00:00:07: Herzlich willkommen in der Wiener Arena.
00:00:10: Es ist wieder mal Freitag.
00:00:11: Und am Freitag begrüße ich euch ganz, ganz herzlich
00:00:15: bei Freitag in der Arena -
00:00:17: dem Klima-, Öko- und Zukunftstalk der oekostrom AG.
00:00:21: Ich bin nur der Moderator.
00:00:23: Mein Name ist Tom Rottenberg.
00:00:24: Und ich begrüße euch gemeinsam
00:00:25: mit der Gitsch Aichberger, meiner Chefin
00:00:28: und hoffentlich eurer Energie-Providerin.
00:00:30: Hallo Tom.
00:00:31: Auch von mir ganz herzlich willkommen
00:00:33: zur heutigen Ausgabe von Freitag in der Arena.
00:00:38: Wie jeden Freitag geht es um die Zukunft.
00:00:40: Es geht um Themen rund um Klimaschutz,
00:00:43: die Nachhaltigkeit, den Umweltschutz
00:00:45: und heute im Speziellen auch um die Biodiversität,
00:00:49: um den Verlust der Artenvielfalt.
00:00:52: Bei uns ist ein besonders lieber Gast,
00:00:55: ein Experte auf dem Gebiet der Biodiversität.
00:00:58: Franz Essl von der Uni Wien,
00:01:00: der sich schon seit vielen Jahren
00:01:02: in seiner wissenschaftlichen Arbeit
00:01:03: mit diesem Thema beschäftigt.
00:01:05: Herzlich willkommen, Franz.
00:01:07: Ich heiße Franz Essl und arbeite
00:01:09: und forsche an der Universität Wien.
00:01:12: Ich beschäftige mich mit Themen der Artenvielfalt,
00:01:15: vor allem auch mit ihrer Gefährdung
00:01:17: durch uns Menschen.
00:01:19: Ich sehe in meiner täglichen Arbeit,
00:01:20: wie wir unsere Umwelt zerstören
00:01:23: und welche massiven Folgen
00:01:25: für uns als Gesellschaft das hat.
00:01:27: Daher ist es ein wesentliches Anliegen,
00:01:29: auch diese Erkenntnisse
00:01:30: in die breite Gesellschaft zu tragen.
00:01:33: Franz, auch von meiner Seite
00:01:34: herzlich willkommen hier.
00:01:36: Ich könnte dich jetzt ansprechen
00:01:38: mit Professor und dergleichen mehr.
00:01:40: Wir haben uns angewöhnt,
00:01:41: hier bei diesem Talk unsere Gäste zu duzen.
00:01:44: Und es ist, wenn man quasi eh
00:01:46: im gleichen Schiff, im gleichen Boot sitzt,
00:01:48: hoffentlich auch für einen Wissenschafter von Weltrang
00:01:52: in Ordnung von mir, dem Nichtakademiker geduzt werden.
00:01:54: Ich habe aber gleich eine Frage an dich.
00:01:57: Die erste Frage ist,
00:01:59: die hab ich aus einem Interview mit dir genommen.
00:02:01: Du hast irgendwann mal gesagt:
00:02:02: Wir, die Menschen, haben die Evolution abgelöst.
00:02:06: Ist das so? Ist das gut? Ist das schlecht?
00:02:09: Oder ist das wurscht und einfach natürlich?
00:02:12: Das ist natürlich eine provokante Aussage.
00:02:14: Die Evolution läuft weiter.
00:02:16: Das ist etwas, was wir Menschen
00:02:18: ja nicht wirklich abschaffen können.
00:02:19: Aber wir Menschen sind - und das ist einzigartig
00:02:23: in den mehr als vier Milliarden Geschichte der Erde
00:02:26: und mehr als drei Milliarden Geschichte des Lebens auf der Erde -
00:02:30: wir sind eine Spezies,
00:02:31: die tatsächlich den Weg der anderen Arten prägt,
00:02:36: entscheidend prägt.
00:02:37: Und zwar vor allem jetzt,
00:02:38: in den nächsten Jahren, maximal Jahrzehnten.
00:02:41: Welche Arten das Ende dieses Jahrhunderts
00:02:43: noch erleben werden,
00:02:45: hängt ganz stark davon ab,
00:02:47: was wir tun oder nicht tun.
00:02:49: Und letztlich auch,
00:02:50: wie sich Arten an veränderte Umwelt anpassen müssen,
00:02:55: was durch Evolution dann passiert,
00:02:57: ist heute auch ganz stark geprägt
00:02:59: und getrieben durch das,
00:03:01: was wir Menschen tun.
00:03:02: Durch unsere Umweltveränderungen,
00:03:04: häufig Umweltzerstörungen.
00:03:06: Und insofern, ja,
00:03:07: sind wir tatsächlich die prägende Kraft,
00:03:10: auch in evolutionärer Hinsicht auf der Erde.
00:03:12: Aber ist das gut? Ist das schlecht?
00:03:14: Oder ist das eben so…?
00:03:15: Also ich wollte jetzt mal kurz beschreiben,
00:03:16: dass es aus meiner Sicht ein Fakt ist.
00:03:19: Die Frage der Bewertung, die du ansprichst,
00:03:22: würde ich so beantworten,
00:03:23: dass es natürlich schon ein sehr problematische Befund ist.
00:03:28: Wenn eine Art entscheidend dafür sein wird, ob… -
00:03:32: diese Zahl stammt aus dem Weltbiodiversitätsrat von 2019,
00:03:36: aus einem sehr umfassenden globalen Bericht
00:03:39: zum Zustand der Artenvielfalt der Biodiversität -
00:03:42: also wenn etwa eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind
00:03:46: durch eine Art, durch uns,
00:03:48: dann ist das aus meiner Sicht ein Riesenproblem.
00:03:50: Weil wir verursachen etwas,
00:03:52: was wir Wissenschafter als sechste Aussterbenskrise benennen.
00:03:56: Ich glaube, allgemein bekannt
00:03:57: ist das Aussterben der Dinosaurier
00:03:59: und sehr vieler anderer Arten am Ende der Kreidezeit
00:04:03: vor etwa 65 Millionen Jahren.
00:04:06: Nur ist es heute kein Meteorit, der die Erde trifft,
00:04:08: sondern ein übergroßer Fußabdruck einer Art.
00:04:13: Gitsch. Die oekostrom ist ein nachhaltiger Energieanbieter.
00:04:18: Wir machen Wasserkraft, Photovoltaik, Windkraft.
00:04:23: Wir sind die Guten, sagen wir hier immer.
00:04:25: Und deswegen, darauf sind wir auch stolz.
00:04:27: Aber ich glaub,
00:04:28: mit Franz hast du schon irgendwie auch ein bissl Konflikte.
00:04:31: Weil so ein Windrad, ist ja auch irgendwie ein „Helfer“
00:04:34: beim Arten-Vernichten, beim Tiere umbringen.
00:04:39: Auch ein aufgestauter Fluss
00:04:41: ist ja auch ein Stückchen zerstörter Lebensraum.
00:04:43: Bist du die Böse in dem Fall?
00:04:45: Ich denke mir, es gibt zwei Seiten der Medaille.
00:04:47: Und mich würde auch deine Sicht dazu interessieren Franz.
00:04:50: Weil einerseits ist ja die Klimakrise
00:04:53: wahrscheinlich die größte Bedrohung
00:04:55: auch für die Artenvielfalt auf der Welt.
00:04:58: Auf der anderen Seite, wie es Tom grad erläutert hat,
00:05:02: ich komme selbst aus der Naturschutz-Szene,
00:05:07: wo wir uns angekettet haben,
00:05:09: um Wasserkraftwerke zu verhindern,
00:05:10: um die Artenvielfalt in einem Fluss zu erhalten.
00:05:13: Und bei Windrädern ist es nicht viel anders.
00:05:15: Das heißt, auch die erneuerbaren Energien
00:05:17: sind natürlich in Konflikt auch mit Biodiversität
00:05:22: und mit Anliegen der Biodiversität.
00:05:23: Ich vertrete jetzt natürlich
00:05:25: die Seite der erneuerbaren Energien.
00:05:27: Und wir sehen immer wieder, dass wir da stecken.
00:05:29: Dass wir da feststecken in der Energiewende.
00:05:32: Weil wir eben in irgendwelchen Zonierungsgebieten sind,
00:05:35: in denen nicht gebaut werden darf.
00:05:36: Und immer wieder kommt es da zu Reibungspunkten.
00:05:39: Wo siehst du die Auflösung zu diesem Thema?
00:05:43: Und wie würdest du das Thema
00:05:44: vonseiten der Biodiversität bewerten?
00:05:47: Also ganz grundsätzlich bin ich der Meinung,
00:05:49: dass es natürlich…
00:05:50: also dass es ganz, ganz wesentlich ist,
00:05:52: eine rasche Wende
00:05:54: zu einer klimafreundlicheren Energiegewinnung
00:05:57: zu machen, zu schaffen.
00:05:58: Und zwar nicht nur rhetorisch,
00:05:59: sondern auch in der Umsetzung.
00:06:01: Und da ist Österreich, wie viele andere Länder,
00:06:04: sicher nicht am Plan,
00:06:05: um auch die selbst gesteckten politischen Ziele,
00:06:07: 2030, 2040 CO2-Neutralität zu erreichen,
00:06:12: und das wirklich in diesem Ausmaß umzusetzen,
00:06:16: um dann dorthin zu kommen, wo wir hinmüssen.
00:06:20: Daher stehe ich persönlich voll
00:06:22: hinter ambitionierten Ausbauzielen nachhaltiger Energieformen.
00:06:27: Ein Zusatz ist, dass das natürlich
00:06:30: auch unter gewissen Rahmenbedingungen erfolgen muss gleichzeitig.
00:06:33: Da gibt es eben Abwägungsgründe:
00:06:35: Naturschutz oder Abstände zu Siedlungen und ähnliche Dinge.
00:06:40: Aber was ich schon auch klar sehe:
00:06:42: Naturschutzanliegen sollen oder dürfen
00:06:48: kein Verhinderungsinstrument für eine Energiewende sein.
00:06:52: Und das ist einerseits kein Freibrief.
00:06:54: Ich würde kein Kraftwerk befürworten
00:06:56: in einer der verbliebenen hochsensiblen, naturnahen Strecken,
00:07:01: die wir in Österreich noch an Fließgewässern haben.
00:07:04: In Österreich sind 17 Prozent der Fließgewässer
00:07:05: derzeit nicht ausgebaut, sprich gestaut.
00:07:08: Aber hier gibt's natürlich
00:07:10: bei manchen Standorten Konfliktthemen.
00:07:12: Grundsätzlich aber gibt es viel mehr Potenziale,
00:07:15: als heute politisch genutzt werden,
00:07:17: in allen Energieformen.
00:07:19: Und das ist, glaube ich,
00:07:21: keine Frage von Problemen durch Naturschutz.
00:07:25: Sondern es ist eine Frage der Rahmenbedingungen,
00:07:29: der Anreizinstrumente,
00:07:31: um tatsächlich eine zügige Förderung
00:07:33: des erneuerbaren Energieausbaus zu erreichen.
00:07:36: Aber hast du manchmal das Gefühl,
00:07:37: dass Biodiversität dann von Menschen,
00:07:40: die diese Energiewende aus welchen Interessen auch immer
00:07:43: verhindern, bremsen, was auch immer wollen,
00:07:45: Menschen wie du, Wissenschafter wie du,
00:07:48: deine Themen als Hilfsargumente herangezogen werden?
00:07:52: Also irgendwie ein Missbrauch von Biodiversitätsargumenten,
00:07:55: um eine Energiewende, um Windkraftwerke zu verhindern?
00:08:00: Ich glaube etwas, was sehr häufig passiert, ist…
00:08:03: ob ich das Missbrauch nennen würde,
00:08:04: wäre ich persönlich mal vorsichtig.
00:08:06: Aber eine Situation, die häufig eintritt, ist,
00:08:08: wenn Projekte geplant werden,
00:08:09: Großprojekte, egal welche Art von Großprojekt,
00:08:14: dann gibt es Anrainer, z.B. Leute,
00:08:19: die in der Nähe wohnen,
00:08:20: die solch ein Projekt nicht wollen.
00:08:21: Weil es persönlich ja auch -
00:08:23: und das ist ja auch durchaus anzuerkennen -
00:08:25: ein Verlust von Lebensqualität ist,
00:08:27: wenn neben meiner Wohnung oder meinem Haus
00:08:30: ein neues Hochhaus entsteht, wie hier im Hintergrund
00:08:32: oder ein Einkaufszentrum oder eine neue Straße
00:08:35: oder auch ein Windrad oder Windpark.
00:08:38: Wenn sich eine Bürgerinitiative formiert,
00:08:41: eine lokale Bewegung,
00:08:43: die dieses Projekt z.B. verhindern möchte,
00:08:46: aus häufig sehr guten,
00:08:48: manchmal vielleicht doch nicht so überzeugenden Gründen,
00:08:51: dann werden natürlich Gründe gesucht,
00:08:54: die auch versprechen, Erfolg haben zu können.
00:08:56: Und da ist Naturschutz eines dieser Gründe,
00:09:00: das man anführen kann.
00:09:03: Jetzt gehts aber nicht nur
00:09:04: um die erneuerbaren Energien oder um Kraftwerke, sondern –
00:09:08: du hast gerade die Baustelle hinter uns angesprochen,
00:09:09: man hört sie, auch wenn man sie jetzt nicht sieht.
00:09:11: In Wien wird ganz massiv gebaut,
00:09:13: weil wir auf dem Weg zu einer Zwei-Millionen-Stadt sind.
00:09:15: Wir müssen bauen, so wie in der Gründerzeit.
00:09:18: Das führt aber auch zu extremer Bodenversiegelung.
00:09:20: Das echte Problem ist, glaube ich,
00:09:21: weniger in der Stadt,
00:09:22: sondern der sogenannte Speckgürtel rundherum.
00:09:24: Biodiversität wird jetzt weniger durch die Kraftwerksbaus,
00:09:27: sondern durch ein paar andere Gründe gefährdet.
00:09:30: Das Aussterben wird von uns beschleunigt.
00:09:32: Wir ist denn das mit der Bodenversiegelung,
00:09:35: mit dem Flächenraub?
00:09:36: Wie hängt das zusammen?
00:09:38: Also der Verlust in Österreich,
00:09:40: der Rückgang in Artenvielfalt hat mehrere Ursachen.
00:09:43: Leider.
00:09:44: Wenn es nur eine wäre,
00:09:45: wäre es vielleicht noch etwas leichter
00:09:47: zu bekämpfen oder abzuändern.
00:09:49: Aber eine wirklich wesentliche
00:09:51: ist tatsächlich das, was du angesprochen hast:
00:09:53: dass Österreich sich selbst versiegelt, sich zubetoniert.
00:09:57: Jeden Tag werden in Österreich 13 Hektar,
00:10:01: also so viele Fußballfelder,
00:10:03: wie die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga besitzen,
00:10:06: werden jeden Tag versiegelt.
00:10:08: 365 Tage im Jahr.
00:10:11: Und es ist damit absehbar,
00:10:13: dass wir etwa in den Zentral-Räumen, etwa Wien Umgebung,
00:10:17: in einem oberösterreichischen Zentralraum oder um Graz
00:10:19: in einigen Jahrzehnten Gemeinden haben werden,
00:10:23: die ihr gesamtes Gemeindegebiet, das sie verbauen können,
00:10:25: verbaut haben werden.
00:10:28: Ja, eben im Speckgürtel.
00:10:29: Wir sind in Österreich, wie in vielen Ländern,
00:10:31: in einer Situation,
00:10:32: wo Leute aus der Stadt hinausziehen,
00:10:34: aber eben nicht weit weg wohnen wollen,
00:10:36: weil sie in der Stadt arbeiten.
00:10:38: Und was der Traum des Einzelnen,
00:10:40: nämlich im Grünen zu sein und in der Nähe
00:10:42: einer qualifizierten Arbeit nachgehen zu können, ist,
00:10:47: ist als Gesellschaft,
00:10:49: ein Weg in eine nicht nachhaltige Zukunft.
00:10:53: Es ist auch ein Weg,
00:10:54: der häufig mit Automobilverkehr verbunden ist.
00:10:56: Weil es sehr schwierig ist,
00:10:58: von A nach B zu kommen.
00:11:00: Und da ist es tatsächlich so,
00:11:02: dass wir eine andere Politik brauchen,
00:11:05: die Bodenverbrauch massiv verteuert, einschränkt.
00:11:08: Das betrifft etwa eine massive Einschränkung
00:11:10: vom Neubau hochrangiger Straßen.
00:11:12: Aus meiner Sicht sollte heute
00:11:13: keine neue Autobahn gebaut werden.
00:11:15: Jede neue Autobahn erzeugt Gewerbegebiete
00:11:19: irgendwo außerhalb der Siedlungen,
00:11:22: einen immensen Flächenverbrauch,
00:11:24: der über die Zerschneidungswirkung Autobahn hinausgeht.
00:11:26: Gitsch, du bist für Energie zuständig.
00:11:28: Flächenversiegelung, Straßenbauten,…
00:11:32: mischst du dich da als oekostrom AG,
00:11:35: mischen wir uns als oekostrom in sowas ein?
00:11:37: Das geht uns doch gar nichts an.
00:11:39: Naja, wir haben zuerst das Thema
00:11:41: Erneuerbare Energien versus Biodiversität angesprochen.
00:11:44: Und da kommt natürlich auch
00:11:45: das Thema Flächenversiegelung mit rein.
00:11:47: Und da wollte ich jetzt nur mal
00:11:49: eine Lanze für die Erneuerbaren,
00:11:50: vor allem für die Windkraft brechen.
00:11:51: Weil es ja einfach die Energie ist,
00:11:53: die am wenigsten Bodenverbrauch
00:11:56: pro produzierter Kilowattstunde hat.
00:11:58: Das heißt wir bringen uns im Positiven ein,
00:12:01: weil wir sozusagen mit Energieformen punkten können,
00:12:06: die eben wenig Bodenverbrauch mit sich bringen.
00:12:10: Franz. Ich bin Schwimmer
00:12:12: und bin vor kurzem im Frühjahr in der Neuen Donau,
00:12:15: da hab ich immer eine kleine Kamera dabei,
00:12:17: auf einen Fisch gestoßen,
00:12:18: wo mir dann ein Biologe gesagt irgendwie:
00:12:20: den gibt's bei uns eigentlich überhaupt nicht.
00:12:22: Das war ein Sonnenbarsch.
00:12:23: Der ist nicht heimisch bei uns.
00:12:24: Er hat mir gratuliert dazu und gemeint:
00:12:27: Super. Du hast einen Sonnenbarsch gesehen.
00:12:29: Es gibt neue Arten bei uns.
00:12:31: Es gibt in der Wachau plötzlich
00:12:33: Kakteen und andere Sukkulenten.
00:12:35: Ist doch auch fein.
00:12:36: Wenn ich am Sonnblick oben Fledermäuse vorbeifliegen sehe,
00:12:39: weil die von den Winden,
00:12:41: die durch die Klimaerwärmung getragen werden,
00:12:43: auf eine Höhe hinaufgetragen werden,
00:12:44: wo sie vorher nie waren.
00:12:46: Es verändert sich alles.
00:12:47: Wir hatten, du hast es erwähnt,
00:12:48: fünf Extinction-Phasen in der Erdgeschichte.
00:12:53: Jetzt sind wir halt in der sechsten drinnen.
00:12:54: Wir sind nur wehleidig, weil wir die Menschen sind.
00:12:57: Aber kann man das nicht auch so sehen:
00:12:58: Der Planet beutelt sich,
00:13:00: schüttelt ein paar Gattungen, Arten ab, -
00:13:02: wir sind vielleicht auch eine davon -
00:13:04: und dreht sich trotzdem weiter.
00:13:05: Kann man natürlich so sehen,
00:13:07: wenn man eine sehr, sehr distanzierte Perspektive
00:13:09: auf uns Menschen und auch auf das Wohl
00:13:13: der nächsten Generationen einnehmen möchte.
00:13:16: Ob das ein gut fundierter ethischer Standpunkt ist?
00:13:20: Der Meinung wäre ich jetzt mal nicht.
00:13:22: Du bist viel zu freundlich zu mir.
00:13:23: Eigentlich wollte ich dich jetzt
00:13:24: ein bisschen aus der Reserve locken.
00:13:25: Man kann das so sehen.
00:13:27: Aber natürlich negiert es tatsächlich
00:13:29: auch die Notwendigkeit und auch die Verantwortung,
00:13:32: die jeder trägt.
00:13:33: Weil zu sagen: Ja klar, in zehn Millionen Jahren -
00:13:36: so lange hat es gedauert noch diesen Aussterbe-Phasen,
00:13:39: bis sich einigermaßen wieder
00:13:40: die Artenvielfalt neu evolutionär entwickelt hat.
00:13:45: Wenn man damit zufrieden ist,
00:13:47: auch wenn das leider bedeutet,
00:13:49: dass von den acht Milliarden Menschen
00:13:50: in 100 Jahren möglicherweise nur mehr ein Bruchteil
00:13:54: in einer Gesellschaft so leben,
00:13:56: wie wir sie heute kennen.
00:13:57: Auf welchem Weg das auch immer passieren wird.
00:13:59: Aber wenn wir systematisch die Erde ausplündern, übernutzen,
00:14:02: heißt das, dass diese Gesellschaft
00:14:04: keine dauerhafte Zukunft haben wird.
00:14:06: Und keine dauerhafte Zukunft heißt…
00:14:09: Ich kann es nicht konkret ausmalen.
00:14:11: Niemand kann das.
00:14:12: Aber es heißt:
00:14:14: Es wird von kriegerischen Auseinandersetzungen
00:14:15: um immer knapper werdende Ressourcen,
00:14:19: angetrieben durch massive Migrationsströme
00:14:21: durch überflutete Küstenregionen,
00:14:27: massive direkte und indirekte Auswirkungen
00:14:29: des Klimawandels geben.
00:14:31: Da ist der Sonnenbarsch in der Neuen Donau,
00:14:34: der übrigens sehr häufig ist.
00:14:35: Echt? Mir wurde gesagt er ist frisch.
00:14:37: Den gibt's seit einigen Jahrzehnten
00:14:40: in den warmen Gewässern hier in Ostösterreich.
00:14:42: Und er ist auch sehr auffällig,
00:14:43: weil er diesen Augenfleck auf der Seite hat
00:14:45: und sehr bunt ist.
00:14:46: Und wenn man in der neuen oder alten Donau baden geht –
00:14:49: in den Uferbereichen ist er recht auffällig.
00:14:51: Es sind Anzeichen für die Klimaerwärmung.
00:14:52: Die sind jetzt sozusagen auch spektakulär -
00:14:55: neue Arten, die auftauchen
00:14:56: und wo man das nachvollziehen kann.
00:14:57: Und manche sind ja auch attraktiv
00:14:59: oder haben andere Auswirkungen.
00:15:00: Aber wenn diese Ökosysteme
00:15:04: einen zu starken Klimastress ausgesetzt werden,
00:15:06: dann brechen sie letztlich irgendwann zusammen.
00:15:08: Und das wird dann nicht mehr ein schöner Anblick sein,
00:15:12: sondern das wird katastrophale Auswirkungen haben.
00:15:14: Wenn ich hier anknüpfen darf.
00:15:16: Einerseits gehts hier darum:
00:15:18: In welcher Welt wollen wir leben?
00:15:19: Wollen wir in einer Welt leben,
00:15:21: in der die einzigen wildlebenden Tiere
00:15:23: Tauben und Ratten sind?
00:15:26: Ich glaube, das illustriert ganz gut.
00:15:27: Mir rinnt es kalt den Rücken runter,
00:15:30: wenn ich mir diese graue und leblose Welt vorstelle,
00:15:33: mit der wir dann konfrontiert werden.
00:15:35: Aber mich würde es interessieren,
00:15:36: wie du das wirklich aus wissenschaftlicher Sicht bewertest.
00:15:39: Es gibt ja diesen Sager,
00:15:41: der Albert Einstein zugeschrieben wird:
00:15:43: Sterben die Bienen,
00:15:45: stirbt vier Jahre später der Mensch.
00:15:47: Warum es vier Jahre sind, weiß ich nicht.
00:15:49: Müssen wir hier nicht diskutieren.
00:15:50: Aber die Frage ist:
00:15:51: Können wir ohne Biodiversität leben,
00:15:53: mit dem technologischen Vermögen,
00:15:56: das wir uns angeeignet haben?
00:15:57: Oder ist es schier unmöglich?
00:15:59: Es ist komplett unmöglich.
00:16:01: Natürlich geben wir Stadtbewohner in Wien,
00:16:05: die wir hier sitzen,
00:16:07: und viele andere Menschen,
00:16:09: die in Österreich oder in Europa
00:16:10: in hochindustrialisierten Ländern leben,
00:16:12: uns einer Illusion hin.
00:16:14: Nämlich dass wir eine Gesellschaft geschaffen haben,
00:16:16: die autark abgeschirmt von der Umwelt existieren könnte.
00:16:21: Weil das persönliche Erleben auch abgeschirmt ist
00:16:25: von den Grundvoraussetzungen,
00:16:27: ohne die unsere Gesellschaft wahrscheinlich
00:16:30: innerhalb weniger Tage zusammenbrechen würde.
00:16:32: Innerhalb weniger Tage?
00:16:33: Ja. Eine intakte Nahrungsmittelversorgung,
00:16:35: ein Schutz vor Naturgefahren, ein Klima,
00:16:38: das nicht von einem Extrem ins nächste kippt
00:16:41: und ähnliche Dinge.
00:16:42: Das sind aber relativ abstrakte Ecosystem Services,
00:16:46: also „Leistungen“, die Bio-Diversität bringt.
00:16:49: Die stabilisiert das Ökosystem Erde.
00:16:52: Ohne diese Leistungen, die wir systematisch überfordern,
00:16:55: übernutzen und Boden versiegeln,
00:16:57: die nicht versiegelten Boden nicht nachhaltig bewirtschaften,
00:17:01: das Klima massiv, immer massiver verändern und so weiter -
00:17:05: also ich könnte die Liste noch fortsetzen - ,
00:17:07: treiben wir die Erde in einen Bereich,
00:17:09: über die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
00:17:11: Und wenn man das macht…
00:17:13: so ähnlich wie beim Bankkonto,
00:17:14: dann überziehe ich mein Bankkonto.
00:17:15: Das kann ich eine Zeitlang schon machen,
00:17:17: solange mir die Bank Kredit gibt.
00:17:19: In dem Fall die Erde.
00:17:20: Aber irgendwann wird dieser Kredit dann fällig gestellt.
00:17:23: Und wir wissen, was dann passiert.
00:17:24: Die Firma geht bankrott,
00:17:26: wenn es ein richtiger Kredite ist.
00:17:29: Oder umgetragen dieses Bild auf die Erde bedeutet:
00:17:32: ja, unsere Gesellschaft wird Bankrott machen.
00:17:35: Und bankrott heißt,
00:17:36: dass unsere fundamentalen Strukturen zusammenbrechen werden.
00:17:39: Und vielleicht noch als letzten keinen Punkt.
00:17:42: Wir wissen, dass einige der massivsten politischen Krisen
00:17:45: in den letzten Jahren, etwa Syrien,
00:17:48: aus verschiedenen Faktoren ausgelöst wurden.
00:17:50: Aber unter anderem war ein wesentlicher
00:17:52: die Übernutzung der lokalen Ressourcen,
00:17:54: verbunden mit sehr starken Trocken-, also Dürreperioden,
00:17:58: die viele Leute in die Städte getrieben hat.
00:18:00: Als Folge des Klimawandels.
00:18:03: Und dort ein Potenzial an Menschen sozusagen geschaffen hat,
00:18:07: das in der politischen Struktur,
00:18:10: die auch dazu beigetragen hat, eine repressive Diktatur,
00:18:13: letztlich dieses Ventil des Arabischen Frühlings initiiert hat,
00:18:17: der dann leider katastrophal schiefgegangen ist.
00:18:20: Das hat sehr massive gesellschaftliche Folgen,
00:18:22: die wir häufig, letztlich überhaupt nicht überblicken.
00:18:25: Kommen wir von der Problemanalyse zu dem,
00:18:28: was man tun kann.
00:18:29: Du hast auch schon ein paar Mal angeschnitten
00:18:31: oder auch erwähnt:
00:18:32: die Verantwortung der Gesellschaft, der Politik,
00:18:34: aber auch des Einzelnen.
00:18:36: Wir können jetzt sagen: erneuerbare Energien.
00:18:38: Wir können sagen:
00:18:39: Okay, wir versuchen uns irgendwie im Verkehr,
00:18:41: bei der Heizung, beim Konsum
00:18:43: politisch regulieren zu lassen.
00:18:46: Aber was kann jeder Einzelne tun?
00:18:47: Eine wichtige, aber nicht ganz leicht zu beantwortende Frage.
00:18:50: Weil es ja auch ein gewisses Ohnmachtsgefühl schafft,
00:18:52: wenn so große und sehr unerfreuliche Aussichten vor einem stehen
00:18:59: und natürlich die Handlungsmöglichkeiten individuell beschränkt sind.
00:19:01: Aber das erste, was ich sagen möchte:
00:19:03: Es ist entscheidend, was jeder oder jede tut.
00:19:05: Und es ist klar:
00:19:06: Man darf sich auch nur realistische Ziele stecken.
00:19:08: Niemand von uns alleine wird die Welt substanziell verändern.
00:19:12: Viele von uns mit ihren kleinen Beiträgen
00:19:15: werden die Welt aber substanziell verändern.
00:19:17: Was können solche realistischen kleinen Beiträge sein?
00:19:21: Also ich würde raten, dass man sich persönlich auch fragt:
00:19:25: Was ist mir besonders wichtig?
00:19:27: Und wo bin ich auch bereit,
00:19:28: mein Leben z.B. etwas zu verändern?
00:19:32: Ja, das kann in der Ernährung sein.
00:19:34: Ja, ich kauf beispielsweise Produkte ein,
00:19:37: wo ich weiß, wie sie erzeugt werden
00:19:38: und bin dafür auch bereit,
00:19:39: etwas mehr zu bezahlen.
00:19:41: Ein wesentlicher Beitrag.
00:19:42: Damit habe ich eine andere Landnutzung.
00:19:44: Die Bauern, die die Produkte erzeugen,
00:19:46: kriegen auch einen angemessenen Preis.
00:19:48: Oder, was ich auf jeden Fall empfehlen würde,
00:19:51: ich suche mir einen Energieversorger,
00:19:53: wo ich weiß, wie die Energie erzeugt wird.
00:19:55: Und auch hier bin ich bereit, etwas mehr zu zahlen.
00:19:58: Ein Großteil der Österreicher
00:20:00: ist eine solche Investition
00:20:02: in ihren Haushaltsbudgets absolut möglich.
00:20:05: Und es ist auch letztlich eine Frage der Verantwortung,
00:20:09: einen fairen Preis zu zahlen für solche Güter.
00:20:12: Oder ich bin bereit, mich persönlich zu engagieren.
00:20:14: Auch hier gibt's Möglichkeiten.
00:20:16: Also diese Sendung hier wird am 24. September,
00:20:20: am Freitag online gehen.
00:20:23: Wenn Sie diese Sendung tatsächlich
00:20:25: auch gleich hören oder sehen,
00:20:27: dann haben Sie vielleicht noch die Möglichkeit,
00:20:28: sich bei Fridays for Future an diesem Tag
00:20:30: bei einem der Klimastreiks,
00:20:31: die es in allen großen Städten in Österreich geben wird,
00:20:33: einzuklinken.
00:20:34: Generell eine Organisation zu suchen,
00:20:37: mit deren Zielen ich mich besonders engagiere
00:20:41: und hier auch zivilgesellschaftlich sich zu positionieren,
00:20:44: ist ein sehr wesentlicher Schritt.
00:20:45: Du bist dabei Scientists for Future.
00:20:48: Da gibt's ja etliche Organisationen for Future.
00:20:51: Finde ich auch toll.
00:20:52: Ich hab dir die Frage gestellt.
00:20:54: Drum kommt die Frage jetzt auch an dich, Gitsch.
00:20:55: Ist das nicht ein aus der Pflicht nehmen
00:20:57: der Politik, der großen Strukturen?
00:20:58: Reicht es, wenn jeder von uns etwas tut
00:21:01: und die Politik sagt: Leute, macht’s einmal?
00:21:03: Ich denke, dass es beides braucht.
00:21:04: Und es braucht noch mehr.
00:21:06: Es braucht auch Unternehmen dazu.
00:21:07: Ich glaube, dass dieser Aspekt
00:21:08: auch nochmal mit reinkommt.
00:21:09: Weil ich habe ja auch als Unternehmen
00:21:11: eine gesellschaftliche Verantwortung.
00:21:13: Und so wie der Franz sagt.
00:21:14: Dadurch, dass der Druck
00:21:16: vom Konsumenten, von der Konsumentinnen
00:21:18: in Richtung der Unternehmen
00:21:19: und in Richtung der Politik kommt,
00:21:21: nämlich mit ihrem Wahlverhalten, mit ihrem Konsumverhalten,
00:21:23: passiert natürlich dort was.
00:21:25: Und was wir schon sehen, ist, dass jetzt gerade
00:21:27: wenn man den Bereich der erneuerbaren Energien,
00:21:28: das ist halt der, womit wir uns beschäftigen, nimmt.
00:21:31: Dann waren wir vor 20 Jahren die einzigen,
00:21:34: die ein ordentliches Produkt,
00:21:36: nämlich sauberen Strom angeboten haben.
00:21:38: Und mittlerweile wird das zum Mainstream.
00:21:40: Und dasselbe ist in der Landwirtschaft.
00:21:41: Es sind fast 20 Prozent der österreichischen Landwirtschaft
00:21:44: mittlerweile bio bewirtschaftet.
00:21:46: Und es ist einfach ein Trend,
00:21:49: der sich deshalb auch verändert,
00:21:50: weil der Einzelne solche Konsumentscheidungen trifft.
00:21:53: Und ich glaube, das ist gut.
00:21:54: Aber es ist natürlich so, wie du sagst.
00:21:56: Es braucht letztendlich die richtigen Rahmenbedingungen.
00:21:59: Weil was wir hier jetzt noch gar nicht so besprochen haben,
00:22:02: ist die Dringlichkeit dieser Themen.
00:22:04: Und es reicht nicht,
00:22:05: wenn wir in 100 Jahren einmal so weit sind,
00:22:07: dass wir alle nachhaltig konsumieren.
00:22:08: Sondern wir müssen eigentlich in den nächsten zehn Jahren
00:22:10: ganz viel schaffen und verändert haben.
00:22:13: Und das gelingt natürlich nur,
00:22:15: wenn die politischen Rahmenbedingungen die richtigen sind.
00:22:17: Aber auch da kann man uns als Unternehmen
00:22:19: in die Pflicht nehmen,
00:22:20: dass wir Druck auf die Politik machen.
00:22:22: Ich habe jetzt mit diesem Talk ein echtes Problem.
00:22:25: Und zwar deswegen: wir analysieren den Status quo.
00:22:29: Wir analysieren das, wo wir uns hinbewegen.
00:22:32: Du als Wissenschafter bist natürlich jemand,
00:22:34: der irgendwie sagt:
00:22:36: Liebe Leute, so kann das nicht weitergehen.
00:22:38: Du bist ein Warner.
00:22:40: Du bist einer, der sagt irgendwie:
00:22:41: Wir müssen etwas tun.
00:22:42: Du sagst auch: Wir müssen unser Verhalten,
00:22:44: aber auch unser politisches Verhalten grundlegend ändern.
00:22:47: Gibt's irgendetwas, was du sagen kannst,
00:22:49: was gut läuft, was uns Hoffnung macht?
00:22:52: Bist du Optimist oder Pessimist?
00:22:56: Mach mir doch ein bisschen Mut.
00:22:57: So gehe ich jetzt hier raus und sage:
00:22:59: Ok. Wir sind nicht in einem Sinkflug,
00:23:02: sondern wir sind im Absturz.
00:23:04: Also ich glaube wir sind noch nicht im Absturz.
00:23:06: Aber es ist eine der realen Optionen.
00:23:08: Aber es ist schon noch abhängig von dem,
00:23:09: was in den nächsten Jahren,
00:23:12: in ein, zwei Jahrzehnten passieren wird.
00:23:14: Was mir Hoffnung macht
00:23:16: und was vielleicht dann auch dir Hoffnung macht:
00:23:18: Es hat sich gravierend das gesellschaftliche Klima verändert
00:23:21: zu dem Thema Klima und Umwelt
00:23:24: oder Klima und Bio-Diversitätskrise -
00:23:26: es ist untrennbar miteinander verbunden.
00:23:28: Es sind zwei Symptome,
00:23:29: nämlich einer Übernutzung der Erde.
00:23:32: Und hier ist das gesellschaftliche Bewusstsein
00:23:35: im Vergleich zu 2015 vielleicht sogar noch,
00:23:38: also vor wenigen Jahren,
00:23:40: wirklich fundamental transformiert.
00:23:44: Ich glaube auch, dass es eine Mehrheit gibt oder gäbe
00:23:49: in vielen europäischen Staaten -
00:23:51: das zeigen alle Umfragen in der Bevölkerung -,
00:23:54: die eine auch wirklich ambitionierte
00:23:57: und dann eben nicht immer ganz leichte Umstellung
00:24:00: wesentlicher Teile der Gesellschaft
00:24:05: zu einer nachhaltigeren Form unterstützen würden.
00:24:09: Mir ist schon klar,
00:24:10: wenn es dann tatsächlich den eigenen Vorgarten betrifft
00:24:12: und vielleicht Einschränkungen gespürt werden,
00:24:15: weil tatsächlich dann auch Einschränkungen
00:24:17: manchmal notwendig sein werden,
00:24:18: ist es vielleicht schon ein bisschen anders.
00:24:20: Aber grundsätzlich, politische Leadership vorausgesetzt,
00:24:24: glaube ich, dass ein großer Teil der Bevölkerung
00:24:26: mitgenommen werden kann in eine andere Zukunft.
00:24:28: Weil viele Leute es auch sehen, spüren oder wissen,
00:24:31: dass es so nicht weitergehen kann
00:24:34: und daher auch bereit sind,
00:24:35: wenn man ein Zukunftsbild skizziert,
00:24:37: mitgehen würden.
00:24:38: Hier ist die Politik, glaube ich,
00:24:40: sehr stark gefordert,
00:24:41: solche Zukunftsbilder zu entwerfen
00:24:43: und die Leute mitzunehmen.
00:24:44: Ich fasse es mal kurz zusammen:
00:24:45: Die Wissenschaft warnt seit Jahrzehnten.
00:24:48: Das Bewusstsein hat sich in den letzten ein, zwei, drei Jahren
00:24:52: ganz massiv auch in der Bevölkerung breitgemacht.
00:24:54: Als Sonntagsrede finde ich das Bewusstsein in der Politik.
00:24:57: Langsam beginnen da Maßnahmen zu greifen.
00:25:00: Mache mir ganz konkret Hoffnung.
00:25:01: Wir bitten unsere Gäste hier immer am Freitag
00:25:04: einen Tipp am Freitag zu geben.
00:25:06: Wie ich, wie die Gitsch
00:25:07: mit unserem kleinen Verhalten
00:25:09: auch einen wirklich wirksamen Schritt setzen können
00:25:14: mit einer konkreten Maßnahme,
00:25:15: der, wenn es viele machen,
00:25:17: erstens Vorbildwirkung hat,
00:25:18: zweitens was verändert.
00:25:19: Das nennen wir Tipp am Freitag.
00:25:20: Was wäre denn dein Tipp am Freitag?
00:25:24: Ich glaube, ein super Beitrag könnte sein,
00:25:28: wenn man sich nach dieser Sendung fünf Minuten Zeit nimmt
00:25:34: und sich gut überlegt:
00:25:36: Was ist ein Beitrag, den ich gerne leisten würde?
00:25:40: Was ist das positive Bild, das es für mich bedeutet?
00:25:46: Und ich würde das sehr offen sehen.
00:25:48: Also aus meiner Perspektive.
00:25:50: Ja, es kann sein, dass ich mir sage:
00:25:51: Okay, ich möchte gerne
00:25:53: einen kleinen Garten mitbewirtschaften oder anders gestalten,
00:25:55: wenn ich die Möglichkeit habe, das zu machen.
00:25:57: Es kann sein, dass ich mir denke:
00:25:59: Für mich ist es einfacher,
00:26:00: eine Organisation mit einem Beitrag,
00:26:02: der für mich realistisch ist,
00:26:03: vielleicht auch dauerhaft zu unterstützen.
00:26:06: Ja, ich möchte mich engagieren bei einer Organisation,
00:26:08: die die Ziele, die mir besonders wichtig sind,
00:26:10: stark vertritt.
00:26:12: Ich überprüfe mein Wahlverhalten.
00:26:14: Sind die Politiker oder Politikerinnen,
00:26:16: die ich wähle, auch diejenigen,
00:26:18: die sich wirklich um diese Fragen kümmern
00:26:21: oder verschleiern die eigentlich die Antworten?
00:26:25: Und wenn ich eine dieser Fragen nehme
00:26:27: oder einen dieser Aspekte herausgreife -
00:26:28: und es sollte ein Aspekt sein, der mir wirklich nahe geht -
00:26:30: und dann eine Maßnahme setze,
00:26:32: dann ist das aus meiner Sicht so ein Beitrag.
00:26:35: Franz Essl. Ich bedanke mich ganz herzlich,
00:26:37: dass du hier warst, um zu mahnen,
00:26:39: auch um ein bisschen Mut zu machen,
00:26:40: um mir meinen Zynismus vielleicht doch irgendwie
00:26:43: nicht ganz so durchgehen zu lassen.
00:26:45: Die letzte Frage gehört unhöflicher Weise
00:26:47: aber nie dem Gast hier,
00:26:49: sondern immer der Vertreterin der oekostrom AG.
00:26:52: Gitsch Aichberger, Vorstand der oekostrom.
00:26:55: Was nimmst denn du
00:26:56: aus diesem Gespräch mit dem Franz heute mit?
00:26:59: Ja, ich habe fast ein bisschen Angst gehabt
00:27:02: vor diesem Gespräch,
00:27:03: weil mir der Zustand der Artenvielfalt
00:27:07: leider sehr, sehr bewusst ist.
00:27:09: Und weil mir klar ist,
00:27:11: wie viel sich da ins Negative entwickelt hat
00:27:14: in den letzten Jahren.
00:27:15: Und der Franz hat es aber geschafft,
00:27:17: mir Mut zu machen.
00:27:18: Vor allem auch, weil er einen Aspekt nochmal hervor gekehrt hat,
00:27:22: den wir auch im Energiebereich sehen.
00:27:25: Nämlich dass sich gerade in der Gesellschaft
00:27:27: wirklich etwas verändert.
00:27:28: Und dass sich etwas…
00:27:30: weil eben der Artenverlust ein Symptom ist,
00:27:32: ein Symptom einer Wirtschafts- und Lebensweise,
00:27:34: genauso wie der Klimawandel.
00:27:36: Und das es, wenn es aber diese Veränderung,
00:27:37: diese kritische Veränderung in den Köpfen der Menschen gibt,
00:27:40: dann sind wir auch in der Lage,
00:27:42: auch diese Herausforderungen zu meistern.
00:27:45: Dann bedanke ich mich auch bei dir für dieses Schlusswort.
00:27:49: Franz. Nochmal Danke, dass du zu uns gefunden hast,
00:27:51: hier in die Arena.
00:27:52: Freitag in der Arena war das.
00:27:54: Der Öko-, Klima- und Zukunftstalk der oekostrom AG.
00:27:58: Ich freue mich, wenn ihr das nächste Mal
00:28:00: wieder mit dabei seid.
00:28:01: Danke. Ciao und Baba.