Freitag in der Arena - der oekostrom AG-Talk

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00:00:05: Herzlich willkommen bei Freitag in der Arena,

00:00:08: dem Klima-, Nachhaltigkeits- und Umwelttalk der oekostrom AG.

00:00:11: Mein Name ist Ulrich Streibl.

00:00:13: Ich bin Vorstand der oekostrom AG

00:00:15: und heiße euch wieder herzlich willkommen

00:00:17: zu einer neuen Folge von Freitag in der Arena.

00:00:21: Heute wollen wir am Anfang des Jahres 2025

00:00:25: auf das vergangene Jahr zurückblicken.

00:00:27: Ein bisschen nachdenken, wo wir stehen in diesen Zeiten.

00:00:31: Dafür haben wir eine spannende Gästin, die werde ich gleich vorstellen.

00:00:36: Aber bevor ich das tu, will ich die ganz großen Linien

00:00:41: unserer Zeit oder des letzten Jahres skizzieren.

00:00:44: Wir befinden uns in Österreich und auch in Europa in einer Rezession,

00:00:49: also in einer wirtschaftlich durchaus schwierigen Lage.

00:00:53: Was auch zunehmend spürbar wird.

00:00:55: Wir haben in der Politik Tendenzen, dass sich die europäische Politik

00:01:00: deutlich in Richtung Rechtspopulismus verschiebt.

00:01:04: Wir haben den Herrn Trump als Präsident wieder in den USA.

00:01:11: Wir haben Tendenzen, dass Klima- und Umweltpolitik

00:01:14: deutlich an Bedeutung verloren hat in den letzten Jahren

00:01:17: und offensichtlich nicht mehr das bestimmende Thema ist.

00:01:22: Wir haben trotzdem fortschreitende Klima- und Umwelt-Themen,

00:01:25: die wir beobachten können.

00:01:26: Wir haben große Überschwemmungen, hatten im September 2024

00:01:29: sehr, sehr große Überschwemmungen in Österreich

00:01:32: und spüren einfach den Klimawandel.

00:01:34: Wir haben das heißeste Jahr wieder einmal in 2024

00:01:38: seit der Messgeschichte.

00:01:42: Also um Klima und Umwelt steht es zumindest so,

00:01:46: dass wir weiter am Ball bleiben müssen.

00:01:48: Sorgen machen, ja, zumindest aktiv bleiben müssen.

00:01:52: Und dazu habe ich heute eine Frau eingeladen,

00:01:55: die ich sehr schätze: die Katharina Rogenhofer.

00:01:59: Jetzt bist du bei KONTEXT Institut für Klimafragen Vorständin.

00:02:05: Das ist neu - da kommen wir gleich drauf.

00:02:07: Du bist die einzige Gästin, die zum zweiten Mal da ist.

00:02:10: Ja, das ehrt mich extrem.

00:02:12: Weil du immer was Spannendes zu erzählen

00:02:14: und auch so eine spannende Vita hast.

00:02:16: Du warst Mitgründerin von Fridays for Future,

00:02:20: du hast das Klimavolksbegehren initiiert

00:02:23: und zu einem großen Erfolg gemacht,

00:02:25: zu einem der erfolgreichsten Volksbegehren überhaupt in Österreich

00:02:29: und bist einfach in der Klima- und Umweltpolitik

00:02:31: und gesellschaftspolitisch immer aktiv und relevant.

00:02:34: Deswegen freut es mich, dass du wieder da bist.

00:02:37: Es ist schön, mit dir zu sprechen.

00:02:38: Herzlich willkommen noch einmal, Katharina.

00:02:41: Hallo, ich bin Katharina Rogenhofer,

00:02:43: Vorständin vom KONTEXT Institut für Klimafragen.

00:02:46: Ich habe irgendwann mal Zoologie studiert,

00:02:48: dann das Klimavolksbegehren geleitet, Fridays for Future mitbegründet

00:02:52: und jetzt eben ein Institut gegründet,

00:02:54: das sich mit klimapolitischer Einordnung beschäftigt

00:02:57: und den Scheinwerfer dorthin richtet, wo gerade Entscheidungen getroffen

00:03:01: oder eben nicht getroffen werden.

00:03:03: Als du 2021 da warst, in diesem Podcast,

00:03:08: da hast du Arnold Schwarzenegger zitiert

00:03:11: und hast du gesagt: Good on goals, short on action.

00:03:15: Also bei den Zielen sind wir gut, aber Aktion passiert nicht viel.

00:03:18: Wie steht es gerade um Klima- und Umweltpolitik?

00:03:22: Hat sich seit 2021 was verändert? Stehen wir besser da oder schlechter?

00:03:27: Ich hoffe, du zitierst jetzt nicht laufend die Sachen,

00:03:30: die ich gesagt habe.

00:03:31: Weil dann habe ich das Gefühl, vielleicht muss ich alles wiederholen

00:03:34: und es hat sich nichts weiterentwickelt,

00:03:36: was natürlich nicht stimmt.

00:03:38: Also auf jeden Fall gab es Fortschritte.

00:03:40: Gerade wenn man die EU anschaut mit dem Green Deal,

00:03:42: der erst durch Fridays for Future

00:03:44: und die Klimabewegung möglich geworden ist.

00:03:46: Also davor hätte man sich eine Kommissionspräsidentin

00:03:49: von der Leyen nicht vorstellen können.

00:03:51: Wenn man sich jetzt Temperaturprognosen anschaut,

00:03:54: sind die um ein Grad besser als vor dem Green Deal.

00:03:56: Da sieht man, wirkliche politische Handlung bringt auch was.

00:04:00: Auf der anderen Seite ist es wieder nicht so unähnlich

00:04:03: wie schon mal vor einigen Jahren, so wie du es angesprochen hast.

00:04:06: Wir hatten schon eine Trump-Präsidentschaft.

00:04:08: Wir hatten schon jetzt eine blau-schwarze Regierung,

00:04:11: davor eine schwarz-blaue.

00:04:13: Also es wiederholt sich gefühlt wieder eine Bewegung von der Klimapolitik weg.

00:04:20: In Österreich haben wir das erste Mal wirklich

00:04:23: in den darauffolgenden Jahren Emissionen reduziert.

00:04:26: Wir sind damit, mit dem nationalen Energie- und Klimaplan,

00:04:29: der an die EU geliefert wurde, erstmalig auf Zielpfad.

00:04:33: Aber auch nur, wenn wir alles in diesem Plan umsetzen.

00:04:35: Was natürlich ein großes Fragezeichen ist.

00:04:38: Unter anderem stehen da Abschaffung klimaschädigender Subventionen drinnen,

00:04:41: die ungefähr 2 Millionen Tonnen einsparen sollen.

00:04:44: Das wirkt jetzt noch nicht so, als wäre das Konsens

00:04:47: in egal welcher nächsten Regierung.

00:04:51: Aber die Emissionen sinken mancherorts.

00:04:54: Wir sehen Temperaturrekorde. Die hast du schon angesprochen.

00:04:57: Das erste Jahr, dieses Jahr oder letztes Jahr 2024 gewesen,

00:05:02: dass über 1,5 Grad im Durchschnitt hatte.

00:05:05: Das ist so die Grenze des Pariser Klimaabkommens.

00:05:08: Das heißt, wir haben einige Sachen auf der positiven Seite.

00:05:13: Mancherorts sinken die Emissionen, die Technologien der Zukunft sind da

00:05:17: und werden auch ausgebaut.

00:05:19: Erneuerbare Energien allen voran.

00:05:21: Also wir wissen alles, was wir zu tun hätten.

00:05:25: Wir sind, glaube ich, noch immer eher bei den Zielen

00:05:28: und nicht so sehr bei den Aktionen.

00:05:31: Jetzt bist du Vorständin eines Instituts seit einem Jahr.

00:05:34: Was ist die größte Herausforderung in diesem neuen Job für dich?

00:05:38: Ich glaub, die ist gar nicht so unterschiedlich zu meinen vorigen Jobs.

00:05:41: Ich glaub, die größten Herausforderungen

00:05:43: sind immer externe Herausforderungen.

00:05:45: Das sind so politische Umschwünge, populistische Angstmache.

00:05:50: Das macht es wirklich schwierig, da durchzukommen.

00:05:53: Weil gerade das Ziel mit allen Sachen, die ich bisher gemacht habe, ist ja,

00:05:58: zur Transformation beizutragen

00:06:00: und dazu politische Veränderung herbeizuführen.

00:06:03: Und ich glaube, das sind sie tatsächlich.

00:06:05: Also natürlich müssen wir auch ein Team aufbauen

00:06:07: und Finanzen aufstellen.

00:06:09: Und wir müssen Inhalte produzieren, die hoffentlich wirkungsvoll sind.

00:06:13: Aber ich finde, das Herausforderndste ist tatsächlich,

00:06:15: mit diesen immer wieder Hin und Her

00:06:18: und Umschwüngen in der Politik fertig zu werden.

00:06:21: Das war schon beim Klimavolksbegehren so.

00:06:23: Wir haben ja unter Schwarz-Blau angefangen,

00:06:25: dann gab es eine Übergangsregierung, dann Türkis-Grün.

00:06:28: Also wir haben ganz viele Regierungen durch.

00:06:31: Jetzt kommt auch eine neue.

00:06:33: Also das ist, glaube ich, das Schwierigste,

00:06:37: da in Zeiten, die schon sehr stürmisch sind

00:06:40: und in Zeiten, wo das Thema aber so drückt,

00:06:43: gleichzeitig immer zu finden, wie man da wirksam werden kann.

00:06:47: Ich glaube, das ist meine Lebensaufgabe wahrscheinlich.

00:06:51: Jetzt wäre es schön, wenn du ein bisschen Werbung machst,

00:06:54: uns erzählst, was das KONTEXT Institut für Klimafragen so tut.

00:06:58: Ich weiß es, weil wir früher Unterstützer waren,

00:07:00: weil ich es total faszinierend finde.

00:07:02: Vielleicht erläuterst du ein bisschen, was so euer Anspruch ist, was ihr tut,

00:07:06: wer ihr seid, wo man euch einordnen muss.

00:07:08: Erzähl uns ein bisschen was. - Ja, total gerne.

00:07:11: Ich glaube, wir haben das zu mehrt gegründet,

00:07:15: ich, die Tina Deutsch und der Florian Maringer,

00:07:18: und ähnliche Entwicklungen festgestellt.

00:07:21: Also wir sehen in den letzten Jahren zum Beispiel

00:07:24: eine Tendenz in Richtung Desinformation und populistischen politischen Agenden,

00:07:28: die über Klimathemen sehr überzogen reden

00:07:31: oder auch Ausreden präsentieren wie: Klimaschutz müssen wir nicht machen,

00:07:35: weil eben, weiß ich nicht, die Klimakrise existiert gar nicht

00:07:39: oder Klimaschutz kostet zu viel, da wandert die Wirtschaft ab,

00:07:43: das zahlen nur die Armen etc.

00:07:47: Also das sind alles Sachen, wo legitime Ängste da sind,

00:07:50: die aber auch geschürt werden, damit nichts passiert.

00:07:54: Und wir sind angetreten mit dem Wunsch, einerseits Transparenz zu schaffen.

00:07:59: Also zu sagen: Wo stehen wir eigentlich gerade,

00:08:01: was ist der Status quo in der Klimapolitik?

00:08:03: Was gibt es für Tendenzen und Entwicklungen?

00:08:06: Sei das jetzt Desinformation, sei das auch politische Entwicklungen.

00:08:09: Wo gibt's gute Maßnahmen in anderen Ländern,

00:08:13: die man sich abschauen kann oder nicht?

00:08:15: Warum werden gewisse Entscheidungen getroffen oder nicht getroffen?

00:08:19: Das ist ja total unterschiedlich.

00:08:20: Warum ist ein Heizungsgesetz in Deutschland so umstritten?

00:08:23: Was haben die Medien damit zu tun?

00:08:25: Wir wollen uns ein bisschen da, wo quasi die Naturwissenschaft

00:08:30: oder auch teilweise die Geisteswissenschaft aufhört,

00:08:32: und die politische Abwägung und Einschätzung anfängt,

00:08:36: da bewegen wir uns mit unseren Analysen, wollen Transparenz schaffen

00:08:40: und eben auch im besten Fall dazu beitragen, dass was passiert.

00:08:43: Weil das ist das Wichtigste.

00:08:44: Und da bieten wir auch konkrete Lösungsvorschläge an

00:08:47: zur Abschaffung der klimaschädigenden Subventionen.

00:08:50: Jetzt haben wir vor, mehr zu Energiethemen zu machen.

00:08:53: Stichwort Netzausbau, Speicherkapazität etc.

00:08:55: Ich finde das Institut deshalb so interessant,

00:08:57: weil es von drei unglaublich tollen Persönlichkeiten gegründet wurde.

00:09:02: Eine davon bist du, die so stark für Klima- und Umweltschutz steht

00:09:06: und auch für diesen aktivistischen Gedanken,

00:09:09: dass du einfach raus gehst, was tust.

00:09:11: Dann haben wir die Tina Deutsch als wirklich erfolgreiche Unternehmerin,

00:09:14: die die wirtschaftliche Seite gut abdeckt.

00:09:16: Und den Florian Maringer

00:09:18: als wirklich einer der führenden Energieexperten dieses Landes.

00:09:22: Und jetzt habt ihr euch zusammengetan. Was produziert ihr konkret?

00:09:25: Ich hab jetzt Studien gelesen von euch.

00:09:27: Aber sag mal, was sind so die ganz konkreten Outputs,

00:09:30: die Menschen von euch erwarten können?

00:09:32: Genau. Also Analysen.

00:09:33: Das geht von Metaanalysen - wie zum Beispiel,

00:09:35: wir haben uns angeschaut mit Cambridge Econometrics gemeinsam,

00:09:39: wie die Ökologisierung der Wirtschaft auf die Standortpolitik wirkt.

00:09:42: Also wie viele Arbeitsplätze bringt das?

00:09:45: Wie viele Vorteile bringt jeder investierte Euro

00:09:47: in Wertschöpfung vor Ort etc.?

00:09:50: Also von so Meta-Themen, was bringt Klimaschutzpolitik,

00:09:54: was bringt Standort- und Industriepolitik

00:09:56: über wirklich ganz konkrete Lösungsvorschläge

00:09:59: zu bestimmten klimaschädigenden Subventionen.

00:10:01: Also wie kann man das Pendlerpauschale gescheiter gestalten,

00:10:05: damit dann noch immer der Arbeitsweg ganz gut abgegolten wird,

00:10:09: aber Leute zum Umstieg motiviert werden können?

00:10:11: Weil derweil ist es so,

00:10:12: dass man die Pendlerpauschale ausgezahlt bekommt,

00:10:15: egal ob man Öffis benutzt oder nicht,

00:10:17: selbst wenn man Öffis hätte in der Umgebung.

00:10:20: Das heißt, da Lenkungswirkung zu erzielen.

00:10:22: Wir machen aber auch ganz viel Öffentlichkeitsarbeit dazu.

00:10:25: Also sitzen dann in Interviews, machen Artikel,

00:10:29: schreiben Gastkommentare zu diesen Themen,

00:10:31: um vielleicht das Narrativ verbreiteter zu machen,

00:10:35: dass Klimaschutz und die Ökologisierung der Wirtschaft

00:10:38: eigentlich alternativlos sind.

00:10:41: Und um zu zeigen, dass das der einzige Weg ist, den wir haben,

00:10:45: um Vorteile überhaupt in der Gesellschaft,

00:10:48: in der Wirtschaft etc. zu produzieren in Zukunft.

00:10:51: Und ein großer Teil unserer Arbeit ist auch Netzwerkarbeit.

00:10:55: Weil viel der Entwicklung, die ich jetzt sehe,

00:10:58: die ist zwar auch auf politischer Ebene,

00:11:00: aber die passiert auch im Kleinen.

00:11:03: Die passiert in den Unternehmen, die passiert in den Gemeinden,

00:11:06: die passiert bei den Leuten, die was bewegen wollen.

00:11:09: Und da versuchen wir sehr stark zu unterstützen.

00:11:12: Sei das jetzt mit Zahlen, Daten und Fakten,

00:11:15: aber eben auch mit dem Netzwerk, darauf zu schauen.

00:11:18: Gerade so junge Leute in Unternehmen zum Beispiel,

00:11:20: die jetzt gerade anfangen in ESG-Abteilungen oder sonst was,

00:11:23: die wirklich was bewegen wollen.

00:11:25: Wie kann man die unterstützen und hebeln an ihren Positionen,

00:11:28: wirklich was zu verändern?

00:11:30: Oder wie kann man Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen

00:11:33: dazu die richtigen Werkzeuge in die Hand geben,

00:11:35: um wirklich aufzustehen

00:11:36: und entweder innerhalb ihrer Interessensvertretung

00:11:39: oder auch außerhalb dafür einzustehen,

00:11:41: was sie brauchen an Rahmenbedingungen, um diese Wende möglich zu machen?

00:11:45: Jetzt weiß ich, dass ihr total unabhängig seid

00:11:48: und auch immer darauf geachtet habt, bei der Gründung des Instituts

00:11:51: unabhängig sein zu können.

00:11:53: Was ja gar nicht so einfach ist.

00:11:54: Man braucht ja Finanzierung, braucht Möglichkeiten auch was zu tun.

00:11:58: Wer gibt euch die Themen? Sucht ihr die selber aus?

00:12:01: Ich glaub, das Wichtigste ist, wir machen keine Auftragsforschung.

00:12:04: Also niemand kann uns Geld geben

00:12:06: und dann produzieren wir irgendwelche Inhalte.

00:12:08: Es steht auch alles auf der Homepage, ganz transparent.

00:12:12: Wer uns finanziert, kann man nachlesen.

00:12:14: Mindestens ab 5.000 € legen wir alles offen.

00:12:17: Unter 5.000 € ist freiwillig.

00:12:19: Und das ist uns auch ganz wichtig.

00:12:21: Weil ja wichtig ist zu zeigen, woher das Geld fließt.

00:12:24: Aber es ist nie an eine konkrete Gegenleistung geknüpft.

00:12:27: Wir kriegen Geld aus Forschungsförderung,

00:12:30: von Stiftungen, privates, philanthropisches Kapital.

00:12:33: Und so finanzieren wir uns möglichst breit.

00:12:37: Auch, dass wir uns nicht

00:12:38: von einer finanziellen Quelle abhängig machen.

00:12:41: Du hast jetzt ein Stichwort genannt, das mich triggert.

00:12:45: Das ist dieses Thema Ökologisierung der Wirtschaft.

00:12:48: Weil, dass wir Klima- und Umweltschutz brauchen,

00:12:51: ich glaube, dass ist jedem Menschen,

00:12:53: der sich mit den Entwicklungen unserer Zeit auseinandersetzt,

00:12:56: eigentlich klar.

00:12:57: Dass wir auf der anderen Seite eine starke Wirtschaft brauchen,

00:13:01: die Arbeitsplätze zur Verfügung stellt

00:13:03: und letztlich unseren Wohlstand sichert,

00:13:05: ist, glaube ich, auch den meisten Menschen klar.

00:13:07: Was ja häufig im Streit ist,

00:13:10: ob diese beiden Dinge im Konflikt stehen

00:13:12: oder ob die sich ergänzen können.

00:13:15: Du hast vorher gesagt,

00:13:16: es ist alternativlos, dass wir die Wirtschaft ökologisieren.

00:13:19: Ich glaub, dass es zum einen tatsächlich alternativlos ist.

00:13:22: Ich glaub aber, dass es wünschenswert ist.

00:13:24: Weil ich glaube, das ist die Chance für Österreich.

00:13:27: Weil das Festhalten an alten Technologien,

00:13:29: zumindest wäre das meine Hypothese, das können wir sowieso nicht.

00:13:33: Weil unsere Arbeitskosten in Österreich

00:13:35: sind zu hoch für alte Technologien

00:13:37: und unsere Energiekosten sind zu hoch für alte Technologien.

00:13:40: Wenn ich jetzt Fertigungen anschaue, wenn jetzt normale Stahlproduktion,

00:13:46: normalen Stahlbau, normalen Motorenbau,

00:13:50: das ist alles etwas, das hat in Österreich keine Zukunft.

00:13:53: Siehst du das auch so oder liege ich da falsch?

00:13:56: Ich finde, du liegst sehr richtig.

00:13:58: Du hast schon eingangs angesprochen, wir sind in der größten Rezession.

00:14:02: Die Teuerung, die wir sehen, viele der Sorgen, die Menschen haben,

00:14:06: das ist alles verknüpft mit fossilen Systemen.

00:14:09: Wir haben hohe Gaspreise gehabt

00:14:10: wegen dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine.

00:14:13: Da gibt es so Preisschocks, mit denen hat lange niemand gerechnet,

00:14:17: oder das hat niemand in die Risikoanalyse miteinbezogen,

00:14:20: weil Gas lange viel zu billig war.

00:14:22: Und auf einmal sehen wir:

00:14:23: Puh, das bringt ganz schön Probleme in unser System,

00:14:27: dass wir uns da so abhängig gemacht haben.

00:14:29: Milliarden quasi abfließen aus Österreich,

00:14:32: damit wir fossile Energien importieren können.

00:14:35: Und da entstehen dann so Win-Win-Situationen.

00:14:38: Weil, wenn wir das vor Ort investieren, vor Ort die Erneuerbaren,

00:14:41: die Netze, die Speicherkapazitäten ausbauen,

00:14:43: dann heißt das nicht nur, wir finanzieren im Land

00:14:47: und investieren im Land und das bringt auch Wertschöpfung.

00:14:50: Das heißt auch, Arbeitsplätze werden geschaffen.

00:14:53: Die Leute, die Photovoltaikanlagen auf Dächer bauen

00:14:55: oder auch den Heizkessel tauschen,

00:14:58: das sind kleine und mittlere Unternehmen in Österreich.

00:15:01: Das heißt, was, wenn nicht die grüne Transformation

00:15:03: oder die Ökologisierung der Wirtschaft,

00:15:05: kann eben diese Probleme, die wir jetzt haben,

00:15:08: mit Preisinstabilität, Teuerung,

00:15:11: aber eben auch Arbeitsmarktproblemen der Zukunft,

00:15:14: das können wir alles gemeinsam angehen.

00:15:17: Und auch die Sicherheitsthematik.

00:15:18: Weil, wollen wir uns länger in Geiselhaft nehmen lassen

00:15:22: von irgendwelchen anderen Ländern, die uns dann erpressen können,

00:15:26: gerade in solchen geopolitisch schwierigen Zeiten?

00:15:29: Ich glaube nicht.

00:15:30: Und für all das ist interessanterweise die Antwort,

00:15:34: Klima- und Energiepolitik und Standortpolitik zu betreiben,

00:15:37: die die Ökologisierung vorantreiben.

00:15:39: Das heißt, ich glaube, es ist so, wie du sagst.

00:15:42: Es ist nicht nur alternativlos, sondern birgt auch die einzigen Chancen.

00:15:47: Weil die Frage ist ja nicht quasi: Kostet uns das zu viel?

00:15:50: Sondern auf der anderen Seite: Was kostet es, wenn wir es nicht tun?

00:15:54: Und das kostet uns meistens viel mehr und es bringt uns auch nichts.

00:15:57: Weil dann ist das eben,

00:15:59: das Geld fließt ab, wir werden erpressbar etc.

00:16:01: Das hat quasi keine Vorteile mehr in dem System,

00:16:04: in dem wir heute leben.

00:16:05: Jetzt wird aber sehr stark propagiert

00:16:08: von meiner Lieblingsinstitution in der Wiedner Hauptstraße,

00:16:11: der Wirtschaftskammer,

00:16:13: dass wir weniger Klimaschutz betreiben müssen,

00:16:16: damit die Wirtschaft da erfolgreich ist.

00:16:19: Was würdest du so einem Argument entgegnen?

00:16:21: Ich finde, das ist so ein bisschen wie kurzfristigen Hunger stillen

00:16:25: dadurch, dass man sich irgendeine Kalorienbombe reinhaut.

00:16:28: Aber langfristig bringt das gar nichts.

00:16:30: Also, ja, natürlich können wir jetzt möglichst viel Geld

00:16:35: in bestimmte Sparten pumpen, damit die ja überleben.

00:16:39: Oder wir können die Energiepreise oder Gaspreise deckeln

00:16:44: und schauen, dass wir da nichts ändern dran.

00:16:47: Aber langfristig ist das doch kein Konzept.

00:16:49: Das ist kein Konzept, aus dem Politik gemacht werden kann.

00:16:52: Sollen wir jetzt auf den Sankt Nimmerleinstag hin

00:16:54: irgendwie fossile Energien subventionieren,

00:16:57: nur weil die irgendwie teuer und volatil und was weiß ich was sind?

00:17:00: Ich glaube nicht.

00:17:01: Ich glaub, da braucht es gute neue Konzepte.

00:17:04: Natürlich muss dieser Übergang begleitet werden.

00:17:06: Aber dafür braucht es Rahmenbedingungen.

00:17:08: Das Schädlichste, was wir jetzt haben können,

00:17:10: ist eine Stop-And-Go-Politik, wo man zuerst sagt:

00:17:13: Na ja, in diese Richtung geht es vielleicht.

00:17:15: Nein, doch nicht. Wir brauchen doch Geld.

00:17:17: Na, jetzt bleiben wir doch bei den fossilen Energien

00:17:20: als Brückentechnologie.

00:17:21: Und dann nennen wir das euphemistisch Brückentechnologie,

00:17:24: als würden wir irgendwo hingehen wollen,

00:17:26: aber dann machen wir das eh nicht etc.

00:17:28: Also solche Sachen sind, glaube ich, wirklich schädlich.

00:17:31: Und wenn Europa, das Europa der Zukunft

00:17:33: noch irgendwie eine Rolle spielen will

00:17:35: und nicht zum Ramschladen der alten Technologien verkommen will,

00:17:39: dann müssen wir jetzt handeln.

00:17:41: Weil sonst passiert das, was wir in vielen Industrien jetzt schon sehen.

00:17:45: Weil wir am Verbrenner festgehalten haben,

00:17:47: weil bestimmte Innovationen,

00:17:50: die ja schon in Europa quasi Begründung finden,

00:17:54: wie PV-Anlagen etc.,

00:17:56: weil wir da nicht schnell genug drauf gesetzt haben.

00:17:58: Und ich glaube jetzt ist der Moment noch da,

00:18:01: wo grüne Innovationen, grüne Technologien teilweise noch...

00:18:06: wo wir Vorreiter sein können im Green-Tech-Bereich.

00:18:09: Wo wir Systeme schaffen können und wo wir auch profitieren können

00:18:13: von der Ausrichtung, die Europa noch immer hat.

00:18:16: Also, ich nenn dir ein Beispiel, weil du sagst Photovoltaikanlagen.

00:18:19: Wenn sie errichtet werden, sind es Arbeitsplätze in Österreich.

00:18:23: Was vielleicht nicht so bekannt ist,

00:18:25: dass zum Beispiel in den hochmodernen Windkraftanlagen,

00:18:29: die wir neu gebaut haben und betreiben,

00:18:32: da ist die gesamte Chip- und Steuerungstechnik

00:18:34: aus Österreich oder aus Europa.

00:18:37: Und das ist die wirkliche Intelligenz.

00:18:39: Das sind die teuren, komplexen Komponenten in so einem Gerät.

00:18:44: Und die können wir hier herstellen.

00:18:46: Und das kommt in der Debatte nicht vor.

00:18:49: In der Debatte kommt vor:

00:18:50: Na ja, aber der Flügel ist ja in Asien gefertigt vom Windrad,

00:18:54: und deswegen interessiert uns das hier nicht.

00:18:56: Aber dass die Steuerungselektronik aus Österreich oder aus Europa kommt,

00:19:00: das wird dann geflissentlich vergessen.

00:19:02: Und da liegt doch die Zukunftschance.

00:19:04: Total. Und eben diese Erzählung drum herum.

00:19:06: Dass wir darauf auch stolz sein können, dass wir da gewisse Sachen haben,

00:19:10: wo wir wirklich innovativ sind, wo wir gut sind, wo wir Vorreiter sind,

00:19:14: wo wir vielleicht nicht auf Masse produzieren,

00:19:16: aber wo wir wirklich die sind, die etwas richtig machen.

00:19:19: Und ich glaube, das ist die Chipindustrie, das da angesprochen.

00:19:23: Aber auch bei sehr vielen so Recycling-

00:19:25: und Abfallaufbereitung-, Kreislaufwirtschaftsthemen.

00:19:28: Dadurch, dass wir schon so lange einfach Verordnungen haben,

00:19:31: wie wir unseren Müll zu behandeln haben,

00:19:33: haben wir da extrem viele Vorteile, die wir auch nutzen könnten

00:19:37: und dann uns auch weniger abhängig machen.

00:19:40: Weil Ressourcen ist ja das nächste Thema.

00:19:42: Wie können wir Ressourcen oder gerade seltene Erden etc.

00:19:46: im Kreislauf führen,

00:19:47: damit wir nicht abhängig sind von dort, wo sie abgebaut werden müssen?

00:19:51: Warum glauben manche, dass es keine gute Idee ist,

00:19:53: mehr auf diese modernen Industrien zu setzen,

00:19:57: anstatt immer die alten Technologien zu schützen,

00:20:00: bis sie dann am Ende sowieso aus dem Markt gehen,

00:20:04: weil sie einfach keiner mehr braucht?

00:20:06: Ich frage mich tatsächlich,

00:20:08: warum Interessensvertretungen nicht darauf setzen.

00:20:11: Weil eigentlich sollte das Interesse der Wirtschaft als Ganzes ja sein,

00:20:15: in Zukunft noch relevant zu sein.

00:20:16: Und in Zukunft sind wir nur relevant, wenn wir darauf setzen.

00:20:20: Ich glaube, kurzfristig ist es halt tatsächlich so,

00:20:22: dass die Infrastruktur, die wir aufgebaut haben,

00:20:25: so einen Lock-In-Effekt erzeugt, dass es immer leichter ist zu sagen:

00:20:28: Na ja, dann bleiben wir halt beim Alten.

00:20:30: Jetzt haben wir die Tankstelleninfrastruktur schon,

00:20:33: dann haben wir die Leitungen,

00:20:34: jetzt haben wir die Gasnetze ...

00:20:36: Und das zu ändern, glaube ich, da muss man im ersten Initial

00:20:40: gefühlt über einen größeren Widerstand drüber,

00:20:44: um dann es möglichst besser zu haben.

00:20:46: Also das stimmt schon total.

00:20:47: Und natürlich sind da auch Gelder gebunden.

00:20:50: Und die Geschäftsmodelle bauen jetzt drauf auf

00:20:53: und es muss sich jeder einzelne Betrieb umstellen.

00:20:56: Also natürlich gibt es da Widerstände.

00:20:58: Und das wird von manchen Parteien ja auch genutzt.

00:21:01: Also dann zu sagen nicht:

00:21:02: Hey, ich helfe euch über die Widerstände drüber,

00:21:05: wir schaffen das schon.

00:21:06: Wir stellen der Industrie zum Beispiel Klimaschutz-Verträge zur Verfügung,

00:21:10: damit wir da gemeinsam dekarbonisieren können.

00:21:14: Sondern diese Angst wird ja auch genutzt,

00:21:16: um quasi zu sagen: Nein, wir bleiben beim Status quo.

00:21:19: Und sagen dann: Naa, das ist viel zu teuer.

00:21:21: Oder eben diese Regulierung aus Europa ist so schlimm.

00:21:25: Und da werden dann Feindbilder produziert.

00:21:28: Oder die Chinesen sind ja nur so schlimm,

00:21:31: wir sind ja in Österreich eh besser.

00:21:33: Da werden dann Ausreden produziert,

00:21:35: damit man nicht die Verantwortung übernehmen muss.

00:21:38: Also politische Verantwortungsübernahme

00:21:40: ist einfach schon lange nicht mehr gegeben,

00:21:42: weil wir in so was verfallen sind wie eine Nachfrage-Angebotspolitik.

00:21:46: Wir machen irgendwelche Umfragen

00:21:48: und je nach Stimmung machen wir dann Politik danach.

00:21:51: Und das finde ich wirklich demokratiezersetzend.

00:21:53: Ich glaube, dass es viel mehr Politik braucht,

00:21:57: die wirklich Zukunftsvisionen schafft.

00:21:59: Die sagt: Das ist die Gesellschaft, die ich mir vorstelle,

00:22:02: das ist die Wirtschaft der Zukunft,

00:22:04: das ist das, wie wir ein Europa oder Österreich der Zukunft sehen.

00:22:09: Und dann schaffe ich Mehrheiten dafür.

00:22:11: Und das ist aber schon lange nicht mehr gegeben.

00:22:13: Und ich glaube, in dieser Kurzfristigkeit,

00:22:15: in den kurzfristigen Wahlzyklen,

00:22:17: aber auch in der Kurzfristigkeit des ökonomischen Denkens oft,

00:22:22: landet dann vieles davon unterm Tisch,

00:22:24: was eigentlich langfristige Trends wären

00:22:26: und wo wir jetzt eigentlich drauf setzen müssen,

00:22:29: um dann nicht zurückzufallen.

00:22:30: Kommt ihr da eigentlich durch, jetzt mit eurem Institut

00:22:35: da mehr Bewusstsein zu schaffen in der Bevölkerung,

00:22:39: auch in der Politik oder der Wirtschaft?

00:22:41: Und zu sagen... Dieses Zukunftsbild...

00:22:43: Weil das ist das, was ich glaube, was wir brauchen

00:22:46: und was total nicht mehr da ist in der Politik.

00:22:48: Zu sagen, da wollen wir hin, so stellen wir uns Österreich

00:22:51: in zehn Jahren vor, in 20 Jahren vor und da arbeiten wir jetzt hin.

00:22:55: Anstatt rumzuschreien, wer am lautesten schreit

00:22:57: und die aggressivsten Argumente bringt.

00:23:02: So kommen wir ja nirgendwo hin. Aber das ist Politik heute.

00:23:06: Also ich sehe tatsächlich da ganz wenig.

00:23:08: Kommt ihr ein bisschen durch?

00:23:11: Gibt es Gruppen, die euch da aufnehmen,

00:23:15: die für euch auch wieder so ein Nährboden sind,

00:23:17: wo ihr eure Ideen da auch pflanzen könnt?

00:23:20: Also was ich sehr spannend finde, ist,

00:23:22: dass ich in der jetzigen politischen Situation schon wahrnehme,

00:23:27: dass sehr viele Unternehmen

00:23:28: auch einfach durch die letzten fünf Jahre,

00:23:31: durch die Regelungen, die da gekommen sind,

00:23:34: aber eben auch durch mehr Aufmerksamkeit auf dem Thema

00:23:38: schön langsam dort sind, dass sie selber sagen,

00:23:40: na ja, eigentlich ist das alternativlos.

00:23:44: Das ist angefangen von Industrieunternehmen,

00:23:46: die jetzt sagen: Na ja, irgendwann werden wir einen Vorteil haben,

00:23:50: wenn wir grünen Stahl produzieren oder so.

00:23:52: Hin zu, ein Immobilienunternehmer hat mir jetzt gesagt,

00:23:55: er glaubt tatsächlich, dass er irgendwann seine Wohnungen

00:23:58: nicht mehr vermieten kann, wenn die Öl- und Gasheizungen haben.

00:24:01: Das werden irgendwann Substandard-Wohnungen sein,

00:24:04: so wie das Klo am Gang damals.

00:24:06: Und das wird nicht mehr rentabel sein.

00:24:08: Das heißt, viele haben tatsächlich verstanden,

00:24:11: die Nachfrage wird sich ändern.

00:24:13: Es wird global mehr Nachfrage geben nach grüneren Produkten.

00:24:18: Die Technologien sind alle da.

00:24:20: Gerade wenn wir uns Preisstabilität anschauen.

00:24:23: Also die Industrie ist gerade unter enormem Preisdruck.

00:24:26: Das heißt, diese Realitäten, die sinken schön langsam ein.

00:24:30: Und da muss ich sagen, gerade was so Wirtschaft und Industrie

00:24:34: aber auch, und das finde ich auch eine spannende Entwicklung der letzten Jahre,

00:24:40: gerade so Gewerkschaften etc. angeht, die schön langsam sagen:

00:24:45: Na ja, eigentlich geht es uns darum, einen guten Job zu haben in Zukunft.

00:24:49: Und dafür ist schon auch wichtig, dass es von Arbeitgeberseite,

00:24:54: aber auch von Arbeitnehmerseite Verantwortungsübernahme gibt,

00:24:58: wohin dieses Unternehmen in Zukunft steuert.

00:25:00: Also das finde ich interessant, dass in vielen Unternehmen

00:25:03: sowohl top-down als auch bottom-up Bewegungen stehen,

00:25:06: die sagen: Na ja, so geht es vielleicht nicht weiter.

00:25:08: Wir müssen uns unser Geschäftsmodell noch mal anschauen,

00:25:11: müssen die Energie woanders herholen.

00:25:13: Da bewegt sich schon was.

00:25:15: Ich hoffe, es geht ein bissl schneller und schnell genug dafür,

00:25:18: dass das auch in politische Realitäten übersetzt wird.

00:25:21: Ich kann dir nur zustimmen.

00:25:22: Ich glaub, dass sich in der Wirtschaft viel tut.

00:25:25: Dass tatsächlich die Wirtschaft ihren Institutionen voraus ist.

00:25:29: Also wenn ich meine vielgeliebte Wirtschaftskammer anschaue,

00:25:33: die hat immer noch einen Ansatz: Wir schützen den Schwächsten

00:25:38: und sorgen dafür, dass da irgendwie das noch ewig weitergeht,

00:25:42: was eh schon längst aus dem Markt ist.

00:25:44: Aber Sie haben nicht den Ansatz: Wir stützen die Starken

00:25:48: und wir stützen den Fortschritt.

00:25:49: Das ist nicht da. Und es ist sehr, sehr schade.

00:25:52: Aber aus der Wirtschaft selber heraus kommt viel.

00:25:55: Und da frage ich mich eben: Kann man es schaffen?

00:25:59: Weil das ist ja die Frage.

00:26:01: Das ist ja so wie bei einer Demokratie oder politischen Vertreterinnen.

00:26:05: Wir sind Teil der Demokratie,

00:26:06: Unternehmen sind Teil ihrer Interessensvertretung.

00:26:09: Also insofern, wann kommt der Kipppunkt?

00:26:12: Oder kann man es schaffen, dass die Unternehmer und Unternehmerinnen

00:26:15: wirklich ihre Verantwortung auch begreifen,

00:26:17: nicht nur innerhalb ihres Unternehmens,

00:26:19: weil das begreifen sie sehr oft,

00:26:21: sondern auch in der insgesamten Ausrichtung der Interessensvertretung?

00:26:25: Weil Interessensvertretungen in Österreich,

00:26:27: die machen Politik.

00:26:28: Und insofern ist es schon spannend zu schauen,

00:26:32: und das versuchen wir in unserer Netzwerkarbeit viel:

00:26:35: Was braucht es da,

00:26:37: um wirklich Verantwortungsübernahme möglich zu machen?

00:26:40: Also dass sich jemand traut

00:26:43: oder die richtigen Zahlen, Daten und Fakten hat

00:26:45: oder von anderen weiß, dass die das auch so wollen,

00:26:49: was braucht es da für Voraussetzungen, damit möglichst viele Leute

00:26:53: auch innerhalb der Wirtschaftskammer oder auch bei der Politik anklopfen

00:26:57: und sagen: Hey, so geht das nicht weiter,

00:26:59: ich fühle mich eigentlich nicht vertreten.

00:27:02: Ja, ich habe das schon versucht mit, ich will nicht sagen mäßigem Erfolg,

00:27:07: gar keinem Erfolg.

00:27:09: Also tatsächlich gibt es Initiativen,

00:27:12: aber es sind halt ein paar Vorreiter-Unternehmen,

00:27:15: die diese Institution, jetzt gerade die Wirtschaftskammer,

00:27:18: nicht verändern können.

00:27:19: Und die Wirtschaftskammer ist ja eine, in der muss ich sein.

00:27:22: Ich habe ja keine Wahl.

00:27:24: Also würde die Wirtschaftskammer freie Mitgliedschaften haben,

00:27:27: dann würde sie sich radikal ändern.

00:27:29: Weil 2/3 der Mitglieder wären weg.

00:27:30: Aber das ist ja keine demokratische Institution.

00:27:34: Also da bin ich wenig hoffnungsvoll, dass von da irgendwas kommt.

00:27:37: Aus der Wirtschaft heraus, glaub ich, kommt was.

00:27:40: Jetzt sind wir schon so tief eingetaucht ins Thema,

00:27:43: dass ich da meinen Leitfaden, glaube ich, schon zur Seite legen kann.

00:27:46: Wir haben gesagt, wir schauen ein bisschen auf das Jahr 2024 zurück.

00:27:49: Jetzt haben wir gesagt, klima- und umweltpolitisch,

00:27:52: oder klima- und umweltseitig, du hast gesagt,

00:27:54: es hat sich durchaus auch was zum Positiven verändert.

00:27:57: Wo siehst du größten Handlungsbedarf in der Klima- und Umweltpolitik

00:28:01: für das Jahr 2025 und kommende?

00:28:04: Also wir haben natürlich schwierigere politische Ausgangslagen.

00:28:08: Das hast du schon ganz am Anfang erwähnt.

00:28:10: Mit Trump an der Spitze der USA ist es natürlich schwieriger.

00:28:13: Diplomatisch hat man es gesehen bei der letzten COP,

00:28:15: die jährlichen Klimakonferenzen, die von der UN organisiert werden.

00:28:20: Und die letzte hat eben gezeigt,

00:28:22: dass erstens nur noch Minimalkompromisse möglich sind,

00:28:25: nicht einmal die oft.

00:28:26: Und dass eben ein klimapolitisches Vakuum schon entsteht,

00:28:31: wenn große Mächte vom Zug abspringen.

00:28:34: Und das passiert wohl in den USA so wie früher.

00:28:37: Trump ist ja auch schon einmal aus dem Pariser Klimaabkommen

00:28:40: zum Beispiel ausgestiegen.

00:28:41: Das heißt, die politische Ausgangslage ist ein bisschen schwieriger 2025.

00:28:45: Auf der anderen Seite finde ich, hat man 2024 schon gemerkt,

00:28:48: dass einerseits die natürliche Realität,

00:28:51: also mit den Extremwetterereignissen -

00:28:54: wir hatten das dritte Jahrhundert-Hochwasser in 22 Jahren.

00:28:58: Jahrhunderthochwasser!

00:28:59: Wir haben drei Jahrhunderte-Hochwasser in 22 Jahren gehabt.

00:29:02: Das ist schon mal sehr ungewöhnlich.

00:29:06: Die Leute wissen, sie müssen ihre Keller öfter auspumpen,

00:29:09: das kostet alles Geld etc.

00:29:12: Wir haben Extremwetterereignisse, Umweltkatastrophen schon angesprochen.

00:29:16: Und auf der anderen Seite haben wir technologische Entwicklungen,

00:29:19: die in eine Richtung pressen,

00:29:21: und die schon im Markt mehr oder weniger angekommen sind.

00:29:24: Das heißt, was ich mich für 2025 frage, ist:

00:29:27: Wie wichtig ist die politische Realität noch?

00:29:31: Weil die ist schlechter als 2024 als Ausgangslage.

00:29:34: Weil wir hatten ja Wahljahr.

00:29:36: Auf der anderen Seite, in der EU hat sich nicht so viel verändert.

00:29:39: Es ist von der Leyen noch immer Kommissionspräsidentin.

00:29:42: Aber die Realität holt uns mehr ein.

00:29:45: Und die große Frage, die ich mir für 2025 stelle, ist:

00:29:49: Reicht das? Also, spüren wir den Druck?

00:29:53: Ist der Druck groß genug, damit das auch wirklich

00:29:56: sich auf politische, technologische, infrastrukturelle Realitäten umlegt?

00:30:02: Das ist eine gute Frage.

00:30:04: Also ich hätte auch keine Antwort darauf.

00:30:08: Da seid ihr wahrscheinlich in eurem Institut besser berufen dazu.

00:30:11: Ich glaube aber, dass der Druck enorm werden wird,

00:30:14: und zwar aus der wirtschaftspolitischen Seite.

00:30:16: Wir werden jetzt eine massive Arbeitslosigkeit kriegen.

00:30:19: Wenn wir jetzt nicht schnell umsteuern,

00:30:21: dann wird die Arbeitslosigkeit sehr stark steigen.

00:30:24: Und ich glaube, das wird schon zu einem Umdenken führen.

00:30:27: Und dann wird auch die Politik fragen müssen:

00:30:30: Wo sollen denn die Arbeitsplätze sein?

00:30:32: Weil in den alten Technologien gehen sie verloren.

00:30:35: Und wo sind die neuen?

00:30:37: Weil wir haben im Moment ja keine besonders technologiefreundliche,

00:30:42: nach vorne denkende, wirtschaftliche, politische Situation.

00:30:48: Die ist ja nicht da.

00:30:49: Aber immer dann, wenn es eng wird, dann ändern sich die Dinge.

00:30:53: Ich glaub, dass von der wirtschaftspolitischen Seite

00:30:55: gewaltiger Druck kommen wird.

00:30:57: Ja, das hoff ich.

00:30:58: Das ist auch meine Hoffnung bei den Unternehmen,

00:31:00: die ich vorher angesprochen habe.

00:31:03: Also dass da klar wird:

00:31:04: Hey, wir befinden uns eigentlich schon ein bissl auf dem Weg,

00:31:07: da liegt Potenzial drin.

00:31:09: Da liegt vielleicht unser einziges Potenzial.

00:31:11: Dass da dann noch mehr Bewegung in die Sache kommt,

00:31:14: das ist auch eine...

00:31:15: Ich glaube, dass es viel mehr

00:31:16: zusätzlich noch stark von der Arbeitnehmerseite kommen wird.

00:31:19: Weil die Unternehmer, glaube ich,

00:31:21: da gibt es jetzt viele, die tatsächlich sehen:

00:31:24: Hey, da kann man echt ein Geschäft machen

00:31:26: mit grünen Technologien, Green Tech...

00:31:28: Und wir kriegen die Leute dann. - Ja, wir kriegen die Leute.

00:31:31: Nur wir gehen jetzt erst mal in eine Situation,

00:31:34: wo viele Menschen keine Arbeit mehr haben werden.

00:31:36: Und dann werden sich auch deren Vertretungen,

00:31:39: Gewerkschaften, Arbeiterkammer fragen müssen:

00:31:41: Wo sollen die Arbeitsplätze denn herkommen?

00:31:44: Und dann, glaube ich, kommt Druck auch in die Richtung

00:31:48: "Wir müssen die Wirtschaft modernisieren".

00:31:50: Weil da ist im Moment, oder in den letzten Jahren

00:31:52: war weniger Modernisierung zu sehen, relativ viel Festhalten am Bewährten.

00:31:57: Also brauchen wir nur anschauen: Autoindustrie.

00:32:00: Ewig festgehalten an Verbrennern. Das ist aber...

00:32:03: In Europa ist das Thema durch.

00:32:05: Das ist Elektro. Und der Zug fährt.

00:32:08: Ja, ich meine, das sieht man ja auch im Energie-Masterplan der WKO,

00:32:12: dass das noch immer so ein bisschen von eben:

00:32:15: Wir werden der große e-Fuels-Standort und haben quasi die neuen Verbrenner,

00:32:20: die Grünen Verbrenner.

00:32:22: Das ist alles an der Realität vorbei.

00:32:24: Also diese Mengen und Kapazitäten werden wir nicht haben.

00:32:27: Außerdem wird es viel zu teuer sein. Niemand wird...

00:32:30: Also wenn sich jetzt schon Menschen aufregen,

00:32:32: dass Diesel und Benzin 2 Cent teurer werden oder so...

00:32:36: Diese e-Fuels, also sozusagen aus nachwachsenden Rohstoffen

00:32:41: hergestellte Benzin oder Diesel,

00:32:45: da sind wir im Moment bei 10 € den Liter.

00:32:47: Wenn man das größer industriell herstellen kann,

00:32:50: da sind wir vielleicht bei 8 € den Liter.

00:32:52: Und wenn wir es megaindustriell herstellen,

00:32:54: dann sind wir bei 5 € den Liter.

00:32:56: Dann möchte ich mal wissen, wer diese Autos dann fährt,

00:32:59: bei irgendwo zwischen 5 oder 10 € den Liter.

00:33:01: Und was sie immer noch tun,

00:33:03: die blasen immer noch den gleichen Dreck hinaus,

00:33:05: der unsere Gebäude in der Stadt schwarz macht.

00:33:08: Ja, was ist denn da bitte,

00:33:10: was ist denn diese Sozial-Verbrenner-Romantik,

00:33:13: dass man an diesen stinkenden, lärmenden Maschinen festhalten will?

00:33:17: Und gleichzeitig ist es ja echt absurd,

00:33:19: weil grade bei Wirtschaftsvertretungen frage ich mich so:

00:33:23: Was ist der Grund, warum sie das propagieren?

00:33:27: Weil das, was dann faktisch passiert...

00:33:29: Sagen wir, ich setze e-Fuels in der Breite ein

00:33:32: und Wasserstoff am besten auch noch in unseren Heizungen.

00:33:36: Ich zieh doch den Teppich unter den Füßen derer,

00:33:42: die ich vertrete weg.

00:33:43: Weil die, die wirklich Wasserstoff brauchen,

00:33:45: die, die wirklich e-Fuels brauchen,

00:33:47: das sind die Hoch-Energie-Prozesse, die energieintensiven Unternehmen.

00:33:51: Das heißt, eigentlich handelt eine Wirtschaftskammer,

00:33:54: eine Industriellenvereinigung, wenn sie so was propagiert,

00:33:57: total gegen ihre Mitglieder.

00:33:59: Weil dort werden wir Wasserstoff total brauchen.

00:34:02: Es ist nicht so, als würden wir den nicht brauchen.

00:34:04: Aber wir brauchen ihn sicher nicht in unseren Heizungen.

00:34:07: Wir brauchen ihn sicher nicht in unseren Autos.

00:34:10: Da ist der Zug schon abgefahren. Da passen Wärmepumpen toll.

00:34:13: Da haben wir eben E-Mobilität, öffentlichen Verkehr etc.

00:34:16: Jetzt bleiben wir beim Positiven.

00:34:18: Was glaubst du, wird sich 2025/26/27, was wird sich zum Positiven verändern?

00:34:24: Ich glaube, ich seh grad ein window of opportunity dafür,

00:34:27: dass es abseits von Klimathemen als Klimathemen

00:34:31: vielmehr darum gehen wird, zu verstehen,

00:34:34: welche Vorteile gute Standort- und Industriepolitik bringt.

00:34:38: Und das sieht man jetzt schon bis zu einem gewissen Grad.

00:34:41: Wenn man sich den Clean-Industrial-Deal zum Beispiel,

00:34:43: den es ja noch derweil nicht gibt, der erst präsentiert wird

00:34:46: von der Kommissionspräsidentin von der Leyen.

00:34:49: Das ist so die Wiederauflage des Green Deals oder der Green Deal 2.0.

00:34:53: Wenn man sich das anschaut, also auch das Framing,

00:34:56: also die Geschichte zu erzählen, was wir vorher gesagt haben,

00:35:00: nach diesem Zukunftsbild: es bringt Vorteile.

00:35:03: Man kann Wertschöpfung vor Ort haben, wir können Wettbewerbsfähigkeit haben,

00:35:07: wir schaffen die Arbeitsplätze der Zukunft.

00:35:10: Die sind auch wirklich sicher, die sind langfristig,

00:35:13: da haben wir gute Jobs.

00:35:14: Also das ist eher eine Hoffnung als eine Prognose.

00:35:17: Aber ich glaube, dass sich da

00:35:19: die wirtschaftlichen Realitäten durchsetzen werden.

00:35:22: Und eben, dass wir mehr darüber sprechen werden,

00:35:24: dass uns Erneuerbare unabhängig machen,

00:35:27: dass wir Arbeitsplätze schaffen vor Ort etc.

00:35:30: Ich glaube, dass diese Realitäten schön langsam ankommen.

00:35:33: Das sieht man ja auch bei allen Sachen, die über Trump berichtet wurden

00:35:37: und bei vielen, die er sicher noch immer schlimmer

00:35:40: und falsch machen kann, im Motto "Drill, baby, drill".

00:35:43: Aber sehr viele Bundesstaaten, allen voran Texas,

00:35:46: setzen schon auf erneuerbare Energien.

00:35:49: Die sind einfach draufgekommen, das zahlt sich voll aus bei uns.

00:35:52: Also diese Realitäten, die werden uns immer mehr einholen.

00:35:55: Die Frage ist, wie schnell.

00:35:56: Und die Frage ist auch:

00:35:58: Gibt es Parteien, Interessensvertretungen,

00:36:01: aber auch zivilgesellschaftliche Organisationen vielleicht,

00:36:04: die diese Zukunftsvision ein bisschen mit Leben erfüllen.

00:36:11: Weil derweil ist es oft noch dieses Festhalten an alten Narrativen,

00:36:16: sowohl jetzt klimaspezifisch,

00:36:18: wo wir dann ins Katastropheneck abrutschen,

00:36:21: was wichtig ist, weil wir die Dringlichkeit klar machen müssen,

00:36:25: aber eben auch wirtschaftspolitisch,

00:36:27: wo sich irgendwann, glaube ich, eine Aufschwungerzählung ergeben muss.

00:36:31: Einfach dadurch, dass wir jetzt eine Rezession haben,

00:36:34: dass eh alle irgendwie gefühlt am Sand sind,

00:36:36: dass wir nicht wissen, wohin steuert unsere Industrie.

00:36:39: Da muss sich irgendwann automatisch, glaube ich,

00:36:42: so eine Aufschwungerzählung etablieren.

00:36:45: Ich hoffe es, Katharina. Ich hoffe es wirklich.

00:36:47: Ich glaube das auch. Ich glaube auch, dass es kommen wird.

00:36:50: Was sind deine positiven Aussichten für 2025?

00:36:53: Ich glaube, dass tatsächlich die Schmerzen der Rezession

00:36:57: sich in etwas Positives wenden werden.

00:37:00: Das ist nämlich immer so in diesen Zyklen.

00:37:02: Wir haben jetzt lange, lange, lange versäumt,

00:37:04: wirtschaftspolitisch vernünftig zu agieren.

00:37:07: Und ich glaube, das wird sich deutlich ändern.

00:37:09: Es wird einen Aufbruch und Aufschwung in der Wirtschaft geben.

00:37:12: Und das ist immer eine Voraussetzung,

00:37:14: dass wir auch Klima- und Umweltschutz betreiben können.

00:37:17: Weil Klima- und Umweltschutz ist natürlich schon etwas,

00:37:19: was Investitionen braucht.

00:37:20: Es kommt ja ned für nix.

00:37:22: Und Investitionen sind aber wieder was Gutes.

00:37:24: Investitionen schaffen Arbeitsplätze.

00:37:26: Und ich glaube, dass ein Zyklus entstehen wird

00:37:28: aus der Tatsache, dass es ja mehr und mehr klar wird,

00:37:31: dass es so nicht geht.

00:37:33: Weil die Unternehmen merken, sie haben weniger Aufträge.

00:37:35: Die Arbeitnehmerschaft wird merken, es gibt weniger Jobs,

00:37:38: sie verlieren die Jobs, sie verdienen weniger,

00:37:41: sie können Gehaltsforderungen nicht mehr durchsetzen.

00:37:44: Und dann kommt ein Zyklus, der sagt:

00:37:46: Jetzt werden wir es anders machen müssen.

00:37:48: Und ich glaube, dann wird sich was Positives wenden.

00:37:51: Und ich glaube, dass wir da relativ bald davorstehen.

00:37:53: Ob es in 2025 schon einsetzt oder in 2026, ist schwierig zu sagen.

00:37:57: Aber ich glaube, dass wir schon

00:37:59: in eine Richtung eines wirtschaftlichen Aufschwungs gehen.

00:38:02: Und der kann nur in grünen und ökologischen Technologien liegen,

00:38:07: in Hochintelligenz-Technologien.

00:38:09: Weil wir können keine Basisprodukte produzieren.

00:38:14: Und der Glaube ist so grundfalsch. Wer da noch dran hängt...

00:38:18: Das können wir nie.

00:38:19: Weil unsere Arbeitskosten in Europa werden nie wirklich runtergehen.

00:38:23: Wir sind ein Hochlohnland und das werden wir auch bleiben

00:38:26: und wollen wir auch bleiben,

00:38:27: weil es auch unsere Einkommen darstellt und den Wohlstand sichert.

00:38:31: Und auf der anderen Seite

00:38:32: werden wir immer teuer sein in der Energie.

00:38:34: Weil wir haben das nicht, was die USA haben,

00:38:37: dass wir Erdgas bodennah haben, das wir einfach rausfracken können.

00:38:40: Das haben wir einfach nicht und wollen es auch nicht tun.

00:38:43: Und wenn wir das nicht tun wollen,

00:38:45: dann muss uns klar sein, dann wird Energie teurer sein.

00:38:48: Die wird nicht so teuer sein, wie es jetzt immer propagiert wird,

00:38:51: dass das alles so schlimm ist.

00:38:53: Unsere Energie ist gar nicht so teuer.

00:38:55: Gerade wenn wir sie erneuerbar produzieren,

00:38:57: dann ist das alles gut verträglich.

00:38:59: Dann müssen wir es auch erneuerbar produzieren,

00:39:01: Windräder und Photovoltaikanlagen zulassen.

00:39:03: Das tun wir immer noch nicht. Komischerweise.

00:39:06: Ich versteh's nicht.

00:39:07: Alle hätten gerne günstige Energie,

00:39:09: aber die günstigen Energieformen wie Wind und Wasser und Sonne,

00:39:12: die nutzen wir dann nicht.

00:39:14: Aber diese Dinge setzen ein.

00:39:16: Weil irgendwann der Zyklus wieder nach oben geht.

00:39:18: Jetzt ist er lang nach unten gegangen, der geht nach oben.

00:39:21: Deswegen werden wir einen wirtschaftlichen Aufschwung kriegen,

00:39:24: relativ bald.

00:39:25: Und mit dem wirtschaftlichen Aufschwung werden wir wieder mehr positives Denken

00:39:29: und ein positives Narrativ auch kriegen im Sinne Schutz von Klima und Umwelt.

00:39:33: Weil die Investitionen dann in die Richtung fließen.

00:39:36: Und die Menschen werden mehr und mehr verstehen:

00:39:39: Aha, da sind meine zukünftigen Chancen, da sind die Arbeitsplätze.

00:39:42: Aber ich bin ja gespannt, wann und ob es irgendwann kippt

00:39:46: von einem Nimby, not in my backyard,

00:39:49: also ich will das Windrad nicht quasi in meinem Garten stehen haben

00:39:53: oder die Photovoltaikanlage bei mir,

00:39:55: zu einem Imby, in my backyard,

00:39:56: ich will das eigentlich, weil die machen uns frei,

00:39:59: die machen uns unabhängig.

00:40:01: Eine der wenigen Sachen,

00:40:02: für die ich Christian Lindner sehr dankbar bin in Deutschland, ist,

00:40:06: dass er nach dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine

00:40:10: erneuerbare Energien, allen voran Windkraft,

00:40:13: als Freiheitstechnologien bezeichnet hat.

00:40:15: Ich glaube, wir müssen da endlich mal auch den Namen ändern

00:40:19: von dem, was wir beschreiben wollen.

00:40:21: Weil das ist tatsächlich, also das sind die Technologien,

00:40:24: die uns unabhängig machen werden.

00:40:26: Das ist auf jeden Fall gut, wir wollen die.

00:40:29: Es kann eigentlich nichts Besseres geben

00:40:31: als ein Landschaftsbild, wo Windräder da sind,

00:40:34: wo Photovoltaikanlagen auf Dächern sind.

00:40:36: Weil das eigentlich im besten Fall, also in mir produziert es das schon,

00:40:40: aber auch, weil ich es weiß, so ein Freiheitsgefühl produziert.

00:40:43: Wo wir wissen, das produzieren wir vor Ort.

00:40:45: Den Strom nutzen wir gleich vor Ort.

00:40:49: Der kommt nicht aus Russland, nicht mit Blutgeld gezahlt etc.

00:40:54: Solche Geschichten brauchen wir, glaube ich mehr,

00:40:56: damit das auch mit Stolz verbunden werden kann

00:40:59: und nicht nur mit einem, weiß ich nicht,

00:41:01: wie man jetzt die Kärntner Abstimmungen produziert hat...

00:41:07: Ich höre das gerne, und ich glaube auch, das wird kommen.

00:41:09: Hoffentlich finden wir auch Menschen in der Politik,

00:41:12: die diesen Narrativ auch treiben.

00:41:14: Weil es ist schon wichtig,

00:41:15: es braucht tatsächlich auch in der Politik Menschen,

00:41:19: die diese Bilder vermitteln.

00:41:20: Kommen wir noch mal zu KONTEXT zurück. Was sind eure Pläne für 2025, 2026?

00:41:24: Welche Themen werdet ihr besetzen?

00:41:26: Wo werden wir eure Analysen lesen können?

00:41:29: Was werden wir lesen können? Was beschäftigt euch?

00:41:32: Wenn ich so eine Überschrift machen würde, ist,

00:41:35: dass wir genau an diesem Narrativ entlang uns hanteln wollen,

00:41:39: dass die Ökologisierung der Wirtschaft und Gesellschaft

00:41:42: Lebensqualität schafft.

00:41:44: Das bringt Vorteile für Wohlstand, Arbeitsplätze, Leistbarkeit etc.

00:41:48: Und diese Geschichte wollen wir erzählen in unseren Analysen.

00:41:51: Da gibt es verschiedene inhaltliche Tiefen.

00:41:53: Also wir werden uns anschauen:

00:41:56: Wie geht das mit dem Netzausbau, Speicherkapazitäten?

00:41:59: Wie kann man diese Wende finanzieren?

00:42:01: Also woher kommen die Finanzierungsmöglichkeiten

00:42:03: jetzt gerade unter schlechteren budgetären Bedingungen des Staates?

00:42:08: Was gibt es für Kooperationsmöglichkeiten?

00:42:11: Aber wie geht man auch damit um, dass wir noch immer

00:42:16: 1,4 Millionen fossile Heizungssysteme haben,

00:42:21: die noch gar nicht von einem jetzigen Gesetz eigentlich betroffen sind,

00:42:25: bis auf im Neubau?

00:42:27: Das heißt, wir schauen uns Policy-Themen an, sehr konkrete Themen.

00:42:31: Aber im Grundsätzlichen geht es uns darum,

00:42:34: wirklich aufzuzeigen und auch Grundlagen zu bilden

00:42:36: für andere Institutionen, die das dann auch gerne übernehmen können,

00:42:40: zu zeigen: Hey, das bringt Vorteile. Wir haben uns das angeschaut.

00:42:43: Wir haben uns ausgerechnet, wie viele Arbeitsplätze das schafft,

00:42:47: wie der Arbeitsmarkt der Zukunft aussehen könnte,

00:42:50: welche Ausbildungsplätze und Maßnahmen wir da haben müssen.

00:42:53: Also schauen uns sehr konkrete Themen an

00:42:56: und sowohl die Maßnahmen, die dorthin führen,

00:42:58: als auch, was das bringt.

00:43:00: Damit man dann eben eine gute Grundlage hat,

00:43:02: in jeder Diskussion auch zu sagen: Hey, da geht es der Wirtschaft gut,

00:43:07: da geht es der Gesellschaft nachher gut,

00:43:09: da können wir Vorteile produzieren, die wir sonst nicht produzieren würden.

00:43:14: Und wer soll die Analysen lesen?

00:43:16: Ist es eher für ein breiteres Publikum gedacht

00:43:19: oder eher für die Politik oder eher für Wirtschaftsleute?

00:43:22: Also am liebsten alle.

00:43:23: Ich glaub, sie sind relativ niederschwellig zugänglich.

00:43:26: Natürlich ist es trotzdem ein bisschen fachlich.

00:43:29: Man muss sich schon ein bissl reinlesen.

00:43:31: Aber gerade Menschen, die in Entscheidungspositionen sitzen,

00:43:35: sei das jetzt in Unternehmen

00:43:37: oder in politischen Entscheidungspositionen

00:43:39: oder in ihrer Gemeinde oder in der Verwaltung,

00:43:42: das sind die Leute, die wir am ehesten ansprechen wollen

00:43:45: mit den Analysen.

00:43:46: Also wirklich Menschen, die sich fürs Thema interessieren,

00:43:49: aber eben auch an den Hebeln sitzen und nach Grundlagen suchen,

00:43:53: um Entscheidungen besser treffen zu können.

00:43:56: Aber natürlich kann das auch die breite Masse hoffentlich gut lesen.

00:44:00: Und meistens gibt es ja nicht nur die tiefgehende Analyse,

00:44:03: die dann 5 bis 10 Seiten lang ist, also nicht 30 oder 40,

00:44:06: sondern es gibt dann auch einen Websiten-Artikel dazu,

00:44:09: der noch leichter verständlich ist.

00:44:11: Also wir versuchen das, dann schon gut aufzubereiten.

00:44:13: Und ich glaube, es ist ganz wichtig,

00:44:16: dass wir nicht von dem Grundsatz ausgehen,

00:44:18: ich glaube, das hat die Wissenschaft sehr lange verabsäumt:

00:44:21: Lange war der Gedanke da, wir produzieren Wissen

00:44:24: und dann wird was damit gemacht.

00:44:25: Jetzt sind sehr viele draufgekommen, wir produzieren Wissen

00:44:28: und dann wird meistens nichts damit gemacht.

00:44:31: Das heißt, wir produzieren nicht nur die Analysen

00:44:34: und dann gibt es diese Analyse in Papierform,

00:44:36: sondern dafür ist dann auch unsere Netzwerkarbeit da,

00:44:39: dafür ist unsere Medienarbeit da,

00:44:40: um das wirklich an die Leute zu bringen.

00:44:43: Um zu erklären, was da gerade passiert,

00:44:45: Hintergründe zu liefern zu politischen Entscheidungen.

00:44:47: Was ist gut, was ist schlecht?

00:44:49: Welche Technologien bringen uns wirklich weiter,

00:44:51: damit wir da eine gute Grundlage haben

00:44:54: für mutigere, ambitioniertere politische Entscheidungen?

00:44:58: Das ist gut. Weil genau so was hat gefehlt.

00:45:00: Also lesbare Analysen, die aber fundiert sind,

00:45:04: objektiv sind, gut sind und trotzdem Spaß machen zu lesen.

00:45:07: Ich lese immer gerne eure Sachen, die sind wirklich gut.

00:45:10: Am Ende haben wir immer so ein Thema: Tipp am Freitag.

00:45:13: Was würdest du,

00:45:14: schon mit dem Blick auf das nächste Jahr, auf 2025, 2026,

00:45:18: was ist so ein Tipp, den du den Menschen mitgeben willst,

00:45:23: uns mitgeben willst?

00:45:26: Es können natürlich alle unseren Newsletter abonnieren.

00:45:29: Das ist immer eine gute Grundlage.

00:45:31: Website ist? - www.kontext-institut.at.

00:45:35: Aber ich glaube, noch viel wichtiger ist: Ich glaube...

00:45:39: Ich glaube, was man jetzt in Umfragen nämlich auch sieht, ist,

00:45:43: viel mehr Menschen, als wir das glauben,

00:45:46: sind weiterhin überzeugt davon, dass es Klimaschutz braucht

00:45:49: und auch bestimmte Maßnahmen.

00:45:51: Und die sind auch in allen Institutionen vertreten.

00:45:54: Also so viele Leute, mit denen ich in Unternehmen rede

00:45:57: oder auch in Gemeinden, die schon wissen, dass es was braucht,

00:46:00: die sich auch engagieren wollen.

00:46:02: Und ich glaube, gerade für das Jahr 2025,

00:46:04: weil wir von diesen Kipppunkten gesprochen haben.

00:46:06: Irgendwann wird uns die wirtschaftliche Realität einholen,

00:46:09: wird uns die physikalische Realität einholen.

00:46:11: Und die Frage ist: Wann passiert das?

00:46:13: Und passiert ein sozialer Kipppunkt davor?

00:46:16: Und wir alle sind dazu verantwortlich, den herbeizuführen.

00:46:20: Und deswegen ist, glaube ich, das Wichtigste, was man 2025 tun kann,

00:46:24: ist sich engagieren.

00:46:25: Im Unternehmen aufstehen, zum CEO gehen,

00:46:28: sich in Gruppen zusammenschließen, in Gemeinden zum Bürgermeister gehen

00:46:32: und sagen: Hey, wie schaut das genau aus mit unseren Photovoltaikanlagen?

00:46:36: Mach'ma da irgendwas für die Energiewende oder so irgendwas?

00:46:39: Den Landeshauptleuten Briefe schreiben,

00:46:41: dass sie Flächen widmen sollen für erneuerbare Energien etc.

00:46:46: Also wirklich sich einbringen, engagieren und zur Umsetzung beitragen.

00:46:51: Sei das jetzt im eigenen Leben, aber viel, viel lieber, noch größer.

00:46:55: Also im Unternehmen, in der Gemeinde, in der Politik.

00:46:59: Und wenn ich eins gelernt habe beim Klima Volksbegehren, ist,

00:47:03: je mehr Briefe oder Emails Politiker:innen zu einem Thema kriegen,

00:47:09: desto ernster nehmen sie es tatsächlich.

00:47:11: Weil sich wenige Leute die Mühe machen, die zu formulieren.

00:47:14: Also je mehr Leute das machen und so ein bisschen nervig sind,

00:47:17: desto mehr kann 2025 tatsächlich gut werden.

00:47:21: Briefe schreiben an die Politik, engagieren, aktiv sein.

00:47:24: Katharina ist immer noch Aktivistin, wie ich merke.

00:47:27: Da ist einfach dieses aktivistische Gen da.

00:47:29: Das ist auch schön, dass du da einfach so

00:47:31: diesen aktivistischen Enthusiasmus versprühst.

00:47:34: Das finde ich immer gut. Danke, dass du da warst.

00:47:36: Danke für die Einladung,

00:47:37: und dass ich das zweite Mal da sein durfte.

00:47:40: Und du hast gesehen, wie schnell wir in die Diskussion kommen,

00:47:43: weil es einfach mit dir immer ein toller Austausch ist.

00:47:46: Danke schön fürs Kommen.

00:47:47: Und danke an euch alle, die ihr zugeschaut habt

00:47:50: und zugehört habt.

00:47:51: Feedback ist immer willkommen.

00:47:53: Und wir freuen uns, wenn ihr auch beim nächsten Mal wieder dabei seid,

00:47:57: wenn es heißt Freitag in Arena der oekostrom AG.

Über diesen Podcast

Freitag in der Arena ist jetzt "Geladen". Mit Geladen starten wir in eine neue Podcast-Ära: kürzer, knackiger und vielleicht auch mal kontroversiell. Schau vorbei unter "Geladen: Hier kommt die Zukunft zu Wort" -> überall, wo es Podcasts gibt!

von und mit oekostrom AG

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