00:00:05: Herzlich willkommen bei Freitag in der Arena,
00:00:08: dem Klima-, Umwelt- und Zukunftstalk der oekostrom AG.
00:00:11: Mein Name ist Ulrich Streibl. Ich bin Vorstand der oekostrom AG.
00:00:16: Heute sprechen wir über ein originäres Thema unseres Geschäfts,
00:00:20: nämlich die Windkraft an sich.
00:00:22: Sonst sprechen wir ja in diesem Pod- und Videocasts
00:00:25: auch über Wissenschaft, über Politik, über Wirtschaft, wir sprechen mit NGOs.
00:00:30: Aber heute wollen wir uns mal das Thema Windkraft vornehmen.
00:00:34: Deshalb, weil Windkraft gerade zu dieser Zeit im Winter
00:00:37: besonders bedeutend ist für die Versorgung unseres Landes.
00:00:40: Und deswegen haben wir uns ´ das heute mal zum Thema gemacht.
00:00:44: Ich würde gern starten mit ein paar Windkraftfakten.
00:00:47: Wir haben etwa 1400 Windräder in Österreich.
00:00:51: Die meisten davon stehen in Niederösterreich und im Burgenland,
00:00:54: sind dort sehr konzentriert.
00:00:55: Und diese Windräder produzieren etwa so viel Strom,
00:00:59: wie 60 % aller Haushalte in Österreich verbrauchen.
00:01:03: Also wenn ihr heute zuschaut und zuhört, dann könnt ihr sicher sein
00:01:06: 60 % des Stroms, den ihr übers Jahr in eurem Haushalt verbraucht,
00:01:10: der kommt alleine aus der Windkraft,
00:01:12: wenn man jetzt die Windkraftmengen allein den Haushalten zuordnen würde.
00:01:16: Die Windkraft produziert heute so viel in Österreich
00:01:20: wie das Atomkraftwerk Zwentendorf produziert hätte.
00:01:25: Und zwar eineinhalb Mal so viel.
00:01:29: Und trotzdem ist die Windkraft sehr konzentriert
00:01:31: auf relativ wenig Fläche in Österreich.
00:01:34: Die Windkraft besitzt etwa 1 % der Fläche,
00:01:37: und das ist ja nur das gesamte Flächengebiet.
00:01:39: Das Windrad an sich braucht ja sehr, sehr wenig Platz
00:01:42: und darum herum kann auch Landwirtschaft betrieben werden.
00:01:45: Jetzt haben wir 1400 Windräder und können 60 % der Haushalte versorgen.
00:01:49: Das ist schon mal gut, aber da ist noch enorm viel Luft nach oben.
00:01:52: Wir brauchen auch noch sehr viel mehr erneuerbare Energie.
00:01:55: Die 40 % der Haushalte, die noch nicht mit Windkraft
00:01:59: und anderen erneuerbaren Energien versorgt werden können.
00:02:02: Wir brauchen noch grünen Strom für die Industrie.
00:02:04: Wir brauchen grünen Strom für die Wärme-Dekarbonisierung.
00:02:07: Und wir brauchen grünen Strom für den Verkehr,
00:02:11: den wir ja weg von Diesel und Benzin ebenfalls auf Strom umstellen werden
00:02:16: mit den Elektrofahrzeugen.
00:02:19: Da ist also noch einiges zu tun.
00:02:21: Und das diskutieren wir heute
00:02:23: mit einem ganz besonders ausgewiesenen Experten in der Windkraft,
00:02:27: nämlich mit dem Florian Maringer.
00:02:29: Er ist der Geschäftsführer der IG Windkraft,
00:02:32: des Branchenverbands der Windkraft in Österreich.
00:02:36: Willkommen, Florian. Schön, dass du da bist.
00:02:39: Hallo, mein Name ist Florin Maringer.
00:02:41: Ich habe vor ungefähr 15 Jahren eine Bürgerinitiative gegründet
00:02:44: für einen Windpark und für Energiewende-Projekte
00:02:47: und bin so in den Bereich Erneuerbare Energien reingekommen.
00:02:50: Habe sieben Jahre lang im Bereich der Windenergie gearbeitet
00:02:53: und war dann zwei Jahre lang
00:02:54: Geschäftsführer des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich.
00:02:58: Zuletzt war ich 4 Jahre lang im Klimaschutz-Ministerium,
00:03:00: hab an Projekten wie dem Erneuerbaren Ausbaugesetz gearbeitet,
00:03:04: an unterschiedlichen Fördermaßnahmen für die Transformation der Industrie
00:03:08: in Richtung Klimafreundlichkeit und auch in der Klimapolitik,
00:03:11: zum Beispiel am Klimaschutzgesetz.
00:03:13: Zuletzt habe ich mit meinen Kolleginnen Tina Deutsch und Katharina Rogenhofer
00:03:17: das erste österreichische Klimainstitut Kontext gegründet,
00:03:20: das mittlerweile sehr erfolgreich ist.
00:03:22: Und mit einem lachenden und einem weinenden Auge,
00:03:25: weil ich ja vom Kontext in den Beirat gewechselt bin
00:03:29: und nicht mehr operativ tätig bin,
00:03:31: bin ich seit 1. Oktober 2024 Geschäftsführer der IG Windkraft,
00:03:37: des Windenergieverbandes in Österreich.
00:03:40: Florian zum Einstieg, und dass wir dich alle ein bisschen besser kennenlernen,
00:03:45: will ich dir gern drei Fragen stellen.
00:03:50: Und ich starte mal mit der: Jetzt bist du ja eigentlich, hast selber gesagt,
00:03:55: dein gesamtes erwachsenes Leben im Klima- und Umweltbereich
00:03:59: und hast da wahnsinnig tolle Dinge gemacht -
00:04:01: von der Bürgerinitiative bis zur Führung von einem Verband
00:04:05: oder jetzt dem zweiten inzwischen schon,
00:04:08: Mitautor wichtiger Gesetze im Klima-Ministerium.
00:04:11: Aber war das jetzt schon als Kind so?
00:04:13: Wolltest du immer im Klima- und Umweltbereich arbeiten?
00:04:16: Oder wie bist du dazu gekommen?
00:04:18: Das ist eine bessere Frage als ich mich vorbereitet hab.
00:04:21: Also eigentlich war es immer schon so,
00:04:23: dass ich mich für Gerechtigkeit interessiert habe.
00:04:25: Das hat mich immer gefuchst, wenn was ungerecht war.
00:04:28: Und irgendwann bin ich in diesen Klimabereich reinkommen
00:04:31: und hab mir gedacht, das ist eigentlich wahnsinnig ungerecht.
00:04:34: Einerseits, dass wir da auf Kosten zukünftiger Generationen hausen,
00:04:39: andererseits aber uns eigentlich recht ausruhen drauf,
00:04:45: auf dieser fossilen Energie
00:04:47: und dabei irgendwie den technologischen Umbruch nicht mitmachen.
00:04:51: Was nicht nur jetzt klimapolitisch ein Problem ist,
00:04:54: sondern auch wirtschaftspolitisch und auch Arbeitsmarkt und sozialpolitisch.
00:04:58: Weil wir halt in Zukunft zukunftsfähige Jobs brauchen.
00:05:01: Und so komisch das klingt, irgendwann im jugendlichen Alter
00:05:05: ist mir das dann zu so einem issue geworden,
00:05:10: dass ich angefangen hab mich mit dem Thema zu beschäftigen.
00:05:13: und dann auch in die Richtung zu studieren.
00:05:15: Also irgendwie hat es sich dann im jugendlichen Alter ergeben,
00:05:19: von diesem "Hey, wir brauchen Generationengerechtigkeit,
00:05:21: wir müssen uns vorbereiten auf das, was die Zukunft von uns will,
00:05:25: und tun das gerade nicht",
00:05:27: fokussiert auf: das hat alles dieselbe Ursache,
00:05:29: nämlich fossile Energie und eine gewisse Bequemlichkeit
00:05:32: und eine gewisse Übermacht durch fossile Akteure,
00:05:38: dass wir uns nicht einstellen drauf und nicht verändern wollen.
00:05:41: Und das ist seitdem eine ziemliche Leitschnur
00:05:44: oder ziemlicher Leitstern in meinem Leben, ja.
00:05:47: Das ist eine gute Überleitung zu meiner zweiten Frage und die lautet:
00:05:54: Was sind denn die größten Herausforderungen
00:05:57: jetzt in deinem aktuellen Job?
00:05:58: Oder die größten Herausforderungen, denen du in der letzten Zeit
00:06:02: in deinen Tätigkeiten begegnet bist?
00:06:04: Ich glaube, die Nerven bewahren, Nerven bewahren und Ruhe bewahren.
00:06:08: Weil es ist ein sehr zähes Anliegen, das uns da alle beschäftigt.
00:06:14: Weil natürlich, wir verändern ja etwas.
00:06:16: Wir verändern was in den Grundstrukturen.
00:06:18: Also wenn ich verändere, wie sich Leute fortbewegen -
00:06:21: und dann haben wir uns die letzten 100, 150 Jahre fortbewegt
00:06:24: mit fossiler Energie, mit Autos.
00:06:26: Wenn wir uns anschauen, was das macht in unserer Umwelt,
00:06:30: also das beschäftigt uns ja nicht nur wegen den Emissionen,
00:06:35: und auch, wo wir einen Job suchen oder finden,
00:06:38: sondern auch wie wir Räume planen, wie wir Politik machen,
00:06:44: wo wir die fossile Energie herkriegen und und und.
00:06:47: Das ist ja ein Riesenfass, das man da aufmacht.
00:06:49: Wenn man das umstellt auf erneuerbare Energien
00:06:52: oder elektrische Energie in dem Fall,
00:06:54: dann ändert man nicht nur am anderen Ende was,
00:06:56: indem man den Stecker von der Tankzapfsäule
00:06:58: oder die Zapfsäule nimmer nutz, um ein Auto anzustecken,
00:07:03: sondern indem man das Elektro-Auto wo ansteckt,
00:07:06: ändert man nicht nur da was, sondern man ändert am Gesamtsystem was.
00:07:09: Und plötzlich wachsen da Dinge zusammen, die früher nicht zusammengepasst haben.
00:07:14: Und das in Kombination mit der Digitalisierung
00:07:16: ist wahrscheinlich der größte Umbruch seit der industriellen Revolution
00:07:20: in unserem Land.
00:07:22: Und das ist die große Story dahinter, finde ich.
00:07:26: Und das ist schon ein ziemlich großer Stein, den wir da rollen.
00:07:29: Der rollt nicht immer in eine Richtung,
00:07:31: und rollt nicht immer nur den Berg hinunter,
00:07:33: sondern oft müssen wir den Berg hinaufrollen.
00:07:36: Da die Nerven bewahren,
00:07:37: weil ab und zu rollt er wieder ein Stück retour,
00:07:39: ist, finde ich, die größte Herausforderung.
00:07:42: Und das manifestiert sich durch diese vielen kleinen und großen Challenges,
00:07:46: die wir haben, wenn wir Politik verändern wollen,
00:07:49: dass die mithilft, den Stein ins Rollen zu bringen
00:07:52: oder zumindest ein paar Hindernisse aus dem Weg räumt.
00:07:55: Oder wenn wir Projekte machen wollen, die wir erklären müssen,
00:07:59: wo wir vielleicht Widerspruch bekommen,
00:08:01: wo man ganz viel Überzeugungsarbeit leisten muss.
00:08:03: Man tut Gutes, aber man muss noch immer viel Arbeit
00:08:06: und viel Überzeugung leisten dafür.
00:08:08: Klimaschutz. Was bedeutet Klimaschutz für dich?
00:08:13: Fairness und Zukunft. Das ist kurz, die Antwort.
00:08:20: Fairness und Zukunft. Schön, das gefällt mir
00:08:24: Jetzt gehen wir mal rein und schauen uns das mal an:
00:08:27: Klimaschutz im Zusammenhang mit Windkraft.
00:08:30: Wir schauen uns die Zukunft der Windkraft an.
00:08:32: Und dann gehen wir ein bisschen auch in politische, gesellschaftliche,
00:08:37: soziale Dimensionen der Windkraft.
00:08:39: Also starten wir einfach einmal rein.
00:08:41: Wie war denn eigentlich 2024 für Klima, Klimaschutz insgesamt
00:08:45: und wie ist es aus Sicht der Windkraftbranche?
00:08:48: Ich glaub, bis zur US-Wahl wär die Aussage anders worden.
00:08:51: Jetzt nach der US-Wahl muss man das Ganze neu evaluieren.
00:08:55: Ich glaub, es ist sportlicher geworden.
00:08:57: Wie gesagt, der Stein, den wir jetzt rollen müssen,
00:09:00: rollt jetzt nicht zwingend schneller, aber er hört nicht auf zu rollen.
00:09:06: Insgesamt glaub ich, dass das Jahr 2024, so wie die Jahre davor,
00:09:10: im Grunde ein gutes war.
00:09:12: Weil wenn ich mir anschau, wie sich das Thema an sich entwickelt:
00:09:16: Es entwickelt sich nicht schnell genug, bei weitem nicht stark genug.
00:09:20: Wir kommen einfach nicht schnell genug voran.
00:09:23: Aber es entwickelt sich.
00:09:24: Es wird größer, es wird breiter, es durchsetzt die ganze Gesellschaft.
00:09:28: Wir merken, da muss was passieren.
00:09:30: Wir merken auch, dass das global mittlerweile immer stärker ist.
00:09:33: Trump hin oder her.
00:09:36: Das heißt, da verändert sich fundamental was auf unserem Planeten.
00:09:40: Und das ist gut.
00:09:41: Es ist zu langsam.
00:09:42: Und das ist sicher noch immer das größte Problem bei dem Ganzen.
00:09:46: Aber in Summe war das Jahr 2024 kein schlechtes, sondern ein gutes.
00:09:52: Und es zeigt sich schon an den Zahlen.
00:09:54: Wir überholen in Europa die Fossilen,
00:09:56: wenn es um Wind- und PV-Stromerzeugung geht.
00:09:59: Wir überholen weltweit in Wachstumsraten den Verbrenner mit dem Elektroauto.
00:10:05: Das E-Auto wird in immer mehr Märkten zur Standardtechnologie weltweit.
00:10:12: Und das sieht man einfach sehr stark in den Verkaufszahlen.
00:10:16: Jetzt gehen die in einem Monat zurück, im nächsten werden sie wieder stärker.
00:10:20: In Summe ist der Trend trotzdem sehr stark in die eine Richtung,
00:10:23: nämlich in die, dass das die Zukunftstechnologie wird.
00:10:26: Wir sehen es auch bei anderen Technologien,
00:10:28: Wärmepumpe zum Beispiel.
00:10:30: Wir diskutieren jetzt plötzlich darüber,
00:10:32: dass Gasleitungen stillgelegt werden müssen.
00:10:34: Das war vor zwei Jahren undenkbar.
00:10:36: Da hat die Gasindustrie so laut geschrien wie noch nie zuvor,
00:10:39: weil die Gasleitungen nicht mehr so stark ausgelastet waren wie früher.
00:10:43: Jetzt ist es quasi Standard.
00:10:44: Wir müssen darüber reden, wie wir diese Legacy-Infrastruktur
00:10:47: überhaupt noch finanzieren können, weil sie immer weniger genutzt wird.
00:10:51: Also wir sehen schon Erfolge.
00:10:52: Aber der Erfolg liegt leider immer ein bissl im Schatten der Arbeit,
00:10:56: die noch zu tun ist.
00:10:57: Jetzt hast du USA ja schon erwähnt.
00:10:59: Zeichnet sich ab, dass Trump einen ausgemachten Klimawandel-Leugner
00:11:06: und Manager aus der Ölindustrie zum Energieminister machen wird.
00:11:10: Auf der anderen Seite haben wir China, die mit einer unglaublichen Dynamik,
00:11:15: einer unglaublichen Macht erneuerbare Energien ausbauen.
00:11:18: Die bauen Windparks und Solarparks aus - das ist für uns unvorstellbar.
00:11:23: Also wir haben eigentlich so gegenläufige Strömungen.
00:11:26: USA eher ein Zurück zu fossil,
00:11:29: in China eher ein Setzen auf erneuerbare Energie.
00:11:33: Weil die Chinesen verstanden haben, dass da wahnsinnig viele Arbeitsplätze
00:11:37: und viel Bruttosozialprodukt drin liegt.
00:11:40: Die sind letztlich in der Solarindustrie und in der Batterieindustrie führend.
00:11:45: Wie ist es denn aus deiner Sicht in Österreich?
00:11:48: Wo stehen wir denn da vom Sentiment, von der Stimmung?
00:11:52: Wo glaubst du, sind wir da grad?
00:11:54: Ich glaub, in der Bevölkerung ist der Zug abgefahren.
00:11:57: Da ist es eindeutig.
00:11:58: Und wir reden da eigentlich immer nur
00:12:00: um eine Nuance Prozent-Zustimmung auf oder ab.
00:12:03: Ich glaub, die Bevölkerung stimmt eigentlich jeder Veränderung zu
00:12:07: in Richtung mehr Energiewende und mehr Klimaschutz.
00:12:11: Jetzt gibt es die eine Maßnahme, die ein bissl leichter ist
00:12:14: Und da gibt es die andere Maßnahme, die a bissl schwerer ist.
00:12:17: Ja klar, das ist immer so.
00:12:18: Aber in Österreich ist die Zustimmung sehr hoch.
00:12:21: Was wir schon sehen, ist, dass sie im Gesamtsystem,
00:12:23: auch im politischen sehr stark noch immer verfestigt hat
00:12:26: dieses Legacy, also dieses Fossile.
00:12:28: Das größte oder beste Beispiel für mich ist einfach,
00:12:31: wenn wir über das Automobil reden.
00:12:33: Österreich ist ein Verbrenner-Land - das geflügelte Wort.
00:12:36: Ich find das immer schade,
00:12:37: weil wir da sehr Technologie-verschlossen sind.
00:12:40: Wir verschließen uns allen Technologien, um uns auf eine zu konzentrieren.
00:12:44: Das ist der Verbrenner.
00:12:45: Da sind wir mindestens auf einem Auge blind.
00:12:47: Und das sieht man schon, das ist so das Symptom dessen,
00:12:50: woran wir kranken.
00:12:52: Weil wir sprechen nicht über die Bereiche,
00:12:54: in die die Zukunft hingeht.
00:12:56: Du hast es beschrieben, sehr richtig, in China zum Beispiel.
00:12:59: Wir beschreiben überhaupt nicht, wo die Vision oder die Zukunft liegt.
00:13:02: Sondern wir konzentrieren uns oder man konzentriert sich politisch
00:13:06: sehr stark darauf, zu schützen, was da ist.
00:13:09: Obwohl das immer weniger wird.
00:13:11: Und da ist immer diese Verbrennerdiskussion sehr schön.
00:13:14: Weil wir konzentrieren uns auf Verbrenner,
00:13:16: während der Markt, der Kuchen immer kleiner wird.
00:13:19: Und dann glauben wir, am Schluss sitzen wir vor einem Törtchen
00:13:23: und tun so, wie wenn das der Weltmarkt wäre.
00:13:25: Ja, das Törtchen ist dann winzig und das Ganze gehört uns.
00:13:28: Aber es ist zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben.
00:13:31: Und das ist nicht besonders gut.
00:13:33: Wir haben da eine Aufgabe vor uns, den politischen Umbruch herzukriegen.
00:13:37: Dass wir uns nicht den neuen Technologien verschließen,
00:13:40: sondern reingehen.
00:13:41: Jetzt hast du angefangen mit der Bevölkerung,
00:13:43: die an sich eindeutig für erneuerbare Energie ist.
00:13:47: Und ich glaub, das kann man in allen Studien nachlesen.
00:13:50: Wir haben aber dann doch eine Situation,
00:13:52: dass es einerseits heißt:
00:13:54: Ja, wir wollen die Windkraft, wir wollen die Photovoltaik,
00:13:57: wir wollen auch den Umbau hin zu Elektro-Infrastruktur
00:14:01: mit Wärmepumpen, Elektroautos.
00:14:03: Aber immer, wenn wir was ändern wollen, nämlich ein Windrad aufstellen wollen,
00:14:07: eine Photovoltaikanlage bauen wollen, Umspannwerke brauchen,
00:14:11: damit man auch die Ladeinfrastruktur für Elektroautos bauen kann,
00:14:17: dann gibt es immer lokalen Widerstand.
00:14:19: Warum ist es so, dass es auf der einen Seite,
00:14:22: auf der Makroebene gibt's Zustimmung,
00:14:23: auf der Mikroebene gibt es eher Ablehnung?
00:14:26: Und was können wir dagegen tun oder tun, dass es vorwärts geht?
00:14:29: Im Grunde tun wir uns oft zu viel an, weil Widerspruch kommt.
00:14:34: Widerspruch ist was Gutes. Und es gehört dazu, dass man diskutiert.
00:14:37: Ein Beispiel: Ich komme aus einer Gemeinde in Niederösterreich,
00:14:41: da hat mal jemand sein Haus blau gestrichen, blitzblau.
00:14:44: Es ist länger her, als ich mir selber zumuten möchte.
00:14:47: Es ist wahrscheinlich schon über 20 Jahre her.
00:14:50: Da gab es eine irrsinnige Diskussion darüber,
00:14:52: dass der sein Haus blau streichen möchte.
00:14:54: Und er hat's dann trotzdem blau gestrichen.
00:14:57: Ich find, das ist immer so schwierig.
00:14:59: Man kommt mit einem neuen Projekt, ein Windenergieprojekt,
00:15:02: da gibt es eine Diskussion.
00:15:03: Da gibt es Leute, die das nicht wollen,
00:15:05: und Leute, die möchten das und Leute, die sind unsicher.
00:15:08: Und die Diskussion gehört geführt.
00:15:10: Da darf man das nicht scheuen und muss man diskutieren.
00:15:13: Was wir schon sehen, ist, und das ist recht interessant -
00:15:16: das ist eine Analyse, die erst kürzlich veröffentlicht wurde.
00:15:19: Der Großteil aller Infrastrukturprojekte in Österreich
00:15:22: wird bei Umfragen abgelehnt.
00:15:24: Also 60:40 ungefähr. 60 % lehnen ab, 40 % stimmen zu.
00:15:28: Außer bei der Windenergie.
00:15:29: Bei Windenergieprojekten ist es genau umgekehrt.
00:15:32: 60 % stimmen zu, 40 lehnen ab, in Bevölkerungssbefragungen,
00:15:36: bei Projekten genau vor Ort.
00:15:37: Ich glaub, ein Grund ist schon,
00:15:39: weil man bei Windenergieprojekten gelernt hat,
00:15:42: in der Bevölkerung zu informieren, mitzugeben, was ist dein Vorteil,
00:15:46: was verändert das, was macht das gut.
00:15:48: Und weil man es auch erleben kann.
00:15:50: Wir sehen ja, dass sobald der Windpark steht,
00:15:53: wenn man danach Befragungen macht, sind die Leute dafür.
00:15:55: Weil sie sehen, dass die meisten Sentiments,
00:15:58: die meisten Vorbehalte nicht gestimmt haben.
00:16:00: Deswegen glaub ich, dass diese Kette: ja, man hat eine Diskussion,
00:16:04: man hat, nicht Widerstand, sondern man hat berechtigte Fragen.
00:16:07: Und dann gibt es auch Menschen, die wollen nicht mit.
00:16:10: Also ja, am Schluss, wenn es jemand gibt, der sagt:
00:16:13: Mir ist lieber, ich möcht das Windrad nicht sehen
00:16:15: und deswegen ist mir alles andere egal
00:16:17: und deswegen ist mir auch die Zukunft egal.
00:16:19: Gut, dann sei es so.
00:16:21: Dann ist es sein oder ihr persönliches Wertesystem.
00:16:23: Nur, in der Gesamtbevölkerung ist es nicht sehr weitverbreitet,
00:16:26: dass man so denkt.
00:16:28: Deswegen wird es auch meistens so sein,
00:16:30: dass man die Projekte gut auf den Boden bringt
00:16:32: und gut in die Umsetzung bringt und mit den Leuten umsetzen kann.
00:16:36: Was tatsächlich hilfreich wäre,
00:16:38: wo ich wirklich ein strukturelles Problem sehe,
00:16:41: ist beim politischen Rückhalt.
00:16:42: Weil Menschen wählen ja Politiker:innen, weil sie hoffen,
00:16:46: dass die Politiker:innen eine Richtung, die Vision vorgeben,
00:16:50: sodass das, was gesamtgesellschaftlich passiert,
00:16:52: in die richtige Richtung geht.
00:16:54: Da merk ich schon, dass es immer schwierig ist,
00:16:56: wenn man mit einem Projekt in die Gemeinden reingeht
00:16:59: und informiert als Projektwerber, egal wer,
00:17:01: und dann fehlt der politische Rückhalt auf Landes- oder Bundesebene.
00:17:05: Weil man sagt: "Schaun wir mal und wir machen das jetzt nicht verbindlich
00:17:09: und die Bevölkerung soll entscheiden."
00:17:11: Dass die Bevölkerung sich oft mal alleine gelassen fühlt,
00:17:14: und das Alleine-Gelassen-Gühlen oft mal durchschlägt in schwierige Diskussionen.
00:17:18: Ich glaub, es ist meistens eher das,
00:17:20: dass die Bevölkerung sich alleine gelassen fühlt
00:17:23: und nicht so sehr ein struktureller Widerstand,
00:17:26: wie es ja in den Zahlen zeigt.
00:17:27: Ja, wir erleben das auch.
00:17:29: Also es ist tatsächlich so: In Gemeinden, in denen Windkraft ist,
00:17:33: ist der Widerstand der Bevölkerung gegen Windkraft eigentlich nicht da.
00:17:37: Die haben gut gelernt, damit umzugehen und haben ja enorme Vorteile.
00:17:43: Weil diese Gemeinden sind dann relativ wohlhabend,
00:17:45: weil die Windenergie-Betreiber auch Geld in diesen Gemeinden lassen,
00:17:49: in Form von Steuerzahlungen,
00:17:51: aber auch vor allem in Form von Arbeitsplätzen.
00:17:53: Also die Windenergie, du weißt die Zahlen sicher besser,
00:17:56: haben geschafft in Österreich an die 10.000 Arbeitsplätze.
00:18:00: Das ist ja mal nicht nix.
00:18:01: Und die sind sehr häufig in den Regionen, also diese Windräder.
00:18:05: Die brauchen Wartung und um die muss geschaut werden.
00:18:09: Und da entsteht relativ viel Wirtschaftskraft auch herum.
00:18:12: Und dort sind die Widerstände eigentlich gering.
00:18:15: Wir stellen sie am stärksten fest in Gemeinden und in Gegenden,
00:18:18: wo noch gar keine Windkraft ist.
00:18:20: Und da gibt es tatsächlich auch zum Teil völlig unbegründete Ängste.
00:18:26: Und wie du sagst, sind oft dann die Politiker:innen die,
00:18:30: die die Menschen da alleine lassen.
00:18:32: Jetzt haben wir trotzdem gesagt, dass an sich die Stimmung ja gut ist.
00:18:35: Nur warum dauert zu lange?
00:18:37: So ein Windrad zu projektieren und dann zu bauen,
00:18:40: von der grünen Wiese bis zum Produzieren oder drehenden Windrad
00:18:45: dauert's ungefähr acht Jahre, manchmal auch länger.
00:18:48: Auch bei der Photovoltaik geht unter vier Jahren de facto gar nichts.
00:18:51: Warum dauert das alles so lang?
00:18:53: Da gibt es ein Blumenstrauß an Gründen.
00:18:55: Das brauch ich dir jetzt nicht sagen.
00:18:58: Ihr projektiert ja selbst und wisst sehr oft, wo der Schuh drückt.
00:19:01: Ich glaub, der Blumenstrauß liegt sehr oft darin,
00:19:04: dass wir uns zu sehr darauf verlassen, dass sich alle eh selbst drum kümmern,
00:19:11: dass sie ihr Ding machen, vereinfacht gesagt.
00:19:14: Also ich komm mit einem Projekt in eine Gemeinde.
00:19:17: Und der Projektwerber muss die Leute informieren,
00:19:19: über hochkomplexe Dinge informieren.
00:19:21: Wie funktioniert eine Umweltverträglichkeitsprüfung.
00:19:24: Muss informieren darüber, was ist das jetzt für ein Windrad.
00:19:27: Ist es gut, ist es schlecht?
00:19:29: Muss informieren über Energiewirtschaft, energiepolitische Ziele.
00:19:32: Und das fängt da an, dass man irrsinnig viel informieren muss und soll.
00:19:37: Es macht auch Sinn.
00:19:38: Aber, natürlich ginge es schneller, wenn es den politischen Rückhalt gäbe
00:19:42: und sagt: Hey, unser gesamtgesellschaftliches Ziel ist es,
00:19:45: Windenergie auszubauen.
00:19:46: So wie wir es mit Wasserkraft gemacht haben
00:19:48: nach dem Zweiten Weltkrieg,
00:19:50: wo wir die Industrialisierung damit angetrieben haben,
00:19:52: treiben wir jetzt den Wohlstand mit Windenergie an.
00:19:55: Das ist was Gutes. Das macht Sinn.
00:19:57: Das würd es schon sehr beschleunigen.
00:19:59: Weil dadurch ein großer Unsicherheitsfaktor wegfällt.
00:20:01: Und auch viel Vertrauen wieder hergestellt ist.
00:20:04: Weil ein Projektwerber hat ein Partikularinteresse.
00:20:06: Politik hat vor allem ein Interesse, nämlich das Land vorantreiben.
00:20:10: Das ist eine sehr naive Aussage.
00:20:11: Aber es ist schon ein wahrer Kern, der schon spürbar ist.
00:20:15: Und dann wird es natürlich komplizierter.
00:20:17: Wo wird es dann schwierig?
00:20:19: Wir haben in Österreich viel zu holen bei dem Titel Verfahrensbeschleunigung.
00:20:24: Das wird immer wieder auch von Wirtschaftsvertretungen
00:20:27: so ein bisschen als Schlagwort benutzt.
00:20:29: Aber meistens wird es nicht substantiiert.
00:20:31: Das lässt sich an ein paar Dingen sehr leicht festmachen.
00:20:35: Wir haben uns kürzlich angeschaut, was wären extreme Beschleunigungsschritte.
00:20:39: Das hört sich total an wie eine Lappalie.
00:20:42: Im Grunde ist es so: Erstens einmal,
00:20:45: man müsste die Verfahren viel stärker digitalisieren.
00:20:50: Klingt total banal.
00:20:51: Aber wenn das Ganze per E-Mail geht
00:20:53: und ich kann es online begutachten und solche Dinge -
00:20:56: geht irrsinnig schnell.
00:20:57: Geht heute noch nicht in dem Ausmaß.
00:20:59: Das zweite ist, ich habe ein großes Umbauprojekt vor mir.
00:21:02: Ich bau das ganze Land und mach's besser,
00:21:04: mach's moderner, sauberer und ruhiger.
00:21:06: Das heißt, ich hab einen Haufen von Verfahren zu tätigen,
00:21:09: ein riesiger Berg an Papier.
00:21:11: Ich kann drüber diskutieren, ob der zu viel ist oder nicht.
00:21:13: Aber wenn ein Berg Papier herkommt,
00:21:15: und das ist nun mal so, wenn ich ein Bauprojekt habe,
00:21:18: dann brauche ich viele Leute, die das bearbeiten können.
00:21:21: Das heißt, ich brauch im Apparat bei den Genehmigungen,
00:21:24: bei denen, die diese Dinge lesen und bearbeiten müssen,
00:21:27: einfach mehr Leute - das ist klar.
00:21:28: Ich bau was und die Baufirma zieht nicht mit.
00:21:31: Die bleibt so klein wie vorher. Ich möcht aber 10 Häuser bauen.
00:21:34: Funktioniert nicht.
00:21:35: Die Baufirma braucht mehr Leute.
00:21:37: Bei den Projektplanern ist das so.
00:21:39: Die Windbranche ist stark aufgestellt, ist in den letzten Jahren
00:21:42: extrem professionell geworden und gewachsen.
00:21:44: Bei den Behörden ist das noch nicht passiert.
00:21:47: Da muss es passieren.
00:21:48: Weil die Leute in den Behörden, die wollen ja,
00:21:50: aber die brauchen einfach mehr Leute.
00:21:52: Das dritte ist: Am Ende sind das Verfahren,
00:21:55: die auf rechtlicher Basis fungieren.
00:21:57: Und am Schluss, wenn es mir nicht passt, kann ich einen Einspruch erheben.
00:22:02: Das Projekt ist nicht so gewesen, wie ich es gerne gehabt hätte.
00:22:06: Dann muss ein Gericht prüfen.
00:22:08: Wir leben in einem Rechtsstaat und das ist gut.
00:22:10: Das Gericht prüft dann.
00:22:12: Und auch hier sehr interessant, da gibt es Richter, die müssen prüfen.
00:22:16: Und die Richter jetzt am Bundesverwaltungsgericht,
00:22:18: die Richter:innen müssen am Vormittag ein Asylverfahren machen
00:22:22: und am Nachmittag müssen sie ein UVP-Verfahren machen.
00:22:24: Am Vormittag entscheiden sie über das Schicksal von Menschen
00:22:27: mit ihren persönlichen Schicksalen und den Ländern, wo sie herkommen.
00:22:31: Und am Nachmittag müssen sie dann
00:22:33: über den Gemeinen Triel, das ist ein Vogel, entscheiden,
00:22:37: der bei Windparkprojekten eine Rolle spielen könnte.
00:22:40: Das ist überzeichnet, aber ungefähr so funktioniert es dann.
00:22:43: Und da habe ich schon ein gewisses Verständnis.
00:22:45: Das kann nicht schnell gehen.
00:22:47: Das heißt, ich brauch spezielle Richtersenate,
00:22:49: die nur solche Verfahren machen,
00:22:51: die sowas sehr schnell entscheiden können
00:22:53: und sehr viel Erfahrung haben.
00:22:55: Das kann man innerhalb kürzester Zeit machen,
00:22:57: kann innerhalb weniger Monate machen.
00:22:59: Und damit hätte ich hunderte Megawatt aus dem Stand wahrscheinlich
00:23:03: von Verfahren in der Umsetzung.
00:23:07: Da beschäftige ich gar nicht viel Personal,
00:23:10: sondern das ist eine rein organisatorische Beschleunigung.
00:23:14: Und am Ende natürlich das Wichtigste oder eines der wichtigsten Dinge:
00:23:17: Wir haben in der Energiewirtschaft, in der Energiepolitik
00:23:21: immer furchtbar unsexy Namen für unsere Gesetzesvorhaben.
00:23:25: So auch hier das Elektrizitätswirtschaftsgesetz - ElWG.
00:23:29: Auch in der Abkürzung nicht schöner.
00:23:31: Aber es ist in dem, was es tut, wunderbar eigentlich.
00:23:34: Weil es ist ein sehr schönes Gesetz,
00:23:36: das unseren ganzen Energiemarkt modernisiert und voranbringt.
00:23:39: Und eine Passage darin sagt nichts anderes,
00:23:41: als dass Erneuerbare Energien Projekte im vorrangigen öffentlichen Interesse ist.
00:23:46: Das ist die Kodifizierung des politischen Commitments.
00:23:49: Da steht einfach drin: Die Politik sieht diese Energiewende
00:23:52: als überrangiges politisches Ziel unseres Landes.
00:23:55: Und wenn das da drinsteht, dann ist es für alle Menschen da draußen,
00:23:58: aber auch für die Gerichte und für die Verfahrensparteien klar,
00:24:02: wir haben ein Ziel, nämlich die Energiewende.
00:24:04: Aber wenn das nicht drinsteht,
00:24:06: dann kann niemand das for granted nehmen,
00:24:08: und jeder muss ein bissl vermuten.
00:24:10: Eine irrsinnige Rechtsunsicherheit.
00:24:11: Aber in einem Rechtsstaat ganz wichtig, das festzuschreiben.
00:24:15: Und das sind so ganz leichte Beschleunigungsschritte.
00:24:18: Und last but not least, ich hab es deswegen auch so gemacht,
00:24:21: weil das ist wahrscheinlich der größte Elefant im Raum:
00:24:24: wir brauchen einfach Flächen in den Bundesländern.
00:24:26: Jeder Quadratmeter Österreichs gehört einem Bundesland.
00:24:29: Die Bundesverfassung ist so geschrieben.
00:24:31: In der Verfassung steht drin, sozusagen, die Bundesländer gründen Österreich.
00:24:35: Wenn das so ist, dann müssen alle Bundesländer
00:24:38: sich selbst bei der Nase nehmen und Flächen ausweisen.
00:24:40: Es gibt Bundesländer, wo das sehr gut funktioniert.
00:24:43: Man kann drüber reden, ob das zu wenig ist oder zu viel.
00:24:46: Zu viel ist es nicht - keine Sorge,
00:24:48: es zu wenig ist und es geht nicht schnell genug.
00:24:50: Aber Niederösterreich, Burgenland, Steiermark haben da was vorgelegt,
00:24:54: das kann man kopieren.
00:24:55: Und die anderen Bundesländer haben auch Wind.
00:24:57: Ich war schon in jedem Bundesland in Österreich
00:25:00: und es geht immer irgendwo der Wind.
00:25:02: Es kann mir niemand erzählen, dass der Wind nicht geht.
00:25:04: Und das muss vorankommen. Da sehen wir schon Signale.
00:25:07: Aber da braucht es politischen Mut, und auf den bauen wir jetzt.
00:25:10: Dass das, was die Bevölkerung möchte, dass das auch umgesetzt wird.
00:25:14: Und der politische Mut nicht nur in Presseaussendungen,
00:25:17: sondern in Gesetzen sich manifestiert.
00:25:20: Und wie siehst du den politischen Mut?
00:25:23: Ohne dass wir jetzt auf die genauen Parteienkonstellationen eingehen
00:25:27: im Bund oder in den Ländern.
00:25:28: Wie siehst du den politischen Mut?
00:25:30: Entwickelt er sich nach vorne oder sind wir ein mutloses Österreich?
00:25:35: Wir neigen in Österreich ein bissl dazu,
00:25:37: erst dann was zu tun, wenn alles schon eindeutig ist.
00:25:40: Das kann auch sein, dass wir manchmal ein bissl zu spät sind.
00:25:44: Sehr oft passiert in Österreich was,
00:25:46: wenn es Umfragen gibt, die so eindeutig sind,
00:25:48: dass man eh nimmer nein sagen kann.
00:25:50: Und wir sind leider politisch noch nicht ganz in dem Modus,
00:25:53: wo die Politik in der Gestaltung ist.
00:25:55: Weil so ist man eigentlich immer zweiter.
00:25:57: Man läuft Umfragewerten hinten nach, man ist aber nicht in der Gestaltung.
00:26:03: Das ist jetzt eine diplomatische Beschreibung des Zustandes.
00:26:11: Ich glaub, was man in so einer Situation nur machen kann, ist,
00:26:14: man kann den politischen Mut einfordern.
00:26:16: Ich glaub schon, dass er da sein kann, aber man muss ihn einfordern.
00:26:19: Es hat sich stark verändert, im Gegensatz zu früher.
00:26:24: Da seh ich noch immer, dass im Endeffekt,
00:26:26: wenn man über politische Projekte spricht
00:26:28: und wenn man darüber redet,
00:26:30: was für politische Projekte auf uns zukommen,
00:26:32: man bei der Energiepolitik immer noch zögerlich ist.
00:26:35: Das ist auch unsere Rolle, dass wir die stärker einfordern müssen.
00:26:38: Und nicht nur unsere, sondern auch die Sozialpartner.
00:26:41: Weil ich kann mir jedes politische Projekt einrexen,
00:26:44: das haben die letzten Jahre gezeigt,
00:26:46: wenn die Energieversorgung nicht sicher ist.
00:26:48: Wenn die nicht sicher ist,
00:26:50: kann ich mir jede Pensionsreform einmagerieren.
00:26:52: Das wird nicht funktionieren.
00:26:54: Weil ich das Geld nicht hab und immer in der Triage bin.
00:26:57: Ich muss schauen, wo kommt das Gas her? Wie wird die Energie leistbar bleiben?
00:27:01: Ist überhaupt morgen noch warm oder geht uns das Licht aus,
00:27:04: weil wir einfach auf fossile Energie gesetzt haben?
00:27:06: Und ich hoff doch, dass so was animo genug ist,
00:27:09: um den politischen Mut irgendwo in der Schublade zu finden
00:27:12: und Energiethemen ziemlich hochzuhängen.
00:27:15: Weil ansonsten läuft man bis Ende des Jahrzehnts
00:27:18: ziemlich wahrscheinlich in die Gefahr,
00:27:20: wieder sämtliche politische Projekte einrexen zu können,
00:27:23: weil man unterschätzt hat, dass wir energiepolitisch
00:27:26: und energiewirtschaftlich noch immer sehr stark abhängig sind.
00:27:29: Und Österreich mit einer sehr hohen Importabhängigkeit
00:27:33: von fossiler Energie eine Exposition hat,
00:27:35: die ein Unternehmen niemals akzeptieren würd
00:27:38: oder ein Haushalt nie akzeptieren würd.
00:27:40: Die Politik macht es und da muss sie was ändern.
00:27:42: Ich hoffe, sie finden alle miteinander den Mut in der Schublade.
00:27:45: Ich glaub, viele Politiker:innen haben ihn.
00:27:48: Wir können sie nur unterstützen, ihn zu finden.
00:27:50: Das hoffe ich sehr.
00:27:52: Weil ich sehe ihn manchmal weniger stark. Leider.
00:27:55: Was sehr verwunderlich ist.
00:27:57: Weil es ist ja völlig klar, dass heute die Industrie
00:28:02: den erneuerbaren Energien folgt.
00:28:04: Weil die allermeisten Unternehmen in Europa haben Vorgaben aus Gesetzen
00:28:09: oder aus Vorgaben, die sie sich selber gegeben haben,
00:28:11: dass sie erneuerbaren Strom verwenden.
00:28:14: Und die gehen da hin, wo es erneuerbaren Strom gibt.
00:28:16: Das heißt Länder, Regionen, Bundesländer, Gemeinden,
00:28:20: die keinen grünen Strom zur Verfügung stellen können,
00:28:22: werden Verlierer dieser wirtschaftspolitischen Entwicklung sein.
00:28:26: Und die werden auch die Verlierer sein, was Beschäftigung, Arbeitsplätze,
00:28:30: Wohlstand angeht.
00:28:32: Und ich bin immer wieder überrascht, dass dieser Gedanke
00:28:36: so wenig in den Köpfen der Politik im Allgemeinen ist.
00:28:41: Du hast vorher schon mal gesprochen: Wir wollen,
00:28:44: und das tut die Politik ja eigenartigerweise die ganze Zeit,
00:28:47: wir wollen den Diesel schützen.
00:28:49: Der Diesel ist aber von gestern, der Diesel ist weg.
00:28:52: Selbst die Autoindustrie sagt, Diesel ist weg.
00:28:54: Wir kennen die ganze Industrie, die sich in Österreich um den Diesel ringt,
00:28:58: die können wir uns, wie du sagst, einrexen.
00:29:00: Die hält noch ein paar Jahre und dann ist sie weg.
00:29:03: Wir tun aber nichts, dass wir die, ich nenne sie Green-Tech-Industrie,
00:29:06: also alles, was mit erneuerbarer Technologie zu tun hat,
00:29:09: seien es Elektroautos, Wasserstoff-betriebene Autos -
00:29:12: das ist ja auch eine Technologie, die noch ist -
00:29:14: seien es Brennstoffzellen, Wärmepumpen.
00:29:17: Da sind wir einfach in der Situation, wo wir Potenziale liegen lassen.
00:29:21: Siehst du das auch so, oder sehe ich das einfach falsch?
00:29:24: Naa, total. Das ist das, was ich auch seh.
00:29:28: Wenn wir wirtschaftspolitische Debatten führen
00:29:31: oder wenn wir Kommentare lesen in den Tageszeitungen,
00:29:34: wir fokussieren uns sehr stark auf Einzelmeinungen
00:29:37: von ein paar Silberrücken, excuse my French,
00:29:40: aber die halt sehr starke Assets im fossilen Bereich haben.
00:29:43: Und dann wundern wir uns, wenn die ein paar Monate später
00:29:46: Beteiligungen von chinesischen Elektrounternehmen
00:29:50: oder E-Mobilitätsunternehmen brauchen,
00:29:53: weil halt die Aussage, die vor ein paar Monaten getätigt wurde,
00:29:56: vielleicht fundamental gar nicht stimmt.
00:29:58: Weil sie eine Privatmeinung ist von jemand, der ein paar Motorradl verkauft
00:30:02: und deswegen meint, er versteht was von der globalen Mobilität.
00:30:06: Das ist ja offensichtlich nicht der Fall,
00:30:08: sonst hätte er ja nicht das Problem.
00:30:11: Und da sieht man schon sehr stark, dass diese Meinungen
00:30:14: sehr stark die Realität und die Politik dominieren,
00:30:17: von ein paar Einzelpersonen.
00:30:19: Während auf der anderen Seite - du hast es eh richtig gesagt ...
00:30:22: Wir produzieren in Österreich Trafos für den globalen Markt.
00:30:25: Wo man mittlerweile wirklich alles absetzen kann,
00:30:28: weil die ganze Welt elektrifiziert.
00:30:30: Und was braucht die? Transformatoren.
00:30:32: Was gibt es Besseres, wenn wir die Transformatoren herstellen.
00:30:35: Die Mibra Automobilzulieferer hat einen Riesenauftrag
00:30:37: für Windkraft an Land gezogen,
00:30:39: der einen erklecklichen Anteil gemessen am Gesamtjahresgewinn ausmacht.
00:30:45: Das sind Zukunftskonzepte.
00:30:47: Ich glaub, dass einzelne große Player in Österreich noch nicht mitgezogen haben
00:30:51: und dadurch ein bissl die Gesamtwirtschaft in Geiselhaft halten.
00:30:55: Weil diese Kuh wird gemolken, solange sie Milch gibt.
00:30:57: Und wenn sie keine mehr gibt,
00:30:59: dann muss man schnell einen neuen Käse entwickeln.
00:31:01: Aber diese Geiselhaft zu beenden,
00:31:03: ist schon auch die Aufgabe der Politik,
00:31:05: aber auch von uns, da stärker hinzuzeigen
00:31:07: und auch darüber zu reden, dass der Kaiser keine Kleider trägt.
00:31:11: Weil er läuft schon seit einiger Zeit nackt herum.
00:31:13: Nach diesem total interessanten Diskurs - Ich muss noch eins dazugeben.
00:31:17: Was man immer ein bissl vergisst, wie viel Technologie aus Österreich
00:31:21: tatsächlich in diesen modernen Entwicklungen steckt.
00:31:25: Also beispielsweise in unseren Windrädern, die wir gebaut haben.
00:31:28: Die kommen zwar von einem dänischen Hersteller,
00:31:30: sind in Teilen der ganzen Welt gefertigt,
00:31:32: aber die Steuerungselektronik stammt zum großen Teil aus Österreich.
00:31:36: Und da sieht man mal, was da an Wertschöpfung
00:31:39: auch für unser Land drin ist.
00:31:42: Mit dem Gedanken ist die Frage: Was können wir denn tun?
00:31:46: Jetzt sind wir wieder zurück bei der Windkraft.
00:31:49: Und ich glaube auch bei unserem gesellschaftspolitischen Engagement.
00:31:52: Weil du machst das, glaube ich, wenn ich deine Vita anschaue,
00:31:56: dann machst du die Dinge tatsächlich aus diesem,
00:31:59: wie du vorher gesagt hast, Gerechtigkeitsempfinden
00:32:01: oder aus dem Wunsch, etwas zu gestalten.
00:32:04: Und mir geht es ähnlich
00:32:05: Ich tu das nicht nur, damit ich das nächste Windrad bau.
00:32:08: Wir machen auch den Pod- und Videocast nicht nur,
00:32:10: damit wir jetzt über oekostrom AG reden.
00:32:12: Nein, wir tun das als gesellschaftspolitischen Beitrag,
00:32:15: als gesellschaftspolitisches Engagement.
00:32:17: Und wenn wir diesen Gedanken nehmen, wie können wir denn,
00:32:21: jetzt du in der IG Windkraft und andere Mitstreiter in der Szene,
00:32:26: wie können wir die Politik bewegen,
00:32:28: weil ich glaube, da ist der größte Hebel,
00:32:31: aber auch die Bevölkerung mitnehmen, wenn es notwendig ist,
00:32:34: dass diese positive Zukunft, die erneuerbare Energie
00:32:37: und insgesamt erneuerbares Leben ja bedeutet,
00:32:40: dass die tatsächlich ankommt?
00:32:42: Und wir sagen: So, vorwärts, gemma, mach'ma, tu'ma!
00:32:45: Und tu'ma nicht bremsen, sondern schau'ma,
00:32:48: dass wir dieses Land zum Vorreiter dieser modernen Technologien machen.
00:32:53: Was können wir da tun?
00:32:55: Lauter werden. Man muss gar nicht schreien.
00:32:57: Aber kürzlich hab ich ein Zitat gelesen von einem Bürgermeister,
00:33:01: der in einer Gemeinde ein Windpark-Projekt machen wollte
00:33:04: und jetzt einmal auf Pause gedrückt hat, weil er gesagt hat:
00:33:07: Wir müssen mehr informieren.
00:33:09: Er hat gesagt, die Befürworter waren zu leise und die Gegner zu laut.
00:33:12: Jetzt hat er auf Stopp drücken müssen
00:33:14: und muss einmal quasi alle aufs selbe Niveau heben,
00:33:17: was die Informationen betrifft.
00:33:19: Und das trifft schon immer wieder zu. Wir sind einfach zu leise.
00:33:22: Der Brexit ist ja auch so ein Beispiel.
00:33:25: Es geht einfach niemand hin und dann stimmen nur die ab, die dagegen sind.
00:33:29: Schon interessant.
00:33:31: Weil fundamental wären eigentlich viel mehr Leute dagegen gewesen,
00:33:34: gegen den Brexit, als es ausgegangen ist.
00:33:36: Aber die sind einfach nicht hingegangen,
00:33:38: weil sie dachten: Das ist eh eine gemähte Wiese.
00:33:41: Und das merk ich schon oft.
00:33:42: Es reicht oft einmal, die Stimme zu erheben.
00:33:45: Es reicht - ich kann Kunde bei oekostrom AG werden,
00:33:47: ich kann Kunde bei einem anderen Ökostrom-Erzeuger werden,
00:33:50: wenn es echter Ökostrom ist.
00:33:52: Da gibt wieder nicht so viele.
00:33:53: Ich kann einen Brief schreiben an Politiker:innen,
00:33:56: ich kann einen Brief schreiben an meine Interessenvertretung.
00:33:59: Wir sind entweder alle
00:34:00: Arbeiterkammer-oder Wirtschaftskammer-Mitglied.
00:34:03: Viele von uns beides.
00:34:04: Das kann man alles tun Das ist gar nicht so schwer.
00:34:07: Man kann Politiker:innen Briefe schreiben, sie anrufen,
00:34:09: man kann sie auch kommentieren auf Social Media,
00:34:12: was ich im Grunde jetzt nicht besonders hilfreich halte.
00:34:15: Aber das E-Mail schreiben usw. und anrufen, das macht schon was.
00:34:18: Weil es machen weniger Leute, als man glaubt.
00:34:20: Das weiß ich aus eigener Erfahrung, es machen weniger Leute als man glaubt.
00:34:24: Und das findet dann auch mehr Gehör als man glaubt.
00:34:27: Und man kann laut sagen, wenn etwas nicht okay ist, nicht passt.
00:34:30: Das machen wir auch zu wenig.
00:34:32: Ich kann einfordern von Politiker:innen,
00:34:34: was ich mir erwarte von ihnen.
00:34:35: Und ich kann kritisieren,
00:34:37: wenn etwas nicht so ist, wie ich es erwarte.
00:34:39: Wenn es inhaltlich und sachlich okay ist.
00:34:41: Das sind ganz, ganz, ganz niederschwellige Dinge,
00:34:43: die man da machen kann.
00:34:45: Man kann sehr konkret sagen: Ich möchte, dass Windenergie ausgebaut wird.
00:34:48: Ich möchte klare Rahmenbedingungen.
00:34:50: Das ist nicht schwierig.
00:34:52: Man kann, wenn ein Industriekapitän wieder mal ausreitet
00:34:54: und der Meinung ist, er muss seinen Verbrenner verteidigen,
00:34:57: dann soll er das tun.
00:34:58: Aber es gibt Industriekapitäne und -kapitäninnen,
00:35:01: die genau was anderes gut finden und richtig machen.
00:35:04: Die können sich auch artikulieren.
00:35:05: Du sagst es eh. Ihr verkauft Ökostrom.
00:35:08: Ihr müsst jetzt nicht zwingend einen Podcast machen.
00:35:10: Aber du siehst das als gesellschaftlichen Auftrag
00:35:13: Und ich glaub, das vergisst man oft.
00:35:15: Man tut Gutes, aber man spricht nicht drüber
00:35:18: und man drängt sich auch nicht in den Vordergrund und sagt:
00:35:21: Moment mal, wir tun was Gutes und das sollten wir eigentlich alle tun.
00:35:25: Oder: Ich hab da ein Geschäftsmodell.
00:35:27: Ist ja nix Unstatthaftes, wenn ich mit etwas Gutem Geld verdiene.
00:35:30: Dann kann ich auch sagen: Hey, das ist ein Wachstumsbereich,
00:35:33: ein Wachstumssektor - da muss ich reingehen,
00:35:36: da kann ich reingehen, und den weiterentwickeln,
00:35:38: weil da ist die Zukunft.
00:35:39: Wenn der Verbrenner abnimmt
00:35:41: und der Automechaniker von morgen den Job nicht mehr haben wird,
00:35:44: weil er keinen Motor mehr in der Form hat,
00:35:46: dann kann ich das Berufsbild ändern.
00:35:48: Und der Mechaniker, die Mechanikerin von heute,
00:35:50: ist die Elektromechanikerin von morgen.
00:35:52: Das ist plötzlich ein Job ohne Zukunft, ein Job mit Zukunft.
00:35:56: Aber irgendwer muss das einfordern.
00:35:57: Und es gibt genügend Firmen, genügend Leute,
00:36:00: die das auch machen können.
00:36:01: Wir müssen es halt nur tun.
00:36:03: Und jetzt drehen wir es mal kurz um.
00:36:05: Wenn du jetzt Politiker wärest und du hättest für einen Tag
00:36:10: die Mehrheit im Parlament,
00:36:12: hättest sogar 100 % aller Stimmen im Parlament,
00:36:16: was würdest du dann umsetzen?
00:36:20: Eine ökosoziale Steuerreform, eine Verpflichtung zur Energiewende
00:36:25: in allen Bundesländern.
00:36:27: Dazu braucht man nämlich eine Zweidrittelmehrheit im Parlament.
00:36:31: Das heißt, von der Bauordnung bis hin zur Raumordnung.
00:36:38: Mit der ökosozialen Steuerreform einhergehend
00:36:40: eine Abschaffung umweltschädlicher Subventionen.
00:36:44: Und wenn dann noch Zeit ist, wenn dann noch Zeit ist,
00:36:49: dann hätte ich wahrscheinlich ein Problem,
00:36:51: weil dann fällt mir jetzt akut nix ein.
00:36:53: Da müsst ich noch nachdenken.
00:36:55: Aber ich glaub, der Tag ist damit schon gut gefüllt.
00:36:57: Das sind große wichtige Projekte. Ich hoffe, dass das gelingt.
00:37:05: Treiben wir die Politik an, schieben wir sie an,
00:37:07: schreiben wir Briefe.
00:37:08: Wenn wir auf 2025 schauen: Was ist ganz konkret?
00:37:11: Was glaubst du, was wir in 2025 tun? Wir stehen vor dem neuen Jahr.
00:37:16: Was sind so die wichtigsten kurzfristigen Prioritäten,
00:37:19: die man sich auch so direkt vornehmen kann?
00:37:21: Ich glaub, das ist alles extrem unsexy. Früher war es cooler.
00:37:24: Früher hat man für große Ziele kämpft und was Großes irgendwo hingehängt
00:37:28: und dann gesagt: Ja, da müssen wir jetzt hin.
00:37:31: Ich glaub, im Grunde ist einiges schon in Bewegung.
00:37:33: Das heißt, es ist total fad.
00:37:35: Man muss dann reden über Gesetze und ebenso Richter-Senate und so.
00:37:39: Das ist ein bissl unsexy und unspannend.
00:37:41: Aber auf der Ebene, das ist gut, weil wir sind auf der operativen Ebene.
00:37:44: Was '25 auf jeden Fall passieren muss, wir brauchen dieses ElWG.
00:37:48: Das ist das Betriebssystem sozusagen für die Hardware.
00:37:51: Die Hardware sind die Windkraftanlagen und PV-Anlagen, die wir draußen haben.
00:37:54: Wir brauchen jetzt aber eine Software auch dafür.
00:37:57: Wir spielen noch immer .. Also wir versuchen grad auf einem ..
00:38:01: Gestern hab ich gelesen, Apple hat einen neuen Computer rausgebracht,
00:38:05: und wir benutzen den noch immer mit Windows 95 sozusagen.
00:38:08: Wir brauchen ein neues Betriebssystem, und das ist das ElWG.
00:38:11: Wir brauchen ein Erneuerbaren- Ausbau-Beschleunigungsgesetz.
00:38:14: Auch da, beide Gesetze sind schon fertig, die Texte liegen vor.
00:38:17: Super! Man kann das eigentlich innerhalb kürzester Zeit beschließen.
00:38:21: In 100 Tagen geht es locker durchs Parlament,
00:38:23: durch eine Zweidrittelmehrheit.
00:38:25: Da ist man schnell dort - in der Theorie.
00:38:27: Praktisch ist es wahrscheinlich eine Aufgabe für das ganze nächste Jahr.
00:38:31: Aber man kann es schnell machen.
00:38:32: Die anderen Dinge:
00:38:34: Verfahrensbeschleunigung, gerade über die Verwaltung, das geht extrem schnell.
00:38:38: Da brauche ich keine Zweidrittelmehrheit.
00:38:40: Das geht innerhalb weniger Wochen, wenn ich möchte.
00:38:42: Budgetbereitstellung bzw.
00:38:44: Schaffung der Rahmenbedingungen auf organisatorischer Ebene,
00:38:48: da brauch ich nicht mal Gesetze ändern.
00:38:50: Das geht wirklich sehr, sehr schnell.
00:38:53: Die Men- und Womenpower muss ich aufbauen.
00:38:55: Aber auch das geht in dem Bereich relativ schnell.
00:38:58: Und dann geht es viel stärker in die Umsetzung.
00:39:01: Was wir vor allem sehen, ist, was es jetzt braucht, ist eine Ruhe.
00:39:05: Wir brauchen Rahmenbedingungen, die uns helfen umzubauen.
00:39:08: Und dann braucht es eine Ruhe bei anderen Dingen.
00:39:10: Das Erneuerbaren Ausbaugesetz ist jetzt da.
00:39:13: Wir brauchen jetzt nicht 17.000 Änderungen,
00:39:15: die zu einer hohen Unsicherheit führen.
00:39:18: Weil jedes Mal, wenn ich in bestehende Gesetze eingreif,
00:39:20: führt es zu Monaten oder Jahren Stillstand,
00:39:23: weil dann wieder alle sich neu justieren müssen.
00:39:26: Banken müssen verstehen, wie das funktioniert.
00:39:28: Planer:innen müssen verstehen.
00:39:30: Dann gibt es Gerichtsverfahren, die große Unsicherheit erzeugen.
00:39:33: Wir brauchen eine Ruhe bei den Dingen, die es gibt.
00:39:36: Und wir brauchen Veränderungsmut, Veränderungskompetenz
00:39:39: und Veränderungswillen dort, wo wir schon wissen, was zu tun ist,
00:39:42: wo wir schon sehr viel fertig ausgearbeitet haben.
00:39:45: Das ist, glaube ich, eine der großen Überschriften über den Dingen,
00:39:48: die wir jetzt zu tun haben.
00:39:50: Es ist schon alles da, wir brauchen nichts Neues mehr.
00:39:52: Also alles ist da. Just do it.
00:39:56: Just do it
00:39:57: Ich greif das Wort Veränderungsmut auf, weil ich habe auch einen Wunsch an 2025.
00:40:02: Und das ist, dass wir insgesamt viel weniger raunzen
00:40:07: und die Welt viel weniger negativ sehen.
00:40:09: Weil wir leben in einem wahnsinnig tollen Land
00:40:12: mit unglaublichem Potenzial.
00:40:14: Und ich glaube, wenn wir ein bisschen positiver hinschauen,
00:40:18: was wir schon geschafft haben und was wir vor allem schaffen können,
00:40:22: dann glaube ich, kann 2025 ein ganz tolles Jahr werden.
00:40:27: Jetzt kommen wir zur letzten Frage.
00:40:29: Und die letzte Frage ist immer unser Tipp am Freitag.
00:40:31: Das ist so ein konkreter Tipp, den du hast.
00:40:35: Es kann eine Empfehlung für ein Buch sein.
00:40:37: Es kann eine Empfehlung sein für ein Verhalten, etwas zu tun.
00:40:44: Welchen Tipp am Freitag würdest du unseren Zuseherinnen, Zuhörerinnen,
00:40:48: Zuhörern und Zusehern geben und uns allen, die wir hier sitzen?
00:40:54: Michael Soder, ein Bekannter von mir
00:40:56: und ein großer Experte im Bereich der Grünen Transformation,
00:40:59: er arbeitet bei der Arbeiterkammer,
00:41:01: hat ein Buch geschrieben: "Die Grüne Revolution".
00:41:04: Ich hab's ein bisschen gelesen, aber ich empfehle es,
00:41:06: weil er ein irrsinnig kompetenter Mensch ist
00:41:09: und ich glaube, es lohnt sich, es zu lesen.
00:41:11: "Die grüne Revolution".
00:41:13: Das ist ohnehin ein sehr gutes Schlusswort.
00:41:16: Die grüne Revolution, die gemma jetzt an,
00:41:19: weil die wird das Leben der Menschen in Österreich besser machen.
00:41:23: Wir werden eine lebenswertere Zukunft haben.
00:41:25: Und ich glaube, auf das sollten wir immer schauen - auch dann im Jahr 2025.
00:41:29: Florian, Danke, dass du da warst! War superspannend mit dir.
00:41:32: Herzlichen Dank! - Danke für die Einladung.
00:41:35: Und vielen Dank an alle von euch, die zugeschaut und zugehört haben.
00:41:40: Herzlichen Dank, dass ihr immer dabei seid.
00:41:42: Wir freuen uns, wenn wir mit diesem Podcast
00:41:44: einen kleinen Beitrag leisten können, dieses positive Bild der Zukunft,
00:41:48: auch euch zu vermitteln, mit euch zu diskutieren.
00:41:51: Wir danken euch auch immer für die Zuschriften, Anregungen,
00:41:54: die wir von euch bekommen.
00:41:56: Herzlichen Dank.
00:41:57: Und bis zum nächsten Podcast der oekostrom AG.