Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

Transkript

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00:00:07: Herzlich willkommen in der Wiener Arena!

00:00:10: Es ist wieder einmal Freitag.

00:00:11: Und Freitag in der Arena,

00:00:13: das ist der Klima-, Zukunfts- und Öko-Talk

00:00:16: der oekostrom AG.

00:00:18: Mein Name ist Tom Rottenberg.

00:00:19: Aber die richtige Gastgeberin sitzt neben mir -

00:00:21: Gitsch Aichberger, Vorständin der oekostrom AG.

00:00:25: Auch von mir ganz herzlich willkommen.

00:00:27: Es freut mich, dass du wieder dabei bist

00:00:30: bei Freitag in der Arena.

00:00:32: Wir sprechen heute über Klimapolitik

00:00:36: und im Speziellen über

00:00:38: das Sorgenkind der Klimapolitik,

00:00:40: nämlich den Verkehr.

00:00:42: Und dazu haben wir

00:00:43: eine sehr berufene Gästin eingeladen.

00:00:47: Klara Maria Schenk.

00:00:49: Sie ist Klima- und Verkehrssprecherin von Greenpeace.

00:00:52: Herzlich willkommen, liebe Klara.

00:00:55: Hallo, ich bin Klara Maria Schenk.

00:00:57: Ich bin Klima- und Verkehrssprecherin bei Greenpeace.

00:00:59: Ich beschäftige mich einerseits mit der Fragestellung,

00:01:02: wie wir Klimaschutz auf den Boden bringen können

00:01:04: und welche Hebel wir heute betätigen müssen,

00:01:06: damit wir morgen alle eine gute Zukunft haben

00:01:08: und auch damit,

00:01:09: welche Rolle Mobilität dabei spielt.

00:01:12: Klara, herzlich willkommen auch von meiner Seite

00:01:14: hier bei Freitag in der Arena.

00:01:17: Ich sage es ganz ehrlich:

00:01:18: Ich habe ein richtiges Problem mit dir,

00:01:19: weil ich seit es Greenpeace gibt,

00:01:22: das ist mittlerweile 50 Jahre her,

00:01:24: in Österreich ungefähr 40,

00:01:27: unterschreibe ich alles, was Greenpeace tut.

00:01:29: Jetzt soll ich mit dir

00:01:30: ein kritisches Interview führen.

00:01:31: Wie macht man das am besten?

00:01:33: Erst mal danke für die Einladung.

00:01:34: Ich freue mich total, dass ich hier bin.

00:01:36: Und ich glaube, es gibt genug Themen,

00:01:38: über die wir streiten können.

00:01:40: Ich habe gesehen, dass du einen neuen e-Roller hast.

00:01:42: Individuelle Mobilität ist zum Beispiel ein Thema,

00:01:44: das total spannend ist.

00:01:46: Aber letztlich geht es gar nicht darum,

00:01:48: worüber kann man streiten und wo sind wir uns uneins,

00:01:51: sondern wo gibt es vielleicht auch Lösungsansätze,

00:01:54: die manchmal ein bisschen kontroversiell sind,

00:01:59: wo man das Gefühl hat:

00:02:00: Hey, die kommen daher und wollen mir was verbieten?

00:02:02: Das ist was, das höre ich in meinem Job ganz oft.

00:02:04: Ich bin ja auch für das Thema Verkehr zuständig

00:02:06: und da geht es auch um schwierige Themen,

00:02:08: wie zum Beispiel:

00:02:09: Soll ich nicht mehr in Urlaub fliegen dürfen?

00:02:11: Kann ich wirklich nicht mehr mit dem Auto fahren?

00:02:12: Ich glaube, das sind Themen,

00:02:14: wo jeder mal das Gefühl hat:

00:02:15: Das geht mir zu weit.

00:02:16: Ein sehr breites Themenfeld, das Klara anschneidet.

00:02:20: Was geht dir denn zu weit davon?

00:02:22: Nicht mehr auf Urlaub fliegen?

00:02:23: Wäre das ein Thema für dich?

00:02:24: Ich glaube, diese ganze Diskussion

00:02:26: mit dem Dürfen und Verbieten ist eine,

00:02:29: die völlig in die falsche Richtung geht.

00:02:31: Aus meiner Sicht sollte man das Thema

00:02:35: genau von einer anderen Seite her diskutieren,

00:02:37: nämlich von der Seite der Lebensqualität.

00:02:38: Und ich finde da ist Verkehr etwas,

00:02:40: wo schnell einmal die Wogen hoch gehen,

00:02:43: aber wo eigentlich diese Diskussion

00:02:45: sich völlig verrannt hat.

00:02:47: Denkt man nur an das Thema Platz.

00:02:48: Ich persönlich finde es toll,

00:02:52: wenn Straßen nicht nur betoniert sind,

00:02:54: sondern wenn Bäume dazwischen sind,

00:02:57: wenn Kinder spielen können,

00:02:58: wenn man nicht unbedingt von durchrasenden Autos

00:03:01: sich gefährdet fühlt.

00:03:03: Und das bedeutet aber eine andere Verkehrspolitik,

00:03:06: als wir es im Moment haben.

00:03:07: Und im Moment hat man einfach das Gefühl,

00:03:08: es gibt mehr Platz für Autos als für Kinder.

00:03:10: Und das, finde ich, ist die falsche Richtung.

00:03:13: Und deshalb glaube ich,

00:03:14: es geht um eine Re-Positionierung,

00:03:16: dass man das Thema einfach positiv

00:03:18: und als Gewinn von Lebensqualität framed.

00:03:21: Und darüber sollten wir heute auch sprechen.

00:03:24: Apropos Framing.

00:03:25: Greenpeace steht eigentlich für Kontroversen.

00:03:30: Einfach weil man damit auch Öffentlichkeit erreicht.

00:03:32: Gleichzeitig geht es auch um Gemeinschaftliches,

00:03:35: geht es quasi um das Framing von positiven Dingen.

00:03:37: Bleiben wir ganz konkret.

00:03:38: Ihr habt im Herbst

00:03:40: das Büro des Wiener Bürgermeisters besetzt,

00:03:41: weil ihr gegen den Lobau-Tunnel wart.

00:03:46: Das funktioniert einfach deswegen,

00:03:48: weil man damit Leute erreicht.

00:03:49: Aber ist es auch Sachpolitik?

00:03:51: Kann man diskutieren, wenn man ein Büro besetzt?

00:03:53: Muss Greenpeace radikal sein,

00:03:55: um Öffentlichkeit zu erreichen?

00:03:57: Ich finde, man muss sich mal anschauen,

00:03:59: was Radikalität überhaupt bedeutet.

00:04:00: Und im Endeffekt kommt das ja

00:04:02: vom lateinischen Wort Radix.

00:04:03: Und das heißt die Wurzel.

00:04:05: Worum es geht, ist, dass wir nicht bereit sind,

00:04:07: Politikerinnen und Politikern

00:04:09: und auch Konzernen dabei zuzuschauen,

00:04:11: wie sie an der Oberfläche versuchen,

00:04:14: schöne Mäntelchen umzuhängen,

00:04:16: irgendwas grün einzufärben,

00:04:18: während sie die wirklichen Probleme

00:04:19: nicht angehen wollen.

00:04:20: Und genau das machen wir.

00:04:21: Wir nehmen uns Problemen an

00:04:23: und wir gehen wirklich an die Wurzel.

00:04:25: Wenn man sich jetzt das Thema Autobahnen anschaut,

00:04:27: beispielsweise, da muss man ganz klar sagen:

00:04:29: Der Verkehr - und wir haben es schon oft gehört,

00:04:31: aber es wird deswegen nicht unwahrer -

00:04:32: das ist das größte Sorgenkind der Klimapolitik.

00:04:35: Und das nicht nur in Österreich,

00:04:37: aber vor allem in Österreich.

00:04:39: Wenn wir immer nur versuchen,

00:04:42: im Schönen zu bleiben,

00:04:43: wenn wir immer nur versuchen gegenzuhalten

00:04:45: und teilweise Lügen,

00:04:47: die von der Stadt Wien beispielsweise

00:04:49: im ganzen letzten Jahr verbreitet wurden,

00:04:51: was dieses Autobahn-Projekt

00:04:52: an Entlastungen bringen solle,

00:04:54: wurde vielfach von Experten widerlegt,

00:04:56: dass es keine Alternativen gibt...

00:04:58: gibt es ganz viele. Man müsste nur zuhören.

00:05:01: Wenn man sich da nicht mal hart dagegenstellt,

00:05:03: dann kommen sie damit durch.

00:05:05: Und ja, manchmal ist es notwendig,

00:05:07: hier härter auf den Tisch zu schlagen.

00:05:08: Greenpeace wurde ja gegründet

00:05:10: von ein paar wirklich mutigen Männern und Frauen,

00:05:13: die irgendwann gesagt haben:

00:05:14: Wir sehen ein Problem

00:05:15: und wir schauen da nicht mehr zu.

00:05:16: Die aber vor allem auch einen Weg gefunden haben,

00:05:18: die Aufmerksamkeit der ganzen Welt

00:05:20: auf damals das Thema Walfang und Atomtests zu lenken.

00:05:23: Das hat keinen Menschen interessiert davor.

00:05:25: Ich glaube, der Erfolg bestätigt,

00:05:27: dass es das manchmal braucht.

00:05:29: Und ich glaube, gerade im Bereich Verkehr

00:05:31: geht es darum, dass wir auch wirklich

00:05:33: von den Politikerinnen und Politikern einfordern,

00:05:35: endlich den Kopf aus dem Sand zu ziehen

00:05:37: und mutige Lösungen vorzuschlagen.

00:05:39: Der Zweck heiligt die Mittel.

00:05:41: Kann man das immer sagen Gitsch?

00:05:42: Es ist schon ein Thema, dass ich,

00:05:44: wo ich noch gern weiter eingehen würde.

00:05:46: Meine Geschichte, meine zivilgesellschaftliche,

00:05:48: ist ja bei einer bisschen anders georteten Organisation.

00:05:51: Ich war lange beim WWF.

00:05:53: Und damals war die Rollenverteilung oft so,

00:05:55: dass Greenpeace sich angekettet oder hat...

00:05:57: keine Ahnung, die Eingangstüre von einer Firma,

00:06:01: um die es gerade gegangen ist,

00:06:02: die man zu etwas bewegen wollte, zugemauert.

00:06:04: Und der WWF war dann sozusagen im zweiten Schritt die,

00:06:08: wenn dann die Firma

00:06:09: oder die Politik verhandlungsbereit war,

00:06:11: die sozusagen am Verhandlungstisch gesessen sind.

00:06:14: Das war so ein Stück weit eine Rollenverteilung.

00:06:16: Und ich glaube, es braucht tatsächlich beides.

00:06:18: Was mich aber interessieren würde.

00:06:19: Wir sehen ja gerade im Klimathema,

00:06:21: dass es wirklich nicht fünf vor zwölf ist,

00:06:24: sondern eigentlich fünf nach zwölf.

00:06:26: Das heißt, eigentlich ist nicht mehr Zeit zum Verhandeln

00:06:29: und nicht mehr Zeit für Kompromisse.

00:06:31: Mich würde interessieren,

00:06:32: wie ihr als Greenpeace es auch einschätzt.

00:06:34: Wie radikal muss es noch werden, dass man...

00:06:37: Oder was sind die Methoden,

00:06:39: um wirklich durchzusetzen,

00:06:41: dass es zu einer massiven Beschleunigung kommt?

00:06:43: Ich glaube ein ganz zentraler Hebel ist...

00:06:48: Ja, stimmt, es ist fünf nach zwölf.

00:06:50: Und im letzten Jahr hat ja

00:06:52: die letzte große Klimakonferenz stattgefunden,

00:06:54: die vor allem durch eines geprägt war:

00:06:56: Bla bla bla,

00:06:58: leere Versprechungen und sehr viel Greenwashing.

00:07:01: Und was es aber auch gezeigt hat -

00:07:04: und da gibt es interessanterweise

00:07:05: mittlerweile sogar Studien dazu:

00:07:07: In den Ländern, in denen sich

00:07:09: am meisten in der Klimapolitik bewegt hat,

00:07:10: das waren nicht die Länder,

00:07:11: die die progressivsten Parteien an der Macht hatten.

00:07:13: Das waren die Länder,

00:07:14: wo der Klima-Protest am lautesten war.

00:07:16: Politik und Wirtschaft funktionieren nicht

00:07:21: ohne die Menschen dahinter.

00:07:22: Und wenn die Menschen laut sind,

00:07:24: wenn die Menschen klar sagen:

00:07:25: „Wir ziehen hier eine Grenze!“,

00:07:26: dann wird die Politik nachfolgen.

00:07:28: Und dann werden die Unternehmen,

00:07:29: die oft ja auch schon innovative Lösungsansätze haben,

00:07:33: aber die immer schauen:

00:07:34: „Wie lange kann ich mich noch strecken,

00:07:37: wann muss ich wirklich umsteigen?“

00:07:38: Da braucht es den Druck von den Menschen

00:07:40: und da brauchts den Druck von der Straße.

00:07:42: Für mich als Greenpeace Mitarbeiterin

00:07:44: und auch Aktivistin,

00:07:46: ist das glaube ich ganz zentral.

00:07:48: Wir haben ein Grundverständnis:

00:07:49: unsere Proteste sind immer friedfertig

00:07:51: und unsere Proteste sind immer gewaltfrei.

00:07:53: Und das ist ein Einvernehmen,

00:07:55: dass wir auch mit der breiten Klimabewegung

00:07:57: und anderen Organisationen wie Fridays for Future

00:08:00: oder Extinction Rebellion teilen.

00:08:02: Und ohne dem wäre ich auch nicht bereit,

00:08:05: hier zu sitzen.

00:08:06: Das ist ganz, ganz tief verankert

00:08:07: in unseren Grundwerten.

00:08:09: Aber gemütlich muss man es denen

00:08:11: da oben deswegen trotzdem nicht machen.

00:08:13: Du machst es ihnen zwar nicht gemütlich,

00:08:15: aber sie haben dazu gelernt.

00:08:16: Als David McTaggart,

00:08:17: das ist der Gründer von Greenpeace,

00:08:18: vor 50 Jahren in Neuseeland

00:08:20: gegen französische Atomtests

00:08:21: mit der Rainbow Warrior losgefahren ist,

00:08:24: war ganz klar: Das sind die Bösen.

00:08:25: Die machen beim Mururoa-Atoll Atomtests.

00:08:28: Und wir sind die Guten,

00:08:29: weil wir protestieren dagegen

00:08:31: unter Einsatz unseres eigenen Lebens.

00:08:32: Mittlerweile haben die Bösen gelernt,

00:08:34: sich nicht ganz so böse hinzustellen.

00:08:37: Jeder Politiker, jede Politikerin

00:08:39: stellt sich mit einem Taferl hin und sagt:

00:08:40: Ich mach Klimapolitik.

00:08:42: Es ist für mich als Konsument oft schwer zu erkennen:

00:08:45: Wer sind jetzt wirklich die Guten?

00:08:47: Ist Greenpeace da,

00:08:48: weil sie die Öffentlichkeit brauchen?

00:08:50: Oder haben die wirklich recht

00:08:52: und ich werde von der Politik belogen?

00:08:53: Wie kriege ich das raus?

00:08:54: Wo ist gut, wo es böse?

00:08:56: Es ist so kompliziert.

00:08:57: Es ist echt kompliziert.

00:08:58: Das stimmt absolut.

00:08:59: Die Welt ist, seit wir angefangen haben...

00:09:01: Damals war das relativ einfach.

00:09:02: Da gab es beispielsweise

00:09:04: eine Art von Tieren oder Tierarten,

00:09:06: für die wir gekämpft haben.

00:09:07: Das waren die Wale.

00:09:08: Mittlerweile kämpfen wir um eine Million Tierarten,

00:09:10: die vom Aussterben bedroht sind,

00:09:11: während wir hier sprechen.

00:09:12: Das heißt: ja, es ist alles komplexer geworden,

00:09:14: es ist schwieriger geworden.

00:09:16: Und ja, ganz, ganz viele

00:09:19: hängen sich gern grüne Mäntelchen um, tun so -

00:09:22: das beliebte und komplizierte Wort Greenwashing.

00:09:26: Es gibt viele Politikerinnen, Organisationen,

00:09:29: die in ihren Taten überhaupt nicht ökologisch sind,

00:09:31: die überhaupt nicht für den Klimaschutz arbeiten,

00:09:34: aber die sich hinstellen und das behaupten.

00:09:36: Ich glaube, ein Punkt, den man machen kann,

00:09:39: ist sich ganz konkret anschauen:

00:09:43: Was empfiehlt denn die Wissenschaft?

00:09:45: Das ist jetzt oft kompliziert,

00:09:47: aber da gibt es auch ganz viele Formate,

00:09:50: wie auch dieser Podcast hier,

00:09:51: wie ganz viele andere Bücher, interessante Formate

00:09:55: und auch Informationen von Organisationen,

00:09:57: die das sehr gut aufarbeiten,

00:09:58: wo man sich ein bisschen reinlesen kann.

00:10:00: Da zu schauen: „Das Ziel, dass die versprechen,

00:10:04: können die das überhaupt erreichen?“,

00:10:05: ist auf jeden Fall ein Maßstab, der hilft.

00:10:07: Und letztlich muss man sie an ihren Taten messen

00:10:09: und nicht an ihren Worten.

00:10:11: Und ich glaube, das ist der zentrale Hebel.

00:10:13: Wir müssen darüber reden:

00:10:14: Was setzen sie wirklich um? Was braucht es?

00:10:17: Und nicht: Was versprechen sie.

00:10:19: Mich würde auch interessieren,

00:10:21: weil ein Teil des gewaltfreien Protests ist ja auch,

00:10:25: Aufmerksamkeit zu bekommen

00:10:28: und die mediale Aufmerksamkeit

00:10:29: für eure Aktionen zu bekommen.

00:10:31: Und es war damals, als es um die Wale ging,

00:10:35: war es noch einfacher.

00:10:37: Da gab es einfach noch nicht die sozialen Medien

00:10:39: und die Überflutung mit wahnsinnig viel Information.

00:10:42: Mittlerweile ist man einfach schon in einer...

00:10:44: gibt es ja auch ein Übermaß an Geschichten da draußen.

00:10:50: Und da ist es auch für Organisationen wie Greenpeace

00:10:53: sehr schwierig, dort Sichtbarkeit zu bekommen.

00:10:55: Und wenn ich mir anschaue, wie in den letzten Jahren,

00:10:57: wie wenig weitergegangen ist beim Klimathema,

00:10:59: dann hat es aus meiner Sicht auch was damit zu tun,

00:11:01: dass man sozusagen die Aufmerksamkeit

00:11:03: für das eine Thema

00:11:05: nicht mehr so geschafft hat und erreicht hat.

00:11:07: Jetzt hat Fridays for Future wieder mehr

00:11:10: und die jungen Menschen wieder mehr Spin

00:11:11: in dieses Thema gebracht.

00:11:13: Was können die besser - provokant gesagt -

00:11:15: als Greenpeace und die anderen etablierten NGOs?

00:11:18: Und warum gelingt es den Jungen da besser

00:11:21: wieder mehr Drive in das Thema zu kriegen?

00:11:24: Ich finde es spannend,

00:11:25: weil während du geredet hast

00:11:26: und das Bild gezeichnet hast,

00:11:27: habe ich mir die ganze Zeit gedacht:

00:11:28: Ja, und ist das nicht großartig.

00:11:30: Ist das nicht großartig,

00:11:31: wie viele Leute da jetzt plötzlich

00:11:32: aktiv geworden sind zu dem Thema?

00:11:34: Ganz ehrlich, ich sitze nicht da und denke mir:

00:11:36: Was können die besser? Was können wir besser?

00:11:37: Ich überleg, wie ich denen helfen kann,

00:11:39: wie ich sie unterstützen kann.

00:11:40: Das tun wir auch im Alltag sehr viel und sehr oft.

00:11:43: Und wir sind auch in einem regen Austausch.

00:11:45: Mir gibt es eigentlich Hoffnung,

00:11:47: dass es mittlerweile auch ein Umdenken

00:11:50: in der Medienlandschaft gibt,

00:11:51: dass plötzlich viel, viel mehr Leute

00:11:53: sich mit diesem Thema beschäftigen.

00:11:54: Und wenn mein Name und unser Name

00:11:57: einmal weniger vorkommt,

00:11:58: dafür das Thema aber mehr bei den Menschen ankommt,

00:12:01: dann bin ich damit absolut glücklich.

00:12:03: Fünf nach zwölf heißt:

00:12:04: es, ist eigentlich schon zu spät.

00:12:07: Kann man das Rad des Klimawandels zurückdrehen

00:12:10: oder wo sind die Hebel, die du siehst,

00:12:12: wo man die ganz große Katastrophe

00:12:14: noch verhindern kann?

00:12:16: Weil Fünf nach zwölf heißt: Eh schon wurscht.

00:12:18: Ich stelle jetzt da ein Ölfass hin

00:12:19: und heize damit, indem ich das Benzin anzünde.

00:12:21: Ich kann das Gefühl manchmal nachvollziehen

00:12:23: und ich glaube, es geht ganz vielen Menschen

00:12:24: auch in der Klimabewegung so, dass man sich denkt:

00:12:27: Die Nachrichten überschwemmen dich.

00:12:28: Du sitzt da und hörst

00:12:30: eine Schreckensmeldung nach der anderen.

00:12:31: Vor deiner eigenen Haustür

00:12:32: fegen Stürme halbe Dörfer weg,

00:12:34: Tornados, die durch Österreich und das Grenzland fegen.

00:12:38: Es ist manchmal schwer, da die Hoffnung zu behalten.

00:12:41: Aber es ist noch nicht zu spät,

00:12:44: um Schlimmeres zu verhindern.

00:12:46: Und der Grund, warum ich an der Klimakrise arbeite

00:12:51: und versuche, ein kleines, kleines Rädchen zu sein,

00:12:53: das sie auch mit verhindert, ist:

00:12:55: Es geht hier nicht um Gemütlichkeit.

00:12:57: Es geht hier auch nicht unbedingt

00:12:58: um den eigenen Komfort.

00:13:00: Es geht um das Überleben der Menschheit.

00:13:02: Der Planet wird sich weiterdrehen.

00:13:04: Da mache ich mir keine Sorgen.

00:13:06: Aber wir Menschen brauchen

00:13:08: ein ganz spezifisches Klima-Fenster,

00:13:11: in dem sich unsere Zivilisation entwickeln konnte,

00:13:13: indem wir Landwirtschaft betreiben können,

00:13:15: indem wir uns so entwickeln konnten,

00:13:18: wie wir das getan haben.

00:13:19: Wir arbeiten sehr aktiv darauf hin,

00:13:21: dieses Fenster zu beenden.

00:13:22: Deswegen ist der Kampf, auch wenn er hart ist

00:13:26: und auch wenn man manchmal das Gefühl hat,

00:13:29: eigentlich sind wir schon über die Grenze drüber,

00:13:32: nicht vorbei.

00:13:33: Der Pfad, auf dem wir uns jetzt befinden,

00:13:35: führt uns in eine absolute Katastrophe.

00:13:38: Wir sind derzeit nach wie vor

00:13:39: um die vier Grad Erwärmung.

00:13:40: Das ist apokalyptisch.

00:13:42: Und das sage ich nicht dramatisch,

00:13:44: sondern das sagt die Wissenschaft ganz eindeutig.

00:13:47: Das heißt, jeder Schritt, den wir heute setzen,

00:13:49: wird darüber entscheiden,

00:13:51: wie Millionen von Menschen in Zukunft leben können,

00:13:53: wird darüber entscheiden,

00:13:55: ob unser Zuhause sicher wird und bleibt

00:13:58: und ob wir letztlich unseren Kindern

00:14:00: auch eine gute Welt hinterlassen.

00:14:02: Da gibt es ganz viele Hebel.

00:14:03: Für mich ist wichtig: Wir müssen die alle betätigen.

00:14:06: Die Zeit von entweder oder,

00:14:08: die ist leider wirklich vorbei.

00:14:09: Es sowohl als auch, dass du verlangst.

00:14:12: Was würdest du sagen?

00:14:13: War diese Antwort konkret genug?

00:14:15: Erstens: Es müssen alle zusammen helfen.

00:14:18: Und zweitens:

00:14:19: Wir müssen gemeinsam alle Hebel bedienen.

00:14:21: Oder? Das kann man so zusammenfassen.

00:14:23: Ein Hebel, der mich beschäftigt,

00:14:25: weil er mich persönlich beschäftigt

00:14:27: und ich ihn für mich persönlich

00:14:30: einfach noch nicht ganz gelöst habe,

00:14:31: ist das Thema individuelle Mobilität.

00:14:33: Ich selbst bin keine große Autofahrerin.

00:14:38: Ich lebe halt in Wien,

00:14:39: was einem den öffentlichen Verkehr

00:14:42: und das Fahrradfahren sehr einfach macht.

00:14:44: Und ich würde mich als Flexi-Mobile bezeichnen.

00:14:49: Das heißt, ich nehmen den Zug

00:14:51: und die öffentlichen Verkehrsmittel, wo notwendig

00:14:52: und fliege in Europa nicht, fahr nur Zug

00:14:58: und fahr viel in der Stadt mit dem Fahrrad.

00:15:01: Jetzt ist es am Land natürlich für viele anders.

00:15:08: Die haben einfach die öffentliche Anbindung nicht,

00:15:10: die können auch nicht schnell mal

00:15:12: 25 km in die Arbeit mit dem Fahrrad fahren.

00:15:15: Was sind da die Ansätze?

00:15:17: Ist es die Elektromobilität,

00:15:18: die die Verkehrswende dann herbeiführen wird?

00:15:23: Oder ist es eine Kombination aus all dem?

00:15:24: Was gibt uns da Hoffnung?

00:15:27: Was könnte eine Lösung in diesem

00:15:29: wirklich komplizierten Feld der Mobilität sein?

00:15:33: Ich glaube, Mobilität,

00:15:35: und du hast es selbst gesagt,

00:15:36: es ist sehr komplex,

00:15:37: weil es eigentlich um viel mehr geht als:

00:15:38: Wie komme ich von A nach B?

00:15:40: Es geht darum, wie bauen wir unsere Städte?

00:15:41: Wie arbeiten wir? Wie leben wir?

00:15:44: Um jetzt aber ein bisschen

00:15:46: trotzdem ins Konkrete zu kommen:

00:15:49: Ja, in der Stadt hat man es da oft einfach.

00:15:50: Ich lebe auch in der Stadt.

00:15:51: Ich bin in der Stadt aufgewachsen.

00:15:53: Und ich fahr Öffis, ich fahr viel Rad.

00:15:56: Das ist etwas, das mir ermöglicht wurde

00:16:00: durch den Ort, an dem ich lebe.

00:16:03: Jetzt haben immer noch

00:16:04: ganz viele Menschen in Österreich

00:16:06: überhaupt keine gangbare Anbindung

00:16:07: an den öffentlichen Verkehr.

00:16:09: Und da müssen wir einfach

00:16:10: ganz, ganz stark investieren.

00:16:11: Das heißt einerseits,

00:16:13: wir müssen die großen Strecken,

00:16:15: sprich die Schiene ausbauen.

00:16:16: Aber auch für die kleinen Strecken

00:16:18: braucht es Mikro-Mobilität.

00:16:20: Zum Beispiel Busse, die höhere Intervalle haben,

00:16:23: wo man wirklich von Tür zu Tür,

00:16:24: wo man auch mal nach Hause gebracht wird.

00:16:26: Es braucht geteilte Lösungen.

00:16:28: Also ja, die E-Mobilität ist ein Teil der Lösung.

00:16:30: Aber was wir nicht machen können, ist,

00:16:33: dass wir jeden Verbrenner,

00:16:34: den wir heute auf der Straße haben,

00:16:35: eins zu eins gegen ein E-Auto ersetzen können.

00:16:38: Dafür haben wir a) nicht den nachhaltigen Strom

00:16:40: und b) auch einfach nicht die Ressourcen,

00:16:42: die in den Batterien drinstecken.

00:16:45: Gute Lösung wäre aber zum Beispiel

00:16:46: mehr geteilter elektrischer Verkehr.

00:16:48: Wenn ich jetzt mit fünf Nachbarn ein Auto habe

00:16:51: und wir machen eine Fahrgemeinschaft,

00:16:53: um in die Stadt zu kommen, wo wir arbeiten,

00:16:54: und am Wochenende teilen wir es uns mal so, mal so auf,

00:16:56: dann habe ich schon viel beigetragen.

00:16:59: Also ja, nicht jeder kann das Problem

00:17:00: immer ganz individuell lösen.

00:17:02: Es gibt Menschen, die brauchen das Auto immer noch.

00:17:04: Aber denen Möglichkeiten, Alternativen zu eröffnen.

00:17:08: Das ist das, woran wir arbeiten.

00:17:10: Aber: Du sagst, es geht nicht um die Verbote,

00:17:15: es geht um die Möglichkeiten.

00:17:17: Wir sind alle, meine Generation noch um einiges stärker

00:17:20: als deine Generation, damit aufgewachsen,

00:17:22: dass Wohlstand, Fortschritt wird definiert

00:17:26: durch individuelle Mobilität.

00:17:28: In meiner Kindheit gab es noch

00:17:29: das Wort der Voll-Motorisierung der Gesellschaft.

00:17:32: Und jetzt sagst du den Leuten,

00:17:33: sie sollen sich Autos teilen.

00:17:35: Ich weiß, ein Auto ist ein Steh-Zeug,

00:17:37: es verbraucht vor allem sehr viel Platz.

00:17:39: Aber wie kriegst du das über die Rampe?

00:17:41: Wie kommuniziert man das an Menschen,

00:17:43: die jetzt nicht unbedingt hier sitzen

00:17:44: und jetzt nicht unbedingt uns gerade zuhören?

00:17:46: Sondern wie erkläre ich das meinem Nachbarn,

00:17:48: der sich gerade einen fetten SUV gekauft hat?

00:17:50: Ich kann das gut nachvollziehen.

00:17:51: Ich bin… also meine Mama ist aus Kroatien

00:17:53: und bei uns zu Hause war Autofahren das Allergrößte.

00:17:55: Ich habe mit 17 Jahren sofort den Führerschein gemacht.

00:17:57: Ich habe den an meinem 18. Geburtstag abgeholt.

00:18:00: Das war die absolute Freiheit und die größte Freude,

00:18:03: die man mir machen konnte: Auto fahren. Leiwand .

00:18:06: Also ich kann diese Beziehung,

00:18:08: die viele Menschen zum Auto haben,

00:18:09: total nachvollziehen.

00:18:10: Ich glaube, was man machen muss ist erstens,

00:18:14: ja, es braucht Regeln, ganz klare.

00:18:16: Und manches muss auch unbequemer gemacht werden.

00:18:19: Mir geht es nur darum,

00:18:20: dass wir die Leute nicht allein lassen, dort,

00:18:22: wo sie es wirklich nicht anders machen können.

00:18:24: Jemand, der in den Wiener Speckgürtel zieht,

00:18:27: weil es dort chic findet,

00:18:29: und mit dem fetten SUV

00:18:30: in die Wiener Innenstadt ins Büro pendelt,

00:18:32: obwohl es einen Zug gibt,

00:18:33: der 20 Minuten braucht und alle fünf Minuten fährt.

00:18:37: Das sind Sachen,

00:18:38: die muss man vielleicht auch mal regulieren.

00:18:39: Aber damit gewinnst du keine Wahlen.

00:18:41: Ich bin keine Politikerin.

00:18:43: Das ist richtig.

00:18:44: Aber Politiker müssen diese Regeln erlassen.

00:18:45: Wie kriegt man das über die Rampe?

00:18:47: Indem man auch Visionen zeichnet,

00:18:50: warum das besser ist.

00:18:51: Es sind immer zwei Hebel,

00:18:53: mit denen wir arbeiten in der Kommunikation,

00:18:54: wenn wir Menschen abholen wollen.

00:18:55: Auf der einen Seite geht es darum,

00:18:57: klarzumachen, wo die Gefahr ist,

00:18:59: wie groß die Gefahr ist.

00:19:01: Viele von den Menschen,

00:19:02: die sich einen fetten SUV kaufen, tun das,

00:19:04: weil da hinten ihre drei Kinder sitzen.

00:19:06: Für diese drei Kinder muss man ihnen auch klar machen:

00:19:09: Was bedeutet das für die

00:19:10: und was bedeutet das für deren Kinder,

00:19:12: wenn alle Menschen wie sie sagen würden:

00:19:15: Mir ist das wurscht.

00:19:16: Und den meisten Menschen ist das nicht egal.

00:19:18: Das berührt die Menschen. Die haben Angst.

00:19:19: Die wollen natürlich auch eine gute Welt hinterlassen.

00:19:22: Aber auf der anderen Seite

00:19:23: muss man sich auch darum bemühen.

00:19:26: Und da sage ich, fehlt den Politikerinnen

00:19:28: meiner Meinung nach oft der Mut zur Vision.

00:19:31: Wie kann eine gute Welt aussehen?

00:19:33: Warum kann das attraktiv sein,

00:19:35: wenn ich nicht mehr mit dem Auto in die Arbeit fahr,

00:19:37: sondern mit dem Zug?

00:19:38: Wie kann ich den Leuten schmackhaft machen,

00:19:39: dass ich ihnen ermöglicht habe,

00:19:41: dass es Lösungen gibt,

00:19:42: dass sie das Auto nicht mehr brauchen?

00:19:44: Da ist die Politik auch gefragt,

00:19:45: nicht immer nur Angst zu haben davor,

00:19:48: was die Leute nicht wollen,

00:19:49: sondern sich zu überlegen,

00:19:51: wie kann ich die Lösungen, die wir schaffen müssen,

00:19:53: attraktivieren?

00:19:54: Und ich sage immer:

00:19:56: Eine Botschaft, die man vielen Politikerinnen

00:19:58: und Politikern mitgeben kann:

00:19:59: Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.

00:20:02: Ein österreichischer Bundeskanzler hat einmal gesagt:

00:20:04: Wer Visionen hat, braucht einen Arzt.

00:20:06: Ist das das Leitmotiv,

00:20:07: das Jahrzehnte später die Politik weltweit leitet?

00:20:10: Tatsächlich ist die Visionslosigkeit der Politik

00:20:14: kaum mehr zu überbieten.

00:20:15: Und da teile ich absolut das,

00:20:18: was die Klara zuerst gesagt hat.

00:20:20: Die Frage ist nur: Wie schafft man es,

00:20:23: diese Vision auch akzeptabel zu machen

00:20:27: und die so zu verankern,

00:20:30: dass viele dabei mitkönnen?

00:20:31: Und ich glaube, das ist tatsächlich die Herausforderung.

00:20:34: Jetzt für die nächsten Jahre,

00:20:36: for the next 10 years to come –

00:20:38: also wirklich tatsächlich für die nächsten...

00:20:41: Nicht für 100 Jahre,

00:20:42: sondern für die nächsten paar Jahre

00:20:44: ist ein Bild zu zeichnen,

00:20:45: das anders ist als die Welt von gestern.

00:20:48: Und das klimafreundlich ist

00:20:50: und das aber attraktiv ist für Menschen,

00:20:52: die da dann auch Teil davon sein sollen.

00:20:55: Und ich sehe dieses Bild noch nicht.

00:20:56: Ich sehe es in Teilbereichen.

00:20:58: Aber ich sehe noch niemanden,

00:20:59: der dieses Bild wirklich zeichnet.

00:21:01: Und insofern ist es nicht nur die Politik,

00:21:02: der die Vision fehlt,

00:21:04: sondern es fehlt ein Stück weit der Welt.

00:21:05: Das heißt, ich glaube, was wesentlich jetzt ist,

00:21:09: da auf einen Aushandlungsprozess zu kommen.

00:21:12: In einen gesellschaftlichen Aushandlungsprozess

00:21:15: und den auch zu ermöglichen.

00:21:17: Da bin ich schon bei dem,

00:21:18: was du vorher auch gesagt hast

00:21:20: zum Thema Fridays for Future und neue Bewegungen.

00:21:22: Gut, dass da jetzt mehr dabei sind und -

00:21:24: das ist schon auch mein Eindruck -,

00:21:26: dass sich da was getan hat

00:21:28: und dass da jetzt ein ganz anderer Diskurs möglich ist.

00:21:30: Das gibt auch mir Hoffnung.

00:21:33: Das hier ist jetzt die erste Sendung im Jahr 2022.

00:21:39: Freitag in der Arena im neuen Jahr.

00:21:41: Ich finde es toll, dass du hier unser Gast bist.

00:21:44: Eine der letzten Frustrationen,

00:21:46: die ich im vergangenen Jahr erlebt habe,

00:21:48: war diese Glasgower Klimakonferenz,

00:21:51: wo alle für den Klimaschutz waren,

00:21:54: außer in den Belangen, wo es sie selbst angeht.

00:21:57: Australien Kohle, Indien Atomkraft...

00:22:01: die südamerikanischen Staaten Fleischproduktion.

00:22:05: Ist das neue Jahr

00:22:06: trotzdem für dich hoffnungsvoller geworden,

00:22:08: obwohl es nicht wirklich lustig aufgehört hat?

00:22:10: Hoffnung gemacht hat, wenn ich an den COP zurückdenke,

00:22:13: waren nicht die Versprechen

00:22:16: von Politikern und Politikerinnen,

00:22:17: die dort gemacht wurden.

00:22:18: Ein Beispiel: Es wurde damals das Versprechen gemacht,

00:22:20: dass man die Entwaldung stoppen möchte.

00:22:24: Dasselbe Versprechen wurde 2014 schon mal gemacht.

00:22:27: Seitdem ist die Entforstung aber deutlich gestiegen

00:22:32: und nicht gesunken.

00:22:33: Also diese leeren Versprechungen, waren nicht das,

00:22:35: was mir Hoffnung gegeben hat.

00:22:36: Was mir Hoffnung gegeben hat,

00:22:37: waren die hunderttausenden Menschen,

00:22:38: die in Glasgow auf der Straße waren

00:22:42: und die den Druck dort aufrecht gehalten haben.

00:22:44: Das waren die jungen Aktivistinnen,

00:22:46: die irgendwelche Greenwashing Veranstaltungen

00:22:49: von Öl-Lobbys gesprengt haben.

00:22:51: Also friedfertig, indem sie reingegangen sind, natürlich.

00:22:55: Und dort ganz klar gemacht haben:

00:22:58: Eure Lügen kaufen wir euch nicht mehr ab.

00:23:00: Das waren die Medien,

00:23:02: die auch letztlich sehr kritisch hingeschaut haben

00:23:03: und nicht einfach nur jedes Versprechen,

00:23:06: das gekommen ist, gefeiert haben,

00:23:08: sondern die sehr kritisch nachgefragt haben:

00:23:10: Ja, aber was bringt denn das? Und stimmt denn das?

00:23:13: Und mit der Hoffnung starte ich auch ins neue Jahr.

00:23:16: Ich glaube, es gibt viel zu tun.

00:23:18: Es gibt in Österreich wahnsinnig viel zu tun.

00:23:21: Es gibt aber auch international noch viele Hebel,

00:23:24: die wir treffen müssen.

00:23:25: Einer der Hebel ist vielleicht

00:23:27: ein ganz, ganz, ganz kleines Hebelchen,

00:23:29: das jeder und jede selber in die Hand nehmen kann.

00:23:32: Wir nennen das unseren Tipp am Freitag,

00:23:35: wo wir unsere Gäste hier einladen,

00:23:38: immer eine möglichst konkrete

00:23:39: Handlungsanleitung zu setzen,

00:23:41: mit der dann doch jeder und jede

00:23:43: einen kleinen, aber in der Summe

00:23:45: doch wirkungsvollen Impact

00:23:47: in Sachen Klimapolitik setzen kann.

00:23:49: Klara, bitte deinen Tipp am Freitag.

00:23:55: Ich habe euch heute ein Buch mitgebracht,

00:23:58: das mir persönlich sehr, sehr gut gefallen hat.

00:24:01: Das ist: Inside Fridays for Future.

00:24:04: Von einem der führenden Umwelt-Journalisten Österreichs,

00:24:06: Benedikt Narodoslawsky,

00:24:08: der hier auch schon mal Gast war.

00:24:10: Und was der Autor in dem Buch macht

00:24:12: und was mir sehr gut gefällt daran, ist:

00:24:14: Er erzählt nicht nur die Geschichte,

00:24:15: wie Fridays for Future in Österreich gegründet wurde,

00:24:18: sondern er geht richtig tief auch hinein,

00:24:21: wie das eigentlich funktioniert,

00:24:22: wenn man so eine Bewegung gründet.

00:24:24: Was das eigentlich heißt,

00:24:25: wenn man ausdiskutieren muss,

00:24:26: nach welchen Richtlinien man arbeitet.

00:24:28: Wie das funktioniert,

00:24:29: einfach mal eine Demo zu organisieren,

00:24:31: ohne irgendeine Ahnung davon zu haben.

00:24:32: Und ich hoffe,

00:24:35: dass das auch viele junge Klima-Aktivistinnen,

00:24:37: die vielleicht dasitzen und sich vielleicht denken:

00:24:39: „Hey, ich würde gern was tun,

00:24:41: aber irgendwie ist das angsteinflößend.

00:24:43: Ich weiß ja gar nicht, wie das geht“,

00:24:45: einerseits ein paar Ideen gibt,

00:24:48: wie andere es geschafft haben

00:24:49: und andererseits aber auch einfach zeigt:

00:24:52: Du kannst das auch machen.

00:24:54: Und das ist gar nicht so eine Hexerei

00:24:56: und es fällt niemandem leicht

00:24:57: und es ist immer spannend.

00:24:59: Aber ja, man kann da total viel lernen.

00:25:03: Klara, dann sage ich Vielen Dank

00:25:05: für ein ganzes Buch voller Handlungsanleitungen

00:25:07: als Handlungsanleitung.

00:25:08: Ein kleiner Einspruch dabei noch.

00:25:09: Das gilt nicht nur für die jungen Aktivistinnen,

00:25:12: sondern auch für die alten Säcke wie mich.

00:25:15: Das Schlusswort hat bei uns aber nie der Gast, die Gästin,

00:25:18: sondern die Gastgeberin.

00:25:21: Was nimmst du denn aus der heutigen Sendung,

00:25:25: aus dem heutigen Gespräch mit?

00:25:26: Und vielleicht kannst du auch gleich fürs neue Jahr

00:25:28: auch uns allen ein bisschen Hoffnung machen,

00:25:30: so wie es die Klara auch gemacht hat.

00:25:32: Ja, auch von mir ein gutes neues Jahr,

00:25:34: das habe ich zu Beginn noch gar nicht gesagt.

00:25:35: Also erstens, ich finde: im Zweifelsfall immer Gendern.

00:25:39: Also es kann nicht einmal zu viel sein.

00:25:41: Das vielleicht als ersten Punkt.

00:25:45: Der zweite Punkt, was Verkehrspolitik betrifft,

00:25:48: da fand ich einfach das Gespräch wirklich erfrischend.

00:25:52: Und für mich total positiv,

00:25:56: weil Klara da mit einem Selbstverständnis

00:25:58: diese heilige Kuh Auto von ihrem Podest stößt

00:26:04: und das aber mit einer Leichtigkeit und sagt:

00:26:06: das müssen wir jetzt einfach machen.

00:26:08: Und dann haben wir Lösungen

00:26:10: wie Sharing und öffentlichem Verkehr und und und.

00:26:13: Und mit dem werden wir es schaffen.

00:26:15: Und ich finde, das ist etwas total Positives,

00:26:17: dass man eben sich nicht so am Alten festgekrallt

00:26:19: und an dem, warum es nicht geht,

00:26:21: sondern einfach sagt: Das machen wir jetzt?

00:26:23: Und was ich als dritten Punkt mitnehme,

00:26:26: ist dieses Miteinander.

00:26:29: Und das ist das, was uns Hoffnung geben soll

00:26:31: und was uns Hoffnung gibt.

00:26:34: Dass es einfach aus den paar Aktivistinnen,

00:26:37: die es einmal waren,

00:26:39: mittlerweile eine breite Bewegung geworden ist

00:26:41: und dass die auch nicht mehr umkehrbar ist,

00:26:45: sondern dass die jetzt einfach nach vorne geht

00:26:48: und diese Zukunft sich erkämpfen

00:26:50: und erstreiten und erdiskutieren wird.

00:26:53: Das finde ich schön.

00:26:54: Gitsch, dann sage ich vielen herzlichen Dank

00:26:56: für diese optimistische Neujahrsansprache von dir.

00:27:00: Und bedanke mich auch, dass du, dass ihr

00:27:03: auch in diesem Jahr wieder

00:27:04: bei Freitag in der Arena mit dabei seid.

00:27:06: Ich freue mich aufs nächste Mal.

00:27:08: Danke, servus und baba.

Über diesen Podcast

Wie können wir die Klimakrise bewältigen, ökologisch nachhaltig leben und die erneuerbare Energiezukunft vorantreiben?
Mit dieser Frage beschäftigen sich die oekostrom AG-Vorstände Hildegard Aichberger und Ulrich Streibl in diesem Podcast. Jeden Monat sprechen die beiden in der Arena Wien mit jeweils einer/einem Gesprächspartner:in über neue Ideen und Lösungsansätze rund um Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Die oekostrom AG setzt sich als Anbieterin und Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energiequellen aktiv für eine ökologische, zukunftsfähige Energieversorgung ein und treibt den Energiewandel voran. Durch den Dialog mit Expert:innen und Entscheidungsträger:innen der Energiewirtschaft wird laufend ein Blick über den Tellerrand geworfen.

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