00:00:05: Herzlich willkommen bei Freitag in der Arena
00:00:07: dem Klima-, Umwelt- und Nachhaltigkeitstalk der oekostrom AG.
00:00:11: Mein Name ist Ulrich Streibl, ich bin Vorstand der oekostrom AG.
00:00:15: Heute sprechen wir über das Thema Mobilität.
00:00:18: Das ist eins, das bewegt uns alle.
00:00:20: Und wir haben einen sehr spannenden Gesprächspartner,
00:00:23: den ich gleich vorstellen werde.
00:00:24: Aber zuerst ein paar Fakten zur Mobilität.
00:00:28: Wir haben in Österreich ungefähr 7 Millionen Kraftfahrzeuge.
00:00:31: Davon 5 Millionen ungefähr Pkws.
00:00:34: Und in Österreich fahren ungefähr 3 % dieser Kraftfahrzeuge elektrisch.
00:00:38: Wir haben in Österreich glücklicherweise ein sehr gut ausgebautes Straßennetz.
00:00:43: Die Asfinag hat 2.200 Kilometer hochrangiges Straßennetz.
00:00:48: Das sind Autobahnen und Schnellstraßen.
00:00:50: Damit haben wir eines der dichtesten Netze in Europa.
00:00:55: Wir sind mit einer sehr guten und gutfunktionierenden Infrastruktur gesegnet
00:00:59: in Österreich.
00:01:00: Der Verkehrssektor allerdings,
00:01:03: wenn man sich jetzt die ökologische Nachhaltigkeit anschaut,
00:01:06: ist einer der Sektoren, die durchaus Potenzial haben.
00:01:10: Wir haben im Verkehrssektor
00:01:11: durchaus Steigerungen des CO2-Ausstosses gesehen.
00:01:14: Sogar signifikante Steigerungen des CO2-Ausstosses seit 1990.
00:01:19: Während wir in anderen Sektoren deutlich besser unterwegs sind.
00:01:22: Das heißt, in diesem Sektor ist auch sehr viel Potenzial,
00:01:25: was die ökologische Nachhaltigkeit betrifft.
00:01:29: Diese Themen diskutieren wir heute mit Hartwig Hufnagl,
00:01:33: einem der beiden Vorstandsdirektoren der Asfinag,
00:01:36: die das hochrangige Straßennetz in Österreich betreibt.
00:01:40: Herzlich willkommen, Hartwig. Es freut mich, dass du da bist.
00:01:43: Hartwig Hufnagl.
00:01:45: Bin nun mehr seit 6 Jahren einer der Vorstandsdirektoren der Asfinag.
00:01:51: Bin verantworlich für den gesamten Bereich Betrieb,
00:01:54: für den Baubereich, auch für Marketing, Kommunikation,
00:01:58: die rechtlichen Angelegenheiten und strategischen Angelegenheiten.
00:02:02: Und bin, ja, wie soll man sagen, ein sehr passionierter Mobilitätsexperte
00:02:08: oder ein mobilitätsbegeisterter Mensch.
00:02:11: Bin immer, sag ich einmal, sehr enthusiastisch,
00:02:17: wenn man mit vielen unterschiedlichen Menschen,
00:02:20: vielen Expertinnen und Experten rund um das Thema Mobilität
00:02:23: neue Ideen entwickeln und auf die Straße bringen kann.
00:02:26: Und wir sind in herausfordernden Zeiten.
00:02:29: Es gibt viele Gestaltungsmöglichkeiten in den nächsten Jahren.
00:02:33: Und das mach ich mit großer Leidenschaft.
00:02:37: Wir kennen uns schon länger
00:02:38: und diskutieren auch immer wieder sehr konstruktiv und gut.
00:02:42: Über Gestaltung, was kann man tun, dass wir unser Land vorwärts bringen,
00:02:46: in den verschiedensten Aspekten. Ob in Mobilität oder in der Energie.
00:02:49: Das freut mich immer sehr.
00:02:51: Aber damit auch die Zuhörer:innen und Zuseher:innen
00:02:56: dich ein bisschen kennenlernen,
00:02:58: fang ich mit einer einfachen Frage an.
00:03:00: Was ist dein liebstes Fortbewegungsmittel?
00:03:02: Also, mein liebstes Fortbewegungsmittel bleiben die Füße.
00:03:06: Das geht automatisch.
00:03:10: Und die bringen mich immer ziemlich sicher ans Ziel -
00:03:12: auf kurzen Wegen.
00:03:13: Und auf längeren Wegen, naturgemäß auf unseren Autobahnen und Schnellstraßen,
00:03:17: mein E-Auto, mein mobiler Arbeitsplatz.
00:03:21: Und naturgemäß auch das Fortbewegungsmittel,
00:03:23: was mich zu den Menschen und zu den Mitarbeitern
00:03:26: meines Unternehmens bringt, um in den Austausch zu gehen.
00:03:30: Also, die Füße und das E-Auto.
00:03:32: Was muss man sich vorstellen
00:03:34: unter einem Vorstandsdirektor der Asfinag?
00:03:36: Jetzt frag ich so rum:
00:03:38: Was ist der größte Irrtum, den Menschen über deinen Beruf haben?
00:03:43: Oder die größte Fehleinschätzung?
00:03:45: I glaub, die größte Fehleinschätzung geht einher mit dem Unternehmen Asfinag,
00:03:49: dass die Asfinag eigentlich viele Flächen in ganz Österreich
00:03:55: für den Individualverkehr zubetoniert
00:03:58: und möglicherweise gar nicht so nachhaltig denkt, wie sie handelt.
00:04:06: Das würde mir jetzt so im ersten Moment einfallen.
00:04:09: Und dabei sagen wir, oder bedienen wir immer den Slogan:
00:04:12: Asfinag ist anders als du denkst.
00:04:14: Weil wir schon sehr viele Fortschritte gemacht haben
00:04:17: und weit mehr innovativ in die Zukunft denken, als manche glauben.
00:04:21: Da werden wir einsteigen. Ich weiß das, weil wir öfter diskutieren.
00:04:25: Da werden wir a bissl einsteigen,
00:04:26: was die Themen, Pläne, Zukunftsideen der Asfinag sind.
00:04:31: Das ist tatsächlich spannend.
00:04:34: Ich würd beginnen mit dem Individualverkehr.
00:04:36: Dafür steht ihr ja letztlich,
00:04:38: seid ihr der Provider oder Ermöglicher von Individualverkehr.
00:04:43: Jetzt haben wir 5 Millionen Pkws.
00:04:46: Nehmen wir die, weil die sind den Leuten nah, das verstehen wir.
00:04:49: Die Lkw sehen wir auch
00:04:50: und mit den Motorrädern zusammen sind wir bei 7 Millionen.
00:04:54: Wie siehst du grundsätzlich die Entwicklung des Individualverkehrs
00:04:57: in Österreich, in Europa, in der Welt?
00:04:59: Nimmt das zu? Nimmt das ab? Was verändert sich da?
00:05:02: Der Individualverkehr in Europa grundsätzlich,
00:05:05: im Vergleich auch mit den Nachbarländern,
00:05:07: der ist im Wachsen begriffen.
00:05:09: Und vielleicht zwei Schritte zurückspringend:
00:05:12: Es ist immer wichtig,
00:05:14: dass man den Individualverkehr mit dem öffentlichen Verkehr
00:05:18: nicht gegeneinander in den Ring schicken darf.
00:05:21: Individualverkehr wird's immer geben, muss es auch.
00:05:23: Weil wir immer als Menschen mobil bleiben werden.
00:05:27: Aber das Wichtigste ist,
00:05:28: dass Individualverkehr und der öffentliche Verkehr
00:05:31: sich bestmöglich arrangieren und bestmöglich ergänzen.
00:05:34: Wir haben auf unseren Autobahnen- und Schnellstraßennetz
00:05:38: im Jahr 32 Milliarden Fahrzeugkilometer, die gefahren werden.
00:05:44: Von diesen 32 Milliarden Fahrzeugkilometern
00:05:48: sind's in etwa 27-28 Milliarden, die mit Pkw zurückgelegt werden.
00:05:54: Und der Rest, also die 4 Milliarden, mit Lkw.
00:05:58: Aber man sieht, es gibt eine steigende Tendenz.
00:06:00: Und es gibt natürlich immer wieder den Mobilitätsanspruch unser Kund:innen
00:06:06: für mehr Strecken, mehr Autobahn, mehr Anschlussstellen,
00:06:10: um zu den jeweiligen Orten oder Industriegebieten zu gelangen.
00:06:14: Also, der Individualverkehr wird Bestand haben,
00:06:16: wird sich weiterentwickeln.
00:06:17: Die Frage ist, wie?
00:06:18: Und wie begleitet und unterstützt man das?
00:06:21: Jetzt hast du gesagt, man darf nicht gegeneinander stellen.
00:06:24: Wie kann man's denn gut verbinden?
00:06:26: Es gibt wahrscheinlich Strecken,
00:06:27: die lassen sich für Güter- und Personentransport gut machen.
00:06:30: Andere wahrscheinlich weniger gut.
00:06:32: Weil ins hinterste Dorf in diesem Land
00:06:37: werden wir nicht überall Schienennetze legen.
00:06:39: Also brauchen wir da den Individualverkehr zum Teil.
00:06:42: Wie lässt sich das gut verbinden?
00:06:44: Da muss man ein bissl das Thema runterbrechen.
00:06:47: Was ist denn der Habitus der Mobilität eines jeden oder einer jeden einzelnen?
00:06:52: Man legt mit dem Fahrzeug oder Fortbewegungsmittel
00:06:56: die Strecke zurück, die man benötigt,
00:06:58: um an den Ort B zu gelangen, wenn man von A aufbricht.
00:07:01: Und je attraktiver sich das Instrument der Fortbewegung zeigt,
00:07:06: oder auch der Switch von einem ins nächste Fortbewegungsmittel,
00:07:12: desto offener und breiter ist die Mobilitätsform.
00:07:16: I kann ein paar Meter oder Kilometer mit den Füßen zurücklegen.
00:07:21: I kann einige Kilometer mit dem Fahrrad fahren.
00:07:24: I hab dann Möglichkeiten, wo i das Fahrrad abstell,
00:07:27: wo ich dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weiterfahren kann.
00:07:30: Ich hab aber entlegene Gebiete, wo ich ausschließlich mit dem Auto
00:07:34: oder dem Bus hinkomm.
00:07:35: Das heißt, die Vernetzung, die Verzahnung
00:07:37: erhöht den Grad der Flexibilisierung in der Mobilität.
00:07:41: Das ist das Wichtigste.
00:07:42: Und da gibt's ein paar sehr gute Maßnahmen,
00:07:45: die man miteinander in Einklang bringen kann,
00:07:48: und nicht gegeneinander.
00:07:49: Wenn ich zum Beispiel von einem Ort, ich nehm das Weinviertel her,
00:07:53: gerne zum Praterstern fahren möchte,
00:07:55: dann liegt es nah, dass ich über die Schnellstraßen
00:07:57: und dann über die A22 zum Praterstern pendle.
00:08:00: I hab aber auch die Möglichkeit den Zug von Stockerau zu nutzen,
00:08:03: bis ich zum Praterstern komme.
00:08:05: Aber wichtig ist, ich brauch ja ein Anreizsystem,
00:08:08: und vor allem eine umfassende Verkehrsinformation.
00:08:11: Und wenn ich weiß, ich kann in Stockerau,
00:08:14: im Bewusstsein, dass ich mit dem Auto
00:08:16: möglicherweise 30 oder 20 Minuten länger brauche,
00:08:20: weil's einen Stau oder Unfall vorm Kaisermühlentunnel gibt.
00:08:23: Und kann in dieser Zwischenzeit sehr rasch und einfach,
00:08:26: parkplatzfindend in den Zug springen,
00:08:29: und mit dem Zug dann zum Praterstern gelangen,
00:08:33: dann sind das einfach Möglichkeiten, die ich nutzen muss.
00:08:36: Und da haben wir sehr viele gemeinsame Projekte
00:08:38: jetzt schon in der Pipeline.
00:08:40: Also Asfinag und ÖBB.
00:08:42: Oder zum Beispiel Park&Ride oder Park&Drive-Plätze,
00:08:45: wo ich sag: Ich hab die Möglichkeit, mit dem Auto bis zu diesem Punkt zu gelangen.
00:08:49: Und dann hab ich einen sehr einfachen, sehr leichten, bewerkstelligbaren Umstieg
00:08:54: auf den öffentlichen Verkehr und vice versa.
00:08:57: Und da arbeiten wir an vielen Konzepten.
00:08:59: Sehr spannend.
00:09:00: Jetzt hast du vorher diese vielen Milliarden Verkehrskilometer aufgezählt.
00:09:05: Wie haben sich die entwickelt in den letzten 10, 20 Jahren?
00:09:09: Wie entwickelt sich das in der Zukunft?
00:09:12: Ich glaube, sie haben stark zugenommen. Wir das weiterhin so sein?
00:09:15: Ich glaub, ja, es hat stark zugenommen.
00:09:18: Es hätte wahrscheinlich noch stärker zugenommen,
00:09:20: wenn auch nicht, sag ich mal, auch parallel der öffentliche Verkehr
00:09:25: attraktiver geworden ist mit zig Maßnahmen,
00:09:28: wie Klimaticket oder Bahnhofsoffensive oder Streckenverkürzungen etc.
00:09:34: Aber es ist trotz dieser Ausbauoffensive auf dem Schienennetz,
00:09:39: trotzdem noch ein steigender Individualverkehr in der Motorisierung
00:09:43: auf unserem Autobahnen- und Schnellstraßennetz erkennbar.
00:09:46: Und auch prognostizierbar für die nächsten Jahre.
00:09:49: Und dem muss man Rechnung tragen, ja.
00:09:51: Und da arbeiten wir auch sehr stark mit intelligenten Maßnahmen
00:09:57: und mit XXX-information.
00:09:59: Also, i glaub, Verkehrsinformation ist das Um und Auf,
00:10:01: und der Hebel um die Verfügbarkeit auch zu optimieren.
00:10:06: Ja, glücklicherweise, haben wir ja gesagt,
00:10:08: wir haben ein sehr leistungsfähiges Straßennetz.
00:10:11: Zum Glück auch ein sehr leistungsfähiges Bahnnetz.
00:10:13: In Zukunft sind wir in Österreich da eh gut unterwegs.
00:10:16: Und wenn sich das kombinieren lässt, bin ich da einigermaßen zuversichtlich.
00:10:20: Wie verändert sich die Mobilität?
00:10:22: Wir hören viel über E-Autos. Ist das ein Thema?
00:10:24: Wie geht ihr damit um, dass sich da langsam was umbaut?
00:10:28: Ich glaube, 3 Prozent ist noch ned viel.
00:10:30: Aber spürt ihr das in eurem täglichen Leben?
00:10:34: Spürt ihr das in der Infrastruktur? Baut ihr Infrastruktur?
00:10:38: Natürlich spüren wir's.
00:10:40: Es gibt ja die zwei Perspektiven.
00:10:41: Die große Perspektive: Was machen die Kund:innen insgesamt am Netz?
00:10:45: Und die kleine Perspektive: Was machst du in deinem Unternehmen,
00:10:48: mit deinem Fuhrpark?
00:10:49: Wir haben ein Mobilitätskonzept im Jahr 2020 entwickelt,
00:10:53: wo wir generell unsere ganze Flotte umgestellt haben auf elektrische Pkws.
00:11:01: Wir haben ja, man muss sich vor Augen führen,
00:11:04: circa 500 Pkws in unserer Flotte.
00:11:08: rund 370 leichte Lkws, rund 600 schwere Lkws.
00:11:14: Und sowohl bei dem Pkws als auch im Leicht-Lkw-Bereich
00:11:18: haben wir diese Umstellung auf elektrische Mobilität
00:11:21: nahezu schon vollzogen.
00:11:23: Wir werden den letzten Verbrenner, Pkw-seitig, 2025 auslaufen haben.
00:11:29: Wir haben ab 1.1.2026 eine rein elektrische Pkw-Flotte
00:11:34: innerhalb der Asfinag.
00:11:35: Und bei den Leicht-Lkws ziehen wir nach.
00:11:38: Das ist ganz wichtig.
00:11:39: Bei den Schwer-Lkws sind wir noch ein bissl in der Warteposition,
00:11:43: was der Markt dann liefert.
00:11:45: Weil man muss sich vor Augen führen, dass unseren schweren, großen Lkws,
00:11:49: jene Lkws, die man sich so vor Augen führt,
00:11:51: die Schneeschaufel vorne montiert haben, und die Schnee räumen,
00:11:56: die brauchen natürlich viel Kraftstoff, um diese Intervalle,
00:11:59: um diese Räumschleifen auch zu führen.
00:12:01: Da brauchen wir dann auch ganz starke E-Lkws, ganz starke Zugfahrzeuge.
00:12:08: Und da ist die Entwicklung noch eine Spur hinten nach.
00:12:10: Aber das haben wir am Radar
00:12:12: und werden in den nächsten Jahren umstellen können.
00:12:15: Die große Perspektive ist das, was passiert auf unserem Netz.
00:12:18: Wir haben angesprochen, bei 5,2 Mio. Pkws, die in Österreich zugelassen sind
00:12:22: und rund 230.000 elektrische Pkws.
00:12:27: So sehen wir schon einen Anstieg.
00:12:29: Auch wenn die Anzahl an Neuzulassungen im E-Pkw-Bereich a bissl abgesunken ist
00:12:36: in den letzten Monaten.
00:12:38: Aber doch gehen wir davon aus, dass das kontinuierlich ansteigen wird.
00:12:41: Da haben wir natürlich immer wieder das Thema Henne-Ei-Problem.
00:12:45: Kauf ich mir ein elektrisches Fahrzeug,
00:12:47: dann brauch ich auch eine Ladestation,
00:12:49: eine Ladeinfrastruktur zu Hause oder in der Arbeit, bzw. auf der Strecke.
00:12:54: Und da sind wir als Asfinag schon aufgerufen
00:12:57: als Infrastrukturbetreiber und Mobilitätsanbieter
00:13:00: dann die Ladeinfrastruktur dann auch zur Verfügung zu stellen.
00:13:03: Wir haben derzeit nur auf den Autobahnen und Schnellstraßen
00:13:06: 370 Ladepunkte.
00:13:07: Und wir haben aber ganz genau einen Weg skizziert bis 2025,
00:13:12: wo wir dann 1500 Ladepunkte haben.
00:13:14: Die euch selbst gehören?
00:13:16: Die wir auch mit unseren Partnern betreiben.
00:13:19: Es gibt ja sehr viel mehr Ladepunkt.
00:13:21: Österreich ist da ja gesegnet mit einer guten E-Ladeinfrastruktur.
00:13:24: Aber i red jetzt nur von Ladepunkten auf Autobahnen und Schnellstraßen.
00:13:28: Dort wollen wir dann bis 2023 1500 Ladepunkte.
00:13:31: Und auf den Autobahnen und Schnellstraßen 3500 Ladepunkte für 2035.
00:13:36: Also, eben Pkw-seitig, aber auch Lkw-seitig.
00:13:40: Da starten wir, haben schon gestartet, einige Offensiven.
00:13:44: Und da denken wir auch daran, dass wir alle Asfinag-Rastplätze
00:13:47: mit einer entsprechenden Ladeinfrastruktur ausstatten.
00:13:50: Und wollen dann natürlich je, parallellaufend, nach Zuwachs,
00:13:55: E-Pkw-Flotte insgesamt, österreichweit,
00:13:58: auch unsere Ladeinfrastruktur immer wieder sukzessive erweitern.
00:14:02: Jetzt gibt's ein schönes Wort: Reichweitenangst.
00:14:04: Ist das noch gerechtfertigt im Pkw-Bereich in Österreich?
00:14:07: Die Reichweitenangst die löst am Stammtisch größtes Schmunzeln aus.
00:14:12: Weil das kommt meistens von denen, die noch nie mit einem E-Auto gefahren sind.
00:14:16: Ich sag immer, ein E-Auto muss man ausprobieren, testen.
00:14:20: I fahr selber ein E-Auto.
00:14:22: Meine Reichweite beschränkt sich auf 320 Kilometer.
00:14:26: Ist nicht wahnsinnig viel.
00:14:28: Aber ich hab kein Problem. Ich komm mit dem aus. Warum?
00:14:31: Weil's natürlich auch Sinn macht, dass ich immer wieder nach 2 Stunden,
00:14:34: 2- 3 Stunden einmal einen Halt mach.
00:14:37: Und wenn man mit einem E-Auto unterwegs ist,
00:14:40: dann hat man ja, nicht wie herkömmlich mit dem Verbrenner,
00:14:43: ein Navigationsgerät und fahrt einmal los.
00:14:46: Und irgendwann, wenn die Warnblinkanlage im Auto aufscheint,
00:14:50: ich hab nur mehr 50 Liter, also 50 Kilometer Reichweite,
00:14:53: dann fahr ich zur nächsten Tankstelle hin.
00:14:55: Wenn du mit einem E-Fahrzeug unterwegs bist,
00:14:58: dann hast du deine Favoriten hinterlegt.
00:15:00: Wo du jeweils deine Spanne, zu dem jeweiligen Ort hinkommst,
00:15:03: und dein Favoritensternchen anklickst.
00:15:06: Und dort hast du eine Ladesäule und dort ladest du auf.
00:15:09: Das kannst du verbinden, mit einer kurzen Toilettenpause,
00:15:11: mit einem kurzen Kaffee.
00:15:13: Bist wieder motiviert und verkehrssicher und fahrst weiter.
00:15:16: Das ist ein Thema, was sich im Kopf abspielt.
00:15:18: Natürlich, Reichweitenangst kann man nur nehmen,
00:15:21: indem man der technischen Weiterentwicklung die Chance gibt.
00:15:27: Jetzt gibt es schon Pkw mit 600 Kilometer Reichweite.
00:15:31: Es wird der Markt in den nächsten Jahren auch eine Weterentwicklung erfahren.
00:15:36: I bin mir sicher, in 5 Jahren reden wir nimmer über die Reichweite.
00:15:40: Mich muss man nicht überzeugen. Ich fahr auch E-Auto.
00:15:42: Wie schaut's bei den Lkw aus, bei den schweren?
00:15:45: Du hast angesprochen, eure Fahrzeuge, das ist vorstellbar ...
00:15:48: Ein Räumfahrzeug, das muss schnell verfügbar sein,
00:15:50: muss Stunden arbeiten.
00:15:52: Verständlich, dass das ned das Erste ist, was man auf Elektro umstellt.
00:15:55: Aber was ist mit den großen Lkws, die Point to Point fahren,
00:15:58: immer bestimmte Strecken fahren?
00:16:00: Tut sich da schon was?
00:16:02: Wir haben natürlich unsere Radarbrillen ausgeworfen.
00:16:04: Wir schauen uns den Markt ganz gut an.
00:16:07: Es haben ja wirklich 70 % von den großen Marktherstellern
00:16:10: im Produktivitätssegment der Lkw
00:16:12: schon ihre Produktivität und Strategie umgestellt.
00:16:15: Da laufen die Produktionen heiß.
00:16:17: Und da laufen auch die E-Lkws von den Produktionsfließbändern,
00:16:22: ab 2025 jetzt wirklich in einer höheren Tagzahl aus.
00:16:25: Es gibt jetzt schon einige Lkws, hat man jetzt probiert,
00:16:29: Merces Actros zum Beispiel, ohne Werbung machen zu wollen,
00:16:32: der mit 570 Kilometer Reichweite
00:16:35: von Verona nach Stuttgart runtergefahren ist.
00:16:37: Und i glaub, dass das schneller geht als wir glauben.
00:16:40: Auch, dass der Flottenumschwung schneller letztendlich passieren wird,
00:16:45: als beim Pkw.
00:16:46: Vielleicht ein bissl später. Aber schneller passieren wird.
00:16:49: Und für da müssen wir einfach die Ladeinfrastruktur parat halten.
00:16:53: Vor allem für jene Lkw, die durch Österreich durchreisen.
00:16:57: Die dann aber natürlich auch rasten müssen,
00:17:00: aufgrund anderer Ruhe- und Lenkerzeiten.
00:17:02: Also soziale Ruhe- und Lenkerzeitbestimmungen.
00:17:05: Die haben Leerlaufzeiten.
00:17:06: Da müssen die Rastplätze, die jetzt schon für Lkw-Pausen zur Verfügung stehen,
00:17:10: auch eine Ladeinfrastruktur garantieren.
00:17:13: Damit dann die Lkws in diesen Ruhezeiten auch aufgeladen werden können.
00:17:17: Da, glaub i, wird sich einiges tun.
00:17:19: Das haben wir unter Beobachtung und rechnen mit einer hohen Zunahme
00:17:22: in den nächsten Jahren.
00:17:24: Geht sich das technisch aus?
00:17:25: Weil die brauchen enorme Anschlusswerte, also hohe Leistungen auf dem Stromnetz.
00:17:29: Ist das technisch bewältigbar?
00:17:31: Es ist absolut technisch bewältigbar.
00:17:33: Wir haben jetzt eine Analyse vorgenommen von unseren Rastplätzen.
00:17:36: Wir rechnen mit einer Anschlussleistung von 6-12 Megawatt Peak
00:17:40: für die Ladeinfrastruktur.
00:17:44: Wir haben mit allen möglichen Energieunternehmen auch schon gesprochen,
00:17:49: wir haben die Anschlüsse schon reserviert.
00:17:52: Also, die Leistung steht parat.
00:17:55: Und wir reden ja jetzt teilweise auch vom Over-Night-Charging.
00:17:58: Das heißt, da brauchen wir eine Anschlussleistung von rund 300 Kilowatt.
00:18:04: Bis eben zu diesem High-Power-Charging bei Lkws.
00:18:10: Die dann wirklich nur kurz laden.
00:18:12: Aber da rechnen wir dann mit 1.000 kW Peak.
00:18:15: Also, wir sind da, glaub ich, schon ganz gut eingestellt.
00:18:18: Jetzt hast du mir schon vor Jahren erzählt,
00:18:21: dass ihr sehr stark auch investiert in erneuerbare Energie selbst.
00:18:25: Nur das eine ist dann, den Strom auf diese Punkte zu bringen.
00:18:30: Das andere ist, den Strom zu erzeugen.
00:18:32: Ihr seid selber ein sehr großer Stromverbraucher.
00:18:35: Natürlich, klar.
00:18:36: Betrieb von Autobahnen, Beleuchtungen, Tunnelanlagen, Lüftungsanlagen in Tunneln,
00:18:40: stell ich mir vor.
00:18:42: Produziert ihr selbst Energie? Wie und wo und wie viel?
00:18:47: Ja, definitiv.
00:18:48: Also, wir haben ja einen jetzt derzeitigen rein für,
00:18:51: du hast es angesprochen, rein für unsere Betriebsanlagen.
00:18:55: Die 166 Tunnelanlagen, die die größten Stromfresse sind.
00:18:59: Also, 50 % von unserem Strombedarf fressen diese Tunnelanlagen.
00:19:03: Haben wir insgesamt einen Strombedarf von 120 Gigawattstunden im Jahr.
00:19:08: Das heißt, unser großer Ansatz ist der, dass wir diese 120 GWh reduzieren auf 100.
00:19:15: Da gibt's einige Möglichkeiten,
00:19:17: wo wir wirklich ein paar Energieeinsparmaßnahmen forcieren.
00:19:23: Zum Beispiel die Ausstattung von LEDs, Beleuchtung in den Tunnelanlagen.
00:19:28: Das sind enorme Energiefresser, die Beleuchtung.
00:19:31: Und mit LED gelingt uns das prozentuell ganz gut.
00:19:34: Da wollen wir in den nächsten Jahren mit unserem Masterplan runterkommen.
00:19:37: Dann haben wir das große Ziel, dass wir bis 2030
00:19:40: die restlichen Gigawattstunden
00:19:42: mit einer bilanziellen Stromautarkie mit 100 Megawatt Peak erzielen.
00:19:48: Und da haben wir Potenzialstudien ...
00:19:51: Oder i sag, unsere Potenziale haben wir untersuchen lassen.
00:19:54: Wie könnten wir erneuerbare Energie erzeugen?
00:19:57: Da gibt's ja mannigfaltige Möglichkeiten.
00:19:59: Und zum einen haben wir kleine Mikro-Windturbinen errichtet.
00:20:02: Auf Gebäuden, aber auch unter Brücken, bzw. auf Brückenpfeilern.
00:20:07: Auf der anderen Seite unsere PV-Anlagen.
00:20:09: Die wiederum auf Tunnelanlagen positioniert sind,
00:20:11: teilweise auf den Flächen neben der Autobahn,
00:20:14: oder gar auf Lärmschutzwänden.
00:20:18: Bis hin zu Klein-Wasserkraftwerken, die die Asfinag betreibt.
00:20:21: Also, wir schauen, dass wir jegliches Potenzial,
00:20:24: was wir haben an erneuerbarer Energie, ausschöpfen.
00:20:27: Aber dann Eigenenergie erzeugen,
00:20:30: die wir direkt in unsere Betriebsanlagen einspeisen können.
00:20:34: In Deutschland gibt's ein Gesetz, dass entlang der Autobahnen
00:20:37: die Genehmigungen für Photovoltaikanlagen deutlich vereinfacht sind.
00:20:42: Weil die Idee ist, dass dort wo bereits bestehende Infrastruktur ist,
00:20:46: wo bereits Straßen sind, oder wo Schienennetze sind,
00:20:49: oder wo große versiegelte Flächen sind, dass man die auch nutzt,
00:20:52: um dort an den Korridoren entlang erneuerbare Energieanlagen zu bauen.
00:20:57: Das wär jetzt in dem Fall Photovoltaik.
00:20:59: Was hältst du von diesem Gedanken?
00:21:00: Ja, absolut notwendig. Absolut notwendig.
00:21:03: Wir haben ja einen kleinen Schritt in diese Richtung im letzten Jahr,
00:21:07: durch die Änderung im Bundesstraßengesetzt schon absolviert.
00:21:10: War ein großes Anliegen der Asfinag.
00:21:12: Haben wir mit unserer Ministerin auch umsetzen können.
00:21:15: Aber es fehlt uns noch ein kleiner Schritt,
00:21:17: was diese Kompetenzstreitigkeiten mit den Ländern anbelangt.
00:21:22: Da gibt's noch eine Kleinigkeit zum Erledigen.
00:21:24: Wir hoffen, dass wir das in der nächsten Legislaturperiode auch hinkriegen.
00:21:29: Dass wir da ein bissl schneller sind.
00:21:31: Aber es ist immer so die Frage.
00:21:32: Die Flächen müssen passen.
00:21:36: Die müssen topographisch passen,
00:21:38: die müssen auch passen für unsere Weiterentwicklung der Strecken.
00:21:43: Aber wir haben auf jeden Fall Potenzial von rund 260 Megawatt Peak.
00:21:51: Und das ist ein enormes Potenzial.
00:21:53: Und wir wollen zumindest ein Potenzial heben bis 2030
00:21:56: mit den 100 Megawatt Peak.
00:21:58: Aber bislang sind uns diese Schritte nur gelungen
00:22:02: mit ganz massiven Anstrengungen und mit ganz viel, viel Arbeit.
00:22:06: So wie du es angesprochen hast, es gehört einfach beschleunigt.
00:22:10: Dass die nächsten Sprünge in den nächsten Jahren rasanter gehen
00:22:13: als in den letzten Jahren.
00:22:14: Wie stark seid ihr abhängig von der Politik bei so was?
00:22:17: Mir gefällt das Wort Abhängigkeit nicht so gut.
00:22:20: Weil ich glaub, es ist ganz notwendig,
00:22:22: dass Politik und unternehmerischer Gestaltungswille einhergeht.
00:22:27: Und man gemeinsam die Idee entwickelt: Wie kann man das umsetzen.
00:22:30: Und dann ist Politik das vortreffliche Instrument,
00:22:34: das auch dann in die Tat umzusetzen.
00:22:36: I glaub, dass die Asfinag in den letzten Jahren
00:22:41: sehr gut mit der Politik zusammengearbeitet hat.
00:22:43: Und auch in Zukunft sehr gut mit der Politik zusammenarbeiten will.
00:22:47: Schließlich gibt es da aus meiner Sicht ein übergeordnetes Interesse.
00:22:52: Nicht nur ein nationalstaatliches Interesse,
00:22:55: sondern auch ein europäisches Interesse,
00:22:57: und natürlich auch für unseren ganzen Planeten,
00:23:00: dort die richtigen Schritte zu setzen.
00:23:02: Da bin ich guten Mutes, dass wir gemeinsam auch in den nächsten Jahren
00:23:05: da einige positive Schritte in diese Richtung setzen.
00:23:08: Du bist ja, glaub ich, knapp 20 Jahre bei der Asfinag.
00:23:11: Da hast du ja schon einige politische Strömungen erlebt.
00:23:14: Das Verkehrsministerium war in der Zeit,
00:23:17: zumindest von drei verschiedenen Parteien besetzt.
00:23:20: Hat das einen Einfluss auf euer Tun?
00:23:23: Oder könnt ihr langfristig,
00:23:26: auch ein Stück weit unabhängig von kurzfristigen politischen Entwicklungen
00:23:31: eure Dinge vorantreiben?
00:23:33: Oder seid ihr sehr stark dann auch beeinflusst
00:23:38: von kurzfristigeren politischen Zyklen?
00:23:41: Das würd ich ned so sehen.
00:23:42: I glaub, dass die Asfinag ein sehr resilientes, robustes Unternehmen ist,
00:23:46: mit einer sehr, sehr starken eigenen Willensbildung.
00:23:50: Wir sind sehr gut aufgestellt mit unseren 3.500 Mitarbeiter:innen.
00:23:54: Wir wissen sehr klar, was unsere Aufgabe ist.
00:23:57: Mit unseren Kompetenzen im Bereich des Betriebs, in der Planung,
00:24:00: in der Bauumsetzung, in der Bemautung.
00:24:02: Und wir versuchen natürlich, alle unsere Kernkompetenzen
00:24:05: auch ständig weiterzuentwickeln
00:24:07: und mit unterschiedlichen anderen Skills zu versehen.
00:24:10: Und wir sind wirklich ein sehr stabiles, sehr eigenständiges Unternehmen.
00:24:17: Aber wir brauchen für gewisse Vorhaben natürlich die Politik.
00:24:20: Das ist auch ganz klar.
00:24:22: Also, mit der Beschlussfassung eines Bauprogramms in etwa.
00:24:27: Aber es ist in der Regel so, dass wir ein Bauprogramm entwickeln,
00:24:31: Finanzplanung vornehmen, mit allen unseren Investitionen,
00:24:35: eine strategische Planung vornehmen, mit all unseren Rahmenprogrammen
00:24:39: ob von Lärmschutz, über Rasten in der Zukunft,
00:24:41: oder Grenzübergänge, Park&Ride, Park&Drive,
00:24:44: alle unsere Ausbauprogramme so vorsehen,
00:24:49: dass dieses gesamte Paket von der Politik auch mitgetragen wird.
00:24:52: Wir haben da in der Vergangenheit und, glaub i, nie in der Zukunft ein Thema,
00:24:58: wo's politisch wirklich hakt.
00:24:59: Wenn ich jetzt an die jüngeren Jahre denk,
00:25:02: es gibt ja durchaus Kontroversen über Ausbau von bestimmten Straßenabschnitten,
00:25:07: Autobahnabschnitten.
00:25:08: Wo durchaus auch euer Bauprogramm beeinflusst wird.
00:25:11: Wie geht ihr damit um, wenn so widerstrebende Interessen dann da sind?
00:25:15: Wo vielleicht eine Politikperiode sagt: Machen wir, wir bauen aus!
00:25:19: Die andere Politikperiode sagt: Nein, eher weniger.
00:25:22: Wie geht ihr damit um?
00:25:23: Es ist immer ganz wichtig und i bin ein Freund davon,
00:25:26: dass man alle Fakten auf den Tisch legt und dann gemeinsam darüber spricht.
00:25:33: Und natürlich hat da jede Regierung, jede:r Verkehrsminister:in
00:25:38: die Legetimität ein Regierungsprogramm nach ihrem Gutdünken zu gestalten
00:25:44: und auszurichten.
00:25:46: Und da sind wir mit dabei, indem wir das unterstützen.
00:25:49: Aber sehr faktenbasiert alles besprechen.
00:25:53: Und es gibt, und diesen Wandel hat es natürlich gegeben,
00:25:57: und ist notwendig, dass wir uns vor Augen führen,
00:26:00: was ist ein Ausbaustandard am hochrangigen Netz.
00:26:06: Was benötigen wir und was benötigen wir nicht?
00:26:09: Und i sag immer, das Wichtigste ist, g'scheiter statt breiter.
00:26:13: Wir brauchen nicht unendlich eine dritte, eine vierte, eine fünfte Spur ausbauen,
00:26:17: wenn wir intelligente Maßnahmen haben,
00:26:19: die die Kapazitäten an den 24 Stunden an den 7 Tagen unterschiedlich verteilen.
00:26:24: Und wir Anreize setzen.
00:26:26: Wir brauchen beispielweise für die Tauernautobahn keine dritte Spur,
00:26:30: um möglicherweise Staus in den Sommermonaten zu reduzieren.
00:26:36: Das ist betriebs- und volkswirtschaftlich ein kompletter Humbug und Nonsens.
00:26:41: Wir haben dort das Auslangen mit zwei Spuren.
00:26:44: Da gibt's unter der Woche 45.000 Fahrzeuge,
00:26:47: die über die Tauernautobahn über zwei Spuren fahren.
00:26:49: Und da gibts in den Sommerreisemonaten, an den dichten Stauwochenenden
00:26:53: 120.000 Fahrzeuge.
00:26:55: Und so ist es nicht notwendig, nur für diese wenigen Wochenenden
00:26:59: eine dritte Spur für 365 Tage zur Verfügung zu stellen.
00:27:02: I sag immer, man braucht einen Hausverstand, ein Fingerspitzengefühl.
00:27:06: Und dort, wo es wirklich einen Riesenbedarf gibt,
00:27:10: weil Pendler:innen beispielsweise, innerösterreichisch, in den Ballungsräumen
00:27:14: tagtäglich drinnen stehen,
00:27:16: dann wird es natürlich notwendig sein, aber auch mit Maß und Ziel,
00:27:19: vielleicht das eine oder andere auch zu verbreitern.
00:27:22: Die Botschaft ist immer: G'scheiter statt breiter.
00:27:25: Da gibt's unterschiedliche Maßnahmen.
00:27:27: Und als Ultima Ratio ist ein notwendiger Ausbau
00:27:29: auch möglicherweise sinnvoll.
00:27:31: Kann aber vorher abgefedert werden mit anderen intelligenten Maßnahmen.
00:27:34: Wie sieht die Asfinag der Zukunft aus?
00:27:36: Was sind die Themen, auf die ihr euch fokussiert?
00:27:39: Du hast gesagt, da gibt's offensichtlich intelligentere Steuerungstechnik
00:27:43: oder intelligentere Steuerungsprozesse.
00:27:45: Erzähl uns aber, in welche Richtung geht eure Zukunft,
00:27:48: wenn du auf 10, 20 Jahre hinausschaust?
00:27:50: Wie wird sich Mobilität auf den Straßennetzen auch verändern?
00:27:54: Das ist wahrscheinlich immer die schwierigste Frage,
00:27:57: die zu beantworten gilt.
00:27:58: I glaub, das größte Thema, was uns derzeit beschäftigt,
00:28:01: und auch bis 2040 hinaus beschäftigen wird,
00:28:04: ist das Thema Verfügbarkeit.
00:28:06: Verfügbarkeit des bestehenden Netzes.
00:28:08: Wir haben, wie du eingangs gesagt hast, 2.265 Kilometer betrieblich zu servicieren.
00:28:14: Und unser Netz wird älter.
00:28:16: Jetzt haben wir die Baby-Boomer nicht nur in der Bevölkerung,
00:28:19: sondern auch bei unseren Bauwerken, unseren großen Brücken,
00:28:22: die 1970, 1960 das Licht der Welt erblickt haben.
00:28:26: Und die sind am Ende des Lebenszyklus.
00:28:29: Das heißt, wir müssen sanieren, müssen Brücken neu bauen.
00:28:32: So wie jetzt in Tirol die Luegbrücke.
00:28:34: Oder auch 2040, ja, die berühmte Europabrücke.
00:28:38: Oder auch hier vielleicht im Osten 2035 die Praterbrücke über die Donau.
00:28:43: So, das sind Rieseneinschränkungen für den Individualverkehr
00:28:48: auf den Autobahnen und Schnellstraßen.
00:28:50: Und das geht sehr oft einher
00:28:53: mit einer nichtvorhandenen Akzeptanz der Kund:innen,
00:28:56: dass man in den Sanierungszyklus kommt.
00:28:58: I kann keine Brücke sanieren, indem i eine zweite Brücke daneben bau
00:29:03: und dann die andere Brücke wieder sanier.
00:29:05: Das geht mit Stützmauern, mit Pfeilern, die i vorrübergehend errichte,
00:29:11: um Brücken zu verschwenken und zu verschieben.
00:29:13: Aber im Grunde genommen muss man sich der Tatsache bewusst werden,
00:29:17: dass es Einschränkungen geben wird müssen.
00:29:19: Und das ist die größte Herausforderung.
00:29:22: Auf der einen Seite haben wir wachsenden Verkehr.
00:29:25: Auf der anderen Seite haben wir Einschränkungen in der Verfügbarkeit.
00:29:28: Und es zu schaffen,
00:29:30: weil die gesellschaftspolitische Resilienz oder Akzeptanz,
00:29:35: oder auch die Selbstverständlichkeit immer vorhanden sein muss.
00:29:40: I muss von A nach B kommen so schnell, wie das Navi mir sagt.
00:29:43: Ja, dass man da eine Veränderung im Verständnis herbeiführt.
00:29:48: Aber natürlich auch eine Verbesserung in der Verfügbarkeit einhergeht.
00:29:52: Das ist eine große Herausforderung.
00:29:54: Das andere ist das Thema Digitalisierung.
00:29:56: Gibt's da einen Unterschied zu Deutschland?
00:29:58: Weil, wenn ich das richtig mitverfolge,
00:30:01: hat Deutschland ja massive Probleme mit der Infrastruktur.
00:30:04: Wie du sagst, kommt in die Jahre.
00:30:05: Die Bahninfrastruktur ist sehr stark in die Jahre gekommen.
00:30:09: Merkt man dann an den Verspätungen, die Deutschland im Bahnbetrieb hat.
00:30:13: Aber im Straßennetz ist es ja sehr ähnlich,
00:30:16: dass Deutschland sehr kämpft mit veralteter Infrastruktur.
00:30:19: Sind wir in Österreich in einer besseren Lage?
00:30:21: Ja, um auch sehr wertschätzend zu bleiben
00:30:25: gegenüber unseren deutschen Kollegen,
00:30:27: ja, wir sind in der glücklicheren oder in der besseren Lage in Österreich,
00:30:32: ein Netz zu haben, wo es keine einzige Stelle gibt,
00:30:36: wo ich vom hochrangigen Netz ins niederrangige Netz fahren muss,
00:30:40: um über eine Strecke oder durch Orte durchzufahren,
00:30:44: bis ich wieder an der nächsten Anschlussstelle
00:30:47: auf die Autobahn auffahren kann.
00:30:48: Das gibt's in Deutschland, in Österreich Gott sei Dank nicht.
00:30:51: Wollen wir auch nicht.
00:30:53: Und wir werden alles Mögliche dafür tun, dass der große Verkehr, der Transitverkehr,
00:30:58: auf den Autobahnen bleibt,
00:30:59: und nicht durch die Ortschaften wieder durchgeführt wird.
00:31:02: wir haben eine großartige Netzzustandsqualität.
00:31:06: Wir haben, wenn man ein Schulnotensystem strapazieren würde,
00:31:12: und wir würden alle Autobahnen und Schnellstraßen benoten,
00:31:15: so haben wir nur 3 % unseres Netzes mit der Note Nicht Genügend.
00:31:19: Das sind aber jene Streckenabschnitte,
00:31:22: die gerade in einer Sanierung sich befinden oder kurz davor stehen.
00:31:25: Das heißt, wir haben wirklich zu 97 % ein tolles, hochwertiges Straßennetz
00:31:31: zur Verfügung.
00:31:32: Qualitativ hochwertiges Netz.
00:31:34: Und das ist auch die Kunst und auch der Anspruch der Asfinag,
00:31:37: diesen Netzzustand auch genau so beizubehalten.
00:31:39: In Deutschland ist es anders.
00:31:41: In Deutschland sind wir schon bei 20 % mit Nicht Genügend.
00:31:44: Also, da ist der Zustand der Strecken schon ein anderer.
00:31:49: Und wir sind im regen Austausch mit den deutschen Kollegen
00:31:53: Die sich natürlich bei uns auch, zumindest in dem speziellen Fall,
00:31:57: ein bissl was abschauen können.
00:31:59: Ich hab dich unterbrochen bei der Digitalisierung.
00:32:02: Das ist sicher ein Feld, das euch stark beschäftigen
00:32:05: und auch prägen wird.
00:32:07: Es sind halt viele, unterschiedliche Disziplinen miteinander verknüpft.
00:32:11: Die Verfügbarkeit kann nicht alleine betrachtet werden.
00:32:14: Die Verkehrsinformation ist ein Thema, die die Verfügbarkeit unterstützt.
00:32:18: Auch die Digitalisierung natürlich.
00:32:20: Je profunder ich eine Information über die bevorstehende Reise habe,
00:32:25: je profunder ich die Information hab über den Zustand des Netzes
00:32:28: oder über die Einschränkungen des Netzes,
00:32:30: desto besser bin ich in der Planung meiner Route
00:32:33: und in der Flexibilisierung der Mobilität.
00:32:36: Das heißt also, Digitalisierung ermöglicht es,
00:32:40: diese Information leichter zu unseren Kund:innen zu bringen.
00:32:43: Sei es durch das Handy, sei es durch das Navigationsgerät.
00:32:48: Sei es aber auch durch die bestehende Infrastruktur entlang der Strecke.
00:32:53: Das ist ein Thema, mit dem wir arbeiten.
00:32:55: Auch die Digitalisierung im Mautbereich.
00:32:58: Oder die Automatisierung bei einem Stellplatzerfassungssystem.
00:33:02: Wo ein Lkw-Fahrer ganz genau weiß, an dem und dem Stellplatz
00:33:06: kann er sich für die und die Zeit einbuchen etc.
00:33:10: Wir arbeiten da schon sehr mit modernen, fortschrittlichen Methoden.
00:33:16: Das ist ein Thema, was uns herausfordern wird.
00:33:18: Und natürlich KI. Wir arbeiten schon längst mit KI.
00:33:21: Das ist ja ned nur in den letzten Monaten in Mode gekommen.
00:33:25: Also, es gibt schon viele Anwendungen in der Asfinag auch.
00:33:28: Ja, das wird uns herausfordern.
00:33:31: Und natürlich auch das Thema Kontrolltätigkeiten.
00:33:35: CO2-Emissions-Kontrollen, Schwerpunktkontrollen,
00:33:40: Verkehrssicherheit ist ein Riesenthema.
00:33:42: Einige Themen bleiben gleich.
00:33:44: Aber die Herausforderungen in der Zukunft sind größer.
00:33:46: Und natürlich, wie wird sich die Mobilität entwickeln
00:33:49: Stichpunkt: automatisiertes Fahren.
00:33:51: Gibt's irgendwann mal ein Kolonnenfahren?
00:33:53: Hängen sich mal 5 Lkw hintereinander und haben keinen Fahrer?
00:33:57: oder nur mehr einen Fahrer und die Lkws sind fahrerlos dahinter.
00:34:01: Also, auch diese Themen verfolgen wir.
00:34:03: Was tut sich abschließend noch in der Digitalisierung?
00:34:06: Wie beeinflusst euch das noch?
00:34:08: Wir wissen, wie setzen sich die Verkehrsströme an.
00:34:11: Wie können wir zu Spitzenzeiten Verkehre lenken.
00:34:14: Wie können wir die Daten digitalisiert verarbeiten.
00:34:17: Wie können wir die an den Endverbraucher, an unsere Kund:innen bringen.
00:34:20: Wir arbeiten jetzt zum Beispiel grad an einem sehr konzentrierten Aufsetzen
00:34:26: einer neuen Verkehrsredaktion.
00:34:27: So dass wir den Content, die Verkehrsdaten
00:34:29: auch dementsprechend qualitativ verbessern.
00:34:32: Auch mit unterschiedlichen Kanälen arbeiten,
00:34:34: mit unterschiedlichen Medien arbeiten.
00:34:36: Das ist etwas, was wir in den Prozessen schon digitalisiert haben.
00:34:40: Oder auch das gesamte Ereignismanagement.
00:34:42: Oder auch zum Beispiel ein noch nicht angesprochenes Thema:
00:34:46: Naturgefahren.
00:34:48: Die auch mit digitalisierten Landkarten bei uns hinterlegt werden.
00:34:51: Wo müssen wir Verbesserungen machen? Et cetera.
00:34:54: Auch das ist ein großes Thema für uns.
00:34:57: Wir haben grade im letzten Jahr, gerade im letzten Jahr,
00:35:01: den Klimawandel auch so richtig spürbar bekommen,
00:35:04: auf unserem Autobahnen- und Schnellstraßennetz.
00:35:06: Mit Vermurungen, mit Überschwemmungen.
00:35:08: Wir waren Gott sei Dank ein bissl verschonter als die ÖBB.
00:35:11: Aber wenn man die Bilder sieht, auf der Südautobahn,
00:35:14: die war auch komplett unter Wasser.
00:35:16: Wir haben schon verschiedene Streckenabschnitte,
00:35:18: wo's durch Witterungsbedingungen immer wieder zu diesen Ereignissen kommen wird.
00:35:23: Und da müssen wir natürlich auch so eine Infrastruktur bereithalten,
00:35:28: die resilient ist,
00:35:29: und wo wir vielleicht antizipatorisch eingreifen können,
00:35:32: mit bestimmten, definierten, vorgefertigten Maßnahmen.
00:35:36: Wenn mich jetzt meine Teenage-Kinder fragen:
00:35:38: Wie wird Mobilität in 20 Jahren aussehen?
00:35:41: Was für eine Antwort würdest du ihnen geben?
00:35:44: Es ist ganz, ganz schwierig.
00:35:46: I glaub, die Autos werden unterschiedlicher ausgestattet.
00:35:50: Von kantig bis rund.
00:35:52: I glaub, dass wir schon in 20 Jahren, den einen oder anderen Lkw sehen werden,
00:35:59: die von einem bestimmten Streckenabschnitt vielleicht autonom geführt werden.
00:36:04: I glaub, dass es in bestimmten Bereichen, oder bestimmte Zonen wird es geben,
00:36:11: wo man dann das Steuer loslassen kann.
00:36:13: Wenn man zum Beispiel in einen Ballungsraum eintritt,
00:36:16: oder in einem großen Einkaufszentrum ist und man fahrt über diese Schwelle.
00:36:20: Aber dieser Schwelle übernimmt die Automatik,
00:36:23: bis zum Einparkvorgang, das Auto.
00:36:26: Solche Dinge wird's schon geben.
00:36:27: Es wird eine absolute Erleichterung geben.
00:36:30: Die komplette Automatisierung liegt wieder am Menschen selber.
00:36:34: Ob er quasi die Kontrolle am Steuer übergibt oder nicht.
00:36:37: Danke schön. Das waren sehr spannende Einsichten.
00:36:40: Jetzt kommen wir schon ein Stück zum Schluss.
00:36:42: Am Ende geht's immer darum: Was ändert sich?
00:36:45: Jetzt haben wir gesprochen: Wie ändert sich die Mobilität?
00:36:50: Jetzt hast du uns Einblicke gegeben in die Mobilität der Zukunft.
00:36:55: Was ist ein Tipp, eine Idee, ein Hinweis, etwas Interessantes,
00:37:02: was du so unseren Zuseher:innen und Zuhörern, Zuhörerinnen
00:37:06: mitgeben würdest?
00:37:07: So ein Tipp am Freitag.
00:37:08: Was tut sich in der Mobilität? Wo sollen wir hinschauen?
00:37:14: I glaub, i würd das auf einer Meta-Ebene sagen.
00:37:17: Bei allen möglichen disruptiven Veränderungen,
00:37:20: auch in den letzten Jahren,
00:37:21: und bestimmte Dinge,
00:37:24: die man möglicherweise gar nimmer so vorhersehen kann,
00:37:30: oder auch in den schnellen Zeittakten unserer Gesellschaft
00:37:33: ist es auch immer, glaub ich, wichtig, allen Menschen bewusst zu machen,
00:37:37: dass die Leute, die auf der Strecke draußen arbeiten,
00:37:40: das mit bestem Wissen und Gewissen tun.
00:37:42: Und für unsere Kund:innen tagtäglich das Beste geben,
00:37:45: um die Verfügbarkeit zu Gewährleisten.
00:37:47: Und einfach eine gewisse Akzeptanz zu entwickeln,
00:37:50: dass nicht alles selbstverständlich ist.
00:37:52: Und auch Sanierungen teilweise vorgenommen werden,
00:37:55: ohne, dass man es sieht.
00:37:56: Wir haben manchmal die Probleme gehabt, dass uns vorgeworfen wird,
00:38:00: man sieht keine Arbeiter entlang der Strecke,
00:38:03: und trotzdem ist die Strecke gesperrt.
00:38:05: Das kommt vielleicht dann, dass die Leute im Tunnel arbeiten.
00:38:09: Und nicht ersichtlich sind von außen.
00:38:11: Oder unter der Brücke arbeiten und nicht ersichtlich auf der Strecke.
00:38:14: Also einfach so dieses Grundvertrauen der Kund:innen,
00:38:18: dass wir das Bestmögliche machen.
00:38:21: um die Mobilität auf Autobahnen und Schnellstraßen zu garantieren.
00:38:24: Das ist ein schönes Schlusswort.
00:38:26: Danke dir, Hartwig, für die spannenden Einsichten und Eindrücke.
00:38:29: Es ist immer eine Freude, mit dir zu diskutieren,
00:38:32: weil ich weiß, dass du einer bist, der was vorwärtsbringen will
00:38:35: und Veränderungen machst.
00:38:36: Du hast gesagt, ihr stellt um auf Elektro, sehr früh.
00:38:39: Und stellt die Infrastruktur so um, dass wir Mobilität der Zukunft haben.
00:38:43: Das schätz ich.
00:38:44: Und auch den Austausch, der manchmal auch durchaus kritisch ist zwischen uns.
00:38:48: Aber konstruktiv kritisch.
00:38:50: Wo wir uns immer wieder Gedanken machen: Wo kann's hingehen?
00:38:53: Und gemeinsam nach Lösungen suchen.
00:38:55: Schön, dass du da warst.
00:38:56: Sehr, sehr gerne. Und danke für die Einladung.
00:38:59: Und danke auch an euch, dir ihr zugeschaut habt,
00:39:02: zugehört habt.
00:39:04: Schön, dass ihr dabei ward.
00:39:05: Feedback immer gerne.
00:39:07: Und ansonsten hoffen wir, dass wir euch wieder sehen,
00:39:10: ihr uns wieder seht, wir uns wieder hören gegenseitig
00:39:13: bei der nächsten Folge von Freitag in der Arena.
00:39:16: Schön, dass ihr dabei ward. Danke und ciao.