Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

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00:00:06: Herzlich Willkommen in der Wiener Arena.

00:00:10: Es ist Freitag und wir sind in der Arena. Freitag in der Arena.

00:00:16: Das ist das neue Talkformat der oekostrom AG.

00:00:20: Hallo! Ich bin der Ulrich Streibl. Ich bin der Vorstand der oekostrom AG.

00:00:24: Am Freitag laden wir immer spannende Gäste hier in die Arena ein, der Tom Rottenberg und ich.

00:00:30: Und diskutieren mit ihnen wichtige Fragen unserer zeit - Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit, Zukunft.

00:00:36: Und ich freue mich sehr, dass heute die Agnes Zauner von GLOBAL 2000, einer sehr, sehr

00:00:40: bedeutenden Umweltschutzorganisation, bei uns zu Gast ist.

00:00:43: Mein Name ist Agnes Zauner. Ich bin die politische Geschäftsführerin von GLOBAL 2000.

00:00:48: Und wir haben nur noch 10 Jahre Zeit die Klimakrise in den Griff zu kriegen.

00:00:53: Dafür arbeiten wir und auch, dass wir alle eine richtig leiwande Zukunft haben.

00:00:59: Agnes, du hast gesagt, wir haben nur noch 10 Jahre Zeit die Klimakrise zu lösen.

00:01:03: Jetzt sehen wir im Umfeld ja viel Positives. Die Fridays for Future, mit Greta Thunberg an der Spitze.

00:01:09: Große Bewegung der Jungen, die aber auch die etwas Älteren mitzieht.

00:01:13: Wir haben den Green Deal in Europa von der Europäischen Kommission. Wir haben die Grünen

00:01:18: hier in der Regierung, die sehr, sehr viel bewegen. Nur: Passiert konkret genug?

00:01:25: Ich habe immer den Eindruck, die Umsetzung ist ein bisschen langsam. Wir haben keine CO2 Steuer,

00:01:30: wir haben immer noch Kohlekraftwerke laufen, wir haben immer noch Atomkraftwerke laufen.

00:01:33: Passiert konkret genug?

00:01:35: Also, wir haben jetzt ein paar Gesetze, die auf dem Weg sind. Das ist schon mal ganz gut.

00:01:40: Das ist ein guter Anfang. Wie du gesagt hast, es wird viel dran gearbeitet,

00:01:45: aber es ist natürlich noch nicht schnell genug. Also wir haben nämlich wirklich nur 10 Jahre Zeit.

00:01:51: Und da müssen wir jetzt einiges tun. Und vor allem irgendwie alle miteinander. Natürlich liegt es an den

00:01:58: politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, da auch Gesetze zu machen,

00:02:03: dass wir auch ein Ende der fossilen Treibstoffe haben werden. Es gibt jetzt konkrete Daten.

00:02:09: Aber laut den Berechnungen sind wir da jetzt noch nicht so auf dem besonders guten Weg dahin.

00:02:15: Und da heißt es, Druck machen und dass das alles schneller geht.

00:02:20: Du sagst, es passiert jetzt viel. Wir haben zum Beispiel das Erneurbaren Ausbaugesetz in der Begutachtung.

00:02:25: Es ist grad die Diskussion über ein Plastikpfand.

00:02:30: Mein Eindruck ist, es ist immer wie es in Österreich ist, es kommt eine gute Initiative und sofort kommen die Sozialpartner,

00:02:37: die Länder, die Kommunen und schreien dagegen. Was tun wir, dass wir da mehr Einigkeit in der Politik erzeugen können,

00:02:44: dass die Dinge auch wirklich passieren.

00:02:46: Also wir als NGO, als österreichische Organisation, wir reden dann mit allen. Wir suchen das Gespräch

00:02:53: mit allen Stakeholdern, allen, die daran interessiert sind und da mitreden wollen. Also zum Beispiel eben

00:02:59: beim Pfandsystem, das kommen wird - sprechen wir also wirklich mit allen.

00:03:07: Aber da heißt es auch eben zu sagen: Okay, die Bevölkerung möchte das. Wir haben zum Beispiel Umfragen,

00:03:15: da heißt es 83% der ÖsterreicherInnen, oder der Menschen, die in Österreich leben, wollen so ein Pfandsystem.

00:03:23: Und dann ist halt die Politik dran, darauf zu reagieren und zu sagen: Okay, die Zeit ist auch reif.

00:03:29: Wir haben ein riesiges Müllproblem. Und da ist auch laut Studien, laut Wissenschaft einfach Pfand,

00:03:38: ein Einwegpfandsystem oder eine verpflichtende Mehrwegquote die Lösung. Und auch die kostengünstigste Lösung.

00:03:45: Das ist auch unsere Aufgabe, das aufzuzeigen und eben auch gegenüber der Regierung

00:03:50: und der EntscheidungsträgerInnen das aufzuzeigen. Und auch beim Erneuerbaren Ausbaugesetz wollen wir zeigen,

00:03:58: dass ist möglich, dieser Ausbau, gleichzeitig brauchen wir aber auch Einsparungen in der Energie.

00:04:04: Und wir haben Expertinnen und Experten, die da auch Informationen liefern.

00:04:08: Und wir haben die österreichische Bevölkerung hinter uns.

00:04:11: Das ist für mich jetzt ziemlich faszinierend. In fast jedem Gespräch, das wir hier am Freitag in der Arena führen,

00:04:17: sagt uns die Interviewpartnerin, der Interviewpartner - das ist dir sicher auch schon aufgefallen -

00:04:22: die Wissenschaft steht hinter uns. Aber nicht nur das, sondern auch die Bevölkerung steht hinter uns.

00:04:28: Und die Politik macht nix. Warum ist das so? Hast du ein Erklärungsmodell dafür?

00:04:34: Es geht um's Geld im Endeffekt. Und da sind große Wirtschaftsinteressen dahinter.

00:04:39: Wenn wir zum Beispiel ein Pfandsystem einführen, dann sind einige Neuinvestitionen möglich.

00:04:43: Natürlich sollte das so gestaltet sein, dass das besonders für die kleineren Unternehmen kostengünstig ist.

00:04:49: Und eigentlich im Endeffekt einen Vorteil bringt. Zum Beispiel höhere Kundinnen- und Kundenfrequenz

00:04:55: bei den Greislern, wenn die Leute was zurückbringen beim Pfandsystem. Also das ist ein Beispiel.

00:05:01: Aber natürlich sind da Große, wie die Wirtschaftskammer, die eine Interessensvertretung natürlich ist

00:05:08: von vor allem großen Unternehmen, da sehr dagegen. Und versucht dann mit

00:05:13: derzeit leider oft sehr fadenscheinigen Argumenten da dagegen zu halten. Aber eben:

00:05:17: Wir haben die Wissenschaft auf unserer Seite, wir haben die Bevölkerung auf unserer Seite

00:05:20: und deswegen sehe ich da keinen Grund, warum es nicht gehen würde.

00:05:23: Ulrich, bin ich da so ein Berufspessimist, dass ich da die Politik für beratungsresistent halte oder

00:05:28: ist es auch aus deiner Sicht, als CEO eines Energieproviders, der oekostrom AG, auch so,

00:05:34: dass du auch merkst, da hakt es irgendwo.

00:05:38: Ich wünsch mir grundsätzlich mehr Tempo. Das gilt für alle Politikbereiche.

00:05:43: Aber ich weiß auch, wie mühsam Politik sein kann. Weil Politik heißt immer gewinnen von Mehrheiten,

00:05:47: dieses Überzeugen, dieses Diskutieren. Aber wir müssen eben schon sehen, dass wir gerade

00:05:53: mit dem Klima- und Umweltthema in der Situation sind, wo wir einfach keine Zeit mehr haben.

00:05:56: Wir können es uns gar nicht erlauben, so lange zu diskutieren. Und wenn wir jetzt das Pfandsystem nehmen,

00:06:01: weil es gerade gefallen ist, ich mein, das funktioniert in so vielen europäischen Ländern.

00:06:05: Was müssen wir denn da noch diskutieren? Einfach machen. Oder nehmen wir die erneuerbaren Energien.

00:06:10: Jetzt haben wir endlich, nach vielen, vielen Jahren, hat es die Bundesregierung geschafft,

00:06:15: dieses Gesetz zu bringen - Erneuerbaren Ausbau Gesetz. Das ist ein wirklich gutes Gesetz.

00:06:18: Kann man jetzt über Details immer streiten und da wird eh viel gestritten - egal - das Gesetz an sich ist wirklich gut.

00:06:24: Wir sehen aber sofort Interessengruppen, die dagegen gehen. Und das blockiert dann ganz, ganz lange.

00:06:30: Das können wir uns nicht erlauben. Weil die 10 Jahre, die die Agnes sagt, das sind nämlich die 10 Jahre,

00:06:35: in denen wir das CO2 eigentlich auf Null haben müssen, damit wir 1,5 Grad halten können.

00:06:41: Heute sind wir noch auf dem Weg von 3 bis 5, manche sagen 6 Grad Erderwärmung. In Österreich ist das sowieso höher,

00:06:48: weil wir aufgrund der Binnenlage höhere Erwärmungen haben. Jetzt stellt euch einmal vor, was da los ist,

00:06:52: wenn es hier 6 Grad wärmer ist. Dann ist es heißer als in Senegal. Da kann man nicht mehr vernünftig leben.

00:06:57: Und die, die heute in Senegal leben, die können überhaupt nicht mehr leben. Also das ist ja katastrophal

00:07:01: was da passiert. Und wir eiern da rum, wegen ein bissl Pfand und ein bissl erneuerbarer Energien.

00:07:06: Unvorstellbar. Das muss einfach schneller und kraftvoller gehen.

00:07:09: Agnes, du hast in einem der Interviews, als du bei GLOBAL 2000 ja Anfang des Jahres 2020

00:07:17: die Geschäftsführung mit übernommen hast, gesagt, dass dein Berufswunsch immer Feuerwehrmann,

00:07:21: also Feuerwehrfrau gewesen sei. Bist du nicht eigentlich jetzt eh Feuerwehrfrau?

00:07:26: Manchmal komm ich mir so vor, also, dass wir irgendwie Brände löschen und vielen kleinen Bränden

00:07:33: hinterherkommen, um sie zu löschen. Und ich möchte eigentlich das wirklich große angehen.

00:07:38: Also mir geht es wirklich um diese Zukunftsvisionen: Wie kann eine klimafreundliche Zukunft für uns alle

00:07:46: ausschauen. Und da geht es wirklich um konkrete Bilder. Und ich merk halt oft,

00:07:50: viele Leute können sich das nicht so gut vorstellen, weil Zukunft - es gibt noch keine Bilder von der Zukunft.

00:07:56: Ist ja logisch. Aber wir können zumindest welche zeichnen, welche erzählen.

00:08:02: Weil ich merk oft, ist das Thema mit klimafreundlicher Zukunft, mit Verzicht verbunden.

00:08:07: Und das stimmt ja eigentlich gar nicht. Es geht um viel mehr Lebensqualität für alle.

00:08:12: Und wenn man das wirklich auf konkrete Dinge runterbricht, wie zum Beispiel:

00:08:16: Okay, mir ist immer so heiß daheim, wenn es Sommer ist. Und ältere Leute leiden darunter.

00:08:23: Wie können wir was dagegen tun? Da gibt es Begrünungsmaßnahmen, da gibt es wirklich -

00:08:28: wieso gibt es die ganzen Parkplätze vor der Haustüre? Wieso stehen da nicht Bäume und Sträucher?

00:08:32: Das würd das Ganze kühler machen. -- Womit wir bereits beim Verzicht wären. --

00:08:33: Du musst auf Parkplätze verzichten, weniger Autofahren...das sind so Angstszenarien halt, nicht.

00:08:37: Kann man Klimaschutz wirklich positiv besetzt kommunizieren?

00:08:40: Auf jeden Fall. Auf einem toten Planeten können wir auch keinen Spaß mehr haben. Oder auch keinen Luxus mehr haben.

00:08:45: Oder auch kein schönes Leben mehr haben. Oder Arbeitsplätze. Also...

00:08:48: das Fridays for Future hat ja gesagt: There is no future on a dead planet. Also,

00:08:57: da müssen wir natürlich schauen, dass wir da hinkommen und das auch für die Leute gerecht...

00:09:05: Also Klimagerechtigkeit ist ein ganz, ganz großes Thema und eine große Demokratiefrage.

00:09:10: Weil du vorher gesagt hast, dass die Politik wie gelähmt oft ist. Also, dass sie uns so vorkommt.

00:09:18: Ich finde, es ist ja eigentlich eine Frechheit, dass immer noch große Konzernchefs anrufen können -

00:09:25: also so kommt es uns vor - und da die Politik bestellen. Und eigentlich haben wir die Regierung gewählt,

00:09:33: damit sie uns da rausholt aus dieser Klimakrise. Das ist ihr Job.

00:09:37: Wenn wir über Legimitation reden: Die Regierung wurde gewählt. Die Regierung sucht sich aus,

00:09:42: von wem sie sich etwas einflüstern oder wen sie etwas bestellen lässt.

00:09:48: Umweltschutzorganisationen wie GLOBAL 2000 reden auch immer von dem WIR und erheben einen Legitimationsanspruch.

00:09:56: Aber: Wer hat euch gewählt? Die Menschen draußen, die wollen vielleicht Autofahren.

00:10:00: Denen ist vollkommen wurscht, was ihr sagt.

00:10:01: Natürlich, es gibt verschiedene Meinungen. Aber wir haben ganz viele Unterstützerinnen/Unterstützer,

00:10:06: die von...dass sie unsere Posts sharen, dass sie auf Demos gehen bis zu dass sie uns auch monitär unterstützen.

00:10:13: Also wir leben von Spenden. Das sind Leute, die sagen: Mir ist das Thema so wichtig,

00:10:17: dass ich sogar Geld dafür hergeb, dass diese Organisation die Arbeit machen kann.

00:10:22: Und das ist ein wichtiger Teil einer funktionierenden Zivilgesellschaft.

00:10:25: Wie geht ihr denn eigentlich um mit der Frage: Welche Rolle spielt die Wirtschaft?

00:10:32: Weil du hast vorher natürlich gesagt, da geht es um Geld. Da geht es auch um Festhalten an alten Geschäftsmodellen.

00:10:37: Und ich glaub, es ist nur menschlich zu verstehen, dass die irgendwie das noch retten wollen, was sie haben.

00:10:43: Wieviel Nähe nehmt ihr zur Wirtschaft, wenn ihr in die Diskussion mit denen geht?

00:10:48: Wie achtet ihr drauf, dass ihr unabhängig bleibt aber trotzdem in Kontakt?

00:10:52: Weil sonst geht es ja wahrscheinlich auch nicht, oder? Wie macht ihr das?

00:10:54: Also ich bin total gern auch mit Wirtschaftstreibenden in Kontakt, weil das ist oft...das ist

00:11:00: total interessant, was die für Probleme haben oder...oder wie sie Dinge lösen wollen. Es gibt ja auch

00:11:07: total innovative Branchen oder innovative Unternehmen und UnternehmerInnen. Das find ich...Also

00:11:13: mir taugt das wirklich, mit denen zu reden. Wir als GLOBAL 2000, wir haben auch Wirtschaftkooperationen,

00:11:20: wo wir natürlich ganz, ganz genau schauen, dass unsere Unabhängigkeit immer gewahrt bleibt. Und dass wir

00:11:28: Kooperationen eingehen, wo wir sagen: Okay, wir haben einen wirklichen Impact. Also wir können wirklich

00:11:31: dem Unternehmen helfen, Richtung klimafreundlich, umweltfreundlich zu gehen.

00:11:36: Wir haben seit 18 Jahren mittlerweile ein Pestizid-Reduktion-Programm, das haben wir gemeinsam mit REWE.

00:11:43: Und da haben wir viel strengere Pestizidgrenzwerte als gesetzlich vorgegeben eingeführt.

00:11:50: Was wiederum einen großen Impact auf das hat, was wir konsumieren in den Supermärkten.

00:11:56: Und diese Kooperation läuft sehr gut. Und wir haben da sehr viele Expertinnen und Experten,

00:12:02: also wirklich ChemikerInnen und BiologInnen, die sich das ganz genau anschauen und total unabhängig testen.

00:12:07: Also da gibt es kein, vom Konzern kein Mitspracherecht, wie wir da testen. Und,

00:12:14: ja, wir schauen uns das ganz genau und mit Argusaugen an.

00:12:17: Gut, das ist toll für euch, toll für die Konsumenten und Konsumentinnen. Aber,

00:12:21: was hat ein Konzern davon, strenger als das Gesetz zu sein?

00:12:26: Was der Konzern davon hat - er kann sagen: Okay, wir bieten eine bessere Qualität an.

00:12:31: Was wiederum dann den Effekt hat, dass der Konzern auch schauen muss: Okay, von wem beziehen wir

00:12:36: zum Beispiel diese Lebensmittel? Was für Standards setzen wir? Also, wir sagen, wir wollen Lebensmittel,

00:12:43: die weniger pestizidbelastet sind, also wollen wir eine Landwirtschaft, die weniger Pesitizide einsetzt.

00:12:49: Also das ist ja alles verbunden miteinander. Wirtschaft funktioniert so. Und wir versuchen das eben so,

00:12:55: mit diesen Kooperationen zu beeinflussen. Und insgesamt, weil wir Wirtschaft angesprochen haben:

00:13:01: ich finde es sehr interessant, dass es jetzt - und das war vor einigen Jahren noch nicht möglich -

00:13:06: dass wir diskutieren, dass wir ein anderes Wirtschaftssystem brauchen, dass wir anders wirtschaften müssen,

00:13:12: um eben diese Klimakrise in den Griff zu kriegen und die begrenzten Ressourcen, die wir auf dem Planeten haben,

00:13:20: nicht aufzubrauchen und zu verschwenden und dann am Schluss nix mehr zu haben.

00:13:26: Und das find ich sehr interessant und gut, dass es jetzt in eine Richtung geht, dass wir

00:13:32: eben drüber diskutieren können. Und es gibt so viele Ideen, wie wir die Wirtschaft anders gestalten könnten,

00:13:37: so dass sie für Menschen als auch für den Planeten gut ist.

00:13:40: Ulrich, siehst du diese Aufbruchstimmung...spürst du die auch in deiner Welt des Managements?

00:13:46: Wie die Agnes sagt, es ist wirklich viel passiert. Also, jetzt bin ich seit 25 Jahren in der Wirtschaft

00:13:52: und ich war auch nicht immer nur bei nur grünen Unternehmen. Also ich kenn da doch eine breite Palette,

00:13:57: auch von Geschäftsmodellen. Und da passiert schon was. Also ein großer Teil der Unternehmen fängt an,

00:14:03: zu denken, dass es ja so nicht weitergehen kann. Und es hat zwei Wurzeln.

00:14:07: Zum einen werden Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren, wenn sie nicht nachhaltig sind.

00:14:11: Und zum anderen ist es ein ganz privater Moment: die Manager in diesen Unternehmen haben meistens Kinder.

00:14:18: Und diese Kinder oder Jugendlichen sind jetzt auf den Demonstrationen und die gehen nach Hause und sagen:

00:14:23: und sagen: Mama, Papa, was tut ihr eigentlich in euren Unternehmen dafür, dass unsere Zukunft

00:14:30: nachhaltig und lebenswert bleibt? Und insofern haben wir da eine gute Kombination aus den doch privaten Elementen

00:14:36: zu Hause, am Tisch beim Abendessen und demjenigen, dass es einfach notwendig ist,

00:14:42: neue Geschäftsmodelle aufzusetzen, weil die alten, die sind tot.

00:14:46: Wie hat denn dein Engagement, dein Öko-, dein Umweltschutzengagement begonnen?

00:14:51: Das ist lange, lange, lange her. Also ich würde jetzt sagen durch meine Eltern.

00:14:56: Ich komm aus Wiener Neustadt, südlich von Wien. Und da gab es Anfang der 90er Jahre die Fischerdeponie.

00:15:04: Wo ganz viel Müll und giftiger Müll deponiert wurde. Und da gab es aus der Gesellschaft

00:15:11: großen Widerstand dagegen. Und meine Eltern sind mit mir mit dem Kinderwagerl schon da hin gefahren.

00:15:15: Da hat es quasi begonnen und sonst war das immer ein großer Teil meines Lebens:

00:15:21: Wie geht man mit dem Planeten um. Wir sind da und...ich in Europa, als weiße Person in Europa,

00:15:29: bin unglaublich privilegiert und kann was machen, damit der Planet auch nicht den Bach runter geht.

00:15:36: Ich hab das immer so als eine große Aufgabe empfunden. Ich hab dann mit - ja, das war drei Wochen vor Fukushima -

00:15:43: gegen EURATOM plakatiert. Da gab es damals Voksbegehren. Also eigentlich müssten wir EURATOM ganz wegschmeißen.

00:15:51: Und drei Wochen später ist dan Fukoshima explodiert. Und das war schon ein krasses Erlebnis.

00:15:55: Ich hab mich immer sehr viel eben mit Atomkraft beschäftigt. Die Gefahren von Atomkraft.

00:16:02: Das Witzige war, als ich so das erste Mal von GLOBAL 2000 bewusst gehört hab,

00:16:07: da war ich noch ein Teenager und da war ich mit meinen Eltern in Zwentendorf.

00:16:12: Ich weiß nicht, ob es 25 Jahre Volksabstimmung oder so was war.

00:16:15: Und da gab es einen Vortrag von jemanden von GLOBAL 2000.

00:16:18: Das hat mich total begeistert. Also...so bin ich. -- Und da hast du gedacht: Da will ich hin. --

00:16:22: Genau. Da hab ich gedacht: Da will ich hin. Das hat dann noch viele, viele Jahre gedauert.

00:16:26: Ich hab das dann auch aus den Augen verloren. War eben auch international unterwegs.

00:16:29: Eigentlich meine ganzen Zwanziger im Ausland und bin jetzt wieder da, um das so richtig in Angriff zu nehmen,

00:16:36: die Themen, für die ich brenne.

00:16:39: Stichwort Atomkraft. Der Ulrich wird mir jetzt gleich an die Gurgel springen, aber

00:16:43: es gibt ja auch Menschen, die sagen: CO2-neutrale Energiegewinnung - he, Atomkraft!

00:16:51: Eigentlich doch gar nicht so schlecht. Die haben...immerhin waren die klimaneutral.

00:16:55: Aber denen fehlt eine Info. Weil es ist nicht klimaneutral. Also ganz und gar nicht.

00:16:59: Wenn man sich vom Atomkraftwerkbau, bis zum Uranabbau, bis zur Endlagerung, die es nicht wirklich gibt,

00:17:07: wenn man sich das alles anschaut, dann verbraucht das...also dann verursacht ein Atomkraft...

00:17:13: die Nutzung von Atomkraft, wesentlich mehr CO2, als zum Beispiel Photovoltaik oder viel mehr, als Windkraft.

00:17:20: Also, dass das CO2 neutral ist, stimmt gar nicht. Außerdem, es kann ja...man kann

00:17:27: Atomkraftwerke nicht versichern. Wie willst du denn das versichern? Also, wie willst du

00:17:32: hunderttausende Millionen von Menschenleben versichern? Also, das geht gar nicht. Und Banker,

00:17:37: ÖkonomInnen und so sagen: Nuclear power prized itself out of the market. Also das ist mittlerweile so teuer

00:17:44: und nicht mehr rentabel Atomkraftwerke zu bauen, weltweit, dass...man sieht es ja auch in Europa.

00:17:51: Es sind momentan, glaub ich, vier Reaktoren in Planung. Das wird immer wieder nach hinten verschoben,

00:17:57: weil: das ganze Ding zahlt sich nicht mehr aus. Und: sind wir uns ehrlich. Es gibt kein Endlager.

00:18:03: Also, das ist ein Auslaufmodel.

00:18:08: Ich war immer der Meinung, dass wir Atomkraft deshalb nicht betreiben dürfen, weil wir es nicht beherrschen.

00:18:14: Die Unfälle sind sowieso evident. Und die sind dann immer gleich sehr, sehr, sehr, sehr schlimm. -- Genau. --

00:18:20: Was nicht so evident ist, dass wir Müll produzieren, der eine Million Jahre in der Gegend rumstrahlt.

00:18:25: Und jetzt sucht Deutschland beispielsweise seit 50 Jahren ein Endlager.

00:18:30: Seit 30 Jahren ist Gorleben in der Erkundung. Und jetzt sagen sie nach 30 Jahren: Ja, da geht es leider doch nicht.

00:18:35: Also jetzt fangen wir wieder an. Und dann suchen wir wieder 30 Jahre oder 50 Jahre, ich weiß nicht, wie lange.

00:18:40: Und dann wollen wir einen Standort finden, der eine Million Jahre sicher ist.

00:18:43: Ja, das ist ja total absurd. Sowas kann ja gar nicht sein.

00:18:46: Also Atomkraft, aus meiner Sicht, ist eine Technologie, die beherrschen wir als Menschheit nicht.

00:18:50: Die sollten wir bleiben lassen. Also insofern keine Lösung zur Klimakrise. Was mir Sorge macht ist,

00:18:57: dass wir nach wie vor viel zu viel CO2 produzieren in der Energieversorgung und im Verkehr.

00:19:04: Und dass die Wandlungsprozesse viel zu langsam gehen.

00:19:07: Jetzt hat zwar Deutschland den Kohleausstieg sich vorgenommen. Aber der Kohleausstieg in Deutschland

00:19:12: geht defacto seit 30 Jahren. Und er dauert noch einmal 10 oder 20. Polen hat noch nicht einmal angefangen.

00:19:18: Agnes, was tut ihr, dass diese Prozesse sich beschleunigen?

00:19:21: Wir mobilisieren.

00:19:24: Wir sind sehr stark in Kontakt eben mit den Leuten da draußen. Wir führen ganz viele Dialoge auch.

00:19:34: Und was eben mir ganz wichtig ist, dass wir sagen: Okay, es gibt eine Vision. Also es gibt das:

00:19:43: Wie schaut diese Zukunft aus. Dass sich das die Leute einmal vorstellen können. Also das finde ich

00:19:48: ganz wichtig einerseits. Also die Bevölkerung. Dass man mit ihr arbeitet. Dass man auf sie hört.

00:19:54: Dass man sie anspricht. Das ist ein Teil. Der andere Teil ist eben: mit den EntscheidungsträgerInnen arbeiten.

00:19:59: Also zu ihnen hingehen, dann advocacy Arbeit dort machen. Zu sagen: Okay, wie schaut es aus mit den Gesetzen?

00:20:05: Wann kommen die? Was wird da drinnen stehen? Wir sind bereit, euch da zu helfen.

00:20:12: Wir haben tolle Antworten der Wissenschaft und aber auch eben mit der Wirtschaft, wo die ganz genau wissen,

00:20:18: die Unternehmen: Wir brauchen einen Plan dafür. Und ich find es auch ganz interessant, okay,

00:20:22: es gibt jetzt ganz viele Vorgaben für die Wirtschaft und für die Unternehmen,

00:20:27: wo sie gewisse Standards erreichen müssen. Aber ihnen fehlt so ein bissl der Plan, wie das gehen soll.

00:20:34: Und da, find ich auch, sollte es konkrete politische Vorgaben geben. Und auch, wir reden dann von der just transition,

00:20:40: also für ArbeitnehmerInnen als auch für ArbeitgeberInnen, wie sie klimaneutral, also auf längere Sicht,

00:20:47: werden können, in den nächsten Jahren. Und dabei nicht vor die Hunde gehen. Also sowohl die Unternehmen

00:20:52: als auch die Arbeitsplätze. Wir sehen, wenn wir in klimafreundliche Branchen investieren,

00:20:57: wie viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Gleichzeitig brauchen wir auch eine Transformation

00:21:02: des Wirtschaftssystem hin zu einem gerechteren für die Menschen und auch für die Umwelt.

00:21:08: Das muss Hand in Hand gehen. Also ich seh das gar nicht getrennt voneinander. Dass, wenn man sagt:

00:21:13: Okay, man baut...also, man rettet die Natur und die Umwelt und das Klima, aber baut dafür den Sozialstaat ab.

00:21:19: Das geht nicht. Es muss Hand in Hand gehen.

00:21:21: Aber es ist ein unheimlich komplexes Themenfeld. Das muss alles Hand in Hand gehen.

00:21:26: Das ist auf eine Vision, wie du vorher gesagt hast, es gibt keine Fotos von der Zukunft, also niemand weiß,

00:21:32: ob es wirklich so eintreten wird, kann man da schon sagen. Ich red jetzt gar nicht von Donald Trump

00:21:36: oder anderen Klimawandelleugnern, sondern bei mir im Haus wohnt ein sonst sehr netter,

00:21:40: sehr reflektierter Mensch, der sagt irgendwie: Es ist eh schon wurscht. Der hat jetzt grad seinen SUV

00:21:46: im 6. Bezirk verkauft und sich einen unheimlichen fetten Pickup nach amerikanischen Muster gekauft,

00:21:51: mit dem er nicht einmal in die Garageneinfahrt reinkommt, weil er sagt: Es ist eigentlich schon egal.

00:21:56: Wie erreicht man solche Menschen?

00:21:58: Ich find, das ist halt eine sehr privilegierte Position zu sagen: Es ist eh schon wurscht

00:22:03: und nach mir die Sintflut. Weil für ganz viele andere, und da sind wir wieder bei der Gerechtigkeit,

00:22:07: ist es nicht wurscht.

00:22:09: Ja, aber mit dem Thema erreich ich ihn halt grade nicht. Ich muss ihn mit irgendwas erwischen.

00:22:12: Viele von diesen modernen Egomanen erwischt man doch einfach nur, nicht mit dem Wir-Gefühl, sondern mit dem:

00:22:19: Und das betrifft dich auch! Dem ist Gerechtigkeit vollkommen egal.

00:22:22: Genau. Also das ist das einerseits, das mit der Gerechtigkeit. Und sonst...es gibt sehr viele Menschen,

00:22:28: die haben nicht Zugang zu dem gesellschaftlichen Gemeinschaftsgefühl, denen ist ihre Community wichtiger.

00:22:33: Das: What is in for me. Also: was ist konkret für mich das Positive, wenn ich mich so und so verhalte.

00:22:39: Und in unserem Fall, wenn ich mich klimafreundlich verhalte. Und ich find, da müssen wir generell,

00:22:44: wir alle noch an Antworten arbeiten: dass es kostengünstiger ist, dass es bequemer ist -

00:22:49: also wir reden oft von Verkehr. Es muss bequemer sein, wenn, dass die Bim vor der Tür steht

00:22:54: und ich gleich einsteigen kann. Und, das ist ja erwiesen, wenn ich zum Auto ein Stückchen länger gehen muss,

00:23:01: dann werde ich das nicht so oft nehmen, als wenn ich vor der Tür einfach in die Straßenbahn oder den Bus

00:23:06: Bus oder in die U-Bahn hüpfen kann. Also, es muss bequemer sein und es muss preisgünstiger sein.

00:23:11: Wo wir wieder beim Politischen wären. Also, das muss politisch gewollt sein. Also, wir kommen immer drauf zurück:

00:23:17: Es ist eine politische Entscheidung, wir können das machen, wir müssen es halt wollen.

00:23:22: Jetzt beobachte ich die Politik und es sind ja schon viele, die das wollen, glaube ich. Und es werden immer mehr.

00:23:30: Trotzdem geht es wahnsinnig langsam. Also ich frag mich immer noch, warum gibt es keine CO2 Steuer?

00:23:36: Das frag ich mich auch.

00:23:37: Es weiß jeder, dass das kommen muss. Warum gibt es das nicht? Also große Hebel, die sehr einfach sind.

00:23:43: Wieso bringen wir das nicht zusammen?

00:23:46: Es gibt einfach viele große andere Interessen. Ich würde sagen, eben vor allem von großen Konzernen

00:23:52: Wirtschaftsinteressen, wo sie die Vorgabe haben, einen gewissen Gewinn pro Jahr zu erzielen,

00:23:59: Boni auszuschütten. Gleichzeitig sehen wir auch und das haben wir auch in der Umfrage gesehen,

00:24:04: die Menschen sind wirklich angepisst in Österreich. Also, die haben keinen Bock mehr da drauf,

00:24:09: dass staatlich subventioniert, dann also wirklich CO2 Schleudern staatlich subventioniert werden.

00:24:17: Und dann wieder Boni an große Unternehmenschefs und -chefinnen ausgezahlt werden,

00:24:25: anstatt dass das wirklich in Klimaschutzmaßnahmen geht.

00:24:28: Wenn ich jetzt schaue, ich schau so ein Stück zurück in den letzten Wahlkampf:

00:24:34: Das größte Argument gegen die CO2 Steuer war, dass man Pendler belasten würde.

00:24:40: Das waren nämlich gar nicht die Unternehmen, es war die Angst vor dem Wähler und der Wählerin. Nämlich den Pendlern,

00:24:45: die draußen sind und auf einmal nicht mehr in die Arbeit können. Das war die große Angst.

00:24:48: Und deswegen gibt es keine CO2 Steuer.

00:24:50: Das mit der Pendlerpauschale, da muss es einen Mechanismus geben, dass die Leute, also die

00:24:58: weniger CO2 verbrauchen und auch die Möglichkeit haben, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen -

00:25:02: also ein ganz wichtiger Teil davon, ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der jetzt auch massiv angegangen wird

00:25:07: und hoffentlich dann so wird, wie wir uns das vorstellen und auch für die Menschen am Land

00:25:12: dann zugänglich wird...diese Steuerreform muss so angelegt sein, dass die Leute, vor allem die,

00:25:17: die eh weniger haben belasten unser CO2 Budget sowieso weniger - und dass die im Endeffekt

00:25:23: mehr im Geldbörsel haben. Also, dass es da auch eine Umverteilung geben muss, ist klar.

00:25:28: Also, wie gesagt, das Soziale und das Klimafreundliche muss Hand in Hand gehen.

00:25:33: Jetzt reden wir davon, dass uns die Zeit davonrennt. Wir reden davon, dass wir maximal noch 10 Jahre haben.

00:25:39: Wir reden davon, dass uns das alles viel zu langsam geht. Und jetzt beim Klima sagen alle: Ja,

00:25:45: Politik der kleinen Schritte, Überzeugungsarbeit. Mit Corona hatten und haben wir ein ungefähr genauso großes,

00:25:51: vehementes Thema und da hat das funktioniert. Da ging es nicht irgendwie:

00:25:57: wir müssen jetzt mal diskutieren. Sondern da ging es: Woom! Clash! Und alle haben es akzeptiert.

00:26:02: Was hat Politik bei Corona richtig gemacht? Und lässt sich das bei Klima- und Umweltfragen

00:26:09: 1:1 übersetzen vielleicht?

00:26:10: Ich glaube, es sind schon zwei unterschiedliche Dinge. Also, Corona ist eine Krise,

00:26:15: Klimakrise soll auch als Krise behandelt werden. Was wir gesehen haben ist, wenn politischer Wille da ist,

00:26:23: etwas zu verändern und etwas zu tun, dann ist das auch möglich. Also es geht viel um den politischen Willen.

00:26:29: Was niemand möchte sind so krasse Einschränkungen, wie wir es bei Corona gesehen haben.

00:26:34: Also CO2 Emissionen sind zurückgegangen, aber das war halt so nix im Vergleich dazu, wie es sonst ist

00:26:40: und es wird auch viel wieder aufgeholt werden. Also das wollen wir alle nicht.

00:26:43: Deswegen müssen wir ja alle schon jetzt anfangen, daran zu arbeiten, damit mal nicht so

00:26:47: krasse Maßnahmen notwendig sein werden.

00:26:49: Aber sind sie nicht längst notwendig? Wenn wir sagen, wir haben zu wenig Zeit. Verstehen die Menschen nicht besser,

00:26:55: wenn man sagt: Wir müssen jetzt handeln. Als wie wenn man sagt: Naja, wenn wir jetzt nicht langsam anfangen

00:27:00: in die Gänge zu kommen... Du verstehst. Also vom Duktus des Redens ändert sich da ja was.

00:27:04: Ganz was anderes, wenn ich: Jetzt muss was geschehen.

00:27:07: Jaja, genau. Das sind vor allem Investitionen und Entscheidungen, wo fließt das Geld hin.

00:27:12: Also es geht da weniger um Ausgangsbeschränkungen, wie es bei Corona gegangen ist,

00:27:15: dass wir uns alle nicht anstecken. Was natürlich notwendig war. Aber was die Klimakrise betrifft.

00:27:22: Natürlich. Wir müssen jetzt die notwendigen Investitionen machen, um die Emissionen bis 2030 runterzukriegen.

00:27:30: Das ist schon klar. Und was bei Corona, was wir da gesehen haben ist, dass die Leute,

00:27:38: also so in Österreich, die die Zeit hatten darüber nachzudenken - es gab ja auch sehr viele Berufsgruppen,

00:27:45: die hatten keine Zeit, weil sie rund um die Uhr im Einsatz waren; daran müssen wir auch immer denken -

00:27:50: aber was viele Leute, ihnen bewusst wurde ist, dass die Wichtigkeit des Regionalen.

00:27:57: Dass wir nicht Produkte um die Welt einfach in dem Ausmaß schiffen können, wie wir es jetzt tun.

00:28:04: Die dann günstiger sind, als die regionalen, nachhaltig produzierten Produkte im Regal.

00:28:11: Das ist vielen Leuten bewusst geworden. Und das ist eigentlich, da finde ich es eine ganz schöne Entwicklung.

00:28:18: Ja, aber urgency, die Dringlichkeit ist da. Und es müssen jetzt die Investitionen gemacht werden.

00:28:24: Jetzt hast du gesagt, manches müsste man wahrscheinlich ändern und du hast vorhin von dem Bild

00:28:28: der Zukunft gesprochen, das es nicht gibt. Ist es eine Zukunft, in der wir stärker Verzicht üben müssen?

00:28:35: Nein, ich denke nicht. Ich denke, es wird eine lebenswertere Zukunft. Ich denke, dass es vor allem für

00:28:42: mehr Leute lebenswerter wird. Also, dass es normal ist, dass wir weniger arbeiten, dass wir mehr Zeit für

00:28:48: Familie haben, für in die Natur gehen. Dass wir gleichzeitig Häuser haben, die nicht überhitzen,

00:28:54: sondern gedämmt sind. Dass wir Heizungssysteme haben, die nicht CO2 Schleudern sind und für die wir

00:29:00: aber auch nicht Thermenwartung bezahlen müssen. Und dass die Preise dafür, gerechter verteilt sind.

00:29:09: Also es wird Hand in Hand gehen. Und auch so wie Städte ausschauen, wie das Land ausschaut,

00:29:15: das wird schöner werden. Ich meine, wer geht nicht gern durch eine Straße, wo einfach eine Allee ist

00:29:19: und nicht einfach nur Parkplätze sind. Autos wird es weiterhin geben. Die Frage ist, wo stehen sie,

00:29:25: wo sind sie geparkt. Ein Auto ist ja ein Stehzeug 23 Stunden pro Tag durchschnittlich. Wo werden die Autos stehen?

00:29:32: Und wie wird der öffentliche Raum sein? Wird er für einige wenige da sein oder wird er für alle da sein?

00:29:38: Können wir Kinder einfach so raus lassen, die dann einfach spielen können und nicht durch Abgase und

00:29:43: schnelle Fahrzeuge gefährdet sind. Also ich glaub, es geht viel mehr in die Richtung.

00:29:47: Und ich mich schon wirklich drauf. Und es gibt jetzt auch immer mehr, es gibt doch Bilder davon.

00:29:53: Also, ich seh immer mehr Animationen, wie ein Platz in der Stadt, wie der noch ausschauen könnte.

00:29:59: Und das find ich ziemlich schön.

00:30:01: Du strahlst jetzt und sprichst nicht im Konjunktiv. Das heißt, du bist Optimistin?

00:30:06: Ja. Ich bin...also ich hab schon mal meine Momente, wo ich sag: Oh mein Gott, es ist alles furchtbar.

00:30:12: Aber ich beschäftige mich ja ziemlich viel damit. Also ihr könnt euch vorstellen, den ganzen Tag eigentlich.

00:30:19: Und privat dann auch noch weiter. Weil das Thema mich einfach interessiert. Und ich sag entweder,

00:30:25: die Zukunft wird ur-furchtbar oder ur-leiwand. Und ich finde, wir haben keine andere Option, als zu sagen,

00:30:31: sie wird richtig leiwand und gerechter und schöner einfach. Also schaffen können wir es auf jeden Fall.

00:30:38: Also das sagt uns auch die Wissenschaft, dass wir es schaffen. Wir müssen nur die richtigen Entscheidungen treffen.

00:30:43: Und wir haben alle irgendwie unsere Rolle eben in diesem Ganzen. Manche sitzen halt an großen Hebeln

00:30:49: und andere sitzen an kleineren Hebeln, aber ich glaub, die können wir alle nutzen. Wenn wir

00:30:54: die Zeit haben, die Möglichkeit haben. Es gibt ganz viele Leute da draußen, die das natürlich nicht haben.

00:30:58: Aber ich finde, wir können Verantwortung übernehmen und sagen: Okay, du arbeitest im Krankenhaus rund um die Uhr.

00:31:04: Das ist genauso ein wichtiger Beitrag, wie wenn ich sag: Okay, ich setz mich für eine lebenswerte Zukunft in Klima und Umwelt ein.

00:31:12: Wenn du dir denkst: Ich hau den Hut auf den ganzen Krempel.

00:31:15: Was holt dich dann wieder aus diesem schwarzen Loch raus? Wie motivierst du dich?

00:31:18: Die Leute. Vor allem die jungen Leute. Wir haben ganz tolle Freiwillige und Leute, die bei uns Praktikum machen

00:31:26: und Projekte durchführen. Die machen das freiwillig, weil sie einfach einerseits von der Organisation

00:31:33: lernen wollen, aber sie bringen auch so viel in die Organisation und überhaupt hinaus auf die Straße.

00:31:38: Und das ist irgendwie der antreibende Motor. Und wenn die dann so richtig Bock haben und dann was Cooles machen,

00:31:44: wenn ich mir denk: Oh Gott, das ist so frustrierend! Dann red ich fünf Minuten mit denen und

00:31:48: es ist schon wieder der Spirit da und die Motivation da, weil, ja, gemeinsam rettet es sich die Welt leichter

00:31:58: und auch schöner. Und gemeinsam wollen wir auch sein.

00:32:01: Ulrich, weißt du wie die Agnes in niederösterreichischen Zeitungen, Zeitschriften beschrieben worden ist?

00:32:07: Als reflektierte Rebellin. Das find ich ein sehr schönes und ein sehr spannendes Bild. Aber

00:32:12: mich würde interessieren: Siehst du sie auch so, die GLOBAL 2000 Chefin, als reflektierte Rebellin?

00:32:18: Hat sie sich so präsentiert hier?

00:32:19: Ich seh die Agnes und GLOBAL 2000 und viele Organisationen, die in dem Bereich sind, die sind sehr reflektiert.

00:32:27: Sehr, sehr reflektiert. Ich finde, man liest unglaublich gute Studien bei euch, bei anderen.

00:32:32: Da ist unglaublich viel Wissen. Und dieses Wissen brauchen wir. Und das Rebellische ist notwendig.

00:32:38: Weil, wenn wir nicht rebellische Elemente haben in dieser Gesellschaft, dann wird zu wenig passieren.

00:32:44: Und die rebellischen Momente kommen häufig von den Jüngeren. Und jetzt ist es schon, dass die Agnes

00:32:49: ein bissl jünger ist als ich zumindest und ich mich total freue, wenn Menschen zum Einen

00:32:54: als Jugendliche schon auf der Straße sind, wenn sie dann, wie die Agnes, ihre Zeit und ihre Energie einsetzen,

00:32:59: um ein bisschen rebellisch auch, Dinge aufzubrechen. Und auch durchaus die Forderungen an diejenigen stellen,

00:33:06: die jetzt ein einhalb Generationen weiter sind, die am ehesten im Moment auch in der Lage sind,

00:33:10: dann die Dinge dann auch umzusetzen. Und wenn diese Ketten funktionieren, vom Impuls

00:33:16: über diejenigen, die ein wenig rebellisch sind, zu denen, die tatsächlich jetzt die Möglichkeiten haben,

00:33:23: dann wird das gelingen. Und ich bin übrigens auch bei der Agnes. Also ich bin überzeugt, ich glaube es nicht nur,

00:33:28: ich bin überzeugt, dass wir diese lebenswerte Zukunft schaffen werden. Es ist ja in unser aller Interesse.

00:33:34: Wir alle wollen in einer Welt leben, in der es sozial gerecht zugeht, in der die Umwelt nicht

00:33:40: über die Maße belastet wird, in des es nicht stinkt in den Städten, in der Müll in den Flüssen herumschwimmt.

00:33:47: Das ist doch klar. Und wir haben alles, was wir brauchen. Wir müssen nur diese Kräfte

00:33:51: zusammenbringen und das tun. Und das wird uns gelingen.

00:33:55: Damit uns das gelingt, muss man auch was tun. Und es gibt hier, in Freitag in der Arena auch eine kleine Rubrik,

00:34:02: wo wir unsere Gesprächspartnerinnen, unsere Gesprächspartner bitten, uns einen kleinen Tipp zu geben,

00:34:08: was jeder von uns ganz konkret tun kann.

00:34:13: Agnes, dein Tipp am Freitag. Was empfiehlst du an kleiner Aktivität oder kleiner Aktion, die jeder und jede

00:34:21: machen kann, die doch auch einen Impact für eine bessere Welt, für ein besseres Klima hat?

00:34:26: Es sind eigentlich zwei Tipps. Einerseits finde ich, sollte man wählen gehen.

00:34:35: Und schauen, was kann man in den System, in dem demokratischen System, das wir haben, dazu beitragen,

00:34:42: dass wir wählen. Und auch von unserem...wer die Zeit hat und wer Kraft hat und wer die Möglichkeit hat

00:34:50: zum Beispiel das Demonstrationsrecht zu nutzen und da rauszugehen. Wir haben es gesehen, diese Demos

00:34:56: von den jungen Menschen - und in der Geschichte haben immer junge Menschen den Lauf der Geschichte verändert -

00:35:02: daran teilzunehmen und diese zu unterstützen, wenn das möglich ist. Sonst, was wirklich alle tun können,

00:35:09: ist mit anderen Leuten reden. Also, ob es in der Familie ist, ob es sich einfach nur informieren ist

00:35:18: oder mit Freundinnen und Freunden reden. Das finde ich, ist ein richtig wichtiger Beitrag,

00:35:23: weil so Prozesse angeregt werden. He, wie stell ich mir diese Zukunft vor? Oder was möchte ich nicht,

00:35:28: was möchte ich schon. Und ich finde, das ist der wichtigste Beitrag, den man machen kann.

00:35:33: Und ja, wenn man Geld hat, kann man natürlich auch Initiativen unterstützen, Organisationen unterstützen.

00:35:38: Und ich denk mir, es gibt so viele unterschiedliche Leute, die unterschiedliche Beiträge leisten wollen.

00:35:45: Da gibt es sicher für alle was.

00:35:48: Liebe Agnes, vielen, vielen Dank. Und wenn euch jetzt vorkommt, als wäre das mit mir abgesprochen gewesen,

00:35:55: das ist es nicht. Agnes Tipp am Freitag lautet: Spread the word. Redet darüber.

00:36:02: Redet über das, was euch beschäftigt, über das, was uns beschäftigt, über das,

00:36:07: was unsere gemeinsame Zukunft sein kann. Redet drüber. Wir, der Ulrich und ich reden

00:36:13: in diesem Fall leider nur in eine Richtung, zu euch. Aber ihr könnt uns ja auch antworten.

00:36:18: Per Email, per WhatsApp, per was auch immer, Rauchzeichen, Buschtrommeln. Wir freuen uns über Reaktionen

00:36:24: und werden sicherlich darauf eingehen. Freitag in der Arena. Das war der Talk der oekostrom AG.

00:36:32: Zu hören und zu sehen auf den üblichen Kanälen. Und wir hören und sehen uns bald wieder.

00:36:36: Danke. Ciao.

Über diesen Podcast

Wie können wir die Klimakrise bewältigen, ökologisch nachhaltig leben und die erneuerbare Energiezukunft vorantreiben?
Mit dieser Frage beschäftigen sich die oekostrom AG-Vorstände Hildegard Aichberger und Ulrich Streibl in diesem Podcast. Jeden Monat sprechen die beiden in der Arena Wien mit jeweils einer/einem Gesprächspartner:in über neue Ideen und Lösungsansätze rund um Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Die oekostrom AG setzt sich als Anbieterin und Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energiequellen aktiv für eine ökologische, zukunftsfähige Energieversorgung ein und treibt den Energiewandel voran. Durch den Dialog mit Expert:innen und Entscheidungsträger:innen der Energiewirtschaft wird laufend ein Blick über den Tellerrand geworfen.

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