch von mir herzlich willkommen

00:01:17: hier auf der gediegenen Plastik-Couch

00:01:19: in der Wiener Arena.

00:01:21: Ich könnte mit einer total gescheiten

00:01:23: und sinnvollen Frage einsteigen.

00:01:25: Ich habe aber eine ganz banale.

00:01:27: Ich weiß warum die Gitsch Gitsch heißt.

00:01:31: Heißt du wirklich Nunu?

00:01:34: Das als Einstiegsfrage.

00:01:35: Wenn ich es dir sage,

00:01:36: muss ich dich nachher leider blitz-dingsen.

00:01:38: Gerne. Alle, die hier zusehen, zuhören…

00:01:41: …werden alle geblitzt-dingst.

00:01:42: Wie bei Men in Black.

00:01:43: Ich hab mich als Kind einfach selber so genannt.

00:01:44: Ich hab mir als kleines Kind,

00:01:46: als meine Brüder mir den Namen beibringen wollten,

00:01:48: meinen echten Namen – den ich nicht sag...

00:01:50: ich habe mich selber Nunu genannt.

00:01:52: Und das ist so picken geblieben,

00:01:53: dass ich inzwischen eigentlich auch nur noch drauf höre.

00:01:55: Jetzt steht es auch schon im Reisepass.

00:01:58: Oh schau, das haben wir gemeinsam liebe Nunu.

00:02:00: Auch ich werde lieber Gitsch genannt.

00:02:02: Bei mir waren es meine Schwestern,

00:02:03: die mir den Namen gegeben haben.

00:02:05: Aber ich habe Hildegard dann doch behalten.

00:02:07: Ich weiß nicht genau, warum.

00:02:08: Manchmal denke ich mir, es wäre leichter,

00:02:10: es auch im Pass zu haben.

00:02:11: Ich habe beschlossen, dass ich…

00:02:12: ich identifiziere mich gar nicht mehr damit.

00:02:14: Das heißt, es wird jetzt auch geändert.

00:02:16: Ich komme trotzdem von der Namensdiskussion

00:02:18: zu den echten inhaltlichen Fragen.

00:02:20: Nunu, du bist als kritische Konsum-Pionierin

00:02:24: einem sehr, sehr weiten Publikum ein Begriff.

00:02:27: Dein aktuelles Buch steht, liegt gerade hier vor mir.

00:02:30: „Kauf mich!“

00:02:32: Da geht's um grünen, um nachhaltigen, sauberen Konsum.

00:02:37: Begonnen hast du mit einem Buch darüber,

00:02:41: dass du ein Jahr lang keine Kleidung,

00:02:42: keine neue Kleidung gekauft hast.

00:02:45: Du bist aber top modisch gekleidet.

00:02:47: Wie hat dich das verändert,

00:02:48: dieses eine Jahr, dieses „Ich-kauf-nix-Jahr“?

00:02:52: Dieses Kauf-nix-Jahr

00:02:53: hat eigentlich mein ganzes Leben verändert.

00:02:55: Weil in meiner Brust schlagen zwei Herzen.

00:02:57: Das eine ist ein fürchterlicher Gerechtigkeitsmensch.

00:03:01: Also wie gesagt, ich habe zwei große Brüder.

00:03:03: Ich bin ein extremer Gerechtigkeitsmensch.

00:03:05: Und auf der anderen Seite habe ich diesen Hedonismus

00:03:08: und die Mode-Tussi auch ganz gern.

00:03:11: Und genau bei diesem Thema:

00:03:13: Wie wird eigentlich meine Kleidung produziert?

00:03:14: Wo kommt sie eigentlich her? -

00:03:16: haben sich diese beiden Teile von mir

00:03:19: einfach genau getroffen.

00:03:21: Und damit ist das Thema

00:03:22: wirklich zu einem Lebensthema von mir geworden.

00:03:24: Das, was sich ganz, ganz effektiv geändert hat

00:03:27: seit dieser Zeit,

00:03:29: nämlich was jetzt meinen Mode-Konsum angeht, ist:

00:03:31: Ich kaufe so gut wie -

00:03:33: ich kann leider nicht sagen 100 Prozent,

00:03:35: weil in manchen Bereichen geht es nicht,

00:03:37: beispielsweise Sportkleidung oder so.

00:03:39: Aber ich kaufe so gut wie ausschließlich Second Hand.

00:03:44: Das mache ich eigentlich am allerliebsten.

00:03:46: Weil das ist die ökologischste Variante des Kleider-Konsums.

00:03:49: Oder wenn ich neu kaufe,

00:03:51: dann muss es wirklich gescheit produziert sein,

00:03:53: fair produziert sein,

00:03:54: aus guten Materialien sein und lang halten.

00:03:57: Das ist mal das.

00:03:58: Je älter ich werde, desto wichtiger wird es mir.

00:04:01: Nunu. Ich hab dein Buch auch gelesen.

00:04:04: Mit großer Freude.

00:04:05: Du hast dich ja auch

00:04:06: mit der Psychologie des Kaufens beschäftigt.

00:04:08: Und was für mich schon überraschend war -

00:04:11: es von dir zu hören,

00:04:12: nicht, dass es so ist, sondern dass es von dir kommt -

00:04:14: war doch, dass wir eigentlich

00:04:16: dem Mechanismus des Kaufen-Wollens

00:04:19: und des etwas Neues-Haben-Wollens,

00:04:21: dass das was sehr Menschliches ist.

00:04:23: Und damit setzt du dich ja auch in einem Buch auseinander.

00:04:25: Kannst du deine Überlegungen dazu ein bisschen erklären?

00:04:28: Naja, die eine Intention des Ganzen war:

00:04:30: Ich war sechs Jahre lang Konsumenten-Sprecherin bei Greenpeace.

00:04:35: Und habe diesen Job sehr, sehr gern gehabt.

00:04:37: Hat wahnsinnig Spaß gemacht.

00:04:38: Und ich war immer an diesen Themen dran,

00:04:40: wo wirklich die Menschen im Alltagskonsum etwas ändern konnten.

00:04:44: Aber nach sechs Jahren steht es dir einfach bis hier,

00:04:47: den Leuten den guten Konsum zu erklären.

00:04:50: Die müssen das jetzt bitte wirklich schon alle wissen.

00:04:53: Und trotzdem schreibt Primark Rekordgewinne

00:04:57: oder schreiben sonstige „böse“ Hersteller Rekordgewinne.

00:05:01: Wo mir einfach sehr, sehr klar war - eh sehr schnell:

00:05:06: das es so eine einfache Rechnung nicht ist.

00:05:09: Also es ist nicht: Ich sage dir,

00:05:11: das ist das Böse, das ist das Gute.

00:05:12: Kauft das Gute.

00:05:13: So funktioniert es nicht.

00:05:14: Sondern da spielt viel mehr mit rein.

00:05:16: Und das wollte ich mir anschauen.

00:05:18: Und warum ich es "Auf der Suche nach gutem Konsum" genannt habe,

00:05:22: war schlicht und einfach die Überlegung...

00:05:24: Ich habe das mehrfach erlebt.

00:05:25: Manchmal, wenn unser Service-Team am Telefon angestanden ist,

00:05:29: sind die Anfragen an uns Campaigner weitergeleitet worden.

00:05:31: Also wir haben immer so die ganz komplizierten bekommen.

00:05:33: Aber hin und wieder sind auch Sachen durchgekommen bei uns wie:

00:05:36: Ja, ich habe jetzt alles Plastik aus meiner Küche,

00:05:39: aus meinem Haushalt ausgeräumt

00:05:40: und was kaufe ich jetzt nach?

00:05:41: Edelstahl oder Glas? Was ist besser?

00:05:43: Ich hab mir gedacht:

00:05:44: Du bist aber schon ein bisschen ein Trottel,

00:05:45: wenn du langlebige Produkte weghaust.

00:05:48: Das ist das unökologischste, was du machen kannst.

00:05:51: Also Entschuldigung für den „Trottel“.

00:05:52: Und hab das eigentlich als überhaupt nicht nachhaltig empfunden.

00:05:58: Und bin dann selber vor der Frage gestanden:

00:06:00: Was ist es dann eigentlich?

00:06:01: Was ist dann eigentlich wirklich der gute Konsum?

00:06:03: Und das schaue ich mir im neuen Buch an.

00:06:05: Dieses Beispiel mit: „Ich habe alles weggeschmissen“,

00:06:07: das hab ich vor...also vor dem letzten Lockdown einmal erlebt

00:06:11: in einem Yoga Studio,

00:06:12: wo die Yogalehrerin kam und sich darüber aufgeregt hat,

00:06:14: dass ein paar Leute so Plastik-Fahrrad-Flaschen da stehen hatten.

00:06:17: Und sie meinte: Die sind total unökologisch.

00:06:19: Kauft doch bitte Glasflaschen.

00:06:20: Und ich hab zu Hause gefühlt 200 solche Fahrrad-Flaschen stehen.

00:06:24: Ja, was mache ich denn mit denen?

00:06:26: Du hast vollkommen recht.

00:06:27: Ich werde es nicht wegschmeißen. Die halten ewig.

00:06:29: Aber ich werde beschimpft, getadelt,

00:06:32: wenn ich das Zeug weiterhin verwende.

00:06:33: Wie verhalte ich mich da denn richtig?

00:06:35: Ich glaube, da muss man drüberstehen.

00:06:37: Also ich erlebe das eigentlich seit meiner Shopping-Diät,

00:06:41: die inzwischen absurde neun Jahre her ist,

00:06:43: sehr, sehr oft, dass Leute sagen:

00:06:45: „Ah so, Hose aus Plastik“ oder „Ah, du hast Nikes an“ usw.

00:06:49: Und das ist so… Ja okay.

00:06:50: Diese Nikes habe ich um 10 Euro Second Hand gekauft.

00:06:53: Sind es Nikes. Nein, es sind Pumas. Hoppala.

00:06:55: Aber dieses Shaming, es bringt einfach auch gar nichts.

00:06:57: Ich habe noch nicht eine Person erlebt,

00:07:00: die durch Shaming ihre Konsumverhalten verändert hätte,

00:07:03: weil sie sich jetzt so schlecht gefühlt hat.

00:07:05: Also nicht eine.

00:07:07: Gehen wir jetzt zurück in die 80er.

00:07:08: Ich glaube nicht eine Frau hat keinen Pelz mehr getragen,

00:07:10: weil ihr Pelz angesprayt wurde.

00:07:12: Mehr aus Angst um den Pelz,

00:07:13: aber nicht, weil sie die Tierquälerei dahinter verstanden hat.

00:07:16: Ich denke, da muss man wirklich konsequent stur sagen:

00:07:21: Okay. Das ist meine Entscheidung.

00:07:23: Das ist meine Konsumentscheidung.

00:07:24: Und den Weg gehe ich.

00:07:26: Und bei den Plastikflaschen...

00:07:27: Das Einzige, wo ich mir manchmal denke,

00:07:29: da ist Glas schon gescheiter, ist,

00:07:32: wenn du heiße Sachen einfüllst.

00:07:34: Weil da vertraue ich dem nicht so ganz,

00:07:35: was das Plastik da dann abgeben kann.

00:07:38: Aber eine Wasserflasche aus Plastik,

00:07:40: die du immer wieder anfüllst...

00:07:41: Wo ist das Problem?

00:07:42: Vorallem, die hält ja auch ewig.

00:07:44: Das ist genau das Problem,

00:07:46: dass das Plastik ewig hält.

00:07:47: Ja, genau. Das ist das Problem.

00:07:49: Nur wenn man es schon hat, was damit tun.

00:07:51: Trotzdem ist es so. Wir wollen alle entsprechen.

00:07:54: Wir wollen alle ein sauberes Leben leben.

00:07:56: Wir wollen alle gelobt werden.

00:07:57: Gerade von den Menschen,

00:07:58: die quasi das Etikett „Die sind die Guten“ tragen.

00:08:03: Wie kann ich mich denn verhalten?

00:08:04: Was kann ich für Lehren aus diesen Büchern ziehen,

00:08:07: um dann quasi gelobt zu werden,

00:08:09: um das Gefühl zu haben, zu den Guten zu gehören.

00:08:12: Das Buch ist kein Ratgeber-Buch.

00:08:14: Das Buch ist kein Buch, wo ich sage:

00:08:17: Das sind die 10 Tipps.

00:08:18: Und daran musst du dich halten und dann konsumierst du gut.

00:08:21: Sondern mir geht es darum,

00:08:22: dass die Leute anfangen nachzudenken.

00:08:24: Und wirklich...

00:08:25: Ich glaube, irgendwo ist immer ein Kapitel dabei,

00:08:27: wo man sich besonders abgeholt fühlt.

00:08:29: Sei es das Shaming.

00:08:30: Sei es die Tatsache, dass dieses Ressourcen anschaffen

00:08:35: eigentlich biologisch in uns drinnen ist.

00:08:37: Das heißt, wir müssen eigentlich auch akzeptieren,

00:08:39: dass wir in diesem Wunsch nach Reduktion

00:08:42: eigentlich in einem permanenten Kampf sind.

00:08:44: Ich möchte zum Nachdenken anregen. Ich möchte...

00:08:46: Auch das Loben fällt mir schwer, muss ich ehrlich sagen.

00:08:49: Weil es ist die Entscheidung jeder einzelnen Person.

00:08:51: Gitsch. Du hast gesagt,

00:08:52: du hast das Buch mit großem Vergnügen,

00:08:54: mit großer Freude gelesen.

00:08:55: Wo hast du dich denn so besonders abgeholt gefühlt?

00:08:58: Ja, Tom, für mich war besonders erfreulich...

00:09:01: Die Nunu setzt sich jetzt schon so lang mit dem Thema auseinander.

00:09:03: Und ich setze mich lange mit dem Thema auseinander.

00:09:06: Und ich glaube eben genau das, was wir jetzt besprochen haben,

00:09:08: dieses Shaming, dieses quasi etwas schlecht machen...

00:09:11: Wir leben alle in einem System,

00:09:13: in dem man nicht nur gute Entscheidungen treffen kann.

00:09:15: Und diese Motivation, dass man sagt,

00:09:18: jede Entscheidung kann trotzdem eine gute sein,

00:09:20: auch wenn ich vielleicht daneben eine treffe -

00:09:22: wenn ich jetzt mit dem Auto da bin,

00:09:24: aber dafür esse ich dann das vegetarische Mittagessen -,

00:09:27: ist es trotzdem eine gute Entscheidung

00:09:29: und es macht diese Entscheidung nicht schlechter.

00:09:31: Das heißt, es war einerseits dieser ganz positive Zugang,

00:09:34: der mich gut abgeholt hat.

00:09:38: Und was ich spannend gefunden habe,

00:09:40: waren auch die Beispiele rund um die Werbung.

00:09:42: Also das war eher was, wo ich sozusagen wieder erschrocken war.

00:09:45: Wie wenig - und das würde mich auch interessieren -,

00:09:47: wie sehr wir eigentlich unsere Kaufentscheidungen

00:09:49: überhaupt noch selber treffen.

00:09:50: Du hast ein Beispiel, in dem Buch drinnen,

00:09:53: dass ein Supermarkt in Amerika

00:09:57: seine Einkaufswagen-Größe verdoppelt hat.

00:10:00: Und das hat ohne andere Maßnahmen dazu geführt,

00:10:03: dass die Kunden um 19 Prozent mehr gekauft haben.

00:10:07: Bei solchen Beispielen reißt es mich.

00:10:11: Ich freue mich, dass ich so ein gutes Beispiel lese.

00:10:13: Aber die Frage an dich:

00:10:15: Sind wir eigentlich noch Herr unserer Konsumentscheidungen?

00:10:18: Das ist mir beim Schreiben auch wahnsinnig schwergefallen.

00:10:20: Die Frage nach dem freien Willen.

00:10:23: Weil du bist glaub ich nirgends,

00:10:25: auch ohne irgendeine Mitgliedskarte,

00:10:27: derartig gläserner Mensch wie im Supermarkt.

00:10:30: Da gibt's Studien und Untersuchungen noch und nöcher.

00:10:34: Da ist die Temperatur geregelt, da ist das Licht geregelt.

00:10:37: Da wird dafür gesorgt,

00:10:38: dass auf den Äpfeln ein paar nasse Spritzer sind,

00:10:40: damit sie frischer ausschauen,

00:10:41: obwohl sie eigentlich schon acht Monate alt sind.

00:10:42: Was keiner weiß.

00:10:44: Da ist gesorgt: Was hängt in Augenhöhe?

00:10:47: Was hängt drüber? Was hängt drunter? Und so weiter.

00:10:50: Da sind wir wirklich extremst, extremst durchuntersucht.

00:10:54: Und da wirkt wahnsinnig viel ins Unterbewusste ein.

00:10:57: Ich meine, das macht Werbung seit 100 Jahren,

00:10:59: dass sie ins Unterbewusste einwirkt.

00:11:01: Es ist auch diese ganz klassische Kosmetik-Werbung.

00:11:03: Dieses: „Uh, du hast Falten. Uh, du hast Cellulite.

00:11:06: Du führst jetzt leider kein erfolgreiches Leben.“

00:11:07: Das hängt definitiv zusammen.

00:11:09: „Schau! Ich habe die Lösung für dich da.

00:11:10: Nimm diese Creme und dann führst du das glücklichste Leben überhaupt.“

00:11:14: Das ist der Einser-Schmäh seit 100 Jahren,

00:11:16: was Werbung angeht.

00:11:18: Und das wirkt ja auch ins Unterbewusste ein.

00:11:20: Deswegen fällt mir eben diese Frage

00:11:22: nach dem freien Willen zu beantworten wirklich, wirklich schwer.

00:11:25: Weil was ist eigentlich freier Wille?

00:11:27: Wie sehr können wir es steuern?

00:11:28: Das heißt, es wird uns ein Defizit eingeredet,

00:11:30: um das dann gleich wieder zu stopfen.

00:11:33: Genau.

00:11:34: Ich bin einmal mit Christian Mikunda,

00:11:35: einem Marketing-Guru aus Österreich

00:11:38: durch den Meinl am Graben durchgegangen.

00:11:41: Und der hat uns erklärt,

00:11:42: warum dort die Milchbar nicht funktioniert.

00:11:45: Weil der Kaffee und der Käse einander gegenübergestanden sind.

00:11:48: Das war einfach ein planerischer Fehler.

00:11:49: Weil sich die Gerüche gegenseitig aufgehoben haben.

00:11:51: Oder warum dort ein Brunnen beim Gemüse vor sich hinplätschert.

00:11:55: Weil das Frische suggeriert.

00:11:57: Aber die Frage ist:

00:11:58: Wollen wir nicht auch genau diese Bilder

00:12:01: aus einer archaischen Vergangenheit haben.

00:12:03: Dass dort, wo das Wasser fließt,

00:12:05: das Gemüse frisch und grün ist?

00:12:06: Also ist das nur schlecht,

00:12:08: dass wir uns quasi auch schöne Bilder

00:12:10: beim Kaufen mitkaufen, schöne Erlebnisse?

00:12:12: Das ist nichts, was man bewerten sollte.

00:12:15: Sondern, natürlich, wir haben alle

00:12:16: einen ästhetischen Anspruch in uns.

00:12:18: Manche mehr, manche weniger.

00:12:20: Es wird dann, finde ich kritisch,

00:12:23: wenn es dazu genutzt wird,

00:12:24: noch mehr zu verkaufen, als man eigentlich braucht.

00:12:27: Also das halte ich für ein ganz wichtiges Stichwort.

00:12:29: Wir Über-Konsumieren schlicht und einfach.

00:12:31: Die doppelt so großen Einkaufswagen…

00:12:33: Die doppelt so großen Einkaufswagen.

00:12:34: Aber auch dieses „hungrig in den Supermarkt“

00:12:37: ist auch das beste Beispiel.

00:12:39: Also was ich da schon mit Blödsinn raus spaziert bin.

00:12:40: Nicht so gesund.

00:12:42: Aber ich glaube eher, dass es ganz wichtig ist,

00:12:46: dass man da wirklich drauf schaut,

00:12:47: was für Bilder sind es.

00:12:49: Weil das natürlich extrem auch

00:12:52: in eine Greenwashing Richtung geht.

00:12:53: Und da bin ich leider Gottes

00:12:55: wirklich völlig allergisch dagegen.

00:12:56: Die die Kuh auf der Weide, die tot gestreichelt wird,

00:12:58: hat nichts damit zu tun mit dem Stück Fleisch,

00:13:01: das wir meistens am Teller liegen haben.

00:13:03: Aber genau da mangelt es an Transparenz.

00:13:05: Und da erwarte ich mir dann doch eine Handlungsanleitung

00:13:08: für mich als mündige Konsumentinnen und Konsumenten.

00:13:11: Wie erkenne ich denn das Greenwashing

00:13:13: und wie erkenne ich denn diejenigen,

00:13:15: die es ehrlich meinen?

00:13:16: Ich erwarte mir da ehrlich gesagt nicht

00:13:17: die Handlungsanleitung für Konsumentinnen,

00:13:19: damit diese Holschuld an Information haben.

00:13:21: Ich erwarte schlicht und einfach,

00:13:23: dass die Unternehmen das nicht mehr machen.

00:13:24: Und ich erwarte mir,

00:13:25: dass die Unternehmen und die großen Konzerne

00:13:27: sich ihrer Verantwortung wieder bewusst werden.

00:13:31: Weil irgendwann, das war am Anfang,

00:13:34: hab ich dieses Spiel auch munter mitgespielt.

00:13:35: Mit deiner Geldbörse hast du die Macht.

00:13:38: Und jede Kaufentscheidung ist eine politische.

00:13:39: Und du kannst damit die Welt ändern.

00:13:41: Irgendwann hat mir ein Konzern

00:13:42: genau das als Werbe-Claim entgegengerufen.

00:13:45: Und da hab ich mir gedacht: Moment mal.

00:13:46: Jetzt wird es ein bisschen neoliberal. Jetzt hat’s was.

00:13:48: Dass das inzwischen sogar schon aus Marketinggründen ausgenutzt wird,

00:13:53: dass die Verantwortung abgegeben wird,

00:13:55: dass der Riesenkonzern, der an Riesen-Hebeln sitzt,

00:13:58: dem einzelnen Konsumenten und der einzelnen Konsumentin sagt:

00:14:00: Du kannst die Welt ändern.

00:14:02: Da hängt es mich leider aus.

00:14:04: Also das sehe ich halt schon sehr anders.

00:14:07: Wie verändern wir diese Konzerne?

00:14:09: Das ist ein Thema, das mich wirklich beschäftigt.

00:14:11: Einerseits sprechen wir auch immer wieder drüber,

00:14:14: wie viele Verbote darf es geben?

00:14:16: Auf der anderen Seite eben das Beispiel mit dem Einkaufswagen.

00:14:19: Wir, der Konsument, der sieht es nicht.

00:14:22: Der kann auch nicht.

00:14:23: Selbst wenn es die größte Transparenz geben würde,

00:14:25: sind die Systeme dahinter zu komplex.

00:14:27: Die Lieferketten-Verantwortung.

00:14:29: Das ist sehr, sehr komplex,

00:14:31: wenn es einmal bei dem Fabrikstor aufhört.

00:14:33: Wo würdest du da ansetzen?

00:14:35: Ich finde, dass die Antwort sehr auf der Hand liegt.

00:14:37: Die Politik sollte wieder mal in ihre Verantwortung kommen.

00:14:40: Und da muss einfach wirklich eine...

00:14:43: Da müssen strengere Rahmenbedingungen gegeben werden.

00:14:47: Also ich kenne es aus meiner Kampagnenarbeit.

00:14:49: Und du wirst es genauso kennen von früher.

00:14:51: Wie unfassbar die Wirtschaft und die Politik

00:14:55: teilweise mit bestimmten Themen miteinander Pingpong spielen.

00:14:58: Oder auch schon die einzelnen Ministerien.

00:15:00: Also ich kann mich erinnern, das war ewig her,

00:15:03: bei Global 2000 war das damals noch.

00:15:05: Da ging es um einen Aktionsplan Nachhaltigkeit oder so.

00:15:10: Und der ist einfach

00:15:11: zwischen zwei unterschiedlich gefärbten Ministerien

00:15:13: hin und her geschossen worden.

00:15:15: Und du bist danebengestanden und hast gedacht:

00:15:16: Es geht nichts weiter.

00:15:18: Und da sehe ich einfach wirklich...

00:15:20: Da muss die Politik einfach viel, viel strenger ins Feld fahren

00:15:25: und darf sich nicht mehr von der Wirtschaft gängeln lassen.

00:15:28: Es tut mir leid.

00:15:29: Du hast ja selber gesagt, die spielen Pingpong.

00:15:32: Sei es zwischen Ministerien,

00:15:33: zwischen der Wirtschaft und der Politik.

00:15:35: Wir als Konsumenten, Konsumentinnen sitzen da und denken uns:

00:15:38: Ich pack das irgendwie nicht.

00:15:40: Aber was kann ich denn tun?

00:15:42: Was kann ich als bewusster Staatsbürger, Staatsbürgerin tun,

00:15:45: damit dieses Ping-Pong nicht weiter funktioniert?

00:15:47: Also wenn wir jetzt reinen Konsum ansprechen,

00:15:49: dann gilt das natürlich.

00:15:51: Dann hat das eine absolute Wahrheit.

00:15:54: Die Tatsache, dass jede Konsum-Handlung von dir

00:15:56: eine politische Handlung ist.

00:15:57: Das heißt, du kannst entscheiden,

00:15:59: in welches System du einzahlst.

00:16:01: Und du kannst entscheiden,

00:16:02: bestellst du jetzt bei Amazon

00:16:04: oder bestellst du jetzt bei einem kleinen Online-Shop,

00:16:05: der in Wien aus einem Hinterhof heraus agiert.

00:16:08: Wobei Apple hat auch aus einem Hinterhof angefangen.

00:16:10: Das zweite, was ich einfach sehr, sehr wichtig finde:

00:16:12: Ich beobachte seit Jahren,

00:16:13: dass Leute sich immer stärker

00:16:15: selbst nur als Konsument und Konsumentin identifizieren.

00:16:18: Und das geht Hand in Hand eigentlich mit einer Entpolitisierung.

00:16:22: Und wir haben aber eine politische Stimme.

00:16:24: Und diese Stimme ist weitaus mehr,

00:16:26: als nur einmal alle paar Jahre

00:16:27: ein Kreuzerl bei einer Wahl zu machen.

00:16:29: Wir können politisch agieren.

00:16:30: Wir können im nächsten Umfeld agieren.

00:16:32: Wir haben eine Stimme als Bürger,

00:16:33: wir haben eine Stimme als Nachbar oder Nachbarin

00:16:35: und können da stärker im Netzwerk denken beispielsweise.

00:16:39: Was ja auch wiederum sofort zu einer Ökologisierung führen kann.

00:16:43: Ja, ich finde, wir müssen aufhören,

00:16:45: dem Konsum so eine Macht zu geben,

00:16:48: sagt die ehemalige Konsumenten-Sprecherin.

00:16:51: Aber ja, ich sehe es so.

00:16:53: Gitsch. Wie könnte das funktionieren?

00:16:55: Naja, wir sehen es im Bereich der Energie.

00:16:58: Es ist ja etwas Ähnliches.

00:16:59: Also Energie ist jetzt vielleicht nicht so ein Produkt,

00:17:01: das so schön ausgeschildert wird im Supermarkt,

00:17:04: aber es ist ja auch etwas,

00:17:05: wo man eine bewusste Kaufentscheidung trifft.

00:17:06: Und jetzt gibt's die oekostrom AG seit über 20 Jahren.

00:17:09: Und es gab immer schon Vorreiter, die gesagt haben:

00:17:11: Mir ist es wichtig und ich kaufe jetzt den Strom,

00:17:14: wo ich genau weiß, wo er herkommt.

00:17:15: Mit der Zeit haben wir sehr stark vorangetrieben,

00:17:18: dass ist sowas wie eine verpflichtende Kennzeichnung gibt.

00:17:21: Und das ist etwas, wo ich auch beim Konsum glaube,

00:17:24: dass das ein Schlüssel sein kann.

00:17:25: Weil ich glaube, dass man den Konsumenten überfordert,

00:17:28: wenn man ihm da wirklich Entscheidungen zuschreibt,

00:17:31: die es so einfach nicht treffen kann.

00:17:32: Im Endeffekt ist es dann das bunte Bild

00:17:34: und das ist dann die Werbung

00:17:35: und das ist dann der Preis natürlich auch,

00:17:37: der natürlich einen riesigen Unterschied macht.

00:17:38: Das heißt, ich glaube, es braucht einfach Rahmenbedingungen

00:17:41: und dazu gehört Kennzeichnung.

00:17:43: Dazu gehört auch eine Preis-Wahrheit, eine Kostenwahrheit.

00:17:47: Dass einfach der verschmutzte Fluss in China

00:17:49: sich dann auch wieder auf den Preis auswirkt.

00:17:51: Weil dann werden die Menschen auch anders entscheiden.

00:17:53: Ein Lieferketten-Gesetz, eine ökosoziale Steuerreform,

00:17:56: eine CO2-Steuer, die eben auch zu Preis-Wahrheit führen würde,

00:18:01: ich tippe auch wird.

00:18:03: Vielleicht gleich zu dem Lieferketten-Gesetz.

00:18:05: Weil das ist ja etwas,

00:18:06: was im Sommer jetzt auch in den Medien war,

00:18:08: das von der EU vorangetrieben wird.

00:18:11: Es geht darum, dass die Firmen

00:18:14: nicht nur für ihr Produkt in ihrem direkten,

00:18:17: quasi in ihren Fabrikstoren Verantwortung übernehmen müssen,

00:18:20: sondern für die gesamte Lieferkette,

00:18:22: also auch die Lieferanten davor.

00:18:24: Und das ist natürlich ein sehr spannender Zugang,

00:18:27: dass man sagt: Ich bewerte nicht nur das,

00:18:29: wo du selbst Hand anlegst,

00:18:31: sondern auch für das, was du kaufst.

00:18:33: Jetzt ist Deutschland vorgeprescht

00:18:34: und hat eine eigene Gesetzgebung dazu gemacht.

00:18:37: Wie schätzt du die Situation in Österreich ein?

00:18:39: Wird es was verändern? Wird das verbessert?

00:18:41: Wie schätzt du ein,

00:18:42: wird sich das Thema in Österreich entwickeln?

00:18:44: Das Ding muss auf EU-Ebene gespielt werden,

00:18:46: damit das überhaupt irgendeinen Impact haben kann.

00:18:48: Weil Österreich als Markt ist zu klein,

00:18:52: dass große Unternehmen jetzt nur für Österreich

00:18:55: plötzlich die Transparenz zeigen.

00:18:57: Da sehe ich ganz, ganz stark die EU auch wirklich im Auftrag.

00:19:00: Aber die Käfig-Eier, Nunu, das war Österreich.

00:19:03: Die Käfig-Eier ist ein viel, viel kleineres Thema

00:19:06: als das T-Shirt aus China.

00:19:07: Sorry, da ist einfach die Lieferkette viel, viel geringer.

00:19:10: Ich kann mich erinnern aus der Greenpeace Kampagnenarbeit.

00:19:13: Da haben wir ja auch mit großen Textilern gesprochen.

00:19:16: Und die Detox-Kampagne hat daraus bestanden,

00:19:18: dass wir gesagt haben:

00:19:19: Hey, wir wollen nicht wissen,

00:19:20: wer eure Lieferanten oder eure Produzenten sind.

00:19:22: Wir wollen nur deren Abwasserdaten.

00:19:25: Das muss transparent werden.

00:19:26: Und die haben uns teilweise nicht mal

00:19:28: ihre Sub-Lieferanten nennen können.

00:19:30: Die waren völlig überfordert.

00:19:31: Da braucht es wirklich ein globales Umdenken in Wahrheit.

00:19:34: Da wird Österreich alleine nicht ausreichen.

00:19:37: Ist dieses Bewusstsein schon vorhanden?

00:19:39: Hast du das Gefühl,

00:19:40: dass sich da vom Mind-Set her etwas ändert?

00:19:42: Ich glaube, dass es auf vielen Ebenen ein Bewusstsein gibt.

00:19:46: Ich glaube, dass vor allem Unternehmen,

00:19:48: die jetzt starten, wissen, dass sie schon gar nicht...

00:19:50: Also ohne das geht es schon gar nicht mehr.

00:19:53: Ich glaube, dass auch Corona da

00:19:55: ein starkes Umdenken gebracht hat.

00:19:56: Und ich finde auch die Suez-Kanal Blockade

00:19:59: sollte man da nicht unterschätzen.

00:20:01: Weil die hat extreme Verzögerungen gebracht.

00:20:03: Und damit einfach ein Licht,

00:20:05: also einen Scheinwerfer dorthin gezeigt,

00:20:07: wo man normalerweise nicht hinschaut.

00:20:09: Weil wer denkt darüber nach,

00:20:10: dass keine Baumaterialien geliefert werden können?

00:20:12: Das kommt nicht in unseren Köpfen vor.

00:20:14: Ich glaube aber schon, dass es weiterhin

00:20:17: sehr, sehr, sehr viele besonders große Unternehmen geben wird,

00:20:21: die schauen, wie sie zwar grün kommunizieren können,

00:20:25: aber sich irgendwie herumlavieren.

00:20:27: Also die es halt nicht rasend ernst meinen werden.

00:20:30: Stichwort Corona.

00:20:31: Was hat Corona denn geändert am Bewusstsein

00:20:34: der Konsumenten und Konsumentinnen für Lieferketten,

00:20:37: für Warenströme, für Konsum im Allgemeinen?

00:20:40: Ja, da muss ich hier ein bisschen ausholen.

00:20:41: Es war diese berühmte allererste Pressekonferenz,

00:20:44: wo es geheißen hat: So ab Montag ist alles zu.

00:20:47: Ich war damals in einer relativ sicheren Situation.

00:20:50: Damals war vielen klar, sie kommen jetzt auf das AMS.

00:20:53: Ich war gerade in Bildungskarenz und hab gewusst,

00:20:57: für mich ändert sich finanziell usw. nichts.

00:20:59: Bin aber heulend zu Hause gesessen,

00:21:01: weil ich einfach in meinem Freundeskreis

00:21:03: sehr viele Freiberufler habe.

00:21:05: Sehr viele Leute, die ihren eigenen Laden aufgemacht haben.

00:21:08: Design, Kunst, Kultur usw.

00:21:10: Ich bin einfach mit einem sehr großen Helferkomplex ausgestattet.

00:21:12: Danke Mami.

00:21:14: Und hab eben in einer kompletten Spontan-Aktion geposted:

00:21:19: Leute, ich räume meine Webseite leer.

00:21:20: Schickt mir eure Online-Shops,

00:21:23: wenn ihr kontaktfrei liefern könnt.

00:21:24: Und vor allem bitte, bitte schauen wir, verhindern wir,

00:21:26: dass jetzt der größte Sieger der Krise Amazon ist.

00:21:29: Sondern schaut einfach, dass ihr hier irgendwo bestellen könnt.

00:21:32: Und das hat eingeschlagen,

00:21:33: dass mir selber die Ohren geschlackert haben.

00:21:34: Und da hab ich schon gemerkt, dass gerade das Thema

00:21:37: Regionalisierung und regional ist ein Riesenthema

00:21:40: und hat für ein viel, viel größeres Bewusstsein gesorgt.

00:21:43: Am Anfang gab's ja auch dieses Thema:

00:21:45: Wir kriegen keine Masken, wir kriegen kein OP-Gewand.

00:21:47: Das wird alles außerhalb der EU produziert.

00:21:49: Da ist etwas losgegangen.

00:21:51: Das hab ich schon gemerkt.

00:21:52: Man kann es in zwei Gruppen einteilen.

00:21:54: Es gab die eine Gruppe, die wirklich begonnen hat,

00:21:55: alles zu hinterfragen und ihre Wohnung auszumisten

00:21:58: und zu überlegen, was sie wirklich brauchen.

00:22:00: Die wirklich so ganz stark gespürt haben,

00:22:02: sie sind jetzt zurückgehaut aufs ganz, ganz Ursprüngliche.

00:22:06: Und dann gab es die Gruppe, die sich,

00:22:08: kaum haben die Geschäfte wieder aufgemacht,

00:22:10: beim Zara angestellt haben,

00:22:11: weil sie einfach dieses Gefühl des Shoppen-Gehens

00:22:15: mit Normalität verbunden haben.

00:22:17: Die das einfach haben wollten,

00:22:18: damit sich wieder irgendetwas normal anfühlt.

00:22:20: Also die zwei Gruppen sind, glaube ich, beide größer geworden.

00:22:23: Du hast dann diese Website gemacht,

00:22:25: wo du zuerst deine Freunde, Bekannten eingeladen hast,

00:22:30: quasi sich dem Markt -

00:22:31: wer auch immer das sein mag -

00:22:32: wieder zu präsentieren.

00:22:33: Das heißt, du hast Kaufhaus Österreich gemacht?

00:22:35: Das bessere.

00:22:38: Also ich war wirklich,

00:22:40: wie Kaufhaus Österreich rausgekommen ist,

00:22:42: war ich kurz davor, denen ein Dankes-Karterl zu schicken.

00:22:44: Weil ich hab Zugriffe auf meine Seite gehabt, das war absurd.

00:22:47: Ich fand es wahnsinnig enttäuschend,

00:22:49: was die aufgeführt haben.

00:22:50: Wirklich wahnsinnig enttäuschend.

00:22:51: Ich war am Anfang auch eingeladen in diesen -

00:22:53: sie haben es Entwicklungsprozess genannt.

00:22:55: In Wahrheit haben sie uns halt gezeigt,

00:22:56: was sie machen werden.

00:22:57: Und wir haben ihnen gesagt:

00:22:58: Leute, das ist so ein Schwachsinn, das gibt's schon.

00:23:00: Sie haben nicht auf uns gehört.

00:23:01: Ich wurde auch gefragt,

00:23:02: ob ich quasi das Kaufhaus Österreich unterstütze.

00:23:04: Und noch bevor es rausgekommen ist,

00:23:06: habe ich wahnsinnig gestritten mit denen

00:23:08: und gesagt: Sorry, mache ich nicht. Tut mir leid.

00:23:10: Das ist einfach so dermaßen mies

00:23:12: auch in der Kommunikation mit uns Betroffenen abgelaufen.

00:23:14: Nope.

00:23:15: Dass es dann so schlecht wird.

00:23:17: Und dass die Suchfunktion so unfassbar grottig wird.

00:23:20: Das konnte ich nicht einmal wissen.

00:23:24: Aber es war wirklich erschreckend,

00:23:25: weil da ist so dermaßen viel Steuergeld reingegangen.

00:23:27: Ich hab meine Seite, die genau das gleiche konnte, -

00:23:30: ja, die Suchfunktion funktioniert, juhuu -

00:23:34: nur mit Spenden aufgebaut.

00:23:36: Und die Spenden hätte ich in Wahrheit gar nicht gebraucht.

00:23:38: Die hab ich aus schlechtem Gewissen gesammelt,

00:23:40: weil mir so viele Leute geholfen hatten

00:23:41: und ich was zurückgeben wollte.

00:23:43: Braucht's Kaufhaus Österreich

00:23:45: oder braucht es solche Initiativen?

00:23:47: Und ich bin der Meinung: Ja.

00:23:49: Ich bin der Meinung,

00:23:50: dass wir das Rad der Zeit nicht zurückdrehen können.

00:23:53: Der Online-Handel ist einmal extrem praktisch,

00:23:56: extrem zeitgemäß.

00:23:58: Weil wir wollen einfach...wir treffen unsere...

00:24:00: Das ist wirklich sehr angenehm.

00:24:01: Ich kann zwischendurch,

00:24:02: wenn ich mal Zeit habe, mich um das kümmern,

00:24:04: was ich vielleicht vergessen habe, einzukaufen.

00:24:06: Also ich glaube, das hat einen Komfort für die Menschen,

00:24:09: den werden sie sich nicht mehr nehmen lassen.

00:24:12: Der ist einfach da.

00:24:13: Und jetzt geht es darum, wie kann es ausgestaltet werden,

00:24:17: dass diese Art von Konsum nicht total in die falsche Richtung läuft.

00:24:21: Und mit total in die falsche Richtung laufen

00:24:23: ist natürlich auch rein globaler, ungesteuerte Handel.

00:24:27: Das heißt natürlich auch:

00:24:28: Wohin werden die Steuern bezahlt von solchen Systemen.

00:24:31: Das gehört jetzt einfach in ordentliche Bahnen gelenkt.

00:24:33: Ob da deine Seite helfen kann? Wahrscheinlich.

00:24:36: Ob Kaufhaus Österreich dabei hilft? Eher nicht.

00:24:40: Aber ich glaube in die Richtung muss schon was passieren.

00:24:43: Ich würde da gerne noch einen Satz dazu sagen,

00:24:45: und zwar, warum ich da jetzt doch noch das sehr ausgebreitet habe.

00:24:50: Es ist ein wahnsinnig bitteres Gefühl.

00:24:55: Also wir alle kennen das seit Jahren,

00:24:57: dass wir gerne mal an der Arbeit der Politiker herumkritisieren

00:24:59: und sagen: Die haben ja keine Ahnung und so weiter

00:25:01: und so weltfremd und wissen ja nicht.

00:25:04: Aber wirklich zu beweisen, dass man's besser kann.

00:25:08: Und zwar in drei Tagen Arbeit.

00:25:11: Das ist ein unglaublich frustrierendes Gefühl in Wahrheit.

00:25:14: Das ist sehr, sehr, sehr, sehr bitter.

00:25:16: Aber ist das nicht auch ein Erfolgserlebnis?

00:25:19: Wenn du sagst: Hey, ich kann das auch.

00:25:21: Ihr braucht viel Kohle, viel Men und Women Power.

00:25:24: Und ich mache das „klack“.

00:25:25: Ja, aber ihr seid diejenigen,

00:25:27: die sich eigentlich darum kümmern sollten,

00:25:28: dass sie unseren Staat verwalten,

00:25:30: dass ihr uns alle verwaltet,

00:25:31: dass ihr auf unsere Sozialsystem schaut.

00:25:32: Das ist nicht meine Aufgabe.

00:25:34: Und deswegen finde ich es sehr bitter.

00:25:36: Aber der Staat ist nicht der bessere Unternehmer.

00:25:38: Ich glaube, das hat es wieder mehr gut bewiesen.

00:25:40: Ja.

00:25:41: Und so weit bin auch ich liberal in meinen Gedanken.

00:25:44: Ich glaube, der Staat ist gut dabei beraten,

00:25:46: wenn er sozusagen reguliert,

00:25:48: wenn er schaut, in welche Richtung läuft.

00:25:51: Aber es zu tun

00:25:52: ist aus meiner Sicht nicht Aufgabe des Staats.

00:25:54: Nein.

00:25:55: Aber die Aufgaben wären ganz andere gewesen

00:25:56: für die Politik in diesem Moment.

00:25:59: Die Aufgaben wären gewesen,

00:26:00: endlich einmal für eine Digitalsteuer zu sorgen,

00:26:04: die einfach für einen Fair-Level

00:26:07: der österreichischen Unternehmer mit Amazon sorgt.

00:26:10: Und dass diese Steuerschlupflöcher geschlossen werden.

00:26:12: Das wäre der Job gewesen.

00:26:14: Oder sich anzuschauen:

00:26:15: Wie kann man österreichischen Unternehmen mit der staatsnahen Post

00:26:19: beispielsweise da Erleichterungen verschaffen?

00:26:22: Das wäre sehr wohl Aufgabe der Politik gewesen.

00:26:24: Ganz, ganz heftig sogar.

00:26:25: Absolut Nunu. Aber wie?

00:26:27: Vielleicht lasst uns es zurückbringen auf die,

00:26:30: die uns zuhören oder zusehen heute.

00:26:32: Was kann jetzt wieder der Konsument, die Konsumentin,

00:26:36: der Bürger, die Bürgerin tun,

00:26:38: damit der Staat wieder

00:26:40: an seine eigentlichen Aufgaben erinnert wird?

00:26:42: Im eigenen Konsumverhalten

00:26:44: immer die möglichst individuell beste Entscheidung treffen.

00:26:46: Und wenn die beste Entscheidung

00:26:47: eine Bestellung bei Amazon ist,

00:26:49: weil du das Krempel einfach nirgendwo anders bekommst...

00:26:52: Ich meine, so gehts mir auch ein-, zweimal im Jahr...

00:26:55: dann ist das eben so.

00:26:57: Aber eben auch laut sein.

00:26:59: Also ich wünsch mir einfach eine viel stärkere,

00:27:03: viel lautere Zivilgesellschaft,

00:27:06: die viel stärker einfordert,

00:27:09: wie sie eigentlich leben möchte.

00:27:11: Ich sage jetzt etwas ganz Böses.

00:27:13: Wir leben alle drei

00:27:15: in einer doch recht symbiotischen ähnlichen Bubble.

00:27:19: Uns geht's gut.

00:27:20: Wir können so auch von unserem Standing her

00:27:23: uns leisten zu sagen:

00:27:24: Ich kaufe jetzt ein Jahr lang keine Mode,

00:27:25: keine neue Mode.

00:27:27: Na, sag das mal einer 14 jährigen,

00:27:29: die in eine Brennpunktschule geht,

00:27:30: dass sie nichts Neues kaufen darf,

00:27:31: dass sie irgendwie Secondhand Ware tragen muss.

00:27:34: Sag das Leuten,

00:27:36: die ihr komplettes Selbstbewusstsein

00:27:38: aus dem Besitz von neuen Konsumartikel haben.

00:27:40: In unserer Welt ist es doch ganz einfach.

00:27:43: Aber wie erreichst du die breite Masse,

00:27:45: die eben in einer anderen Blase leben,

00:27:47: in der viel größeren?

00:27:48: Da hab ich mehrere Zugänge in meinem Kopf dazu.

00:27:50: Erstens einmal ist es wieder dieser Punkt:

00:27:52: Mit Shaming erreichst du schon mal gar nichts.

00:27:54: Das ist sinnlos.

00:27:55: Die wirst du nicht abholen.

00:27:57: Der zweite Punkt ist:

00:27:59: Ich finde es ganz, ganz schwierig zu sagen:

00:28:01: Ja, die breitere Masse.

00:28:02: Ich meine, ja, es geht uns...

00:28:03: im Verhältnis sind wir ökonomisch relativ gut gestellt.

00:28:07: Und sehr, sehr vielen gehts da schlechter.

00:28:10: Das sind aber die, die automatisch

00:28:12: einen kleineren ökologischen Fußabdruck haben.

00:28:14: D.h. denen muss man da gar nicht

00:28:15: ein besseres Verhalten vorwerfen.

00:28:17: Lieber mal vor der eigenen Tür kehren.

00:28:18: Das halte ich einmal für ganz wichtig.

00:28:20: Ich hab auch im Buch mit einem Verhaltensbiologen geredet.

00:28:24: Und hab mit ihm auch über das Thema Trends geredet.

00:28:26: Also Trends setzen auch

00:28:30: ganz, ganz oben im Luxus-Bereich an

00:28:32: und mäandern sich quasi durch.

00:28:34: Also der hat es damals zusammengefasst:

00:28:36: Es hat Zeiten gegeben, da war der Einser-BMW

00:28:39: so das super Zweit-Auto für die Top-Reichen.

00:28:42: Und jetzt ist es sogar zu klein für die Ottakringer Straße.

00:28:45: Und so. Eben, solche Trends mäandern sich durch.

00:28:48: Und ich sehe schon eine sehr starke Bewegung,

00:28:50: dass einfach echte anständige Nachhaltigkeit

00:28:53: sich in diesem hochpreisigen Luxus-Bereich momentan ansiedelt.

00:28:56: Und das wird dann erstrebenswert.

00:28:59: Und ich bin da schon optimistisch,

00:29:01: dass sich das dann auch durch mäandert und automatisch...

00:29:03: Es muss cool werden.

00:29:04: Und ich glaube auch, es wird cool werden.

00:29:06: Aber von was für Zeitläufen reden wir da?

00:29:09: Das kann ich dir nicht beantworten.

00:29:10: Also ich weiß, dass jetzt schon...

00:29:12: Zum Beispiel auf YouTube war 2019,

00:29:14: da war die Video-Kategorie, die den größten Erfolg hatte,

00:29:18: also die größte Steigerung,

00:29:19: waren die sogenannten Sustainable Hauls.

00:29:22: Ich meine, allgemein Haul-Videos finde ich ziemlich absurd.

00:29:24: Da setzt sich jemand vor die Kamera und zeigt,

00:29:26: was er alles Neues gekauft hat

00:29:28: oder was sie vor allem alles Neues gekauft hat.

00:29:29: Ist zu 80 Prozent weiblich.

00:29:32: Aber eben genau dieses Thema sustainable hauls.

00:29:35: Schau was ich Nachhaltiges gekauft habe.

00:29:37: Schau was ich ökologisch Gutes gekauft habe.

00:29:39: Es ist manchmal ein bisschen ein Widerspruch in sich.

00:29:41: Weil guter Konsum ist gleich auch reduzierter Konsum.

00:29:44: Aber trotzdem.

00:29:46: Das ist schon ein sehr deutliches Zeichen,

00:29:48: dass da schon etwas begonnen hat.

00:29:49: Wie hat sich denn für dich dieses Reduzieren,

00:29:53: dieses weniger Konsum, ganz subjektiv angefühlt?

00:29:56: Auf einmal war der Kleider-Kasten nicht mehr so übervoll

00:29:58: oder wie?

00:29:59: Nein, nein. Der war übervoll.

00:30:00: Aber wird sich diese Reduktion angefühlt?

00:30:04: Das war ja nicht nur Reduktion,

00:30:06: das war ja kompletter Stopp.

00:30:07: Das war so: Ich gehe jetzt nicht mehr einkaufen. Ende.

00:30:09: Das hat sich eigentlich sogar wahnsinnig gut angefühlt.

00:30:12: Weil es war so ein bissel ein aus dieser Trend-Spirale,

00:30:16: aus diesem Kreislauf so ein bisschen ausbrechen.

00:30:18: Und ich mache das schon sehr gern, dass ich…

00:30:21: Also ich schaue mir Leute auf der Straße sehr genau an.

00:30:23: Ich bin eine sehr genaue Beobachterin.

00:30:25: Und oft geht halt eine Frau an mir vorbei

00:30:27: und ich denke mir: Wow, cooles Outfit.

00:30:28: Früher bin ich dann zuhause gesessen,

00:30:31: hab Onlineshops durchsucht nach dieser Jacke,

00:30:33: wo ich identifiziert hab, das könnte die Marke sein.

00:30:35: Und dann schaue ich mal, wie suche ich da am besten und so.

00:30:38: Inzwischen stehe ich vor meinem Kleiderschrank

00:30:39: und denke mir: Okay, wie kann ich so quasi diesen Stil,

00:30:42: diese Kombination bei mir selber zusammenstellen?

00:30:46: Das heißt, es hat meine Kreativität einfach ganz neu gefordert.

00:32:40: Und viele andere Bereiche

00:30:50: waren vorher eigentlich schon selbstverständlich bei mir.

00:30:56: Weil ich bin in einem Haushalt aufgewachsen,

00:30:57: wo völlig klar war: Im Jänner hast du keine Erdbeeren.

00:31:00: Und wenn du in den Supermarkt gehst,

00:31:02: dann nimmst du verdammt nochmal den Einkaufskorb mit

00:31:03: und nimmst dir nicht das nächste (damals) Plastiksackerl.

00:31:06: Das hat für mich einfach sehr, sehr viel mit Hausverstand zu tun

00:31:10: und nicht mit Nachhaltigkeit.

00:31:11: Damit hat sich für mich - also auch eigentlich -

00:31:13: aber für mich hat sich da nicht so viel geändert ehrlich gesagt.

00:31:16: Das war nie anders.

00:31:17: Du hast hier erst das Thema Trend angesprochen

00:31:19: und dass Trends eben auch Menschen...

00:31:22: natürlich, wenn Nachhaltigkeit zum Trend wird,

00:31:24: dass das positiv sein kann.

00:31:26: Aber dem steht natürlich gegenüber,

00:31:28: dass der Trend wieder durch einen neuen Trend abgelöst wird.

00:31:31: Wie schaust du da in die Zukunft?

00:31:33: Ich sehe das Pendel in zwei Richtungen schwingen.

00:31:35: Und das ist das, was ich eigentlich sehr, sehr lange beobachte.

00:31:39: Und zwar in vielen Bereichen, auch in der Politik z.B.

00:31:42: Du hast einfach zwei Seiten.

00:31:44: Und beide Seiten entwickeln sich auseinander.

00:31:46: Und das hast du bei diesem ganzen Konsum-Thema

00:31:48: meiner Beobachtung nach auch.

00:31:49: Du hast eben die, die sich total drüber definieren,

00:31:53: was sie kaufen, wie sie aussehen, was sie sind.

00:31:56: Und da spielt auch diese ganze

00:31:57: sehr, sehr narzisstisch angehauchte Social Media Community mit rein.

00:32:01: Und du hast die andere Seite, denen also vor allem -

00:32:06: ich sage immer Fridays for Future Jugendliche -

00:32:07: denen ist mein Buch nicht radikal genug.

00:32:10: Also da bin ich komplett „pfff“.

00:32:12: Und das ist auch gut so. Das gehört auch so.

00:32:15: Das finde ich spannend.

00:32:16: Aber man sieht eben, es geht so ein bisschen auseinander.

00:32:18: Und in The Big Picture - rasend optimistisch bin ich nicht.

00:32:23: Weil ich nicht weiß,

00:32:24: ob wir das mit dem Klimawandel noch „darennen“.

00:32:26: Aber das heißt nicht, dass wir es nicht probieren müssen.

00:32:29: Warum bist du nicht optimistisch?

00:32:30: Warum glaubst du,

00:32:31: bei all diesen politischen regulatorischen Vorgaben,

00:32:35: die es jetzt ja doch gibt,

00:32:36: die langsam greifen werden,

00:32:37: warum bist du Pessimistin?

00:32:39: Politisch bin ich es, weil es mir einfach zu langsam geht.

00:32:41: Weil wir einfach die Studienzeit mittlerweile...

00:32:43: also seit es mich gibt, kenne ich diese Studien quasi.

00:32:46: Also ich glaube, ich war sieben oder acht,

00:32:48: da habe ich das erste Mal das Wort Klimawandel gehört

00:32:50: und dass das irgendwie etwas Bedrohliches ist.

00:32:51: Und wirtschaftlich bin ich es nicht,

00:32:54: weil ich einfach so unfassbar viel Greenwashing sehe

00:32:57: in der Wirtschaft.

00:32:58: Wo einfach der Trend der Nachhaltigkeit ausgenutzt wird.

00:33:02: Aber es wird nicht gemacht.

00:33:03: Es bräuchte viel, viel radikalere Einschnitte.

00:33:07: Gitsch. Wir wollen hier in diesem Talk

00:33:10: Menschen Lust und Mut zur Zukunft machen.

00:33:13: Und dann sitzt die Nunu Kaller

00:33:15: als erste Gästin hier und sagt,

00:33:19: sie glaubt nicht daran. Sie ist pessimistisch.

00:33:22: Was antwortest du nicht mir,

00:33:23: was antwortest du ihr? Überzeug sie.

00:33:25: Liebe Nunu, wir sind hier in einem Zukunftstalk.

00:33:29: Und uns ist wirklich diese,

00:33:34: sozusagen diese Veränderungsmöglichkei auch wichtig.

00:33:38: Weil ich glaube, man verändert auch nur etwas,

00:33:39: wenn man daran glaubt, dass sich etwas verändert.

00:33:41: Und so wie ich dich kenne, weiß ich auch,

00:33:42: dass du es letztendlich auch nicht so meinst

00:33:44: und letztendlich auch an eine positive Zukunft glaubst.

00:33:45: Ich möchte ein Bild geben, das kommt von unserem Bundeskanzler.

00:33:48: Es wird dich vielleicht wundern, dass ich ihn hier zitiere.

00:33:51: Ich finde er hat ein sehr gutes Bild geliefert.

00:33:53: Nämlich den Ketchup-Effekt.

00:33:55: Und den sehe ich im Bereich der Energie tatsächlich.

00:33:58: Man sieht, dass man 20 Jahre versucht,

00:34:00: dass man etwas verändert.

00:34:02: Und das erlebst du auch.

00:34:03: Und ich glaube aus dem heraus argumentierst du auch sehr stark.

00:34:05: Wir sehen, man verändert was.

00:34:07: Und wir sehen immer nur so kleine Stücke.

00:34:09: Und in Wirklichkeit ist das,

00:34:10: was auf der anderen Seite passiert,

00:34:11: macht es wieder wett.

00:34:13: Und du siehst das eigentlich jeden Tag.

00:34:15: Und das ist natürlich frustrierend.

00:34:16: Und vor allem ich kenne das selber.

00:34:17: Wenn man für sich für den Bereich einsetzt,

00:34:19: dann irgendwann glaubt man nicht mehr dran.

00:34:21: Aber jetzt komme ich zu dem Ketchup-Effekt.

00:34:22: Dieser Ketchup-Effekt heißt:

00:34:24: Man hat lange genug gedrückt

00:34:25: und irgendwann geht die Flasche unten auf

00:34:27: und dann kommt das ganze Ketchup raus.

00:34:29: Und ich bin ganz sicher,

00:34:30: so wie das im Bereich Energie passiert ist,

00:34:32: wo jetzt auf einmal dieser Durchbruch erreicht ist,

00:34:34: werden wir es auch im Bereich des Konsums sehen.

00:34:37: Ich sage nicht, dass ich nicht hoffnungsvoll bin.

00:34:40: Ich sage: The big picture, da hab ich Bauchweh.

00:34:43: Aber da sehe ich definitiv keinen Grund,

00:34:45: es nicht anders zu machen.

00:34:47: Und ich bin die letzte,

00:34:48: die sich nicht einen Haxen aus freut,

00:34:50: wenn es doch funktioniert.

00:34:52: Genau das wollten wir jetzt hören.

00:34:54: Einfach, dass es auch Irrtümer gibt,

00:34:56: über die man oder frau sich dann freut,

00:34:58: wenn es nämlich dann doch funktioniert.

00:35:00: Sie hat wirklich einen Punkt.

00:35:01: Ich glaube, wenn man schon so dermaßen lang -

00:35:03: und bei mir sind jetzt über 10 Jahre -

00:35:05: in diesem Bereich arbeitet

00:35:06: und in diesem Bereich kampagnesiert

00:35:08: und die Themen wiederholen sich.

00:35:10: Und ja, da geht einem irgendwann...

00:35:12: Also da hat man dann hin und wieder Durchhänger.

00:35:14: Das wird wohl aus der Ecke gekommen sein, dieses Argument,

00:35:18: wenn ich drüber nachdenke.

00:35:19: Ich verstehe das. Ich vergebe dir.

00:35:21: Ich habe eine letzte Frage an dich.

00:35:23: Weil die Durchhänger bekämpft man im Leben

00:35:26: generell am besten durch Aktivität.

00:35:29: Dadurch, dass man etwas tut, das einem zeigt,

00:35:30: dass es doch einen Sinn hat oder macht,

00:35:33: was man tut und woran man glaubt.

00:35:35: Wir haben an unsere Gäste hier immer eine letzte Frage.

00:35:38: Die nennt sich der Tipp am Freitag,

00:35:41: wo ich darum bitte, eine kleine

00:35:43: vielleicht auch mini kleine individuelle Handlungsanleitung zu geben,

00:35:47: die dann in the big picture, wenn es viele tausende machen,

00:35:50: doch einen nachhaltigen, spürbaren

00:35:53: und gravierenden sichtbaren Unterschied macht.

00:35:55: Bitte, Nunu Kaller, dein Tipp am Freitag

00:35:58: Ja, ich bewundere die Menschen...

00:36:00: Es gibt ja diesen berühmten Spruch:

00:36:02: Jeder hat gesagt, es funktioniert nicht.

00:36:04: Und dann kam ein anderer und hat es gemacht.

00:36:06: Und solche Leute gibt's in Österreich auch einige.

00:36:09: Und das finde ich wahnsinnig toll.

00:36:10: Ich finde z.B. wahnsinnig toll,

00:36:12: die Cornelia Diesenreiter mit „Unverschwendet“.

00:36:14: Die hat übrigens ein sehr, sehr tolles Buch geschrieben.

00:36:17: Und das ist schon mal vielleicht diese erste Handlungsanleitung.

00:36:19: Lest nicht nur mein Buch bitte,

00:36:21: sondern lest auch das von der Cornelia Diesenreiter,

00:36:24: das den spannenden Titel hat „Nachhaltig gibt's nicht“.

00:36:28: Das hat mich sehr, sehr abgeholt.

00:36:31: Oder was ich auch sehr, sehr spannend finde,

00:36:34: sind die Leute, die wirklich sagen:

00:36:35: So, wir bauen jetzt andere Konsum-Systeme.

00:36:37: Und es geht.

00:36:38: Ein wunderschönes Bilderbuch-Beispiel dafür

00:36:40: ist in meinen Augen z.B. markta.

00:36:43: Die wirklich sagt, sie will die kleinteilige Landwirtschaft,

00:36:46: sie will den Leuten in der Direktvermarktung helfen

00:36:49: und sie will die Supermärkte umgehen.

00:36:50: Da gibt's einfach, wenn man da beginnt, sich zu informieren,

00:36:54: dann findet man wahnsinnig viel.

00:36:56: Und das finde ich immer sehr motivierend.

00:36:58: Es war ein langer Tipp.

00:37:00: Es war ein schöner Tipp, ein langer Tipp.

00:37:02: Es war vor allem ein positiv endender Tipp.

00:37:04: Und das ist immer ganz, ganz wichtig,

00:37:05: dass man mit einem positiven Gefühl

00:37:07: aus so einem Gespräch rausgeht.

00:37:08: Die letzte Frage gehört genau aus diesem Grund

00:37:11: auch immer der Gastgeberin.

00:37:14: Gitsch, was nimmst du denn aus diesem Gespräch

00:37:17: mit der Nunu Kaller heute mit?

00:37:19: Ja, ich nehme mit,

00:37:20: dass Menschen wie die Nunu wahnsinnig viel bewirken

00:37:24: mit ihren Büchern, die sie schreibt,

00:37:26: mit den Vorträgen, die sie hält.

00:37:27: Und sie verändert wirklich was an dem,

00:37:30: was Menschen glauben, was sie zu wissen glauben

00:37:33: über die Konsum-Themen.

00:37:36: Die aber - und das haben wir heute auch mitgenommen -

00:37:37: wirklich komplex sind.

00:37:39: Jede Entscheidung, jede Konsumentscheidung

00:37:42: ist eine politische Entscheidung.

00:37:43: Das hat uns die Nunu heute mitgegeben.

00:37:44: Um gleich wieder ihr Argument umzudrehen.

00:37:46: Nämlich man kann mit dem Konsum

00:37:49: letztendlich das System nicht verändern.

00:37:50: Und den Appell: Es reicht nicht,

00:37:52: nur die richtige Konsumentscheidung zu treffen.

00:37:55: Wir müssen auch letztendlich das System verändern.

00:37:57: Und das trifft auf alle Lebensbereiche zu.

00:38:01: Und ich glaube,

00:38:02: damit haben wir den Bogen gespannt des Gesprächs.

00:38:04: Dann bedanke ich mich bei dir, Nunu,

00:38:06: dass du den Weg zu uns hierher in die Arena,

00:38:08: auf das bequemste Garten-Sofa der Welt gefunden hast.

00:38:11: Man hat gesehen, dass du irgendwie mit dem Sofa gekämpft hast.

00:38:14: Du hast gewonnen.

00:38:16: Gitsch, ich bedanke mich auch dafür,

00:38:18: dass wir immer wieder hier auf diesen Sofas,

00:38:19: so bequem oder unbequem sie sein mögen,

00:38:21: sitzen können.

00:38:22: Es geht nämlich um das, was hier gesprochen wird,

00:38:24: um den Content, um die Freude,

00:38:26: oft um die Hoffnung, um die Zukunft.

00:38:28: Und ich bedanke mich bei euch,

00:38:30: dass ich auch diesmal wieder

00:38:32: bei Freitag in der Arena mit dabei wart.

00:38:34: Und noch eine kleine Bitte an euch:

00:38:35: Wenn ihr jemanden hier sitzen, sehen und hören wollt,

00:38:39: dann schreibt das doch.

00:38:41: Wer wären denn die Gäste? Was wären die Fragen?

00:38:43: Was wären die Themen, die ihr hier behandelt,

00:38:44: hören und sehen wollt?

00:38:46: Mit dieser kleinen Aufgabe an euch sage ich:

00:38:48: Danke, dass ihr dabei wart.

00:38:49: Bis zum zunächst mal.

00:38:50: Ciao und Baba.

Über diesen Podcast

Wie können wir die Klimakrise bewältigen, ökologisch nachhaltig leben und die erneuerbare Energiezukunft vorantreiben?
Mit dieser Frage beschäftigen sich die oekostrom AG-Vorstände Hildegard Aichberger und Ulrich Streibl in diesem Podcast. Jeden Monat sprechen die beiden in der Arena Wien mit jeweils einer/einem Gesprächspartner:in über neue Ideen und Lösungsansätze rund um Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Die oekostrom AG setzt sich als Anbieterin und Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energiequellen aktiv für eine ökologische, zukunftsfähige Energieversorgung ein und treibt den Energiewandel voran. Durch den Dialog mit Expert:innen und Entscheidungsträger:innen der Energiewirtschaft wird laufend ein Blick über den Tellerrand geworfen.

Folgt uns auch auf unseren Social Media Kanälen:
Instagram: https://www.instagram.com/oekostromag/
Facebook: https://www.facebook.com/oekostrom.at

Weiter Infos zu oekostrom AG findet ihr auf unserer Website und unserem Blog:
https://oekostrom.at/

von und mit oekostrom AG

Abonnieren

Follow us