00:00:07: Herzlich willkommen in der Wiener Arena.
00:00:09: Es ist wieder mal Freitag. Und Freitag in der Arena -
00:00:12: das ist der neue Öko-Talk, Umwelt-Talk, Nachhaltigkeitstalk der oekostrom AG.
00:00:19: Ich begrüße euch ganz herzlich hier, und zwar zusammen mit Ulrich Streibl.
00:00:24: Ich begrüße euch ebenfalls. Es ist wieder Freitag.
00:00:26: Wir sprechen wieder über relevante Themen -
00:00:29: Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit, Zukunft.
00:00:33: Es ist kalt. Wir sitzen draußen. Wir tun es deshalb,
00:00:37: weil es ist immer noch Corona. Und wir wollen auch hier kein Risiko eingehen,
00:00:42: dass wir uns gegenseitig anstecken könnten. Deswegen im Freien.
00:00:46: Verzeiht, wenn es uns ein bisschen schüttelt. Es ist wirklich frisch.
00:00:50: Ich freue mich sehr, dass heute Michaela Huber bei uns ist.
00:00:53: Michaela Huber ist Vorständin in der ÖBB Personenverkehr AG
00:00:58: und damit eine der Top-Manager dieses Landes.
00:01:01: Hallo, ich bin Michaela Huber. Ich bin Vorständin des ÖBB Personenverkehrs.
00:01:05: Wir fahren im In- und Ausland über 4 000 Züge pro Tag
00:01:09: und wir durften letztes Jahr an die 500 Millionen Fahrgäste
00:01:13: in unseren Zügen und Bussen begrüßen.
00:01:16: Wir bezeichnen uns bei der ÖBB nicht umsonst
00:01:18: als Österreichs größtes Klimaschutzunternehmen.
00:01:22: Hallo Michaela, ich freue mich sehr, dass du heute bei uns bist.
00:01:25: Hallo Ulrich! Servus Tom!
00:01:27: Michaela, wir unterhalten uns hier über Klima- und Umweltschutz
00:01:31: und das werden wir auch in diesem Talk tun.
00:01:32: Ich würde aber gerne mit einem aktuellen Thema einsteigen, nämlich Corona.
00:01:36: Das wird ja dich als Top Managerin der ÖBB beschäftigen.
00:01:41: Ihr seid ja stark getroffen von der Corona Krise.
00:01:44: Wie siehst du das? Wie geht es euch?
00:01:46: Wirtschaftlich ist das natürlich keine feine Sache.
00:01:49: Genauso kalt wie es hier ist, ist uns ums Herz,
00:01:51: wenn wir über unsere Bahnhöfe gehen, die leer sind.
00:01:54: Wenn wir unsere Züge anschauen, die auch leer sind.
00:01:57: Und wir hatten während des 1. Lockdowns ein Minus von 90 Prozent an Fahrgästen.
00:02:01: Das tut wirklich weh im Herzen, weil man einfach leidenschaftlich gern Menschen transportiert.
00:02:06: Und jetzt, im 2. Lockdown sehen wir ein Minus von an die 60 Prozent.
00:02:13: Die Menschen sind über den Sommer eigentlich ganz gut wiedergekommen, vor allem in den Nachtzügen.
00:02:17: Da hat man gesehen, dass wir den Fliegern ein bisschen den Rang ablaufen,
00:02:21: weil man bei uns mehr Privatsphäre hat.
00:02:23: Aber jetzt mit dem Lockdown ist das natürlich ganz klar:
00:02:26: Die Menschen ziehen sich wieder zurück.
00:02:27: Und während im Jänner noch unsere größte Konkurrenz der Billigflieger war, ist es jetzt das Auto.
00:02:33: Wie geht es euren Leuten dabei? Sind die in Kurzarbeit?
00:02:35: Arbeiten die? Wie ist es so bei euch?
00:02:39: Ja, in der ersten Phase waren sie in Kurzarbeit.
00:02:41: Wir hatten auch unseren Verkehr etwas reduziert.
00:02:45: Mittlerweile gibt es kaum Kurzarbeit.
00:02:48: Wir fahren unser volles Programm - vor allem im Nah- und Regionalverkehr,
00:02:52: der ja für die Pendlerinnen und Pendler da ist.
00:02:54: Im Fernverkehr haben wir ganz leicht reduziert.
00:02:58: Aber gerade heute habe ich in der Früh ein Posting auf Facebook von einer Bekannten gesehen:
00:03:01: Sie fährt in einem komplett leeren Railjet nach Salzburg. Und das tut uns allen weh.
00:03:07: Ein Zugbegleiter, eine Zugbegleiterin, die leben ja davon, Kontakt mit Menschen zu haben.
00:03:12: Die lieben das auch, weil die sehen sich ja einerseits schon als Kontrolleur,
00:03:16: aber auch als Entertainer und als Person, die sich sorgt um ihre Fahrgäste.
00:03:20: Und wenn dann keine Fahrgäste da sind. Das ist ein beklemmendes Gefühl.
00:03:23: Das ist wirklich unangenehm. Da hat man so eine gewisse Trauer.
00:03:28: Das erzählen mir auch unsere Leute vom Vertrieb,
00:03:31: die die an den Kassen sitzen, aber auch die, die in den Zügen fahren.
00:03:34: Sind so Geisterzüge etwas, was auch das Image der ÖBB
00:03:39: und auch irgendwie das Reiseverhalten nachhaltig verändern wird?
00:03:42: Oder nehmen das die Menschen jetzt quasi nur während Corona so wahr,
00:03:45: dass sie nicht mit dem Zug fahren. Wird es bleiben?
00:03:48: Wird sich das wieder zurück entwickeln?
00:03:50: Na, wir hoffen natürlich, dass das Zugfahren wiederkommt.
00:03:52: Wir sind ja Österreichs Klimaschutzunternehmen Nummer eins.
00:03:56: Und man hört immer bei Corona “flatten the curve”.
00:03:59: Und ich bin überzeugt “flatten the curve”, das muss auch fürs Klima gelten.
00:04:02: Und wir müssen uns nach dieser Krise und eigentlich jetzt schon wieder
00:04:07: darauf konzentrieren, dass wir die Klimakrise auch bekämpfen.
00:04:11: Im Prinzip das größte Problem, das ist der Straßenverkehr,
00:04:14: der jetzt einfach wieder massiv da ist. Und wir tun alles daran,
00:04:19: dass die Fahrgäste auch wiederkommen. Unsere Züge sind unfassbar sauber,
00:04:23: sind nahezu klinisch sauber, werden regelmäßig desinfiziert.
00:04:27: Wir bauen in unseren Railjets gerade auch Desinfektionsspender ein,
00:04:30: sodass man hier auch wirklich nirgends das Gefühl hat, dass etwas passieren könnte.
00:04:34: Und es passiert auch nichts. Es gibt Studien, die bezeugen,
00:04:37: dass man sich in Zügen, in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ansteckt.
00:04:41: Aber was uns schon sehr weh getan hat, das waren die ersten Wochen während des 1. Lockdowns.
00:04:46: Als in den Medien rund um die Uhr gesagt worden ist,
00:04:49: bitte nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit oder zum Spazieren gehen zu fahren.
00:04:54: Und das ist schon nachhaltig in den Menschen. Das hat sich eingeprägt und eingebrannt.
00:04:59: Und dagegen müssen wir auch ankämpfen. Aber ich bin schon überzeugt,
00:05:03: dass wir wieder vorne dabei sind. Es wird nur dauern,
00:05:06: weil wir werden sehr lange auf Geschäftsreisende verzichten müssen
00:05:10: und noch länger auf Touristinnen und Touristen.
00:05:13: Die werden uns massiv abgehen – die vor allem im Fernverkehr fahren.
00:05:15: Wir hauen uns aber richtig rein, sodass wir da möglichst rasch wieder Gas geben können.
00:05:21: Es geht einfach um das Klima und da geht's um uns alle und unsere Zukunft.
00:05:26: Wie ist denn das eigentlich strukturell?
00:05:27: Weil, wenn man sagt Klimaschutzunternehmen -
00:05:29: da seid ihr ja wirklich ein ganz wichtiger Bestandteil in der Mobilität.
00:05:33: Es scheint mir irgendwie da Verzerrungen zu geben,
00:05:37: dass das eigentlich sehr klimaschädliche Fliegen dann doch deutlich bevorzugt wird.
00:05:42: Wie siehst du das strukturell?
00:05:44: Ja, es ist völlig absurd. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar.
00:05:47: Wenn ich um 9 Euro irgendwo nach Mallorca oder Barcelona fliegen kann.
00:05:51: Das geht sich ja wirtschaftlich auch dort nicht aus.
00:05:54: Aber wir brauchen einfach eine Kostenwahrheit.
00:05:57: Wir sind benachteiligt, wenn es um Steuerthemen geht.
00:06:00: Das Zugfahren ist auch benachteiligt, weil wir wahnsinnig viele
00:06:03: unterschiedliche Systeme in einem Europa haben. Wir sind zwar eine EU,
00:06:07: aber haben ganz viele unterschiedliche, nationalstaatliche Regelungen.
00:06:12: Zum Beispiel haben wir vier unterschiedliche Bahnstromsysteme.
00:06:15: Wir haben 15 unterschiedliche Zug-Sicherungssysteme.
00:06:18: Ein Triebfahrzeugführer oder eine Triebfahrzeugführerin muss die jeweilige Landessprache sprechen.
00:06:23: Das führt zu Absurditäten wie zum Beispiel:
00:06:24: Wenn wir Güter von der Türkei nach Deutschland transportieren,
00:06:29: dann muss dort 11-mal der Triebfahrzeugführer gewechselt werden.
00:06:32: Es muss mehrfach die Lok gewechselt werden, weil wir dort sogar 6 Bahnstromsystem haben.
00:06:37: Und das kann sich einfach nicht ausgehen. Damit können wir nicht wettbewerbsfähig sein mit einem LKW.
00:06:42: Oder wenn ich vergleiche, es kann z.B. ein polnischer Busfahrer mit einem Bus
00:06:49: aus Portugal von Belgrad nach Holland fahren und es kann der gleiche Busfahrer fahren.
00:06:55: Es kann der gleiche Bus fahren. Und da müssen wir einfach drauf gehen,
00:06:58: dass wir hier ein System für Europa haben,
00:07:00: dass wir nicht unterschiedliche Systeme haben,
00:07:03: dass wir hier nicht unterschiedlicher Zug-Sicherungssysteme haben.
00:07:06: Corona hat uns jetzt etwas dazwischen gefunkt,
00:07:08: weil sich die einzelnen Staaten wieder auf sich selbst konzentrieren.
00:07:12: Weil die Grenzen wieder hochgezogen sind. Aber da müssen wir wieder hin.
00:07:16: Da führen wir auch laufend Gespräche. Ich hatte letzte Woche die Gelegenheit,
00:07:20: mit Frans Timmermans, dem EU-Vizepräsidenten, auf einem Podium zu sitzen.
00:07:25: Und er ist ja auch ein Verfechter des Green Deals und schlägt hier in die gleiche Kerbe wie wir.
00:07:31: Und da bin ich zuversichtlich, dass wir hier etwas schaffen. Aber es ist natürlich nicht leicht,
00:07:35: bei unterschiedlichen Staaten, unterschiedlichen Interessen hier ein System zu schaffen.
00:07:39: Darf ich da kurz einhaken? Als Bahnkunde oder als Bahnkundin -
00:07:44: Ich weiß gar nicht, ob es vielleicht schon geändert worden ist, aber:
00:07:46: wenn ich ein Flugticket nach Barcelona haben möchte, dann gehe ich auf irgendeine App
00:07:49: und bekomme einfach Angebote der Reihe nach durch.
00:07:52: Und da habe ich genau ein Ticket, das ich buche.
00:07:54: Als ich das letzte Mal versuchte, irgendwo hinzufahren, außerhalb von Österreich,
00:07:58: da musste ich mit x-tausend verschiedenen Bahnhöfen und Bahnsystemen diskutieren.
00:08:03: Warum kriegt man das auf Kundenseite für die Kunden und Kundinnen nicht irgendwie auf die Reihe?
00:08:08: Ja, das ist tatsächlich ein Thema. Da sind wir auch dran.
00:08:12: Da gibt's ja Vereinigungen der einzelnen Eisenbahn-Verkehrsunternehmen in Europa.
00:08:17: Und da gibt's auch eine Arbeitsgruppe, die sich genau mit diesen Dingen beschäftigt,
00:08:20: weil das ja auch absurd ist. Ich möchte ja auch niemandem zumuten,
00:08:24: dass er auf unterschiedliche Plattformen geht.
00:08:25: Außerdem ist das ein wirklicher Aufwand, den man auch tun muss.
00:08:29: Und auch da In diese Kerbe müssen wir schlagen.
00:08:31: Weil ich muss es den Kunden so leicht wie möglich machen, einen Zug zu buchen.
00:08:36: Und erst wenn das gelingt. Und je weniger Klicks und je weniger Aufwand,
00:08:40: desto mehr Menschen werden auch die Eisenbahn nutzen.
00:08:43: Müssen wir die anderen Verkehrssysteme höher belasten?
00:08:45: Also Beispiel: das Flugzeug. Ich lese, dass alleine in Österreich
00:08:49: der Flugverkehr mit 500 Millionen Euro aus dem Steuerhaushalt subventioniert wird.
00:08:55: Es wird gleichzeitig der fossile Verkehr subventioniert, weil wir die Pendlerpauschale haben.
00:09:02: Also die Leute werden mit Steuergeld angeregt, möglichst viel
00:09:06: mit verschmutzenden Autos durch die Gegend zu fahren. Müssen wir da etwas ändern,
00:09:10: damit die Bahn wieder gleichgestellt wird und fair behandelt wird?
00:09:14: Ja, ein eindeutiges Ja. Ich muss die Ökologie da reinbringen.
00:09:19: Und ich muss es belohnen, wenn man die öffentlichen Verkehrsmittel verwendet
00:09:24: und nicht mit dem Individual-Verkehrsmittel… oder mit einem Flieger zu fliegen.
00:09:29: Und wenn ich vergleiche, wenn ich mit einem Auto nach Innsbruck fahre,
00:09:36: dann brauche ich sogar etwas länger als mit dem Zug.
00:09:39: Und ich bin 26-mal umweltschädlicher unterwegs als mit der Eisenbahn.
00:09:43: Wenn ich absurderweise von Wien nach Innsbruck fliege,
00:09:48: dann bin ich 51-mal umweltschädlicher unterwegs als mit der Eisenbahn.
00:09:53: Und ich meine, das brauche ich mir nur vorzustellen. Und dann frage ich mich noch:
00:09:57: Wer fliegt denn da überhaupt noch? Ich brauche 4 Stunden 15 mit dem Zug.
00:10:02: Ich brauche aber, wenn ich von Wien nach Schwechat fahr, brauche ich mal 20 bis 30 Minuten.
00:10:06: Da muss ich durch die ganze Sicherheitskontrolle.
00:10:08: Zu Hause habe ich schon mal Zeit gebraucht, weil ich überlegen hab müssen, was ich alles packe.
00:10:12: Und dann warte ich auch noch am Flughafen, bis mein Flieger endlich geht.
00:10:16: Dann wird er verschoben usw. Jedenfalls ich brauche lediglich eine Stunde länger,
00:10:22: wenn überhaupt mit dem Zug und habe es aber wesentlich feiner.
00:10:27: Weil ich kann durchgehend von Wien bis Innsbruck entweder arbeiten, ich kann rausschauen,
00:10:32: die Zeit genießen, schlafen, Kaffee trinken, telefonieren, einen Film anschauen -
00:10:38: wir haben auch ein Riesenangebot, was ich mir alles anschauen kann -,
00:10:41: Tageszeitungen lesen... Und ich hab's lässig statt stressig.
00:10:45: Fliegen empfinde ich als irrsinnig stressig. Eisenbahn fahren ist einfach entschleunigend.
00:10:53: Und es ist gemütlich. Und das sage ich jetzt nicht nur als Vorstandsmitglied des Personenverkehrs,
00:10:59: als die ich zuständig bin für den Nah- und Regionalverkehr und den Fernverkehr.
00:11:03: Aber ich fahre ja schon seit über 30 Jahren regelmäßig mit der Bahn.
00:11:07: Ich bin ins Internat gefahren, in die Schule gefahren, zum Studium, bin dann gependelt
00:11:11: und ich fahre einfach leidenschaftlich gerne. Und ich habe auch gesehen,
00:11:14: was sich in den letzten Jahrzehnten bei der Eisenbahn getan hat. Da sind wir vorn dabei.
00:11:21: Ich bin ja ganz bei dir. Ich bin ein leidenschaftlicher Zugfahrer von Wien nach Innsbruck
00:11:26: oder von Wien nach Klagenfurt. Sollte ich aber das Pech haben
00:11:30: – zum Beispiel von Mistelbach geht auch noch, aber -
00:11:33: aus irgendeinem kleineren Ort im Speckgürtel einer großen Kommune in die Stadt zu müssen,
00:11:39: hab ich mal das Problem, vom Speckgürtel zum Bahnhof zu kommen.
00:11:42: Und mir hat einmal ein Raumplaner gesagt: Das Problem ist, sobald jemand ins Auto gestiegen ist,
00:11:46: bekomme ich ihn aus dem Auto nicht mehr raus.
00:11:48: Und der Bürgermeister hat garantiert am Ortsrand ein kleines Shopping-Center hingebaut.
00:11:53: Wie geht's euch denn mit dieser Regionalplanung, mit diesen Regionalstrukturen,
00:11:57: mit dem Speckgürtel – auf der großen… Wien-Innsbruck, super, 4 Stunden.
00:12:01: Aber wie komme ich eigentlich von Purkersdorf nach Wien rein?
00:12:04: Ja, da fahrt die Westbahn. Aber du weißt, was ich meine.
00:12:06: Ja genau, der Raumplaner hat genau recht und das… Danke für dieses Thema.
00:12:12: Weil damit beschäftigen wir uns auch intensiv. Wir nennen das „erste letzte Meile“.
00:12:16: Weil es die erste und die letzte Meile ist, die die Leute davon abhält,
00:12:19: mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Und das verstehe ich auch,
00:12:23: weil - genau richtig auf den Punkt gebracht - in dem Moment, wo die Leute im Auto sitzen,
00:12:28: steigen sie nicht mehr um. Warum sollte man dann? Dauert länger usw.
00:12:33: Und deshalb haben wir hier ein sogenanntes „Rail and Drive“ nennen wir es.
00:12:38: Das sind Mietautos, die wir an Bahnhöfen stehen haben.
00:12:41: Das sind Autos, die wir nicht extra angekauft haben,
00:12:43: sondern die unsere Infrastruktur jedenfalls benötigt, aber nicht zu 100 Prozent ausgelastet.
00:12:48: Und die stehen da mittlerweile an 30 Bahnhöfen in Österreich.
00:12:53: Und das kann ich mir dann ausleihen.
00:12:56: Ich kenne z.B. das Beispiel: Im August/September gibt es immer Alpbach.
00:13:00: Dann sagen mir viele: Ich würde ja eh gern mit dem Zug fahren,
00:13:03: aber dann diese letzten Kilometer da rauf nach Alpbach gondeln
00:13:07: und dann überhaupt noch zum Hotel ist mir zu anstrengend. Mag ich nicht auf den Bus warten.
00:13:11: Und auch dort in Wörgl haben wir jetzt Rail and Drive Autos stehen,
00:13:15: sodass man dann dieses Auto nehmen kann, um zum Hotel zu fahren.
00:13:18: Da haben wir auch vermehrt E-Autos dabei.
00:13:21: Und wir haben auch mit einzelnen Gemeinden schon Projekte laufen.
00:13:25: Ein Pilotprojekt haben wir gerade in Korneuburg eröffnet.
00:13:29: Wo man am Bahnhof sich entweder ein Rail and Drive Auto
00:13:32: oder ein Fahrrad oder einen E-Scooter ausborgen kann, um dann die letzten Meter -
00:13:37: also die zwei Kilometer zu einem Geschäft, zu dem ich möchte zum Beispiel -
00:13:40: um dann die letzten Meter mit diesem Verkehrsmittel zurückzulegen.
00:13:44: Und das wird sehr, sehr gut angenommen. Aber da müssen wir natürlich noch mehr machen.
00:13:48: In St. Johann im Pongau haben wir z.B. ein Projekt laufen gemeinsam mit dem Tourismusverband.
00:13:54: Das nennt sich ÖBB Shuttle. Und da haben wir gemeinsam mit den Hoteliers vor Ort eingeführt,
00:14:01: dass die Hoteliers bewerben die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, also mit der Eisenbahn.
00:14:06: Und wir bringen dann die Gäste zum Hotel oder fahren sie vom Hotel wieder zum Bahnhof.
00:14:12: Und diese Dinge müssen wir uns überlegen, weil es immer die letzte und die erste Meile ist,
00:14:16: die die Leute davon abhält, mit uns zu fahren. Da wollen wir natürlich auch drauf bleiben.
00:14:20: Da haben wir schon viele, viele Ideen, um in anderen Regionen auch durchzustarten.
00:14:27: Jetzt habe ich gelesen im Interview von Frau Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz und Verkehr,
00:14:34: dass, ich glaube, 17 Milliarden jetzt investiert werden sollen in den Ausbau von Bahnhöfen
00:14:38: und von regionaler Infrastruktur. Und die scheinen ja auf den ersten Blick sehr sinnvoll.
00:14:44: Und wenn wir es jetzt hätten, wäre die Situation natürlich schon deutlich besser.
00:14:48: Aber wird uns da die Technologie nicht überholen mit Dingen, die du gerade erwähnt hast?
00:14:53: Wenn ich mir das vorstelle: In zehn Jahren gibt's autonom fahrende Autos, die fahren elektrisch.
00:14:57: Die kann ich auf der App bestellen. Ich brauche die Regionalstruktur vielleicht gar nicht mehr.
00:15:01: Oder siehst du das anders?
00:15:03: Ja, das sehe ich anders. Die Eisenbahn gibt's ja seit über 180 Jahre.
00:15:07: Und ich bin da wirklich überzeugt, dass es uns noch jedenfalls die nächsten 100 Jahre geben wird,
00:15:13: auch wenn es viele Technologien geben wird, die zusätzlich sein müssen.
00:15:17: Aber ich brauch für ein autonom fahrendes Auto auch Platz.
00:15:21: Das heißt, irgendwann wird das auch zu viel werden auf den Autobahnen.
00:15:24: Ich brauche die Parkplätze für die autonom fahrenden Autos
00:15:27: Und ich brauche auch für eine Drohne Trassen, wo ich fahren kann.
00:15:32: Die werden ja auch nicht überall herumschwirren können.
00:15:34: Und es wird unterschiedliche Systeme, die sich einander ergänzen, geben.
00:15:38: Und ich bin da überzeugt, dass die Eisenbahn weiterhin eines der Verkehrsmittel sein wird.
00:15:44: Noch gibt es kein Verkehrsmittel, das an die 1000 Leute bei einem doppelten Railjet
00:15:49: von Wien nach Salzburg bringt, in 2 Stunden 22. Noch gibt es auch keine Technologie,
00:15:54: um Kerosin zu ersetzen - eine grüne Technologie zum Beispiel.
00:15:58: Es wird natürlich vieles geben, das wir in den nächsten 50 bis 100 Jahren überhaupt nicht vorhersehen können,
00:16:03: weil es die Technologie, die man dazu braucht, noch gar nicht gibt.
00:16:06: Aber wir werden natürlich alles dafür tun, dass es uns weiterhin gibt. Und die Infrastrukturmaßnahmen -
00:16:14: und wir sind sehr dankbar für den Rahmenplan über 17 Milliarden über die nächsten Jahre -
00:16:20: die brauchen natürlich auch Zeit. Ein Tunnel bohrt sich nicht so schnell. Sieht man.
00:16:25: Aber auch die ganzen Infrastrukturbauten brauchen einfach lang.
00:16:30: Aber auch da gibt es Möglichkeiten, wie wir schneller werden.
00:16:33: Wenn wir z.B. überlegen: Es gibt immer noch genügend Strecken, die noch nicht elektrifiziert sind.
00:16:37: Das sind die Strecken, die dann mit den Diesel betriebenen Zügen fahren.
00:16:41: Die kennt man vor allem in der Wiener Umgebung. Das sind die blau-weiß-roten Züge dann.
00:16:45: Und das sind so unsere Retro Züge, die sind noch relativ laut.
00:16:49: Und für diese Strecken testen wir gerade einen sogenannten Cityjet Eco,
00:16:54: einen Akku betriebenen Batteriezug. Um den genau dort einzusetzen auf Strecken,
00:17:00: die noch nicht elektrifiziert sind. Weil die Elektrifizierung würde sehr lange dauern.
00:17:04: Einen Zug – dauert zwar auch in der Beschaffung - aber wer würde das schneller erledigen können.
00:17:09: Was wir dazu tun müssen, ist mal auszutesten, wie ist der bei Kälte? Da müssen wir heizen.
00:17:14: Wie es bei Hitze? Da muss er die Klimaanlage anwerfen.
00:17:18: Wie fährt er sich im Kamptal, wenn er mit vielen Fahrgästen gefüllt ist? Wie weit kommt er dann?
00:17:24: Welche Vorteile hat er? Welche Nachteile hat er? Und all das muss ausgetestet werden,
00:17:29: damit wir dann zu einer Lösung kommen, wie wir eben solche Strecken auch bedienen können.
00:17:34: Damit eben in regionalen Strukturen, damit wir auch dorthin kommen
00:17:37: und die Menschen davon überzeugen können, wie angenehm sie ist, mit dem öffentlichen Verkehr zu fahren.
00:17:42: Ich höre die Worte. Mir fehlt auch nicht der Glaube. Aber ich sehe trotzdem einen großen Knackpunkt.
00:17:48: Du hast vorher gesagt, die Bahn wird es in 50, in 100 Jahren noch geben.
00:17:53: Ein Tunnel bohrt sich nicht von selbst. Das braucht alles Zeit.
00:17:56: Gleichzeitig reden wir davon, 2030, 2040 energieneutral, klimaneutral zu sein.
00:18:01: Die Verkehrswende einzubringen. Zeit ist das, was wir nicht haben. Wie kommen wir da zusammen?
00:18:07: Wie komme ich mit der ÖBB zusammen, wenn es heißt, wir können nicht sofort Akku-Züge
00:18:10: im Wiener Umland fahren lassen und wir wollen trotzdem die Verkehrswende schaffen.
00:18:15: Also wir haben uns eine sehr taffe Klimastrategie zurechtgelegt
00:18:20: und wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2030 in der Mobilität CO2 neutral zu sein.
00:18:25: Und seit 2018 verwenden wir zu 100 Prozent erneuerbaren Bahnstrom.
00:18:31: Das heißt, dieser Strom kommt aus unseren eigenen Wasserkraftwerken,
00:18:34: der kommt auch aus Sonne und der kommt aus Wind. Und das war schon ein enormer Schritt,
00:18:40: dass wir hier auf 100 Prozent erneuerbaren Strom gegangen sind.
00:18:44: Das ist auch der Grund, warum man in Österreich 51-mal umweltfreundlicher ist,
00:18:48: wenn man die Bahn nimmt als das Flugzeug. Und natürlich dürfen wir da nicht aufhören.
00:18:52: Da gibt's noch viele weitere Dinge. Aber eines ist mir schon wichtig:
00:18:56: Ich kann es nicht immer nur den Konzernen umhängen,
00:18:59: sondern es muss jeder von uns auch selber etwas tun.
00:19:01: Und ich verfolg da immer wieder sehr viele Diskussionen,
00:19:05: wo es dann heißt: die Konzerne müssen einfach hier und da.
00:19:09: Aber ich persönlich fälle jeden Tag in der Früh meine Entscheidung.
00:19:12: Und zwar ist das diese Entscheidung: Nehme ich den öffentlichen Verkehr oder gehe ich zu Fuß,
00:19:16: nehm ich das Radl oder setze ich mich ins Auto oder fliege ich nach Innsbruck zu einem Termin,
00:19:22: den ich eigentlich bei Teams auch machen könnte oder den ich auch mit der Eisenbahn machen könnte?
00:19:27: Und diese Entscheidungen müssen wir auch treffen. Das sind kleine Entscheidungen,
00:19:31: die aber eine große Auswirkung haben und wo wir auch Vorbilder sein können.
00:19:34: Ich hätte hier auch heute zu einem Gespräch mit dem Auto fahren können.
00:19:37: Ich habe mich aber für den öffentlichen Verkehr entschieden, weil es mir einfach wichtig ist
00:19:41: und weil ich es auch als Zeichen empfinde und weil ich es außerdem hasse,
00:19:46: Auto zu fahren und Parkplatz zu suchen. Es ist einfach so leicht, hier auch etwas beizutragen.
00:19:53: Und ich muss auch noch ein Plädoyer für den öffentlichen Verkehr machen.
00:19:57: Jetzt tue ich mir natürlich in Wien leicht. Da ist die Entscheidung einfach.
00:20:00: Ich mein, da brauche ich nicht einmal viel länger. Aber ich mache auch mehr Schritte.
00:20:04: Es ist auch gesünder, weil ich heute dadurch schon zwei Kilometer gegangen bin.
00:20:08: Ich kann auch etwas tun, indem ich Plastik vermeide. Auch das tun wir massiv bei der ÖBB.
00:20:13: Wir sind ein Klimaschutzunternehmen und das wollen wir auch 365 Tage sein,
00:20:18: 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Und da gilt es, das Ganze als Haltung aufzunehmen,
00:20:23: auch bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und ich bin überzeugt,
00:20:27: wenn wir hier als Firma etwas tun – wir haben 40 000 Leute, die bei uns arbeiten -
00:20:32: wenn wir das als Haltung haben, dann sind es 40 000 Familien,
00:20:36: die das ebenso als Haltung implementieren. Und das streut natürlich weiter.
00:20:40: Und gerade in der Infrastruktur arbeiten wir mit so vielen unterschiedlichen Unternehmen,
00:20:44: die wieder Familien dran haben, zusammen. Und wenn wir das weiter treiben,
00:20:47: dann ist das eine richtige Bewegung. Da gibt's die Greta Thunberg
00:20:50: und da gibt es die ÖBB-Bewegungen, die Eisenbahnbewegung.
00:20:53: Und ich bin einfach überzeugt, dass man einfach nicht nur warten muss,
00:20:57: sondern dass man im Kleinen anfangen muss. Und jeder kann den ersten Schritt setzen.
00:21:01: Jetzt sind der Tom und ich wahrscheinlich eh schon zwei Überzeugte.
00:21:04: Aber wenn ich mir die Zahlen anschaue: CO2-Ausstoß – dann ist Verkehr immer noch das größte Problem.
00:21:10: Da tut sich einfach nichts seit Jahren und Jahrzehnten.
00:21:14: Das heißt, wir haben umso viel mehr Lastwagen auf der Straße.
00:21:19: Wir haben mehr PKWs auf der Straße, PKW-Bestand ist gestiegen. Es sind immer weniger Leute drin.
00:21:24: Also irgendwie scheint es nicht ganz zu gelingen,
00:21:26: die Leute dann doch zu überzeugen, von dem Vorteil öffentlich zu fahren.
00:21:30: Was kann man da tun, dass die Leute das auch annehmen?
00:21:33: Das ist genau richtig. Seit den 90er Jahren hat sich in vielen Industrien viel getan,
00:21:39: den CO2-Ausstoß zu senken. Beim Straßenverkehr nicht. Da ist er weiter gestiegen.
00:21:43: Und bei Corona haben wir jetzt gesehen, dass es offensichtlich Vorgaben braucht,
00:21:47: um Eigenverantwortung einfordern zu können.
00:21:49: Und für mich ist das schon immer so ein Zeichen.
00:21:53: Wie wird gegen die Klimakrise gekämpft und wie wird gegen Corona gekämpft?
00:21:58: Und bei klaren Vorgaben halten sich die meisten zumindest auch klar daran.
00:22:04: Wenn es keine Vorgaben gibt, dann ist es wurscht. Das Gleiche ist bei der Frauenquote:
00:22:07: Ohne Quote wird nichts passieren - mit Quote funktioniert es plötzlich.
00:22:11: Wir haben mittlerweile in Österreich viele Aufsichtsrätinnen dazugewonnen,
00:22:14: weil es eine Quote gegeben hat. Und ich bin auch überzeugt, dass es hier Vorgaben braucht.
00:22:19: Nur mit der Eigenverantwortung werden wir offensichtlich nicht weiterkommen.
00:22:23: Sonst wären wir nämlich schon weiter.
00:22:25: Die Vorgaben braucht man für Unternehmen und die Vorgaben braucht man aber auch offensichtlich im Privaten.
00:22:30: Ist natürlich nicht das, was ich mir unbedingt wünsche, auch als Privatperson.
00:22:34: Aber anders wird es, glaube ich, nicht gehen.
00:22:37: Du sagst, ohne Vorgaben wird es nicht gehen. Das klingt jetzt…
00:22:41: Das unterschreibe ich voll. Ich würde nur gern wissen:
00:22:43: Was für Vorgaben stellst du dir vor? Kann man es konkreter machen?
00:22:47: Wo muss der große Regulator, die Politik eingreifen,
00:22:50: um die Verkehrswende so herbeizuführen, dass sie auch wirklich funktioniert?
00:22:55: Ich bin jetzt keine Politikerin und wage es auch nicht, hier der Politik Vorschläge zu machen.
00:23:01: Aber das ist beim Thema Steuern natürlich viel drinnen.
00:23:04: Da wird auch bereits viel gemacht, aber da geht auch noch mehr. Und einfach bei Vorgaben.
00:23:10: Man hat es ja auch gesehen beim Thema Zigarettenrauchen in Lokalen.
00:23:15: War man in Österreich ganz spät dran. Hat auch ganz viel Aufregung gegeben.
00:23:18: Mittlerweile ist das gelebte Sache und es hat gar nicht lange gedauert.
00:23:22: Und da bin ich überzeugt, dass hier auch noch mehr geht.
00:23:25: Früher hat man übrigens in den Zügen rauchen dürfen, ist dann auch abgeschafft worden und geht auch.
00:23:29: Es fühlt sich nur immer am Anfang etwas unbequem an.
00:23:33: Aber man merkt dann, dass man mit sehr vielem sehr gut und manchmal sogar besser leben kann.
00:23:37: Also ich bin sicher, dass die Politik hier sehr gute Vorschläge hat
00:23:41: und bin schon sehr gespannt darauf und freue mich, sie auch einzuhalten.
00:23:44: Ich will nur eine kleine Frage in die Zukunft stellen.
00:23:47: Weil jetzt haben wir das System Bahn ja beleuchtet. Es ist sehr vorteilhaft und ich glaube,
00:23:52: man muss nicht überzeugt werden, dass der Railjet ein super Zug ist.
00:23:55: Aber jetzt sehen wir Elon Musk in Kalifornien, der baut da so ein Hyperloop.
00:24:00: Da fliegt dann irgend so ein drohenähnliches Geschoss durch eine Röhre mit 1000 Stundenkilometern.
00:24:07: Wie siehst du die Zukunft des Bahnfahrens?
00:24:09: Wird es Züge geben oder wird es solche Drohnengeschosse in Röhren geben?
00:24:13: Wie sieht es in 50 oder 100 Jahren aus?
00:24:15: Der Hyperloop, der interessiert mich auch sehr.
00:24:18: Und ich muss gestehen, dass die Designer des ersten Prototypen des Hyperloops
00:24:22: haben auch unseren zukünftigen Nachtzug designt, den wir Ende 22, Anfang 23 herausbekommen werden.
00:24:29: Wird zwar nicht ähnlich wie der Hyperloop sein, aber trotzdem ein topmodernes Gerät.
00:24:35: Hyperloop. Da bin ich noch nicht ganz so überzeugt, ob das in Europa funktioniert,
00:24:39: weil wir sehr dicht besiedeltes Gebiet haben. Und zuerst muss ich irgendwo das bauen können.
00:24:44: Und bei den ganzen Vorgaben bin ich mir noch nicht sicher, ob das in Europa möglich ist.
00:24:50: Da gibt's ja viele andere Projekte, die auch nur sehr schwer möglich sind.
00:24:54: Aber ich schaue mir das schon sehr genau an, denn das System Hyperloop,
00:24:57: wenn ich die ganzen Gegebenheiten, die geographischen Gegebenheiten habe, das ist schon gut.
00:25:03: Das einzige Thema, das ich dort noch habe, ist: mir ist noch nicht klar,
00:25:07: was ist, wenn etwas passiert? Das Sicherheitsthema…
00:25:09: wir haben sehr hohe Sicherheitsauflagen und das ist auch gut so.
00:25:12: Wie kommt man denn dort raus aus diesen Röhren?
00:25:14: Dieses System ist nur noch nicht ganz so… oder scheint mir noch nicht durchdacht.
00:25:20: Wo ich schon glaube, dass es kommen wird, das sind Drohnen.
00:25:23: Wiewohl die auch noch sehr, sehr laut sind und ich mir auch noch nicht ganz vorstellen kann,
00:25:29: dass es viele Menschen gibt, die das gerne hätten, dass die Drohne über ihr Haus -
00:25:32: oder wenn man in Wien im Dachgeschoss oder im Gasometer hinten wohnt,
00:25:37: dass man es gerne hätte, dass die Drohnen direkt an einem vorbei fliegen.
00:25:41: Wie das funktioniert, ist mir auch noch nicht klar. Aber diese Wege wird es schon geben.
00:25:46: Ich glaube, es wird ein Miteinander unterschiedlicher Mobilitätsformen geben.
00:25:49: Sharing Modelle, die hat es ja vor 10, 15 Jahren auch noch nicht gegeben. Jetzt sind sie gang und gäbe.
00:25:54: Und da werden wir uns auch an neue Dinge gewöhnen.
00:25:58: Michaela, du hast vorher schon über dein persönliches Verkehrsverhalten -
00:26:03: möglichst wenig Auto fahren, öffentlichen Verkehr benutzen - gesprochen.
00:26:07: Wir haben in diesem Talk auch immer ein Element, das nennt sich der Tipp am Freitag,
00:26:12: wo wir unsere Gesprächspartnerin und Gesprächspartner bitten,
00:26:16: doch eine ganz konkrete Handlungsanweisung, mit der man mit einem geringen Aufwand
00:26:20: doch einen Impact für sich, für die Umwelt, für die Welt erreichen kann, zu referieren, zu erzählen.
00:26:27: Was wäre denn dein Tipp am Freitag?
00:26:31: Das ist selbstverständlich Zugfahren.
00:26:34: Aber es ist auch wirklich diese Entscheidung in der Früh zu treffen,
00:26:40: wie ich denn mein Leben gestalten möchte.
00:26:43: Und das beginnt auch bei einer Plastikvermeidung.
00:26:45: Das beginnt beim regionalen Einkauf sich zu überlegen.
00:26:49: Aber auch zu überlegen, kaufe ich das Produkt, das doppelt und dreifach in Plastik eingewickelt ist?
00:26:54: Oder greife ich nicht zu etwas anderem? Oder gehe ich nicht besser auf den Markt?
00:26:59: Hier einfach wieder bewusster einzukaufen und bewusster nachzudenken. Da ist schon mehr drinnen.
00:27:06: Schaffst du's - Hand aufs Herz - immer das auch einzuhalten?
00:27:09: Nicht immer.
00:27:11: Ich hatte mir auch vorgenommen, für den ÖBB Personenverkehr,
00:27:15: für das heurige Jahr massiv auf Plastik zu verzichten. Vor allem in unseren Zügen.
00:27:20: Und dann kam Corona. Und plötzlich mussten wir wieder
00:27:23: vom normalen Geschirr auf Einwegverpackungen umsteigen.
00:27:27: Da hat mir das Herz wirklich geblutet. Aber wir haben einfach gesehen,
00:27:31: dass unsere Fahrgäste nichts angreifen möchten, was „nur“ gewaschen wird.
00:27:36: Und da ist Plastik leider wieder gang und gäbe.
00:27:38: Aber ich habe eine Mutter, die eine radikale Plastikvermeiderin ist
00:27:43: und die radikal nur einkauft, was regional produziert wurde.
00:27:47: Und das hat sich bei mir schon sehr eingebrannt.
00:27:49: Und jedenfalls in ihrer Umgebung traue ich mich nicht, etwas anders zu tun.
00:27:56: Das finde ich doch cool.
00:27:57: Ulrich, wie hältst du es denn mit dem Plastik vermeiden seit Corona?
00:28:01: Hat das deinen Plastikkonsum wieder erhöht?
00:28:04: Ich selbst schaue schon seit Jahren drauf, dass wir möglichst wenig Plastik verwenden.
00:28:10: Für mich war da der Kipppunkt meine Zeit im Umweltbundesamt.
00:28:16: Als ich zum ersten Mal gesehen habe, wie problematisch dieser ständige neue Verbrauch,
00:28:22: diese Neuerzeugung von Plastik ist. Weil wir recyceln ja nur 15 Prozent des Plastiks.
00:28:27: Das ist sehr, sehr wenig. Und da muss man beitragen. Deswegen…
00:28:31: Wir wohnen zum Glück in der Nähe eines Marktes.
00:28:34: Wir schauen, dass wir mit einem Korb zum Einkaufen gehen, die Sackl wiederverwenden.
00:28:37: Also ganz, ganz kleine Dinge. Aber ich glaube, das trägt dann auch ein bisschen bei.
00:28:41: Und es ist auch was Schönes, auf den Markt zu gehen, dort regional einzukaufen,
00:28:45: mit einem Korb wie früher. Es ist eine Umstellung.
00:28:50: Aber, wie die Michaela schon gesagt hat: Man muss einfach umstellen und dann geht's gut.
00:28:55: Man muss umstellen und dann geht's eh gut.
00:28:58: Das ist auf den ersten Blick meistens vorher unbequemer, als es dann tatsächlich ist.
00:29:03: Die Michaela hat es ja auch gesagt: Rauchen, nicht rauchen - ganz, ganz furchtbar.
00:29:08: Und auf einmal ist es gelebte Praxis. Und so ist auch bei vielen kleinen Maßnahmen.
00:29:12: Und genau darüber sprechen wir hier bei Freitag in der Arena.
00:29:16: Ich bedanke mich bei euch beiden, dass ihr hier in die Kälte gekommen seid,
00:29:22: um über die Klimaerwärmung und über die Vermeidung der Klimaerwärmung zu sprechen.
00:29:26: Ich bedanke mich bei euch, dass ihr auch diesmal wieder bei Freitag in der Arena dabei wart.
00:29:31: Ihr findet uns als Podcast, als Videocast auf der Homepage der oekostrom AG.
00:29:36: Und der Ulrich und ich sagen: Danke fürs Dabeisein. Schönen Tag. Bis bald. Ciao.