00:00:07: Hi. Es ist Freitag. Wir sind in der Wiener Arena und das hat einen guten Grund.
00:00:14: Freitag in der Arena das Talkformat der oekostrom AG.
00:00:19: Hallo, ich bin Ulrich Streibl. Ich bin Vorstand der oekostrom AG.
00:00:23: Wir sprechen am Freitag mit spannenden Menschen, typischerweise zu Klima und Umwelt.
00:00:28: Heute fassen wir das ein bisschen breiter
00:00:30: und nehmen auch soziale Kriterien dazu und Kriterien der Unternehmenssteuerung.
00:00:34: Und ich freue mich, mit der Elisabeth Müller darüber zu diskutieren.
00:00:38: Dem kann ich nur eines hinzufügen: Hallo Elisabeth, schön, dass du da bist.
00:00:43: Mein Name ist Elisabeth Müller. Ich leite ein Sozialunternehmen in Österreich: ESG plus.
00:00:48: Und gemeinsam mit einem tollen Team arbeiten wir an nachhaltigen Lösungen für den Finanzmarkt.
00:00:54: Mir ist besonders wichtig wofür ich mich einsetze:
00:00:57: Transparenz, ein nachhaltiger Finanzmarkt und eine gewisse Portion Frauenpower.
00:01:03: Elisabeth, im Pariser Klimaabkommen gibt's drei große Ziele.
00:01:06: Das eine ist: Die Temperatur soll nicht steigen, auf der Erde, über 2 oder besser noch 1,5 Grad.
00:01:12: Das zweite ist: Wir müssen uns an den Klimawandel anpassen.
00:01:16: Und das dritte ist: Wir wollen die Finanzierungsströme so lenken,
00:01:19: dass sie diesen ersten beiden Kriterien Genüge tun und uns in die richtige Richtung lenken.
00:01:26: Was tut ihr dafür, dass die Finanzierungsströme in die richtige Richtung gehen?
00:01:31: Genau das ist das Stichwort, das Pariser Klimaschutzabkommen.
00:01:34: Dass uns auch sehr wichtig ist, hier die Verantwortung im Finanzmarkt auch ein Stück weit voranzutragen.
00:01:40: Weil der Finanzmarkt hat wirklich eine Hebelwirkung. Und hier wollen wir nachhaltige Lösungen
00:01:44: gemeinsam mit unseren Kollegen in der Finanzbranche erarbeiten und umsetzen.
00:01:50: Denn es geht darum, globale Geldströme quasi umzulenken von klimaschädlichen Investitionen
00:01:55: und Finanzierungen in Richtung klimaschonende Investitionen und Finanzierungen,
00:02:01: aber auch Unternehmen, die zum Beispiel soziale Gerechtigkeit
00:02:04: entlang ihrer gesamten Lieferkette leben und einhalten. Und hier geht es ganz konkret darum,
00:02:10: 260 Milliarden Euro jährlich an Investitionslücke zu schließen
00:02:15: und hier Investments in Richtung erneuerbare Energie und grüne Technologien weiter zu lenken.
00:02:21: Und hier haben wir ganz konkrete Lösungen entwickelt, die wir auch mit unseren Partnern umsetzen.
00:02:25: Also zum einen messen wir ganze Portfolien und setzen hier gemeinsame Klimaziele mit unseren Partnern,
00:02:33: um hier Klima Portfolien auch quasi in Richtung einer 1,5 Grad Grenze zu führen.
00:02:39: Entschuldige, ich mische mich jetzt kurz ein. Ihr redet da beide auf Managementebene.
00:02:43: Ihr habt das beide studiert. Ihr habt beide Ahnung von Geld. Ich weiß von Geld nur, ich habe keins.
00:02:48: Was muss ich mir konkret jetzt darunter vorstellen, was ihr da eigentlich tut? Wie funktioniert das?
00:02:53: Jede und jeder kann einen Beitrag leisten. Also mit meinem Geld kann ich sehr viel bewegen.
00:02:57: Das heißt, ich habe ein Girokonto, ich habe eine Versicherung oder ich habe vielleicht auch ein Sparbuch.
00:03:03: Und z.B. wenn ich eine Versicherung hab, ist dann die Frage:
00:03:06: wo wird diese monatliche Prämie, die ich eingezahlt habe, veranlagt?
00:03:10: Wird die dann bei der Versicherung veranlagt in Richtung fossiler Energie?
00:03:14: Oder wird die veranlagt für grüne Technologie oder für erneuerbare Energie,
00:03:18: für Unternehmen, die diesen Geschäftszweig vor allem vorwärts bringen?
00:03:23: Es geht nicht nur um Großinvestoren, die hier große Gelder schichten, sondern eben auch um kleine Mengen.
00:03:28: Also wir wissen, dass alle Haushalte in Österreich zusammengerechnet
00:03:32: ein sehr hohes Volumen haben am Finanzmarkt. Das heißt, wenn jeder und jede nachhaltig investieren würde,
00:03:38: zum Beispiel, würde hier auch schon sehr viel Geld in diese Richtung fließen.
00:03:42: Und auch, wenn ich zum Beispiel jetzt vorhabe, ein neues Produkt zu kaufen bei meiner Bank...
00:03:47: Also sagen wir, ich möchte mir einen Fonds kaufen, dann habe ich hier auch die Möglichkeit,
00:03:51: nach meinen Nachhaltigkeitsverständnis hier einen Fonds zu kaufen und einen Fonds-Sparplan aufzusetzen,
00:03:58: dass diese Themen, die mir wichtig sind, auch umsetzen. Und vielleicht ganz konkret.
00:04:02: Ich habe mit einem jungen Pärchen vor kurzem gesprochen, die sind jetzt gerade Eltern geworden
00:04:07: und die möchten für ihr Kind einen Fonds-Sparplan aufsetzen, wo sie halt 50 Euro im Monat einzahlen.
00:04:12: Und wenn dann die Tochter 18 ist, dann bekommt sie quasi diese ganze Summe ausbezahlt.
00:04:16: Die sind dann zu ihrem Bankberater gegangen und wollten einen nachhaltigen Fonds kaufen und hier einzahlen.
00:04:22: Und haben dann auch einen empfohlen bekommen, in den sie dann auch quasi investiert haben.
00:04:26: Und wir haben uns dann den Fonds genauer angeschaut mit diesem Pärchen und sind draufgekommen,
00:04:31: dass die vier Kriterien, die sie wollten, so leider nicht umgesetzt wurden.
00:04:36: Also sie wollten einen Fonds frei von Kohle, frei von Öl und Gas, frei von Waffen und frei von Kinderarbeit.
00:04:42: Und leider war sehr viel Kinderarbeit in diesem Fonds drinnen
00:04:45: und es war sehr viel Öl und Gas in diesen Fonds drinnen und auch Waffen.
00:04:49: Also das heißt, eigentlich hat dieses Produkt nicht wirklich ihrem eigenen Investmentverständnis
00:04:53: und ihrem eigenen Nachhaltigkeitsverständnis entsprochen. Und sie haben dann etwas gehabt,
00:04:58: mit dem sie sich gar nicht identifizieren konnten und werden jetzt wahrscheinlich Fonds wechseln müssen.
00:05:04: Und im Prinzip geht es darum, informierte Kaufentscheidungen treffen zu können.
00:05:08: Einfach alle Informationen zu haben, die ich brauche als Endkonsument,
00:05:12: um hier mit gutem Gewissen auch mein Geld zu veranlagen in Unternehmen, die ich unterstützen möchte,
00:05:18: in Projekte, die ich unterstützen möchte.
00:05:20: Wie müssen wir uns das konkret vorstellen? Also ihr analysiert Fonds, Konten, Investitionsvorhaben
00:05:27: und dann macht ihr ein Pickerl drauf und sagt: Das ist gut! Oder: Das ist nicht gut!
00:05:31: Also ganz konkret haben wir herausgefunden, dass tatsächlich über 50 Prozent in Österreich
00:05:36: nachhaltig investieren möchten und derzeit machen das nur 13 Prozent.
00:05:40: Und wir haben uns dann die Frage gestellt: Okay, wenn es so viele nachhaltig investieren möchten,
00:05:44: warum tun sie das dann einfach nicht? Und da sind wir draufgekommen:
00:05:48: Weil es eine fehlende Transparenz am Fondsmarkt gibt.
00:05:51: Das heißt, wenn mir jetzt im Alltag Nachhaltigkeit wichtig ist und ich kaufe Fairtrade Produkte
00:05:55: und ich möchte dann auch investieren, weiß ich aber tatsächlich nicht,
00:05:58: was in diesen Fonds drinnen steckt, weil ich die Informationen nicht habe.
00:06:01: Und deswegen haben wir CLEANVEST entwickelt. CLEANVEST ist eine nachhaltige Vergleichsplattform,
00:06:07: die alle Fonds und ETFs, die es in Österreich am Markt gibt, screent.
00:06:11: Also egal ob nachhaltig oder konventionell, das ist uns da jetzt nicht so wichtig.
00:06:15: Und wir bewerten diese Produkte nach neuen Nachhaltigkeitskriterien.
00:06:19: Also das sind positive Kriterien wie grüne Technologie, Bildung, Gesundheit, ein immer wichtigeres Thema
00:06:25: und klassische Ausschlusskriterien wie frei von Kohle, frei von Öl und Gas, frei von Atomkraft,
00:06:31: frei von Waffen und Kinderarbeit, Artenschutz und indigene Rechte.
00:06:36: Und ich hab dann als User die Möglichkeit, auf CLEANVEST diese neuen Nachhaltigkeitskriterien
00:06:41: nach meinem eigenen Verständnis zu definieren. Also wenn ich jetzt sag:
00:06:45: Mir ist Klimaschutz wichtig und ich möchte einen Fonds, der sehr viel
00:06:48: in grüne Technologien investiert ist und gar nicht in Kohle drin ist,
00:06:52: dann kann ich das in dem Filter anklicken. Und dann werden mir ausschließlich Fonds aufgelistet
00:06:56: auf der Plattform, die diesen Kriterien, also mit meinem Nachhaltigkeitsverständnis entsprechen.
00:07:01: Ich verstehe das, so wie du es mir erklärst, sehr gut. Habe aber ein Problem:
00:07:05: Wenn ich ein bisschen Geld für meine Tochter, für meinen Sohn, für mich selbst investieren möchte,
00:07:10: dann gehe ich zu meinem Bankberater und sage ihm, ich hätte gerne.
00:07:14: Der sagt mir dann: Ja, wir haben das und das Produkt für sie.
00:07:17: Ich käme überhaupt nicht auf die Idee, nach euch zu suchen.
00:07:21: Vertrauen ist gut in diesem Gespräch mit dem Bankberater und Kontrolle ist besser.
00:07:24: Aber wissen das die Bankkunden, dass es quasi noch ein Kontrollinstrumentarium gibt
00:07:28: oder gibt's da noch irgendwie Kommunikationsbedarf zu sagen: Liebe Leute, schaltet wen dazwischen.
00:07:33: Auf jeden Fall. Also wir arbeiten hier sehr stark daran, auch CLEANVEST mehr ins Bewusstsein zu bringen.
00:07:38: Vor allem auch bei Zielgruppen, die sich noch nicht so ganz sicher sind
00:07:42: oder die gerade vor einer Investition sind. Um hier nochmal zu schauen:
00:07:45: Entspricht das meinem persönlichen Verständnis von Nachhaltigkeit?
00:07:49: Die Plattform ist auch kostenfrei für jeden nutzbar. Also hier gibt es überhaupt keine Schwellen,
00:07:55: die mich davon abhalten würden, die Plattform zu nutzen.
00:07:58: Ich kann auch hier mit der Plattform mich einfach nur informieren.
00:08:01: Also ich kann auch eigene Merklisten von meinen Fondsprodukten erstellen und dann zu schauen,
00:08:05: wie verändert sich die Performance im Bereich der Nachhaltigkeit oder der Rendite,
00:08:10: bevor ich dann eine Investition tätige. Also wir sehen uns jetzt wirklich
00:08:14: als Bewusstseins- und Informationsquelle für Privatanleger.
00:08:18: Jetzt hast du Rendite schon angesprochen. Ich bin überzeugt, es gibt ganz, ganz viele Menschen,
00:08:22: die wollen mit ihrem Geld Gutes tun, wollen für Klima und Umwelt arbeiten, wollen darauf achten,
00:08:27: dass soziale Kriterien wie Kinderarbeit und so weiter dort nicht vorkommen.
00:08:34: Jetzt ist es aber auch so, dass Anleger dann doch Rendite machen wollen.
00:08:37: Ist es bei grünen Produkten anders mit der Rendite? Sind die schlechter oder besser oder anders?
00:08:42: Das ist eine sehr spannende Frage, weil in der Finanzbranche hält sich der Mythos tatsächlich sehr robust,
00:08:49: dass nachhaltige Investmentprodukte keine Rendite abwerfen. Und es ist wirklich nur ein Mythos.
00:08:55: Also stimmt überhaupt nicht. Es gibt aktuelle Studien, die zeigen,
00:08:59: dass 70 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Investmentprodukte genauso gut bzw. besser performen
00:09:08: als konventionelle Anlageprodukte. Und wir haben auch während dem Lockdown von Covid19
00:09:14: im März/April eine Analyse mit Wikifolio gemacht, wo wir uns angeschaut haben:
00:09:19: Wie performen nachhaltige Fonds? Und da haben wir gesehen, dass nachhaltige Fonds
00:09:24: während der Krise robuster waren, stabiler waren und sogar einen leichten Aufschwung hatten.
00:09:30: Und deswegen sagen wir, es ist ein no-brainer, in nachhaltige Investmentprodukte zu investieren,
00:09:35: weil die Rendite stimmt und die Nachhaltigkeit. Also meine Werte sind quasi in Einklang gebracht.
00:09:41: Der Ulrich hat es mit ein bisschen Skepsis gesagt. Ich sage es mit der Resignation, die in meinem Umfeld,
00:09:48: wenn es um Geld gegangen ist, immer dabei ist: Es gibt kein sauberes Geld.
00:09:52: Wenn ich jetzt Bert Brecht zitiere, mit Mutter Courage und ihren Kindern:
00:09:55: Zuerst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Wenn ich das auf die große Wirtschaft umleg:
00:09:58: Zuerst kommt die Rendite und dann kommt die Überlegung, ob das jetzt gut, nachhaltig, was auch immer ist.
00:10:05: Ich nehme an, mit diesem Vorwurf/Vorurteil bist du nicht zum ersten Mal konfrontiert?
00:10:10: Nein, gar nicht. Und es ist wirklich spannend, weil wir machen auch immer wieder Umfragen und Analysen
00:10:15: auf unserer Plattform. Wir haben schon sehr viele CLEANVEST User
00:10:17: und wir sehen auch das Klick-Verhalten von unseren Usern. Und wir sehen,
00:10:21: dass tatsächlich immer nach Nachhaltigkeit gefiltert wird. Aber wenn ich jetzt zum Beispiel...
00:10:25: - bei uns sieht man auch alle Finanzkonzerne, also ich sehe die Rendite-Entwicklung,
00:10:30: ich sehe die Risikobewertung von Fonds. Ich kann mir auch einen Fonds mit niedrigerem Risiko auswählen -
00:10:37: ...und wenn ich jetzt auch nach Rendite filtern würde, sehe ich immer alle nachhaltigen Fonds erstgereiht.
00:10:42: Also das heißt, ich kann bei uns bis zu 15 Jahre zurückgehen in der Rendite-Entwicklung
00:10:46: und ich werde immer sehen, dass Nachhaltigkeit und Rendite schließt sich nicht aus.
00:10:51: Im Gegenteil, das eine bedingt das andere, nämlich die Nachhaltigkeit, auch die Rendite mittlerweile.
00:10:56: Jetzt fällt mir auf in der letzten Zeit, irgendwie sind jetzt alle Finanzprodukte grün.
00:11:01: Ist so ein bisschen wie mit dem Schwammerl suchen. Wenn du gestern in den Wald gehst,
00:11:04: da war kein einziges da. Gehst du heute in den Wald sind sie überall.
00:11:07: Da ist jetzt ganz viel passiert. Ist das alles verlässlich, was da da ist?
00:11:11: Ist das alles solide, was da so an grünen Produkten da draußen herumschwirrt.
00:11:14: Das ist eine sehr spannende Frage und das bringt mich auch wieder zurück, warum wir erst entwickelt haben.
00:11:19: Weil es ist derzeit so am Finanzmarkt: Es gibt keine einheitliche Metrik oder Systematik
00:11:25: oder Definition, was ist jetzt nachhaltig und was ist nicht nachhaltig.
00:11:29: Und vor allem, wie wird das gemessen und welche Daten werden dafür herangezogen?
00:11:33: Das heißt, tatsächlich ist es im Moment noch immer das Verständnis des Instituts,
00:11:38: die diese Produkte aufsetzen, ob das jetzt ein nachhaltiges Produkt ist oder nicht,
00:11:42: also ob sie es persönlich jetzt als Nachhaltigkeit definieren.
00:11:46: Und deswegen haben wir auch CLEANVEST entwickelt, weil wir auch dem Greenwashing ein bisschen
00:11:50: entgegenwirken wollen und sagen: Prüft doch selber nochmal nach. Aber ich möchte auch dazu sagen:
00:11:56: Uns ist auch ein sehr großes Anliegen, dass nachhaltige Produkte nicht mehr als Nischenprodukt
00:12:01: gesehen werden. Also wir haben halt dann von 100 Fonds fünf, die sind dann halt nachhaltig.
00:12:07: Sondern dass wirklich die Nische ein Mainstream wird. Und wir sagen, nachhaltiges Investieren
00:12:11: wird in der Finanzbranche der Megatrend. Weil wir sehen auch von der nächsten Generation,
00:12:16: die Millennial Generation, die auf den Straßen protestiert, die wollen natürlich auch
00:12:21: nachhaltige Investments haben. Die wollen nicht diese Investment-Produkte,
00:12:25: die dann genau in Kohle, Öl und Gas investiert sind. Und deswegen gibt es hier, glaube ich,
00:12:29: auch mittlerweile in der Finanzbranche ein massives Umdenken und ehrlich gesagt auch ein Bemühen,
00:12:34: diesen Gedanken auch ein bisschen mehr ins Produktsortiment zu tragen, was wir sehr begrüßen.
00:12:39: Und wir unterstützen dann noch Kunden bei diesen Unterfangen, quasi hier Klimaschutz
00:12:44: und soziale Gerechtigkeit zu definieren und um hier auch gute Produkte aufzusetzen.
00:12:48: Aber ja, es ist wirklich so, dass… im Moment ist es ein Buzz-Thema, ein Buzz-Wort
00:12:54: und wir sind gespannt, wie sich die Entwicklungen quasi in den nächsten Jahren zeigen werden.
00:12:59: Wir wissen, dass auf EU-Ebene mit der EU-Taxonomie ein großer Schritt in diese Richtung getan wird.
00:13:05: Also es wird regulatorisch sich auch noch etwas ändern, wo ich dann als Investor auch nochmal
00:13:10: die Sicherheit habe: Wenn Nachhaltigkeit draufsteht, dann muss es tatsächlich auch
00:13:14: der EU-Definition standhalten. Also das wird dann vor allem in den nächsten Jahren
00:13:18: sehr intensiv kommen. Und über das freuen wir uns schon sehr.
00:13:21: Sag, Ulrich, weißt du, wie sauber deine Fonds, deine privaten Investments,
00:13:27: deine Sparbücher für deine Kinder sind? Hast du da die geringste Ahnung? Hast du das jemals überprüft?
00:13:34: Ich habe das gemacht. Tatsächlich hängt damit zusammen: Ich war ja,
00:13:39: bevor ich die Aufgabe bei der oekostrom AG übernommen habe, war ich beim Umweltbundesamt.
00:13:45: Und wir haben durchaus mit Institutionen, Unternehmen wie diesem von Elisabeth Müller zusammengearbeitet.
00:13:51: Ich habe meine Sachen durchgeschaut. Und da ist es tatsächlich so, es ist es nicht ganz einfach,
00:13:56: da durchzukommen. Und man muss sich wirklich Plattformen suchen und Institutionen suchen,
00:14:01: die einen da lenken. Weil das ist so ein Wust an Zeug und man weiß nicht wirklich,
00:14:05: ist das Label gut oder dieses oder jenes. Das wird viel, viel besser, weil eben Unternehmen wie ESG plus,
00:14:12: weil die europäische Taxonomie, das ist ein regulatorisches Framework, das Kriterien vorgibt,
00:14:17: natürlich jetzt sich entwickeln. Das ist ja auch neu. Man muss das ja auch sagen.
00:14:21: Diese ganze Green Finance Welle, die ist gerade mal vielleicht fünf Jahre alt,
00:14:26: so dass sie im allgemeinen Bewusstsein ist. Aber da passiert viel.
00:14:29: Und was ich so faszinierend finde an diesen Dingen, ist dadurch, dass wir Menschen bewegt werden,
00:14:35: darüber nachzudenken, passiert am hinteren Ende ganz viel. Es ist nämlich inzwischen so,
00:14:39: dass die meisten europäischen Banken keine Atomkraftwerke mehr finanzieren,
00:14:44: keine Kohlekraftwerke mehr finanzieren. Solche Anlagen kriegen auch keine Versicherungen mehr.
00:14:49: Ein Kohlekraftwerk oder Atomkraftwerk in Europa ist von einer europäischen Versicherung
00:14:54: nicht mehr versicherbar. Das heißt, allein über diese Finanzströme können wir sicherstellen,
00:14:58: dass klima- und umweltschädliche Investitionen nicht mehr getätigt werden.
00:15:02: Und das ist eine unglaubliche Power. Und die haben sich schon was überlegt in Paris,
00:15:07: dass die Finanzierungsströme eins der 3 Hauptkriterien des Pariser Klimaabkommens sind.
00:15:13: Da steht nämlich drin: Wir müssen diese Finanzströme so lenken, dass sie uns zu
00:15:17: nachhaltigem Wirtschaften führen. Und das ist richtig gut. Es hat richtig Kraft.
00:15:22: So wie du erklärst: Dieses Kontrollieren, dieses Nachschauen ist auch für jemanden,
00:15:27: der sich mit diesen Themen auseinandersetzt, nicht einfach gewesen. Ist es ein Problem,
00:15:32: dass die Banken das vor uns Kunden, Normalsterblichen verschweigen? Ist es ein Problem,
00:15:36: dass ihr schlecht kommuniziert? Oder ist ein Problem, das ich als Konsument oder Konsumentin
00:15:40: einfach zu träge und zu gewohnt bin, dass mir eh alles geliefert wird?
00:15:44: Ich werfe die Frage jetzt euch beiden einfach mal vor.
00:15:47: Ich glaube, zum Glück entwickeln sich die Dinge über die Zeit. Es ist schon eine Erkenntnis geworden
00:15:51: in den letzten 5 bis 10 Jahren, dass Finanzierung ganz, ganz viel ausmacht bei der Thematik,
00:15:56: wie wir Klima- und Umweltschutz betreiben, wie wir auf soziale Kriterien achten
00:15:59: und wie auch die Unternehmensführung, das ist ja das dritte Teil der Nachhaltigkeitsbewertung,
00:16:05: wie die agiert. Also agiert die wirklich im Sinne der der Allgemeinheit und Transparenz,
00:16:10: wie Elisabeth Müller das vorher schon gesagt hat. Also da passiert viel. Und ich glaube,
00:16:14: das wird jetzt immer mehr und es wird auch immer einfacher.
00:16:17: Also wenn ich jetzt wahrscheinlich 15, 20 Jahre zurück gehe, war es vermutlich relativ schwierig zu wissen,
00:16:22: ob ein Bioprodukt wirklich Bio ist. Weil da gab es noch keine Kennzeichnungen.
00:16:26: So ähnlich ist es heute bei den Finanzprodukten. Aber immer mehr kommen jetzt auch Kennzeichnungen auf,
00:16:31: auf die ich mich verlassen kann. Und da kommt irgendwann ein europäisches Siegel.
00:16:34: Da wird dann draufstehen: Grünes Finanzprodukt. Dann weiß ich, das erfüllt gewisse Kriterien.
00:16:38: Und dann wird es schärfere geben. So wie es auch in der Bio-Welt schärfere Labels und Siegel gibt.
00:16:43: Und ich kann mich dann als Konsument leichter orientieren. Und ich glaube, das ist ein guter Weg.
00:16:48: Die Frage auch an dich: Sind die Konsumenten, die Endverbraucher_innen schon reif für Produkte
00:16:56: wie die von ESG plus? Oder ist noch ein weiter, weiter Weg für uns alle?
00:16:59: Wir merken immer mehr, dass es jetzt auch ein Umdenken gibt, gerade zu diesem Thema.
00:17:03: Und dass vor allem sich gerade auch die zukünftige Generation, die Millennial Generation,sehr intensiv
00:17:09: mit dem Thema Investieren beschäftigen. Ja, auch weil es ein anderer Zeitgeist mittlerweile ist,
00:17:15: aber auch, weil eben der Finanzmarkt jetzt anders aussieht als vor 20, 30 Jahren.
00:17:20: Also das heißt Bausparer oder Sparbücher, das sind Systeme, die nicht mehr ganz so attraktiv sind.
00:17:25: Und jetzt kommt halt eben die Welle in Richtung Investieren. Und vor allem, weil das Bewusstsein jetzt
00:17:31: ein anderes ist. Und wenn ich schon in meinem Alltag Nachhaltigkeit als wichtig quasi erkannt habe
00:17:37: und Fairtrade Produkte kauf oder wie auch immer, dann möchte ich auch das in jeden Lebensbereich
00:17:43: quasi fortsetzen. Und ich glaube, deswegen passiert jetzt auch gerade so viel Bewusstseinsbildung
00:17:48: in dem Bereich. Und was man auch in Österreich ein bisschen dazu sagen muss -
00:17:51: ich habe sehr lange in London gelebt - bei uns ist das Thema Geld noch immer ein Tabuthema.
00:17:57: Also über Geld wird so nicht gesprochen. Das ist ganz anders im anglophonen Raum. Die erste Frage,
00:18:03: die einem gestellt wird: Wieviel machst du im Jahr? Das gibt's bei uns so in dem Sinne nicht
00:18:09: und auch nicht in der Schulausbildung. Und da würde ich mir auch ein bisschen mehr Financial Literacy
00:18:14: in der Schulausbildung schon wünschen. Dass ich auch schon früh lerne, mit meinem Geld umzugehen.
00:18:19: Und da gibt es wirklich extrem spannende Initiativen auch in Österreich,
00:18:22: die genau dieses Thema vorantreiben. Und ich glaube, das ist der Weg,
00:18:26: der dann auch immer mehr Klarheit und immer mehr Transparenz in dieses Thema bringen wird.
00:18:30: Darf ich dir da eine persönliche Frage stellen? Ich kenne viele Menschen, die im Geldbusiness sind,
00:18:36: auch ungefähr in deinem Alter. Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?
00:18:40: Warum hast du nicht gesagt: Okay. Ich mache jetzt irgendwie klassisch Karriere
00:18:44: bei irgendeinem Beratungsinstitut, bei irgendeiner Geldanlage Firma? Sondern, warum gerade das?
00:18:49: Ich habe einen sehr untypischen Weg gewählt. Ich komme primär aus dem Klima- und Nachhaltigkeitsbereich
00:18:54: und habe lange Zeit in der UNO gearbeitet. Habe dort Projekte in Südostasien, in Südafrika,
00:19:00: in Lateinamerika umgesetzt und habe mich schon immer mit globalen Wertschöpfungsketten beschäftigt.
00:19:05: Und bin dann über die Weltbank und über Umwege, auch mit dem WWF, an dieses Thema
00:19:09: Sustainable Investment gekommen und habe gemerkt, wie viel Kraft und wie viel Power dahinter steckt.
00:19:14: Und ich sehe da extrem viel Visionspotenzial. Und mir war schon immer wichtig,
00:19:19: dass ich Impact mit meiner Arbeit habe. Dass das, was ich in meinem täglichen Leben mache,
00:19:23: auch etwas bewegt und auch für etwas gut ist. Und so bin ich zu ESG plus gekommen.
00:19:28: Jetzt hast du ja schon erwähnt, du warst auf dieser Umwelt- und Klimaseite
00:19:31: und jetzt bist du auf der Finanzseite. Also wenn ich jetzt so die Klischees anschaue, diese Menschen,
00:19:36: dann würde ich mal sagen: Also die kommen nicht so leicht zusammen, oder?
00:19:42: Oder ist da etwas, dass die anfangen, die Londoner Investmentbanker in ihren Glastürmen,
00:19:46: schön langsam auch mit denen zu sprechen, die sich auf der Straße für Klima- und Umweltschutz bewegen?
00:19:51: Tut sich da was oder sind die sich immer noch irgendwie sehr ungrün?
00:19:55: Es ist sehr spannend, weil eben auch das Thema vorher war:
00:19:58: Grüne Produkte kommen wie Schwammerl aus dem Boden. So ist es auch mit neuen Studienrichtungen.
00:20:04: Und es gibt tatsächlich auch Studienrichtungen, die jetzt gerade Green Finance quasi abdecken.
00:20:08: Ich habe das Gefühl, dass die zukünftige Generation von Investmentbankern vielleicht auch diese
00:20:14: Green Finance Ausbildung haben werden. Und was auch spannend ist, was wir immer mehr sehen:
00:20:19: Vor allem internationale Banken setzen gemischte Teams ein. Das bedeutet,
00:20:24: sie kaufen sich nicht mehr nur die Expertise von außen zu, sondern sie möchten tatsächlich
00:20:29: auch interdisziplinare, multidisziplinare Teams aufsetzen, um auch die Expertise im Haus zu haben.
00:20:34: Also ich habe schon das Gefühl, da gibt's schon so ein bisschen einen Trend zum Umdenken.
00:20:40: Aber wie schon vorher erwähnt, wir stehen auch am Anfang der Reise um ehrlich zu sein.
00:20:44: Du hast irgendwie bei deinem Eingangsstatement gesagt, dass dir irgendwie auch
00:20:48: der Frauenaspekt bei der Finanzwirtschaft wichtig ist. Warum?
00:20:51: Weil wir merken, dass Frauen sich prinzipiell, also als Privatinvestorinnen ein bisschen weniger
00:20:56: über dieses Thema drüber trauen, aber sehr wohl auch möchten. Und wir sehen auch,
00:21:02: dass Altersarmut bei Frauen wesentlich höher ist als bei Männer. Und ein Vehikel kann dafür sein,
00:21:08: nachhaltig zu vorsorgen, auch für die Zukunft, also auch für die Altersvorsorge.
00:21:13: Und vor allem auch Frauen die Tools in die Hand zu geben, sich dann auch mehr
00:21:16: mit diesem Thema zu beschäftigen. Denn sie wollen auch. Aber trotzdem gibt es diese letzte Hürde,
00:21:22: diese Investments zu tätigen. Und wenn wir Analysen machen von CLEANVEST Usern, merken wir,
00:21:30: dass das Userverhalten ausgewogen ist demographisch – also so gut wir das nachvollziehen können.
00:21:35: Und das finden wir sehr spannend und einen sehr spannenden Trend, wenn man sieht,
00:21:39: dass historisch gesehen doch primär Männer investiert haben und auch Männer risikofreudiger
00:21:45: in ihren Investments und Investmententscheidungen sind als Frauen.
00:21:48: Das ist auch ein spannender Trend, den wir beobachten.
00:21:51: Das Leitbild von ESG plus lautet: Wir glauben daran, dass künftige Generationen
00:21:56: die Welt besser vorfinden sollten, als wir sie vorgefunden haben und dass Wohlstand
00:22:01: und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind. Das unterschreibt ja fast jeder.
00:22:05: Der Wunsch, dass künftige Generationen die Welt besser vorfinden, als wir sie vorgefunden haben,
00:22:10: ist angesichts von Klimakollaps, Klimakatastrophe ein sehr frommer, sage ich mal.
00:22:14: Also, ist das naiv oder ist es ein realistischer Zugang?
00:22:19: Ich finde, man muss sich immer die Latte ganz hoch setzen, weil wenn wir nicht visionär arbeiten,
00:22:23: dann werden wir nichts erreichen. Also ich sage immer „challenge accepted“ und wir werden unser Bestes tun,
00:22:29: diese Herausforderungen zu meistern und hier wirklich einen Beitrag zu leisten.
00:22:33: Und mit CLEANVEST haben wir auch bewiesen, dass wir das tun, weil die Plattform ist kostenfrei
00:22:37: zur Verfügung gestellt. Wir konnten sie in eineinhalb Jahren entwickeln, aufgrund von Fördergeldern,
00:22:43: die wir erhalten haben. Also da ist kein business case dahinter.
00:22:47: Und hier haben wir wirklich die Verantwortung gespürt. Wir haben gewusst, wir können das machen.
00:22:51: Und deswegen haben wir gedacht: Okay, dann tun wir das auch einfach, ohne uns zu überlegen,
00:22:55: ist da jetzt Big Money, das dahinter steckt. Und so versuchen wir auch,
00:22:59: unsere Verantwortung ernst zu nehmen und nicht nur quasi leere Floskeln in den Raum zu werfen.
00:23:04: Aber We-Walk-the-Talk sozusagen.
00:23:07: Trotzdem die meisten Aktivisten-, Aktivistinnengruppen, ich glaube du sogar sagst irgendwie:
00:23:14: Wir sind schon froh, wenn wir den Status Quo erhalten können. Bei euch steht drin:
00:23:17: Wir wollen euch eine bessere Welt hinterlassen, als sie jetzt ist. Diese Latte ist…
00:23:23: das ist nicht Hochsprung, das ist Stabhochsprung.
00:23:25: Wir sind doch nicht alleine in diesem Unterfangen, das quasi voranzutreiben
00:23:30: und unsere Welt ein Stückchen besser zu machen. Und wir sagen halt: Status Quo halten ist wichtig.
00:23:35: Also das soll definitiv das erste Ziel sein. Aber wir wollen noch einen Schritt weitergehen.
00:23:39: Und hier ist es auch wichtig, nochmal den Zeitgeist mitzudenken und zu wissen wir sind auch nicht alleine.
00:23:44: Es gibt so viele, die mit uns diesen Weg gehen und es gibt so viele,
00:23:47: die uns auch in dieser Arbeit unterstützen, sei es auch unsere Partner am Finanzmarkt
00:23:51: oder auch CLEANVEST User, die auch täglich in ihren Investmententscheidungen genau dieses Thema vorantreiben.
00:23:58: Ulrich, wie du gefragt hast, wie das so quasi mit den großen Investmentbanken ist,
00:24:03: mit den großen Investmentbankern, hab ich mir auch gedacht: Okay, wie schaut das eigentlich aus -
00:24:08: die Kooperation mit den normalen Banken, mit denen ich als Kunde, als Kundin hierzulande zu tun habe?
00:24:15: Seid ihr für die ein bisschen irgendwie der Beelzebub, der irgendwie auftaucht?
00:24:20: Oder kommen die auch schon zu euch und sagen: Geh, könnt ihr uns helfen? –
00:24:23: Du hast es vorher ja erwähnt, diese internen Teams … -
00:24:27: Helft uns, unsere angeblich nachhaltigen Produkte wirklich nachhaltig zu machen. Gibt's da Interesse?
00:24:32: Auf jeden Fall. Also zum einen wirklich auch Banken und Versicherungen
00:24:36: oder institutionelle Investoren wie Vorsorgekassen, Pensionskassen, die zu uns kommen
00:24:40: und ihr gesamtes Portfolio screenen lassen wollen nach unseren Nachhaltigkeitskriterien oder Kriterien,
00:24:46: die wir gemeinsam definieren. Und die auch hier gemeinsam mit uns Klimaziele
00:24:50: oder soziale Ziele setzen möchten. Wo wir dann auch jährlich quasi prüfen, sind wir on track.
00:24:56: Also können wir gemeinsam diese Ziele erreichen. Wir bieten auch sehr viel Training an,
00:25:00: also auch für Wertpapierberater bieten wir Training an oder Train-the-Trainer-Lösungen,
00:25:05: um auch hier unser Wissen bereitstellen zu können und auch, um hier beratend zur Seite zu stehen.
00:25:11: Was heißt es auch in Strategien im Haus, in Kundengespräche? Was sind so die wichtigen Kriterien derzeit,
00:25:19: die vor allem bei Privatinvestoren sehr gefragt sind? Also wir sind da sehr darauf spezialisiert,
00:25:25: maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Und wir sehen uns hier wirklich Seite an Seite stehen,
00:25:29: mit unseren Partnern das gemeinsam umzusetzen.
00:25:33: Jetzt gibt's ja, wenn man Finanzprodukte rated und dann Investitionsströme lenkt,
00:25:38: dann gibt's ja Gewinner. Diejenigen, die gut sind im Einhalten von Klima- und Umweltbedingungen,
00:25:43: von sozialen Bedingungen, von Transparenzbedingungen. Es gibt klar auch Verlierer.
00:25:47: Das sind große, große Industrien. Verspürt ihr Druck von denen? Dass die versuchen wollen,
00:25:52: Einfluss zu nehmen auf eure Ratings? Dass die euch Druck machen, das zu diskreditieren? Spürt ihr da was?
00:25:57: Wie wir in unseren Ratings vorgehen ist, dass wir Informationen scannen, die öffentlich verfügbar sind.
00:26:05: Weil, wie gesagt, uns ist Transparenz nicht nur mit CLEANVEST wichtig,
00:26:08: aber es ist auch Transparenz in unseren Ratings wichtig. Das heißt, wir sind keine nachhaltige Rating-Agentur,
00:26:13: die Fragebögen aussenden, sondern wir prüfen tatsächlich nach:
00:26:18: Was geben die Unternehmen auch öffentlich, der Öffentlichkeit frei zur Verfügung?
00:26:23: Und zusätzlich machen wir… schauen wir uns PR-Vorfälle an. Also schauen tatsächlich dann:
00:26:28: Sind auch diese Strategien, die so angegeben werden, werden die auch umgesetzt?
00:26:32: Oder gibt es hier systemische Vorfälle, die sich jedes Jahr replizieren? Und das sind…
00:26:38: ganz klar kann man das einschätzen dann. Also das ist es mit sehr viel Transparenz gemacht von unserer Seite
00:26:44: und wir sind auch sehr objektiv, was das betrifft. Wir haben auch über 110 Indikatoren,
00:26:50: die wir teilweise bewerten, analysieren im Umwelt-, Nachhaltigkeits- und im Unternehmensführungsbereich.
00:26:56: Und auch im Umweltbereich schauen wir uns tatsächlich an in Richtung Forward Looking:
00:27:00: Also gibt es schon Investments vor allem z.B. in der fossilen Energiebranche,
00:27:04: in Richtung erneuerbare Energie oder nicht? Also wir schauen uns jedes Geschäftsfeld
00:27:08: ganz, ganz konkret im Detail an und sehen uns hier als objektiver Informationsgeber
00:27:14: für unsere Kundenprojekte. Also nein, kein großer Druck von diesen Industrien ist bei uns spürbar.
00:27:22: Wie lange wird es dauern, bis wir da sind, dass alle Finanzprodukte euren anspruchsvollen Kriterien genügen?
00:27:28: Also wann sind wir wirklich grün in der Finanzwelt?
00:27:31: Ich kann kein Zeitfenster geben. Es gilt ja bis 2030 auch
00:27:36: die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu erfüllen.
00:27:38: Wir versuchen hier auch einen Beitrag zu leisten in unseren Screenings, die wir anbieten.
00:27:43: Und wir wissen auch, dass wir tatsächlich am Markt strenger angesiedelt sind,
00:27:47: vor allem was CLEANVEST betrifft. Also hier haben wir eine Null Prozent Toleranzschwelle eingezogen.
00:27:53: Man kann es so verstehen am Finanzmarkt: Es gibt unterschiedliche Schwellenwerte, die angewendet werden.
00:27:57: Manchmal sind es 30 Prozent oder 10 Prozent oder 5 Prozent. Wir sagen:
00:28:01: Kunden oder Privatinvestoren wollen tatsächlich: Wenn ich sage, ich will keine Kinderarbeit,
00:28:06: dann will ich wirklich keine Kinderarbeit. Oder wenn ich einfach keine Waffen will,
00:28:09: dann will ich wirklich Null Prozent Waffen in diesem Fonds und jetzt nicht 10 Prozent Toleranzgrenze.
00:28:14: Also was CLEANVEST betrifft, sind wir doch sehr, sehr auf Transparenz bedacht. Wir legen alles offen.
00:28:20: Und ich würde sagen, da haben wir schon noch ein bisschen zu gehen gemeinsam,
00:28:23: weil wir machen auch immer wieder Analysen und wir wissen, dass noch immer über 90 Prozent
00:28:29: unserer Investmentprodukte in Österreich entweder in Kohle, in Öl und Gas,
00:28:33: also in fossile Energie investiert ist, in Waffen, Atomenergie, Kinderarbeit drin steckt,
00:28:39: Artenschutzverletzungen drin stecken, indigene Rechtsverletzungen drinnen stecken.
00:28:43: Also da ist tatsächlich noch einiges zu tun, um überhaupt mal in Richtung 50 Prozent zu kommen.
00:28:48: Aber das heißt eigentlich, nur zehn Prozent der Investmentprodukte genügen heute euren Kriterien.
00:28:52: Das heißt, 90 Prozent sind tatsächlich so, dass sie noch Dinge fördern, die eigentlich
00:28:57: mit unserem Wertesystem, wenn man schaut, Klima, Umwelt, nachhaltiges Verhalten, soziale Kriterien
00:29:04: nicht in Übereinstimmung sind. Also 90 Prozent der Finanzprodukte sind eigentlich schlecht.
00:29:09: Das ist richtig. Also wenn man auf CLEANVEST alle neun Kriterien auf strikt einstellen würde,
00:29:15: dann würde tatsächlich ca. 10 Prozent bis 12 Prozent von Produkten übrig bleiben,
00:29:20: die diesen Kriterien entsprechen.
00:29:22: Diese 10 Prozent, sind die bereits ein Fortschritt, wo ihr merkt, dass eure Arbeit Früchte trägt?
00:29:28: Oder ist das auch früher schon so gewesen, dass halt 10 Prozent sowieso sauber waren?
00:29:32: Ich glaube früher war es noch mehr ein exotisches Thema. Nachhaltige Investment Produkte -
00:29:37: also das war wirklich die Nische von der Nische tatsächlich. Ich glaube auch,
00:29:41: dass die Kriterien mittlerweile strenger und umfangreicher geworden sind.
00:29:44: CLEANVEST gibt es seit November 2019 und in dem Zeitraum, muss ich sagen,
00:29:49: hat es keine großen Veränderungen gegeben in Richtung mehr nachhaltige Fondsprodukte,
00:29:54: die diesen neuen Kriterien entsprechen würden. Also es ist ziemlich stabil geblieben.
00:29:58: Wenn wir von Prozenten reden: wie viel Prozent der Menschen da draußen außerhalb der Arena,
00:30:03: glaubst du, wissen überhaupt, dass es möglich ist, saubere Finanzprodukte zu kaufen?
00:30:09: Das ist eine sehr gute Frage und ich glaube, es kommt wirklich darauf an,
00:30:13: welches Finanzprodukt man befragen würde. Ich glaube, bei Investments, also Aktien, ETFs, Fonds
00:30:18: gibt es schon mehr Bewusstsein. Ich glaube tatsächlich, wenn es dann um die Versicherungsprämie geht
00:30:23: oder mein Girokonto oder das Sparbuch, dann glaube ich, weiß man noch weniger Bescheid,
00:30:28: dass es auch ein Öko Girokonto geben könnte. Aber ich muss ehrlich sagen, ich glaube,
00:30:33: wenn man die Frage stellen möchte oder würde: Möchtest du Nachhaltigkeit in deinem Produkt?
00:30:38: Dann würde wahrscheinlich jeder zweite oder vielleicht sogar jeder „ja“ beantworten.
00:30:43: Und ich glaube, da ist doch wieder… da sehe ich auch ein bisschen den Auftrag an uns,
00:30:47: an CLEANVEST, hier wieder zu sensibilisieren, Informationen bereitzustellen
00:30:51: und Bewusstsein zu etablieren dafür, dass es auch diese Möglichkeiten gibt
00:30:55: und hier Expertise zur Verfügung stellen. Und wir machen es durch unterschiedliche Aktionen,
00:30:59: auch durch Blogbeiträge. Wir versuchen ja wirklich auch unsere Expertise an jeden Menschen weiterzugeben,
00:31:06: um hier einfach sich selber mehr informieren zu können.
00:31:09: Ich muss ganz ehrlich sagen, ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen, diese Frage zu stellen bisher,
00:31:13: weil mir gar nicht bewusst war, dass es ein Thema sein könnte.
00:31:15: Und ich bin jetzt vielleicht nicht der aller ignorantes Mensch, der da auf diesem Planeten herumläuft.
00:31:20: Also da ist noch viel Arbeit vor euch, oder?
00:31:23: Auf jeden Fall. Und wir freuen uns drauf.
00:31:26: Wir haben in dieser Sendung, in diesem Podcast, in diesem Videocast schon auch irgendwie
00:31:31: so ein bisschen den Moment, wo wir unseren Gesprächspartner_innen den Finger auf die Wunde legen
00:31:36: und sagen: Okay, was tust du eigentlich? Das nennt sich: Der Tipp am Freitag.
00:31:43: Was empfiehlst du unseren Hörer_innen, Seher_innen? Was kann jeder von uns im Kleinen ganz konkret tun?
00:31:50: Wir sagen immer: Mein Geld für eine bessere Welt. Wirklich wisse, worin du investiert bist.
00:31:56: Wisse, welche Unternehmen und Projekte du unterstützt. Und nachhaltiges Investieren geht ganz einfach.
00:32:01: Einfach ausprobieren auf CLEANVEST.org.
00:32:04: Ulrich, was nimmst du denn aus diesem Gespräch für dich mit, aus der Arena heraus?
00:32:12: Ich nehme mit, dass es tatsächlich möglich ist und sinnvoll ist, mit Geld Gutes zu tun.
00:32:19: Also es ist schon ein bisschen… die Elisabeth hat es ja so ausgedrückt: mit Geld die Welt verbessern.
00:32:26: Wenn nämlich das Geld in die richtigen Verwendungen fließt, dann kann es sehr viel Gutes tun.
00:32:30: Und wir brauchen tatsächlich Lenkungsmechanismen, die uns Menschen helfen, das beurteilen zu können.
00:32:35: Und ich glaube, da tut sich gerade viel am Markt, dass wir einfach lernen,
00:32:39: aus Institutionen wie ESG plus und von anderen, wie wir unsere Finanzströme,
00:32:46: die Kleinen, die wir selbst haben, aber auch die ganz großen, die Unternehmen investieren,
00:32:51: in die richtigen Verwendungszwecke kriegen. Und ich glaube, dass das eine große Power hat in der Veränderung,
00:32:57: im Hinblick auf nachhaltige Lebensbedingungen, die wir schaffen wollen.
00:33:02: Dann sage ich einfach: Danke für alles, was du, was ihr tut.
00:33:07: Danke, dass wir mit dir hier sitzen durften.
00:33:10: Und ich bedanke mich natürlich auch bei euch, dass ihr zugesehen habt.
00:33:14: Aber Zuschauen alleine reicht nicht. Tut was.
00:33:17: Wir sehen uns wieder - am Freitag in der Arena.